Wenn die archivierten Fotos von den Urlauben und den Erlebnissen mit Freund oder Freundin plötzlich weg sind, ist das für die meisten Menschen ein herber Verlust. Gehen durch versehentliche Löschvorgänge Steuerunterlagen, lokal gespeicherte Passwortlisten, Lizenzcodes oder andere wichtige Daten verloren, bedeutet es einen erheblichen Aufwand, diese Daten neu anzufordern und wieder zusammenzusuchen – sofern möglich.
Das Betriebssystem enthält zwar mehrere Sicherheitsfunktionen, kann aber Datenverluste nicht völlig verhindern. Wenn Sie etwa mit dem Explorer Dateien aus einer Freigabe auf einem anderen Computer löschen, tauchen sie weder in Ihrem Papierkorb noch in dem des anderen Rechners auf. Auch beim Löschen von Files in der Eingabeaufforderung oder mit der Powershell fällt der Papierkorb als rettender Pufferspeicher aus. Ebenso gefährlich sind Datenverluste, die durch beschädigte Systemdateien oder Hardware-Defekte entstehen. Was tun, wenn Windows nicht mehr hochfährt und ein Zugriff auf die gespeicherten Dateien nicht möglich ist?
Hier stellen wir Ihnen eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen vor, zeigen Ihnen, wie Sie die Windows-Werkzeuge für die Datenrettung und -sicherung gekonnt einsetzen und weisen Sie auf einige vorbeugende Maßnahmen hin.
Die richtigen Einstellungen für den Papierkorb vornehmen

Die Größe des Papierkorbs für die einzelnen Laufwerke richtet sich nach dem Speichervolumen.
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Wenn Sie mit einer Windows-Anwendung eine Datei löschen, landet sie per Voreinstellung im Papierkorb. Dabei handelt es sich um einen Ordner, der im Unterschied zu anderen Windows-Verzeichnissen ein begrenztes Fassungsvermögen aufweist. Das Volumen richtet sich nach der Größe der Partition: Windows richtet auf jedem Laufwerk einen eigenen Papierkorb ein und weist ihm ein Sechstel der Gesamtgröße zu. Anschließend speichert es im Papierkorb-Ordner Dateien und Ordner gemäß ihrem Löschdatum. Ist der Papierkorb voll, werden die ältesten Elemente endgültig von der Platte entfernt. Auf großen Festplatten/SSDs nimmt der Papierkorb-Ordner ein Volumen von mehreren Hundert Gigabytes an. Das ist oft überdimensioniert, vor allem, wenn lediglich ein kleiner Teil des Datenträgers belegt ist. In einem solchen Fall können Sie die Größe manuell reduzieren: Klicken Sie das Icon des Papierkorbs mit der rechten Maustaste an und rufen Sie die „Eigenschaften“ auf. Markieren Sie ein Laufwerk und stellen Sie neben „Maximale Größe (MB)“ den gewünschten Wert ein.
Lesetipp: PC-Speicher mal wieder voll? Wie Sie automatisch ungenutzte Daten löschen
Freigegebene Dateien im Netzwerk: Direktes Löschen verhindern
Wie anfangs bereits erwähnt, landen Dateien, die Sie aus einem freigegebenen Ordner auf einem anderen Computer im Netzwerk löschen, nicht im Papierkorb, sondern werden sofort entfernt. Mit einem kleinen Trick lässt sich das jedoch verhindern: Sie leiten dabei den Pfad eines Systemordners auf den freigegebenen Netzwerkordner um. Da Windows seine Systemordner besonders schützt und automatisch mit einer Papierkorb-Funktion ausstattet, erhält damit auch die Freigabe einen Papierkorb.

Mit der Ordnerverwaltung Known Folders Browser können Sie Systemordnern wie etwa „Ringtones“ einen anderen Pfad zuweisen – sogar einen Netzwerkpfad.
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Am einfachsten setzen Sie diesen Tipp mit der Freeware Known Folders Browser um. Sie wurde zwar für Windows Vista entwickelt, funktioniert aber auch noch mit Windows 11. Das Tool zeigt Ihnen sämtliche Standardordner von Windows an. Einer davon soll nun als Papierkorb für die Freigabe dienen. Wir haben uns für den Ordner
C:\Users\[Benutzername]\AppData\Local\Microsoft\Windows\Ringtones
entschieden, da er in den meisten Fällen leer oder nur gering gefüllt ist. Sie finden ihn in Known Folders Browser unter Local App Data. Markieren Sie den Ordner und klicken Sie oben auf „Change Path“. Wählen Sie nun im folgenden Explorer-Fenster den Pfad zu der Netzwerkfreigabe aus, die Sie schützen möchten, und bestätigen Sie mit „OK“. Falls Sie beispielsweise auf Ihrem Notebook das Temp-Verzeichnis freigegeben und jetzt gewählt haben, erscheint in Known Folders Browser in der Spalte „Path“ der Eintrag \\NOTEBOOK\Temp.
Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Symbol Ihres Papierkorbs und rufen Sie die „Eigenschaften“ auf. Unter „Papierkorbpfad“ sehen Sie nun den neuen Eintrag „Temp (\\NOTEBOOK)“, unter „Verfügbarer Speicherplatz“ ist das Volumen der SSD/Festplatte des Netzwerkrechners angegeben. Markieren Sie das neue Laufwerk und bestätigen Sie mit „OK“. Wenn Sie nun Dateien in der Freigabe löschen, tauchen sie in Ihrem lokalen Papierkorb wieder auf.

Mit einem kleinen Trick biegen Sie Freigaben auf anderen Rechnern auf den lokalen Papierkorb um.
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Hinweis: Dieser Trick funktioniert nur bei demjenigen Windows-Nutzer, der die Umleitung eingerichtet hat. Falls mehrere Personen mit dem Computer arbeiten, muss die Sicherung für jeden Nutzer erneut umgesetzt werden.
Der Dateiversionsverlauf sichert die Vorversionen Ihrer Dateien
Neben dem Papierkorb enthält Windows noch einen weiteren, automatisch arbeitenden Dateirettungsdienst. Der Dateiversionsverlauf schützt alle Dateien, die sich in den Dokumenten-, Musik-, Bild-, Video- und Desktop-Ordnern sowie in den lokalen Sync-Verzeichnissen von Onedrive befinden. Auch die Kontakte und Favoriten des Edge-Browsers werden gesichert. Sobald eine der dortigen Dateien überschrieben oder gelöscht wird, lässt sie sich mit dieser Funktion wiederherstellen.

Der Dateiversionsverlauf von Windows überwacht die vom Benutzer angegebenen Ordner und legt automatisch Sicherheitskopien der dort enthaltenen Dateien an.
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Der Dateiversionsverlauf ist in der Voreinstellung von Windows deaktiviert. Für seine Sicherungen benötigen Sie ein externes Laufwerk, das ständig angeschlossen und eingeschaltet sein sollte. Ideal sind ein USB-Laufwerk oder eine Freigabe auf einem anderen Rechner. In Windows 10 finden Sie den Dateiversionsverlauf in den „Einstellungen“ von Windows unter „Update und Sicherheit –› Sicherung“. In Windows 11 ist er in die Systemsteuerung gerutscht. Sobald Sie die Funktion aktiviert und die Dateien der genannten Ordner kopiert haben, können Sie nach dem Löschen einer Datei mit dem Explorer den entsprechenden Ordner mit der rechten Maustaste anklicken, auf „Weitere Optionen anzeigen“ gehen und „Vorgängerversionen wiederherstellen“ wählen.
Da diese Funktion Dateien und Ordner unkomprimiert ablegt, belegt die Sicherung häufig ein großes Speichervolumen. In der Praxis kommt es zudem vor, dass eine Datei in einem Ordner verlorengeht, der vom Versionsverlauf nicht überwacht wird.
Lesetipp: Windows.old: So löschen Sie den System-Ordner richtig
Rettungs-Tool von Windows: Windows File Recovery
Wenn Windows die verschollenen Dateien nicht zutage fördert, greifen Sie zu einem Wiederherstellungs-Tool. Dieser Abschnitt beschreibt Programme für Windows. Wenn die gelöschten Daten auf der Systemfestplatte liegen, wäre es aber fatal, Windows weiter zu benutzen und zudem noch eine neue Software zu installieren. Der Einsatz solcher Windows-Programme eignet sich nur für reine Datenpartitionen oder externe Datenträger.
Windows File Recovery: Das kostenlose Microsoft-Tool ist über den Microsoft Store für ab Windows 10 Version 2004 (Windows 10 Mai 2020 Update) aufwärts hier im Microsoft Store erhältlich. Mit dem Tool können Anwender versuchen, auf Kommandozeile-Ebene bereits gelöschte oder beschädigte Dateien zu retten. Das Tool eignet sich laut Angaben von Microsoft auch zum Wiederherstellen von Dateien von einer Kamera oder SD-Karte. Es bietet außerdem einen Signaturmodus, der über die Möglichkeiten der NTFS-Wiederherstellung hinausgeht. Windows File Recovery bietet zahlreiche Möglichkeiten, um verloren gegangene Daten zu retten. Mit dem Befehl
winfr C: E: /n Users\Documents\DATEINAME.DATEIENDUNG
kann beispielsweise gezielt eine Datei wiederhergestellt werden.
Und mit dem Befehl
winfr C: E: /n UsersPictures*.JPEG /n UsersPictures*.PNG
können im Windows-10-Bilderordner alle JPEG- und PNG-Dateien gerettet werden.
Vor der Nutzung von Windows File Recovery sollten Sie sich diese englischsprachige Anleitung von Microsoft zu diesem Tool durchlesen, in der auch alle Befehle genau erläutert werden.
Datenrettung mit Recuva

Die Freeware Recuva ist unübertroffen bei der Suche nach gelöschten Dateien. Sie gibt eine Erfolgswahrscheinlichkeit an und weist auf eventuell überschriebene Cluster hin.
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Unübertroffen bei der Rettung gelöschter Dateien ist die Freeware Recuva. Kein anderes Tool findet so viele Dateien in so kurzer Zeit und ist bei der Wiederherstellung so erfolgreich. Das Programm macht sich zunutze, dass Windows Dateien beim Löschen nicht von der Festplatte entfernt, sondern lediglich den Speicherbereich freigibt. Erst wenn eine Datei durch andere Daten vollständig überschrieben wurde, ist eine Rettung nicht mehr möglich.
Einige Einstellungen von Recuva benötigen jedoch zusätzliche Erläuterungen. Nach dem Start der Software erscheint ein Assistent, der auf seinem zweiten Bildschirm nach dem Dateityp fragt, der wiederhergestellt werden soll. Beachten Sie dabei, dass die Option „E-Mails“ nicht nach einzelnen Nachrichten sucht, sondern lediglich nach Dateien mit der Endung PST oder EML.
Nach einem Klick auf „Weiter“ landen Sie bei der Auswahl des Speicherorts. An dieser Stelle sollten Sie wissen, dass Recuva bei den Optionen „In Eigene Dateien“, „Im Papierkorb“ und „An einem bestimmten Ort“ nicht nur diese Ordner durchsucht, sondern die gesamte Partition scannt. Insbesondere wenn Sie im nächsten Bildschirm die Tiefensuche aktivieren, kann es Ihnen bei großen Datenträgern passieren, dass die Suche mehrere Stunden in Anspruch nimmt.
Alternativen zu Recuva
Easeus Data Recovery Wizard ist ein leistungsfähiges Programm mit hoher Erfolgsquote. Mit der kostenlosen Version lässt sich maximal ein GB an Daten retten. Das Tool zeigt aber alle weiteren Dateien an, die es rekonstruieren könnte. Somit können Sie gut informiert entscheiden, ob diese Daten den Kauf der Vollversion für 66 Euro wert sind. Nach dem Start klicken Sie auf „Gelöschte Dateien retten“. Danach lassen Sie entweder die Option „Suche automatisch nach allen verlorenen Dateien“ aktiv oder filtern mit „Verlorene Dateien nach Dateitypen“ den gewünschten Dateityp. Nach „Weiter“ wählen Sie in der Liste die Zielpartition, wohin Sie die Daten wiederherstellen möchten. Nach „Weiter“ sucht das Programm nach Dateien und zeigt danach einen Verzeichnisbaum. Setzen Sie ein Häkchen vor die Ordner oder Dateien, die Sie zurückholen wollen.
R-Studio (Testversion, Vollversion ab 50 Euro) berücksichtigt neben Dateien auf Festplatten, SSDs sowie Wechselspeichermedien auch alternative Datenströme und kann virtuelle Raid-Systeme auf PCs ohne Raid-Controller aufbauen. Das Tool sucht entweder per MFT-Analyse (Master File Table) gleich nach wiederherstellbaren Dateien oder scannt Laufwerke und Partitionen mithilfe von sektorbasierter Analyse.
Gelöschte Dateien per Notfall-DVD zurückholen
Unsere exklusive PC-WELT-Notfall-DVD kann Ihnen dabei helfen, Dateien zu retten. Brennen Sie das Image der PC-WELT-Notfall-DVD zunächst auf eine DVD und booten Sie Ihren PC davon. Dazu müssen Sie die Boot-Reihenfolge im Bios eventuell anpassen. Warten Sie dann, bis die Bedienoberfläche der DVD gestartet ist. Photorec war ursprünglich dafür gedacht, Bilder von SD-Speicherkarten zu retten. Die Software leistet allerdings – anders als der Name es vermuten lässt – auch gute Dienste beim Wiederherstellen anderer Dateien. Für die Sicherung der wiederhergestellten Dateien benötigen Sie entweder eine zweite Partition auf der Festplatte oder SSD oder eine externe Festplatte.
Binden Sie den Datenträger für die Sicherung nach dem Start des Notfallsystems über die Symbolleiste ganz oben ein. Dazu klicken Sie auf das Symbol „Laufwerke“, aktivieren dann beim betreffenden Laufwerk das Häkchen vor „schreibbar?“ und klicken auf „Partition […] einbinden“. Klicken Sie nun rechts daneben auf „Inhalt anzeigen“. Es öffnet sich der Datei-Manager, in dem Sie per Rechtsklick einen neuen Ordner, beispielsweise mit dem Namen „Recover“, anlegen. Schließen Sie daraufhin den Datei-Manager wieder. Die Partition, von der Sie die gelöschten Dateien retten möchten, darf an dieser Stelle nicht eingebunden werden, damit Photorec darauf zugreifen kann.
Löschmechanismus und praktische Konsequenzen
Das Löschen von Dateien per Software entfernt diese nicht vom Datenträger. Es geschieht nur Folgendes: Das System sucht den Eintrag der Datei in der Verzeichnistabelle und markiert diesen mit einem speziellen Sonderzeichen. Damit sind alle logischen Zuordnungseinheiten (Cluster), welche die Datei belegt, für neue Dateien freigegeben. Solange keine neuen Daten gespeichert werden, bleibt die gelöschte Datei in vollem Umfang erhalten und kann mit geeigneten Tools wiederhergestellt werden.
Das klingt aber entspannter, als es ist: Während Sie es auf einem externen USB-Datenlaufwerk selbst in der Hand haben, Schreibaktionen zu vermeiden, ist das Betriebssystem auf seiner Partition ständig am Schreiben (siehe Abbildung oben). Und bei binären Dateiformaten wie einer Wordoder Bilddatei genügt ja eventuell das Überschreiben nur des ersten Clusters, um die komplette Datei unbrauchbar zu zerstören. Absolut kontraproduktiv ist es daher, im Pannenfall auf der Systempartition Rettungs-Tools zu installieren.
Richtig ist vielmehr, den Rechner umgehend auszuschalten und danach ein unabhängiges System zu booten – am besten ein bereits spezialisiertes wie das PC-WELT-Notfallsystem. Das externe System produziert keinerlei Schreibzugriffe auf dem betroffenen Datenträger. Beim Einsatz von Recovery-Tools müssen Sie – wieder aus dem genannten Grund – als Wiederherstellungsziel gelöschter Dateien immer einen weiteren unabhängigen Datenträger angeben – etwa einen zusätzlichen USB-Stick.
Notfall-DVD: Daten wiederherstellen
Gehen Sie auf das Menü-Icon links oben und danach auf „Rettungswerkzeuge“ und „Daten retten“. Damit starten Sie das Tool Photorec. Wählen Sie nach dem Bestätigen des Startbildschirms aus der nun erscheinenden Liste der Datenträger denjenigen aus, von dem Sie Dateien gelöscht haben, und gehen Sie auf „Vor“. Im nächsten Dialog werden Sie nach dem Dateityp der wiederherzustellenden Daten gefragt. Wenn Sie ausschließlich Dateien eines bestimmten Typs zurückholen möchten, aktivieren Sie „Zu suchende Dateitypen auswählen“ und setzen in der Liste darunter Häkchen vor die gewünschten Dateitypen. Mittels „Alle bekannten Dateitypen suchen“ berücksichtigt Photorec sämtliche Dateitypen. Auf diese Weise kann die Liste der gefundenen Dateien allerdings länger und unübersichtlicher werden. Als Nächstes wählen Sie den Zielordner für die Wiederherstellung aus. Dazu gehen Sie im Ausklappfeld auf „Andere…“ und navigieren in das zuvor angelegte Verzeichnis „Recover“. Bestätigen Sie den Ordner für die Sicherung der Daten mit „Öffnen“ und „Vor“. Photorec zeigt eine Übersicht der Vorgaben einschließlich einer Prognose an, wie lange die Suche nach wiederherstellbaren Dateien dauert. Bestätigen Sie mit „Anwenden“.
Nach Abschluss des Suchvorgangs klicken Sie auf „OK“. Nun erscheint eine Auflistung der gefundenen Dateien, die Photorec im Recover- Ordner wiederhergestellt hat.
Notfall-DVD: Partitionen wiederherstellen
Ein unbedachter Klick in der Datenträgerverwaltung oder ein fehlerhaftes System-Tool, und schon ist es passiert – eine Partition mit wichtigen Daten ist versehentlich gelöscht. Die Windows-Versionen bieten von Haus aus keine Werkzeuge zum Wiederherstellen für diesen Fall. Mit der Notfall-DVD stellen Sie gelöschte Partitionen in vielen Situationen rasch wieder her. Dabei hilft das Tool Testdisk: Es repariert für Sie die wichtigsten Partitionstypen auf den Dateisystemen FAT12, FAT16, FAT32, NTFS, Ext2/3 und Reiser-FS. Um eine Partition im Ernstfall wiederherzustellen, starten Sie den Rechner mit der Notfall-DVD und gehen wie im Folgenden beschrieben vor.
Notfall-DVD: So läuft das Partitions-Recovery
Sie starten Testdisk per Klick auf das Menü-Icon links oben und dann über „Rettungswerkzeuge“ und „Partition retten“. Das Tool meldet sich mit seiner wenig ansprechenden, textbasierten Bedienerführung. Zu Beginn will Testdisk wissen, wie es mit der Protokolldatei verfahren soll. Belassen Sie die Auswahl auf „Create“ und drücken Sie danach Enter.
Jetzt zeigt die Software eine Geräteübersicht an. Mit den Pfeiltasten markieren Sie aus der Datenträgerliste denjenigen, auf dem die Partitionen fehlen, und drücken Enter. Im folgenden Menü können Sie auswählen, um welchen Partitionstyp es sich handelt. Meist bietet Testdisk automatisch den richtigen Eintrag („Intel“) an, den Sie einfach mit Enter bestätigen. Im nächsten Menü wählen Sie „Analyse“ und drücken zweimal Enter. Im Anschluss daran untersucht das Tool den gewählten Datenträger nach Partitionsstrukturen und listet gefundene Partitionen auf. Drücken Sie Enter, um die gefundenen Partitionen zu übernehmen. Nun markieren Sie unten im Textmenü den Befehl „Write“ und drücken die Enter-Taste. Mit der Y-Taste für „Yes“ starten Sie die Wiederherstellung. Dann wählen Sie „OK“ und verlassen das Menü mit „Quit“. Gehen Sie nochmals auf „Quit“ und drücken Sie Enter, um Testdisk zu verlassen. Nun starten Sie den Rechner neu.
Defekte Platte wiederbeleben
Wenn Ihre Festplatte mit wichtigen Daten elektronisch oder mechanisch defekt ist, haben Sie keinen Zugriff mehr darauf. Bevor Sie den teuren Weg zum Datenrettungslabor einschlagen, sollten Sie versuchen, die Steuerplatine (Controller) der Platte auszutauschen. Ist die Platte lediglich elektronisch kaputt, können Sie sie so manchmal wiederbeleben – das klappt öfter, als man denkt. Die gleiche Steuerplatine finden Sie nur in einer baugleichen Festplatte. Eine solche über die Produktbezeichnung bei Ebay und Co. zu finden, ist nicht einfach. Dazu müssen Sie die Festplatte ausbauen, damit Sie die Steuerplatine auf der Unterseite und den Info- Aufkleber auf der Oberseite sehen können. Sehen Sie sich bei den Suchergebnissen die Bilder der Platinen der angebotenen Platten an. Denn auch bei der Bezeichnung nach modellgleichen Festplatten müssen nicht unbedingt dieselben Komponenten verbaut sein. Haben Sie eine Platte gefunden, deren Steuerplatine zumindest auf dem Bild wie die Ihrer kaputten Festplatte aussieht, dann sollten Sie zuschlagen. Denn der Preis für die gebrauchte Festplatte ist garantiert um ein Vielfaches geringer, als die Datenrettung in einem Speziallabor kosten würde.
Ersatz prüfen, Platine tauschen
Wenn Sie die gebraucht gekaufte Festplatte haben, sollten Sie zunächst testen, ob sie korrekt funktioniert. Schließen Sie sie also an den PC an und sehen Sie mit dem Windows-Explorer nach, ob darauf bereits Partitionen vorhanden sind. Falls nicht, versuchen Sie, die Festplatte über die Systemsteuerung mit der Datenträgerverwaltung zu formatieren. Klicken Sie in der Laufwerksdarstellung mit der rechten Maustaste auf den einzigen Eintrag, bei dem „nicht initialisiert“ steht. Nun wählen Sie „Datenträger initialisieren“ und „OK“. Danach klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Balken rechts daneben, wählen „Neue Partition“ oder „Neues einfaches Volume“ und folgen dem Assistenten. Hat das alles fehlerfrei geklappt, kopieren Sie testweise ein paar Dateien auf die Partition. Funktioniert auch dies, ist die Festplatte offenbar intakt und Sie können deren Steuerplatine verwenden.
Bauen Sie die Festplatte mit der Ersatzplatine wieder aus. Dann können Sie sich an den Platinentausch machen. Dazu brauchen Sie einen passenden Schraubendreher (meist „Torx T8“, 2,31 mm Durchmesser). Schrauben Sie damit bei der defekten und der funktionierenden Festplatte vorsichtig die Platinen ab. Bei älteren Festplatten müssen Sie manchmal zusätzlich ein Flachbandkabel abziehen. Zumeist ist zwischen Steuerplatine und Festplatte eine Lage isolierender Schaumstoff mit einer Aussparung dort, wo die Kontakte der Platine auf der Festplatte aufliegen. Den sollten Sie keinesfalls entfernen. Schrauben Sie daraufhin die Ersatzsteuerplatine möglichst genau auf die alte Festplatte. Stecken Sie gegebenenfalls noch das zuvor abgezogene Flachbandkabel an. Anschließend bauen Sie Ihre alte Platte in Ihren PC ein – war die Reparatur erfolgreich, können Sie wieder auf Ihre Daten zugreifen.
Die letzte Rettung: Das Datenlabor
Falls alle Rettungsversuche erfolglos bleiben, kann Ihnen, wenn überhaupt, nur noch ein professionelles Datenrettungslabor wie etwa Kroll Ontrack oder Convar helfen. Diese Unternehmen haben sich genau auf diese Art von Fällen spezialisiert. Egal, ob Headcrash in einer Festplatte oder eine mit Kaffee überschüttete USB-Festplatte – solange die physikalischen Informationen auf dem Medium vorhanden sind, lassen sich die Daten meist retten.
Aber Vorsicht: Die Grenzen der Datenrettung sind klar gezogen! Generell gilt: Ist die physikalische Information durch Beschädigung der Medienbeschichtung nicht mehr vorhanden, kann kein Datenrettungslabor der Welt helfen. Gleiches gilt auch, wenn ein Sektor überschrieben wurde. Sind die Daten zum Beispiel durch eine Daten-Shredder-Software mehrfach mit Zufallsinhalten überschrieben, können auch die Spezialisten nicht mehr viel ausrichten. Zudem können Hardware-Defekte aber noch zusätzlich logische Schäden hervorrufen. Eine fehlerhafte Steuerelektronik einer Festplatte kann Daten falsch auf die Magnetscheiben schreiben. Damit liegen nur defekte Daten vor. In der Praxis ist es dann nicht mehr möglich, solche Daten mit wirtschaftlich vertretbaren Mitteln wiederherzustellen.
Standardpreise für die Datenrettung gibt es nicht. Holen Sie deshalb unbedingt Angebote von verschiedenen Dienstleistern ein. Gut ist, wenn die Preise erfolgsabhängig sind. Viele Datenretter wollen aber schon für die erste Untersuchung Geld sehen, oft bis zu 120 Euro. Die in der Werbung auf den Webseiten von Datenrettungslaboren genannten Preise für Festplatten, USB-Sticks oder Speicherkarten können Sie erfahrungsgemäß oft gut verdreifachen bis vervierfachen. Beauftragt man ein Datenrettungslabor, helfen genaue Auskünfte über Art und Hergang des Datenverlusts da – bei, die Datenrekonstruktion zu beschleunigen. Folgende Informationen sollten Sie bereithalten: Wie ist das Problem entstanden und wie äußert sich der Fehler?
Angaben zur logischen Struktur des Datenträgers: Partitionierung, Dateisystem, Volumen, Datenmengen in MB, GB oder TB. Beschreibung der wichtigen Dateien, Unterverzeichnisse, Dateinamen, Dateityp, Dateigrößen, Versionen. Mit diesen Informationen kann man die Arbeit des Datenrettungslabors erleichtern und beschleunigen. Trifft eine defekte Festplatte oder ein Medium in einem Labor ein, erfolgt als Erstes eine Analyse. Dabei wird Art und Umfang des Schadens ermittelt und eine Prognose der rettbaren Daten erstellt. Nach dieser Analyse erhält der Auftraggeber einen Statusbericht mit Zeitaufwand und den veranschlagten Kosten der Datenrettung.