Darum sind mechanische Tastaturen ihr Geld wert
Die meisten handelsüblichen Tastaturen nutzen die Rubberdome-Technologie, eine einfache und günstige Entwicklung, bei der die Taste eine Gummi-Erhebung herunterdrückt, um einen Tastenanschlag zu registrieren. Das Problem daran ist, dass diese Tastaturen einen kompletten Tastendruck benötigen, um das Signal zu geben. Dieser Zusatzaufwand kann, über einen ganzen Arbeitstag gerechnet, zur Ermüdung der Hand oder sogar zu einer regelrechten Handgelenkserkrankung führen.
Auch wenn mechanische Tastaturen in der Regel etwas teurer sind, so ist ihre Qualität den Aufpreis wert. Anstatt nur billige Membranschichten auf eine Rubberdome-Gummimatte zu legen, bieten diese Geräte hoch-belastbare Tasten. Das macht sie langlebig und gibt auch ein gutes spürbares Feedback, das Ihren Tastendruck bemerkt, bevor die Taste ganz unten ist. Das bedeutet, dass Ihre Finger mit ein wenig Übung nur noch halb so viel Arbeit erledigen müssen.
Kein Key-Ghosting
Mechanische Tastaturen funktionieren auch bei der Verarbeitung mehrerer Aufträge besser. Vielleicht kennen Sie das Problem, dass Sie mehrere Tasten drücken und anschließend bemerken, dass die Befehle nicht verarbeitet wurden. Dieses sogenannte Key-Ghosting tritt auf, wenn Sie drei Tasten gedrückt halten und ein vierter Tastendruck nicht registriert wird. Der Grund hierfür sind Hardware- und Software-Beschränkungen bei Matrix-Tastaturen (Tastaturen, die mehrere Tasten auf dem gleichen Schaltkreis nutzen). Mechanische Tastaturen vermeiden dieses Problem durch eine überlagernde Eingabe, welche mehr aufeinanderfolgende Tastenanschläge als Rubberdome-Tastaturen zulässt. Mit USB-Verbindung sind in der Regel sechs und mit der älteren PS/2-Verbindung sogar unendlich viele möglich.
Diese Tasten sind die richtigen für Sie

Die Art der mechanischen Tasten, die Ihre Tastatur verwendet, spielt ebenfalls eine Rolle. Die Tasten unterscheiden sich dabei, wie sie einen “Kreislauf” abschließen und einen Tastendruck registrieren, wie sich der Tastendruck anfühlt und wie sich das Klickgeräusch anhört. Die Auswahl ist eine Sache des persönlichen Geschmacks und jeder Benutzer hat eine andere Meinung.
Tastenmodule mit spürbarem Widerstand (taktile Tastenmodule) haben einen deutlich spürbaren Betätigungspunkt (der Punkt, an dem der Tastendruck registriert wird). Also zum Beispiel einen leichten Widerstand oder einen leichten Schlag und sie hören ein „Klick“-Geräusch, wenn die Taste gedrückt wird. Lineare Tastenmodule haben dagegen einen sehr viel glatteren Tastendruck ohne einen registrierbaren Betätigungspunkt und ohne hörbares Feedback.
Cherry-Tastenmodule (das Auerbacher Unternehmen Cherry gehört seit einigen Jahren zu ZF Electronics) sind am meisten verbreitet. Jede Art hat ihre eigene Farbe und unterscheidet sich in der zur Aktivierung benötigten Kraft und in der Lautstärke.
Lese-Tipp: Reportage – So entsteht eine Tastatur bei Cherry

©ZF Electronics
Cherry MX Black (Lineares Tastaturmodul)
Cherry MX Black wurde 1984 eingeführt und ist eines der ältesten Cherry-Tastaturmodule. Diese benötigen für die Aktivierung eine über dem Durchschnitt liegende Druckkraft von 60 Gramm. Die Taste lässt sich 4 Millimeter herunterdrücken, aktiviert wird diese allerdings bei 2 Millimetern. Weil die Tasten die lineare Technik nutzen, erfolgt kein hörbarer „Klick“, außer Sie drücken die Taste durch.
Diese schwarzen Tastenmodule sind nicht ideal für Schreibarbeit, da sie kein Feedback bieten und höhere Kraft benötigen. Die höhere benötigte Kraft verhindert jedoch unglückliche beziehungsweise ungewünschte Tastendrücke, weswegen schwarze Module bei Gamern sehr beliebt sind, bei denen Genauigkeit wichtiger ist. Die stärkere Feder bringt die Taste auch schneller in ihre Ausgangsposition zurück, was für Gamer zudem wichtig ist, da diese häufig eine Taste mehrfach hintereinander drücken müssen.

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Cherry MX Red (Lineares Tastenmodul)
MX Red wurde 2008 vorgestellt, um sich auf die Spieleszene zu fokussieren. Wie bei der Cherry MX Black gibt dieses lineare Tastenmodul kein spürbares Feedback und ist ziemlich leise, auch wenn es mit 45 Gramm weit weniger Kraft zur Aktivierung benötigt. Auch dieses Modul lässt sich 4 Millimeter herunterdrücken, wird aber bereits bei 2 Millimeter aktiviert.
Die geringere Betätigungskraft macht schnelle Tastendrücke viel leichter als es beim MX Black-Modul der Fall ist, allerdings können Sie sich damit auch leichter vertippen. Manche Spiele benötigen eine schnellere Betätigung, wogegen andere eher Genauigkeit benötigen. Es liegt am Spieler zu entscheiden, welche am besten für ihn geeignet ist. Cherry MX Red-Module sind in der Regel teurer, bedingt durch die größere Nachfrage.

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Cherry MX Brown (Taktiles Tastenmodul)
Cherry MX Brown ist das leiseste taktile Modul und benötigt eine geringe Betätigungskraft von 45 Gramm. Wie die vorher erwähnten Cherry-Tastenmodule wird es bei 2 Millimeter aktiviert, lässt sich aber 4 Millimeter herunterdrücken.
Im Gegensatz zu den linearen Modulen zeigt das braune einen leichten Widerstand, aber nur ein sehr leises Klickgeräusch. Dieser Mittelweg macht das braune Modul sowohl für Spieler als auch für Schreibkräfte einsetzbar: die leise Natur ist perfekt zum Tippen in einem Büro geeignet und das rasche in die Ausgangslage Zurückschnellen und der Betätigungspunkt erlauben schnell aufeinanderfolgende Klicks für Spieler.
Cherry MX Clear (Taktiles Tastenmodul)
Das Cherry MX Clear-Modul ist ein „härteres“ braunes Modul. Die nötige Betätigungskraft beträgt 55 Gramm, mit einer maximalen Kraft (zum Durchdrücken benötigt) von 65 Gramm.
Dieses Modul wird durch seinen Klang und das Gefühl bei der Nutzung oft mit Rubber-Dome-Tastaturen mit mehr Widerstand und höherer benötigter Kraft verglichen. Auch wenn einige Benutzer den größeren Widerstand angenehmer finden, sind diese nicht so beliebt wie andere Arten und in der Regel bei aktuellen Tastaturen schwer zu finden.

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Cherry MX Blue (Taktiles Tastenmodul)
Falls Sie viel schreiben wird Ihnen das Cherry MX Blue-Modul gefallen. Diese Module benötigen eine relativ hohe Betätigungskraft von 50 Gramm und bieten ein ernsthaft spürbares Feedback, mit lauten, hell-klingenden Klickgeräuschen und einem schroffen dumpfen Schlag. Spieler dürfte die fehlende Möglichkeit frustrieren eine Taste schnell wiederholt drücken zu können. Das ist der Fall, weil der Resetpunkt der Tasten über deren Betätigungspunkt liegt und die Taste deshalb weiter gelöst werden muss, um anschließend wiederholt betätigt zu werden.

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Knickfeder-Modul (Taktiles Tastenmodul)
Knickfedern vereinfachen mechanische Tastenmodule. Sie funktionieren mit einer abknickenden Feder (wie der Name bereits sagt), welche den Hammer aktiviert, der auf eine Membran trifft, um einen elektrischen Kontakt zu geben. Das taktile Feedback und das laute, deutliche „Klicken und Klacken“ kommt direkt vom Abknicken der Feder, wodurch es sehr präzise anzeigt, wann eine Taste aktiviert wird. Ein Tastendruck benötigt in etwa 65 bis 70 Gramm.
Dieses Tastenmodul wird in der bis heute bestbekannten mechanischen Tastatur, dem IBM Modell M, genutzt. Auch wenn es bereits 30 Jahre alt ist, sind immer noch viele in einem guten Zustand und warten immer noch darauf, dass auf ihnen ein weiterer großartiger Roman geschrieben wird. Sofern das laute Klacken dabei nicht verrückt macht..
Topre (Taktiles Tastenmodul)
Das Topre-Modul ist so neu, dass man es nur selten in Tastaturen verbaut findet. Diese Topre-Modul liegen technisch gesehen zwischen der mechanischen und der Mebran-Variante: Ein Gummi-Hügel liegt über einer Feder, welche einen Kontakt gibt, wenn sie zusammengedrückt wird.
Die Betätigungskraft variiert je nach Modell und liegt zwischen 30 und 60 Gramm. Die Taste wird auf halbem Weg aktiviert, wo dann ein spürbarer Widerstand vorliegt. Nach der Aktivierung verschwindet der Widerstand, weswegen das Durchdrücken bei diesem Modul häufig vorkommt. Das Topre-Modul bietet die leisesten und weichsten erhältlichen Tasten, sogar im Vergleich mit linearen Modulen.
Dieser Artikel stammt von unserer Schwesterpublikation PC-World.