Hinweis: Dieser Test stellt das Infotainmentsystem ConnectedDrive vor, wie es BMW aktuell verkauft. Das ConnectedDrive, das BMW bis Sommer 2013 in seine Fahrzeuge eingebaut hat, stellen wir hier vor.
Im BMW rund um die Uhr genau die Musik hören, die einem gefällt. Ohne die nervigen Unterbrechungen durch plappernde Radio-Sprecher, die bemüht witzig wirken wollen? Mit „Online-Entertainment“ kein Problem. Dank Daten-Flatrate verursacht dieses Musikstreaming-Angebot von BMW in einigen EU-Nachbarstaaten nicht einmal zusätzliche Roamingkosten.
Extra-Video: ConnctedDrive im BMW i8:
Das neue Android-Smartphone über die Freisprechanlage des BMW nutzen? Ebenfalls kein Problem, denn die Marke mit dem weiß-blauen Propeller im Logo kommt endlich nicht nur mit dem iPhone zurecht, sondern unterstützt seit der zweiten Jahreshälfte 2013 auch Android-Smartphones. Womit man endlich auch einige clevere Apps auf dem Androiden zur Überwachung des BMW verwenden kann. Und – wenn es denn sein muss – unterwegs auch Facebook und Twitter checken kann.
Die dafür nötigen Eingaben muss man zudem nicht mehr mit dem schwerfälligen Speller erledigen, sondern kann endlich auch ein kleines Touchpad benutzen. So kann man vereinfacht die Neuerungen von ConnectedDrive zusammenfassen, die BMW seit Sommer 2013 auf den Weg gebracht hat. Wir haben uns diese Neuerungen ausführlich angeschaut.

©BMW
Ausgangslage: BMW ConnectedDrive bis Sommer 2013
Im Mai 2013 haben wir ConnectedDrive von BMW im BMW 740d xDrive vorgestellt. Das Infotainmentsystem ConnectedDrive umfasste damals eine leistungsfähige Sprachsteuerung, Radio/CD/DVD und TV sowie Musikstreaming vom Smartphone (damals nur mit dem iPhone möglich), Navigation mit Echtzeitverkehrsinformationen, diverse Informations- und Auskunftsdienste und eine Internetverbindung, über die man unterschiedliche Dienste wie Google Lokale Suche, Nachrichten oder den Wetterbericht nutzen kann. Und natürlich eine Freisprechanlage für das Smartphone (damals waren Telefonate aber ebenfalls nur über das iPhone möglich). Den ausführlichen Testbericht von BMW ConnectedDrive aus dem Jahr 2013 inklusive PC-WELT-Video finden Sie hier:
ConnectedDrive von BMW im Praxis-Test
ConnectedDrive gefiel uns damals sehr gut, nur einige kleinere Schwächen trübten das ansonsten makellose Bild: Die Buchstaben- und Zifferneingabe mit dem Speller war unzeitgemäß umständlich, hier vermissten wir einen schnell reagierenden Touchscreen als Eingabeinstrument. Wie ihn beispielsweise Audi bei seinem Infotainmentsystem Audi Connect auf dem MMI Touch platziert hat. Der stotternde Browser wiederum war nahezu unbrauchbar und lud nicht zum Surfen ein.
Dieses Video zeigt den Status quo von ConnectedDrive vor den Neuerungen ab Sommer 2013:
Das neue ConnectedDrive ab Sommer 2013 : Neue Preise, neue Voraussetzungen, neue Funktionen
Ab dem Sommer 2013 hat BMW in mehreren Wellen Updates für ConnectedDrive nachgeschoben . So gibt es zunächst einmal ein geändertes Preis-Modell:
- Intelligenter Notruf: 190 Euro (einmalige Gebühr)
- ConnectedDrive Services 350 Euro: Fahrzeug-Apps (wie z.B. Online-Office / Nachrichten / Wetter / Stock-Info / Parkinfo etc). Laufzeit drei Jahre. Dazu noch die Smartphone-Apps-Schnittstelle (zur Nutzung von Smartphone-Apps im Fahrzeug) ohne Laufzeitbegrenzung.
- Realtime Traffic Information: 150 Euro für 3 Jahre
- Concierge Services: 250 Euro für 3 Jahre
- Remote Services: 50 Euro (einmalige Gebühr)
- Internet: 100 Euro für 1 Jahr (Flatrate)
- Online Entertainment: 390 Euro für ein Jahr (beinhaltet Datenflatrate sowie Musikprovider-Lizenzkosten sowie technische Vorbereitung im Fahrzeug).
Foto-Galerie – die Neuerungen von ConnectedDrive seit Sommer 2013 Bild für Bild:




















































Neue Hardware-Voraussetzungen
Außerdem senkte BMW die Hardware-Voraussetzungen und macht damit den Einstieg in die Welt von ConnectedDrive günstiger. Wer ConnectedDrive nur mit den Apps nutzen möchte, dem reicht das Radio Professional mit Bildschirm und iDrive für 390 Euro (Preis im BMW 1er). Ab dem BMW 3er aufwärts ist die Sonderausstattung Radio Professional serienmäßig vorhanden. Wer allerdings ConnectedDrive mit vollem Umfang nutzen will (zum Beispiel mit Online-Entertainment), dem hilft dieses Entgegenkommen nicht weiter, denn in diesem Fall muss man doch das Navigationssystem Professional kaufen – und das ist richtig teuer.
Neue Funktionen
Viel spannender als diese Änderungen bei Preisen und Hardware-Voraussetzungen sind aber die neuen Funktionen, Steuerungs- und Bedienmöglichkeiten, die BMW seit Sommer 2013 in ConnectedDrive integriert hat. Diese haben wir jetzt in einem BMW 528i getestet.
Online Entertainment: BMW wird zur rollenden Jukebox
Am Anfang war das Radio: Einst dudelte ein simples Blaupunkt-Radio im Auto vor sich hin, sich mitunter nur mühsam gegen den Motorlärm und die Windgeräusche durchsetzend. Dann kam das Kassettendeck, danach der CD-Player. Mittlerweile sind selbst DVDs und sogar TV-Empfang nichts Ungewöhnliches mehr, die Radiosender empfängt man rauschfrei digital via DAB+, und die Musiksammlung vom Smartphone streamt man via Bluetooth auf das Infotainmentsystem.

Wem das alles noch nicht reicht, der kann zunehmend auch Webradio und Musikstreaming-Dienste über eine Internetverbindung nutzen. Entweder über ein gekoppeltes Smartphone oder – wie bei BMW und bald auch bei Audi – über eine fest im Fahrzeug verbaute SIM-Karte. So ein Musik-Streaming-Angebot hat BMW unter der Bezeichnung Online-Entertainment seit Juli 2013 für Benutzer von ConnectedDrive im Angebot. Das Pfiffige daran: Den Musikstreamingdienst kann man nicht nur in Deutschland, sondern auch in Großbritannien, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Spanien nutzen, wenn man dort mit dem BMW unterwegs ist. Die für die Internet-Nutzung im Ausland eigentlich typischen Roamingkosten gibt es bei Online-Entertainment in den genannten EU-Staaten nicht.
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Allerdings ist das Online-Entertainment-Paket nicht ganz preiswert, 390 Euro kassiert BMW für die Freischaltung für das erste Jahr. Für jedes weitere Jahr werden dann noch mal 220 Euro fällig (Renewal-Paket). Im Preis enthalten ist ein Gutschein für eine 1-Jahres-Musikflatrate bei einem BMW Musikprovider (derzeit Napster). Hat der BMW-Kunde bereits einen Premium-Napster-Account, so kann er diesen im Fahrzeug nutzen. Dabei werden die monatlichen Zahlungen, die er an Napster leistet, für die Dauer von 12 Monaten ausgesetzt. Neben Napster unterstützt das Online-Entertainment-Paket von BMW auch noch rara als Musikstreamingdienst.
Als Hardware-Voraussetzung reicht allerdings nicht das Radio Professional aus, sondern Sie benötigen das deutlich kostspieligere Navigationssystem Professional. Und die Sonderausstattung ConnectedDrive Services.
So kommt die Musik von rara ins Auto
Nehmen wir als Beispiel den Musikstreamingdienst rara (alternativ können Sie Online-Entertainment auch mit einem Napster-Konto verwenden). Für Online Entertainment muss man sich im Fahrzeug mit der Mailadresse und dem rara-Passwort anmelden. Danach kann man sofort mit dem Anhören der Lieder anfangen. Jedes neue Lied muss natürlich zunächst einmal auf die im Auto verbaute Festplatte heruntergeladen werden. Das kann in Gebieten mit schlechter Mobilfunkanbindung schon mal etwas dauern. Wenn man einen bestimmten rara-Kanal, beispielsweise Best of 80s, gewählt hat, dann lädt Online-Entertainment fortlaufend im Hintergrund weitere Lieder von diesem Kanal herunter. Der gewählte Kanal wie zum Beispiel „Best of 80s“ wird während des Abspielens nicht angezeigt, wohl aber das Album-Cover, der Musiktitel und der Interpret.
Alle Auto-Tests der PC-WELT auf einen Blick (Update)
Man kann seine Lieblingslieder zu seinen Favoriten hinzufügen. Natürlich kann man über die Such-Funktion auch gezielt nach einem bestimmten Interpreten suchen.
Bedienung von Online-Entertainment
Die Suche nach Interpreten in Online-Entertainment funktioniert auch während der Fahrt. Entweder mit dem Speller oder mit dem Touchpad auf dem iDrive geben Sie zum Beispiel “Blues Brothers” oder “John Travolta” ein, wenn Sie diese Interpreten hören wollen.
Sie bedienen Online-Entertainment nämlich ausschließlich über das iDrive. Die gute Sprachsteuerung von ConnectedDrive steht dafür nicht zur Verfügung (man kann lediglich Online-Entertainment als obersten Menüpunkt per Sprachbefehl aufrufen, danach geht es aber per iDrive weiter). Die Anzeige von Online-Entertainment blendet ConnectedDrive nicht auf dem Head-Up-Display ein. Das ist einerseits verständlich, weil das Head-Up-Display ja nicht unübersichtlich werden soll. Andererseits müssen Sie für die Bedienung also immer wieder auf das Control Display schauen und das iDrive verwenden – das lenkt den Fahrer etwas vom Verkehrsgeschehen ab (zum Vergleich: Die TV-Funktion im BMW schaltet sich beispielsweise ab, wenn man schneller als Schritt-Geschwindigkeit fährt).
Wir empfanden das im Test nicht als optimal und hätten deutlich die Sprachsteuerung bevorzugt. Silke Brigl, Pressesprecherin ConnectedDrive bei BMW äußerte sich folgendermaßen hierzu: „Wir gehen mit dem Thema Ablenkung sehr verantwortungsvoll um und entwickeln unsere Anzeige- und Bedienkonzepte explizit für die Bedienung während der Fahrt. Jedes Feature, das wir für den Endkunden zur Nutzung während der Fahrt freigeben, wird nach höchsten Standards auf Fahrerablenkung getestet. Dies ist auch in diesem Fall geschehen und es wurde kein erhöhtes Risiko bei der Suche nach Interpreten bei Online-Entertainment festgestellt.”
Brigl räumte aber ein, dass die Sprachsteuerung auch für Online-Entertainment wünschenswert sei: „Unser Anspruch ist es die Usability jedes einzelnen Dienste weiter zu optimieren. Darunter fällt auch die Ausweitung der Sprachsteuerung für existierende und neue ConnectedDrive Services.“
Einmal heruntergeladen – immer abspielbereit
Die Lieder werden bei Online-Entertainment wie bereits erwähnt nicht nur gestreamt, sondern gleichzeitig auch auf der im Wagen verbauten Festplatte abgespeichert. Jedes Lied, das man einmal angehört hat, kann man künftig auch offline von der Festplatte abspielen. Zumindest so lange, wie man das Paket Online Entertainment bei BMW gebucht hat. Somit kann man die Lieder auch in Tunneln, Tiefgaragen und in Gebieten mit schlechter Mobilfunkanbindung unterbrechungsfrei genießen – ein Vorteil gegenüber klassischem Webradio. Und wenn Sie eine Fahrt in ein Land planen, in dem Online-Entertainment nicht verfügbar ist, dann laden Sie sich vor der Grenze noch schnell alle Lieder auf Ihrem BMW lokal herunter und können diese dann auch hinter der Grenze offline genießen.
Der Speicherplatz im Auto soll für rund 10.000 Lieder reichen, wenn man voraussetzt, dass ein Lied im Durchschnitt ein Megabyte Speicherplatz belegt. BMW verwendet als Musik-Format HE ACC, also High Efficiency Advanced Audio Coding und nicht MP3. Weil HE ACC bei gleicher Datenrate eine bessere Sound-Qualität als MP3 bietet. Die Datenübertragung beziehungsweise das Musik-Streaming und -Herunterladen erfolgt mit 3G. LTE steht dafür nicht zur Verfügung.
Das Umschalten zwischen Online-Entertainment und anderen ConnectedDrive-Funktionen wie zum Beispiel der Navigation klappte im Test problemlos mit dem iDrive.
Fazit zu Online-Entertainment: Nicht zwingend nötig
Online-Entertainment ist ein „nice-to-have“-Angebot für die Musik-Liebhaber unter den Vielfahrern, die auf langen Strecken nicht immer nur das „normale“ Radio-Gedudel hören wollen und auch für Fahrer interessant, die keine große Musiksammlung auf dem Smartphone, auf CDs oder USB-Sticks haben. Wer rara oder Napster ohnehin schon nutzt, dem dürfte Online-Entertainment besonders attraktiv erscheinen, insbesondere bei häufigen Auslandsfahrten. Wer dagegen mit der Musiksammlung auf dem eigenen Smartphone, mit Musik-CDs und mit dem Standard-Radio zufrieden ist, der kann sich die jährliche Gebühr sparen. Größtes Manko ist die fehlende Sprachsteuerung.

Touchpad auf dem iDrive
Keine neue Funktion, sondern eine neue verbesserte Bedienmöglichkeit stellt das Touchpad auf dem iDrive dar. Bisher konnte man Eingaben entweder aufsprechen oder über den Speller vornehmen. Letzterer ist langsam und umständlich. Mit dem neuen Touchpad auf dem iDrive kann man jetzt aber Klein- und Groß-Buchstaben, Ziffern und Satzzeichen sowie einige Sonderzeichen mit dem Finger aufwischen. Dazu gibt man jedes Zeichen einzeln hintereinander ein.

Die Erkennung klappte in der Regel schnell und zuverlässig, an einigen Zeichen biss sich ConnectedDrive aber die Zähne aus. So kann es bei der Eingabe von Ziffern mitunter passieren, dass ConnectedDrive noch ein weiteres Zeichen erkennt, dass man überhaupt nicht eingeben hat. Und die Eingabe eines kleines „s“ misslang uns völlig, eine „2“ wiederum wurde mehrmals als „z“ erkannt.
Die nachträgliche Korrektur von etwas weiter zurückliegenden Eingaben ist nach wie vor nicht möglich. Man kann also nicht um mehrere Zeichen zurückspringen, sondern muss den gesamten Text bis zu der zu korrigierenden Stelle löschen.
Ungeachtet dieser kleinen Unstimmigkeiten stellt das Touchpad einen deutlichen Fortschritt gegenüber dem Speller dar. Aber: So nützlich das Touchpad auch ist, eine optische Innenraum-Aufwertung stellt es nicht dar. Weil sehr schnell unschöne Fingerabdrücke das Touchpad verunstalten. Ein verschmierter großer Touchscreen mitten im Armaturenbrett sieht aber noch deutlich hässlicher aus. Das ist übrigens einer der Gründe, weswegen die Premium-Hersteller auf große Touchscreens im Armaturenbrett und auf der Mittelkonsole verzichten.
Fazit zum Touchpad auf dem iDrive: Unverzichtbar
Längst überfällig. Die Erkennungsquote sollte BMW aber noch verbessern.
Android-Support
Als wir unseren ersten Test von ConnectedDrive im Frühjahr 2013 durchführten, ließen sich ausschließlich iPhones mit dem Infotainmentsystem von BMW verbinden. Die Freisprechanlage mit Zugriff auf das Adressbuch sowie die Sprachsteuerung standen also nur für Smartphones von Apple zur Verfügung, Android-Nutzer hatten Pech gehabt. Das hat BMW nun endlich geändert, mit dem neuen ConnectedDrive kann man auch Android-Smartphones mit dem Fahrzeug koppeln und per Sprachbefehl bedienen, also Anrufe tätigen und entgegennehmen und das Adressbuch sowie die Anruflisten verwenden. Die Verbindung zwischen ConnectedDrive und Androiden erfolgt dabei wie gehabt per Bluetooth.
Unseren Test im BMW 528i führten wir mit einem Nexus 4 durch. Dabei traten keine Konnektivitäts-Probleme auf.
Der Android-Support beschränkt sich aber nicht auf die Telefonie, sondern beinhaltet auch einige Smartphone-Apps, die sich auf dem Control Display „spiegeln“ und bedienen lassen. Womit wir beim nächsten Thema sind.
Fazit zum Android-Support: Endlich
Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Android-Apps für ConnectedDrive
BMW stellt auf Google Play zwei Apps bereit, die man auf dem Android-Smartphone installieren kann: My BMW Remote und BMW Connected.
Jedem Kunden von BMW ConnectedDrive steht ein Webfrontend zur Verfügung, über das er sein persönliches ConnectedDrive konfigurieren kann. Die Zugangsdaten hierfür müssen Sie auch im Fahrzeug und in der My MBW Remote-App eingeben, die Sie kostenlos auf dem iPhone oder Android-Smartphone installieren können. Im Web-Frontend von ConnectedDrive müssen Sie außerdem die Remote-Dienste frei schalten. Dort können Sie übrigens auch Routen planen und auf Ihr Auto übertragen lassen. Das klappte im Test einwandfrei, ebenso wie das Senden einer Nachricht vom Webportal aus an das Fahrzeug.
My BMW Remote-App : Fernzugriff und Lokalisierung
My BMW Remote ist dafür gedacht per Mobilfunkverbindung auf einige Funktionen des Fahrzeugs von außerhalb des PKWs zuzugreifen. My BMW Remote wird also typischerweise nicht im Auto, sondern beispielsweise in den eigenen vier Wänden oder während des Spaziergangs bei einem Städtebummel benutzt. Mit der App kann man das Fahrzeug auf einer Google Maps-Karte lokalisieren und sich den Weg dorthin (ausgehend vom Standort des Smartphones mit der App) anzeigen lassen. Ideal, wenn man in einer fremden Stadt geparkt hat.

Außerdem kann man über die Mobilfunk-Verbindung das Fahrzeug entsperren beziehungsweise absperren, sowie kühlen/heizen. Wobei man aber nicht per Fernzugriff die Temperatur ändern kann. Sondern immer die voreingestellte Temperatur verwendet wird. Für das Heizen und Kühlen gibt es auch einen Timer, mit dem man die Einschaltzeiten programmieren kann. Man kann zudem die Lichthupe sowie das Signalhorn per Fernzugriff aktivieren. Damit kann man das Auto schneller auf einen Parkplatz wiederfinden.

Im Test funktionierten diese Funktionen zuverlässig. Bis das Auto lokalisiert ist, vergehen allerdings schon ein paar Sekunden. Ebenso dauert das Absperren per Remote einige Sekunden beziehungsweise sogar Minuten. Die Heizung sprang per Remote-Zugriff ebenfalls zuverlässig an – und kühlte an einem ohnehin schon kühlen Märztag unseren Testwagen noch zusätzlich etwas runter, weil wir die Temperatur per Remote-Zugriff nicht beeinflussen können. Als wir aber den Testwagen am Vorabend abgestellt haben, stand die Klimaautomatik nun einmal auf kühl, weil da die Außentemperaturen relativ hoch waren…
Tipp: Die My BMW Remote-App eignet sich zuverlässiger für die Lokalisierung des Fahrzeugs als die im nächsten Absatz beschriebene Connected-App, weil bei der App BMW Connected nur dann die aktuelle Position gespeichert wird, wenn das Smartphone via USB oder Snap-In-Adapter mit dem Fahrzeug verbunden war. War das nicht der Fall, kann man den aktuellen Standort des BMWs mit der BMW Connected-App nicht auffinden.

BMW Connected-App: Android-Apps auf dem Control Display nutzen und mit dem iDrive bedienen
Die zweite App, die Sie sich auf Ihrem Androiden installieren können, heißt BMW Connected. Anders als die My BMW Remote-App ist diese App für den Einsatz im Fahrzeug und während der Fahrt konzipiert. Für den Betrieb muss das Android-Smartpone mit der BMW Connected-App entweder per USB-Kabel (einen passenden USB-Port finden Sie unter der Abdeckung der Mittelarmlehne) oder per optionalen und kostenpflichtigen Snap-in-Adapter mit dem BMW verbunden werden. Wenn Sie das zum ersten Mal machen, müssen Sie die BMW Connected App starten und im Fahrzeugmenü von ConnectedDrive zu BMW Apps, Verbindungsassistent navigieren und dort die Apps erstmals einrichten lassen. Im Fahrzeug werden daraufhin die Anwendungen unter dem Menüpunkt “BMW Apps” angezeigt.

Nach einer kurzen Verbindungsphase werden die Apps dann auf dem Control Display dargestellt und lassen sich mit dem iDrive bedienen. Das Android-Smartphone kann also unter der Mittelarmlehne verschwinden.
Die App BMW Connected ist die Voraussetzung dafür, dass Sie die von BMW für Android-Smartphones zur Verfügung gestellten Apps auf dem Control-Display benutzen und mit dem iDrive bedienen können. Wobei die Zahl der Android-Apps derzeit noch recht überschaubar ist: Gerade einmal sechs Apps stellen die Bayerischen Motorenwerke für Android-Smartphones bereit. Zum Vergleich: Für das iPhone stehen 20 Apps zur Integration in ConnectedDrive bereit. Zuzüglich weiterer fahrzeugbezogener Apps wie My BMW Remote und BMW i Remote.

Diese Android-Apps gibt es
Bei den sechs zum Zeitpunkt des Tests verfügbaren Android-Apps handelt es sich um Kalender, Facebook, Last Mile, News, WikiLocal und Twitter.

Die App Kalender spricht für sich selbst. Man kann sich die Termine des Smartphones nicht nur anzeigen, sondern auch vorlesen lassen. Über „Last Mile“ ermitteln Sie den letzten Standort des Fahrzeugs auf einer Google Maps-Karte. Gegebenenfalls können Sie sich dann damit zu Ihrem Fahrzeug lotsen lassen. Wiki Local stellt Wikipedia-Artikel zu Sehenswürdigkeiten in Ihrer Umgebung zur Verfügung. News ist ein konfigurierbarer Nachrichtenticker. Die einzelnen Nachrichten können Sie sich auch vorlesen lassen.

Facebook und Twitter
Mit der Facebook-App können Sie auf dem Control Display Ihr Facebook-Konto verfolgen und zum Beispiel die neuesten Einträge Ihrer Facebook-Freunde sehen. Gut für die Verkehrsicherheit: Diese Facebook-Einträge können Sie sich auch vorlesen lassen. Die neuen Beiträge können aber nur für einen begrenzten Zeitraum zurückreichend angezeigt werden.

Eigene Freitexte können Sie vom Auto aus nicht versenden. Sondern nur vorgefertigte und von ConnectedDrive an Ihre aktuelle Situation angepasste Textbausteine verwenden. Beispielsweise mit Angabe der aktuellen Außen-Temperatur oder Ihres Routenziels (wenn die Navigation läuft). Die Vorlagen für Facebook und Twitter lassen sich aber am Smartphone bearbeiten und ergänzen.
Die Twitter-App dürfte ähnlich wie die Facebook-App funktionieren, auch für Twitter gibt es nur Text-Bausteine. Allerdings konnten wir Twitter nicht testen, weil die BMW-Twitter-App während des gesamten Testzeitraums Verbindungsprobleme hatte.
Zweierlei Arten von Apps
BMW unterscheidet beim Thema Apps zwischen zwei Arten von Apps: Zwischen Smartphone-Apps und Fahrzeug-Apps. Erstere sind die Apps auf dem iPhone oder auf dem Android-Smartphone, die im BMW nur angezeigt und bedient werden, aber nicht auf der BMW-Technik laufen. Diese Apps laufen stattdessen ausschließlich auf dem jeweiligen Smartphone. Die Fahrzeug-Apps dagegen laufen als Browser-Apps komplett auf der IT des BMW-Fahrzeugs und nutzen auch dessen fest eingebaute 3G-SIM-Karte von Vodafone.
Kein Mirrorlink
Übrigens handelt handelt es sich bei der Technologie hinter der BMW Smartphone App Integrations-Option „BMW Apps“ nicht um Mirror Link. Im Gegensatz zu Mirror Link wird nicht das Smartphone UI in das im Fahrzeug verbaute Display gespiegelt, sondern die Smartphone App wird um ein automotive-spezifisches UI erweitert, welches dann im Fahrzeugdisplay angezeigt wird. Über die integrierten Controller wird es genau wie eine integrierte Applikation des Infotainmentsystems bedient. Dabei setzt BMW die gleichen Maßstäbe wie für integrierte Applikationen an und entwickeln das Anzeige-Bedienkonzept in enger Zusammenarbeit mit den Smartphone App Entwicklungspartnern, wie Silke Brigl erläutert.

Fahrzeugdaten auf dem Androiden gespeichert
Über die oben genannten Apps hinaus bietet die BMW Connected-App auch noch die Möglichkeit die letzten Fahrzeugdaten auf dem Smartphone zu speichern. Beim Trennen des Smartphones vom Auto speichert die BMW Connected App die letzten Daten zu Tankfüllung. Reichweite und Kilometerstand. Wenn Sie also abends zu Hause noch schnell mal checken wollen, ob Sie am nächsten Morgen tanken müssen, dann rufen Sie einfach diese Daten auf dem Androiden ab. In der BMW Connected-App werden die Daten zu Tankfüllstand, Kilometerstand und Reichweite aber nicht per Mobilfunkverbindung aktualisiert, sondern erst wieder beim nächsten Einstecken des Smartphones in das Auto.
Noch kein ConnectedDrive Store
Soweit unser Test des seit Juni 2013 aktualisierten und erweiterten BMW ConnectedDrive-InCar-Infotainmentsystems. Vielleicht vermissen Sie zwei Funktionen, die wir bei unserer damaligen Vorstellung des neuen ConnectedDrive ebenfalls erwähnt haben: Den ConnectedDrive Store und Message Dictation. Ersterer, also der ConnectedDrive Store, aus dem man im Wagen weitere Fahrzeug-App nachkaufen und diese direkt installieren lassen kann, gibt es für Deutschland noch nicht. Sein Erscheinen hat sich also verzögert. Silke Brigl erklärte hierzu auf unsere Nachfrage: „Der ConnectedDrive Store wird nicht flächendeckend und in allen Märkten gleichzeitig ausgerollt. Im Markt Deutschland werden die Kunden im Laufe des Jahres 2014 die Möglichkeit haben, ihr Fahrzeug über den ConnectedDrive Store upzudaten/upzugraden und somit nach individuellen Bedürfnissen zu gestalten.“
Die zweite noch offene Neuerung, nämlich Message Dictation, steht grundsätzlich wohl schon zur Verfügung. Wie aber so oft, wenn Smartphone und Auto-Technik aufeinander treffen, wird sie von unserem Smartphone, einem Nexus 4 nicht unterstützt. Mit Message Dictation für BMW Online Office können Sie im BMW Texte aufsprechen und diese als Mail oder als SMS verschicken. BMW nutzt dafür Nuance (bekannt durch die Spracherkennungssoftware Dragon Naturally Speaking) als Kooperationspartner. Die von Ihnen diktierten Texte werden auf die Server von Nuance übertragen und dort in geschriebenen Text übertragen. Anschließend landet der geschriebene Text wieder auf Ihrem Auto. Dort können Sie ihn auf dem Control Display gegenlesen und gegebenenfalls korrigieren – das erfolgt dann aber leider nicht mehr per Sprache, sondern über das iDrive. Anschließend verschicken Sie den Text dann per Mail.
Tipp: Hier können Sie prüfen, ob Ihr Android-Smartphone kompatibel mit BMW ConnectedDrive ist und welche Funktionen auf Ihrem Smartphone unterstützt werden.

Fazit zum erweiterten ConnectedDrive
Die sicherlich spannendste Neuerung für alle Nicht-iPhone-Benutzer ist der Android-Support. Endlich unterstützt BMW ConnectedDrive damit die beiden wichtigsten Smartphone-Plattformen. Bleibt zu hoffen, dass die Zahl der Android-Apps nicht einfach nur wächst, sondern dass BMW auch tatsächlich Apps bereit stellt, die den PKW-Insassen einen echten Mehrwert bieten.
Ebenfalls eine unbestritten wichtige Verbesserung ist das Touchpad, das die Eingabe von Zeichen deutlich vereinfacht und den größtenteils umständlichen Speller ersetzt.
Online-Entertainment dagegen ist ein Angebot, für das sich nur ein Teil der BMW-Fahrer interessieren dürfte. Eine nette Zugabe, gewiss, aber nicht zwingend notwendig, um ConnectedDrive sinnvoll nutzen zu können.