Festplatten mit bis zu 4 TB bieten inzwischen gigantische Kapazitäten für Fotos, Videos und Dokumente. Festplatten sind jedoch nicht besonders schnell. Das zeigen PCs oder Notebooks mit einer SSD, die im direkten Vergleich ein Vielfaches der Geschwindigkeit liefert. Der Nachteil: Schnelle SSDs mit mehr als 250 GB sind immer noch recht teuer. Es hängt vom persönlichen Nutzungsverhalten ab, wie viel Kapazität tatsächlich erforderlich ist. Aber schon mit ein paar Spielen oder Videos kann der Platz auf der SSD oder einer kleinen Festplatte knapp werden. Eine zweite Festplatte lässt sich dann als zusätzlicher Datenspeicher einsetzen. Das verlangt aber vom Nutzer, dass er bei Bedarf große Dateien oder Ordner selbst auf die zweite Platte verschiebt. Wie sich das Problem prinzipiell lösen lässt, macht Apple mit Fusion Drive vor. Bei dieser Technik werden SSD und Festplatte zu einem logischen Laufwerk verbunden. Häufig genutzte Dateien landen automatisch auf der SSD, selten genutzte auf der Festplatte. Die große Speicherkapazität der Festplatte wird so mit der Leistung der SSD kombiniert. Vom SSD-Cache abgesehen, gibt es für Windows nichts Vergleichbares. Windows bietet jedoch auf NTFS-Dateisystemebene einige Funktionen, mit denen sich Dateien oder Ordner über mehrere Festplatten hinweg organisieren lassen, ohne die Ordnerstruktur aus der Sicht von Programmen zu verändern. Der Artikel zeigt wie’s geht.

1. Ordner verschieben und verlinken
Mit speziellen Funktionen des NTFS-Dateisystems können Sie Ordner mit großen Dateien auslagern. Der Trick dabei: Sie verschieben Ordner nicht einfach auf eine zweite Festplatte oder ein NAS, sondern Sie verwenden Verknüpfungen (NTFS-Junctions und -Symlinks). Die Ordner bleiben aus der Sicht von Programmen an ihrem bisherigen Platz, befinden sich aber tatsächlich an einem anderen Ort. Die Technik hat jedoch gewisse Grenzen. NTFS-Verknüpfungen stehen während des Windows- Bootprozesses noch nicht zur Verfügung. Deshalb dürfen Ordner mit Systemdateien wie „Windows“ oder „WindowsSystem32“ nicht durch Verknüpfungen ersetzt werden. Die Installationsordner für Programme würden sich für das Verfahren jedoch theoretisch eignen. Allerdings sind hier die Benutzerrechte oft sehr restriktiv gesetzt, so dass Sie diese erst ändern müssen. Meist beanspruchen Programme auch nur relativ wenig Speicherplatz und der Aufwand lohnt daher kaum. Wenn es Ihnen dennoch sinnvoll erscheint, Programme auszulagern, verwenden Sie besser die Portable Apps Suite . Das Verzeichnis mit den portablen Anwendungen können Sie jederzeit problemlos an einen beliebigen Ort verschieben.
Die aktuellsten Festplatten-Tests Die Auslagerung lohnt sich vor allem bei Ordnern, die große Datenmengen enthalten. Das sind beispielsweise die Arbeitsverzeichnisse von Videobearbeitungs-Software oder die oft Gigabyte-großen Datenordner von Computerspielen. Auch die Audio- und Videosammlung oder die Verzeichnisse großer Datenbanken müssen nicht unbedingt auf der SSD oder der knapp bemessenen Festplatte eines Notebooks liegen. NTFS-Verknüpfungen gibt bereits seit Windows 2000, Microsoft hat aber bis heute keine Funktionen dafür in den Windows-Explorer eingebaut. Deshalb haben wir das Tool PC-WELTMoveAndLink erstellt, mit dem sich Ordner-Verknüpfungen bequem erstellen lassen. Bevor Sie loslegen: Probieren Sie das Tool zuerst mit einem eigens angelegten Test-Ordner aus, um Erfahrungen damit zu sammeln. Ordner werden erst kopiert, dann gelöscht und zuletzt durch einen Link ersetzt. Wenn dabei etwas schief geht, etwa weil Zugriffsrechte fehlen oder Dateien gesperrt sind, droht Datenverlust. Legen Sie daher zur Sicherheit Kopien der jeweiligen Ordner an.

Ordner mit PC-WELT-Tool neu organisieren: MoveAndLink benötigt keine Installation – entpacken und starten Sie es einfach. Wählen Sie unter „Original-Verzeichnis“ über die Schaltfläche mit dem Ordnersymbol das Verzeichnis aus, das Sie an einen anderen Ort befördern und verlinken wollen. Klicken Sie auf „Hinzufügen“. Im rechten Bereich des Fensters wählen Sie auf die gleiche Weise ein Zielverzeichnis für den Ordnerinhalt und übernehmen es per „Hinzufügen“. Das Zielverzeichnis kann auf einer externen Festplatte oder einer Freigabe im Netz liegen. Netzwerklaufwerke können über einen Laufwerksbuchstaben eingebunden sein, oder Sie verwenden den UNC-Pfad (Uniform Naming Convention) in der Form ServerFreigabeOrdner. Stellen Sie sicher, das keine Dateien im Originalverzeichnis geöffnet sind. Schließen Sie alle Programme und auch alle Fenster des Windows- Explorers. Klicken Sie dann auf „Verschieben und Verlinken“. Das Tool fordert über die Benutzerkontensteuerung mehrmals Administratorrechte für die unterschiedlichen Operationen an. Ordnerverknüpfungen verwenden: Die neu erstellten Verknüpfungen lassen sich transparent nutzen. Das heißt, weder System noch Anwendungen bemerken, dass es sich um eine Verknüpfung handelt. Im Windows-Explorer sehen Sie aber einen kleinen Pfeil am Ordnersymbol, der den besonderen Typ kennzeichnet. Den Inhalt erreichen Sie sowohl über die Verknüpfung als auch über den Ordner, auf den der Link verweist. Sollte Letzteres nicht verfügbar sein, etwa weil die Netzwerkverbindung unterbrochen ist, führt der Link ins Leere. Sie erhalten dann eine Fehlermeldung, wenn Sie versuchen, den Ordner zu öffnen. Verknüpfung wieder entfernen: Wenn Sie den verlinkten Inhalt wieder auf der SSD benötigen, verwenden Sie erneut PC-WELT-Move-And-Link. Klicken Sie den Ordner in der Liste unter „Original-Verzeichnis“ an und dann auf „Un-Link und Verschieben“. Danach befindet sich wieder alles im vorherigen Zustand. Mögliche Probleme und Lösungen: PC-WELT-MoveAndLink kann nur fehlerfrei arbeiten, wenn sich die Ordnerinhalte ohne Unterbrechung kopieren und verlinken lassen. Sollte das nicht möglich sein, stoppt das Tool den Vorgang, löscht den Ordner nicht und legt auch keine Verknüpfung an. Sollten sich die Dateien aufgrund fehlender Rechte nicht kopieren oder löschen lassen, können Sie über die Schaltfl äche „Besitz übernehmen“ die Rechte für das gerade in der Liste markierte Verzeichnis ändern und es dann noch einmal versuchen. Sollte auch das nicht klappen, versuchen Sie herauszufinden, an welcher Stelle der Kopieroder Löschvorgang scheitert. Führen Sie einfach die nötigen Schritte über den Windows-Explorer durch. Über die Schaltfl äche „Verlinken“ erstellen Sie dann die Verknüpfung. Mehr Eingriffsmöglichkeiten haben Sie auf der Registerkarte „Ordner-Links erstellen“. Verschieben Sie zuerst den gewünschten Ordner auf eine andere Festplatte oder ein Netzwerklaufwerk. Wählen Sie den Ordner hinter „Bestehendes Verzeichnis mit Daten“ aus. Tippen Sie hinter „Neues Verzeichnis für den Link:“ den Pfad ein, in dem der neue Link liegen soll, beispielsweise C:MeinLink. Unter „Link- Typ“ wählen Sie bei lokalen Laufwerken „Junction“, bei Netzwerklaufwerken müssen Sie „Symlink“ wählen. Klicken Sie dann auf „Link erstellen“.
Kaufentscheid – Festplatte gegen SSD

2. Weitere Windows-Tricks mit Verknüpfungen
Die NTFS-Verknüpfungsfunktionen lassen sich über das Tool Link Shell Extension auch bequem im Windows-Explorer nutzen. Sie setzen das Tool ein, wenn Sie die Linktypen „Bereitstellungspunkt“ oder „Hardlink“ verwenden möchten. Sie können damit auch einzelne Dateien verknüpfen, die Sie zuvor auf ein anderes Laufwerk verschoben haben. Link Shell Extension installieren: Voraussetzung für Link Shell Extension ist das Microsoft Visual C++ 2005 Redistributable Package. Falls Sie das nicht bereits auf Ihrem System haben, können Sie das passende Paket für 32-Bit-Systeme oder 64-Bit-Systeme downloaden. Bei der Installation des Tools wählen Sie im ersten Fenster die Sprache „German“ und folgen dann dem Assistenten. Nach der Installation wird der Windows-Explorer automatisch neu gestartet. Anschließend stehen die neuen Verknüpfungsfunktionen zur Verfügung. Link Shell Extension verwenden: Klicken Sie mit der rechten Maustaste im Windows-Explorer auf die Datei oder den Ordner, zu dem Sie eine Spezialverknüpfung anlegen möchten. Wählen Sie im Kontextmenü den Eintrag „Link Quelle festsetzen“. Dann öffnen Sie das Verzeichnis, in dem die Verknüpfung angelegt werden soll, klicken mit der rechten Maustaste auf eine freie Stelle und wählen im Menü den Eintrag „Einfügen als“. Bei einem Ordner als Quelle wählen Sie „Junction“. Bei Windows Vista, 7 oder 8 können Sie auch „Symbolischer Link“ verwenden. Wenn Sie eine Datei als Quelle haben, können Sie bei Windows XP nur dann einen „Hard-Link“ anlegen, wenn sich Datei und Verknüpfung auf derselben Partition befinden. Bei Windows Vista, 7 oder 8 können Sie dagegen auch in diesem Fall „Symbolischer Link“ wählen. Das komplette Laufwerk lässt sich ebenfalls als Link-Quelle angeben. Das Kontextmenü bietet Ihnen dann den Eintrag „Bereitstellungspunkt“ an. Das entspricht der Funktion, die Sie auch über die Windows-Datenträgerverwaltung aufrufen können (> Punkt 3).

3. Neue Festplatten ohne Laufwerksbuchstaben
Eine zusätzliche Festplatte oder Partition erhält unter Windows standardmäßig einen neuen Laufwerksbuchstaben. Das ist jedoch nicht besonders übersichtlich. Alternativ können Sie aber den Speicherplatz unter C: einhängen. Dazu drücken Sie die Tastenkombination Win- R, tippen diskmgmt.msc ein und bestätigen mit „OK“. Klicken Sie die gewünschte Partition mit der rechten Maustaste an und dann auf „Laufwerksbuchstabe und -pfade ändern…“. Klicken Sie auf „Hinzufügen“, und wählen Sie die Option „In folgendem leeren NTFS-Ordner bereitstellen“. Wählen oder erstellen Sie über „Durchsuchen“ einen neuen leeren Ordner, und klicken Sie auf „OK“. Über „Laufwerksbuchstabe und -pfade ändern…“ und „Entfernen“ lässt sich der ursprünglich zugewiesene Laufwerksbuchstabe löschen. Das sollten Sie jedoch nur durchführen, wenn Sie auf dieser Partition noch keine Programme installiert haben. Hinweis: Mit Bereitstellungspunkten (Punkt 2) erweitern Sie den Speicherplatz nur virtuell. Die Kapazität von Laufwerk C: ändert sich dadurch nicht. Sollte hier kaum noch Platz frei sein, lassen sich beispielsweise Programme nicht in einen bereitgestellten Ordner installieren, obwohl hier genügend Platz wäre.
Darauf müssen Sie bei einem SSD-Raid achten

4. Speicherplätze unter Windows 8 nutzen
Mit Speicherplätzen (Storage Spaces) lassen sich unter Windows 8 mehrere physische Laufwerke zu einem logischen Laufwerk zusammenfassen. Das funktioniert mit beliebig vielen Festplatten, auch unterschiedlicher Kapazität. Und so geht‘s: Öffnen Sie die Systemsteuerung, und suchen Sie nach „Speicherplätze“. Klicken Sie auf „Neuen Pool und Speicherplatz erstellen“. Im nächsten Fenster werden alle Laufwerke angezeigt, die theoretisch für einen neuen Speicherplatz in Betracht kommen. Taugliche Festplatten zeigt das Fenster „Speicherpool erstellen“ an. Bei beispielsweise zwei zusätzlichen Festplatten markieren Sie die beiden angezeigten Datenträger und klicken auf „Pool erstellen“. Beim Initialisieren eines neuen Pools erhalten die Datenträger eine spezielle Formatierung – dabei gehen alle bisherigen Daten verloren. Sie sollten also Daten von der Festplatte vorher sichern. Nach der Formatierung entscheiden Sie sich für die Art der Fehlertoleranz („Resilienz“). Bei unserem Beispiel mit den zwei Festplatten ist die Option „Zwei-Wege-Spiegelung“ voreingestellt. Beim Ausfall einer Platte ist jede Datei auf dem zweiten Datenträger verfügbar. Möchten Sie hingegen keine Redundanz, sondern ein Datenarchiv um weitere Kapazität erweitern, dann ist die Einstellung „Einfach (keine Resilienz)“ Ihre Wahl. Sie können die Resilienz nachträglich nicht ändern, aber die Größe eines Speicherplatzes, den Laufwerksbuchstaben und den Namen. Tipp: Für Windows 7-Nutzer stellt das kostenlose Tool Liquesce ähnliche Funktionen bereit wie die Speicherplätze unter Windows 8. Einen ausführlichen Artikel dazu finden Sie hier .
5. Platzfresser auf der Festplatte finden
Manchmal liegen auf der Festplatte vergessene Downloads oder selten benutzte Dateien, die aber viel Platz belegen. Wenn Sie diese nicht mehr benötigen, können Sie sie löschen oder auf ein anderes Laufwerk auslagern, wie in Punkt 1 beschrieben. Sie müssen die unnötigen Dateien aber erst einmal finden. Dabei kann Ihnen das Tool Mein Platz helfen. Nach der Installation wählen Sie in der Baumansicht auf der linken Seite eine Laufwerk aus. Das Tool durchsucht die Festplatte und zeigt Ihnen die Dateien nach Größe gruppiert an. Erweitern Sie die Ansicht unter „> 500 MB“ per Klick auf das „+“. Sie sehen dann die größten Dateien absteigend sortiert. Mein Platz bietet zahlreiche Filterfunktionen, mit denen Sie das Ergebnis verfeinern können. Geben Sie hinter „Datei Filter“ beispielsweise *.avi ein, und klicken Sie auf „Aktualisieren“. In der Liste erscheinen danach nur noch Dateien, die dem Filterkriterium entsprechen. Wiztree dient dem gleichen Zweck wie Mein Platz. Es liest allerdings die NTFS-Dateitabelle (MFT) direkt aus und arbeitet daher sehr schnell. Nach dem Start wählen Sie ein Laufwerk hinter „NTFS-Drive“ aus und klicken auf „Scan“. Per Klick auf die Registerkarte „Top 100 Largest Files“ können Sie sich die größten Dateien anzeigen lassen.