Micro-SD-Karten kommen in Smartphones sowie Tablets zum Einsatz und lassen sich mittels Adapter auch in den SD-Steckplätzen etwa von Digitalkameras betreiben. Doch nicht jede Karte eignet sich für jeden Einsatzzweck – zumindest, wenn man den Herstellern glaubt. So bietet beispielsweise Sandisk Micro-SD-Karten, die sich besonders für Actioncams, Drohnen beziehungsweise für die Videoaufzeichnung generell eignen sollen. Andere Karten wiederum empfiehlt der Hersteller speziell für die Nintendo-Spielekonsole Switch oder für den Einsatz in einer Überwachungskamera. Der Unterschied zwischen den einzelnen Modellen liegt – außer dem Preis – vor allem in der Geschwindigkeit der Datenverarbeitung: Eine Karte, die beispielsweise Digitalkamerafotos speichert, muss beim wahlfreien Schreiben kleiner Dateien überzeugen. Bei einem Medium, das Sie in einer Überwachungskamera nutzen, kommt es dagegen auf Robustheit und Langlebigkeit sowie auf gute Werte beim sequenziellen Schreiben an. Wir haben uns die unterschiedlichen Serien der Hersteller angesehen und hinsichtlich Geschwindigkeit, Ausstattung, Service und Preis angesehen. Zur besseren Vergleichbarkeit haben wir uns auf Karten mit 64 GB Kapazität beschränkt, welches die derzeit beliebteste Größe darstellt.
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©Sandisk
Class 10, UHS-3, A2 & Co.: Die diversen Geschwindigkeitsklassen
Auf jeder Speicherkarte beziehungsweise auf der Verpackung finden sich diverse Symbole und Angaben, die sich auf die Geschwindigkeit des Mediums beziehen. Hier die wichtigsten vier Bezeichnungen und was sie bedeuten: Class: Die Einteilung der Micro-SD-Speicherkarten in Klassen (Classes) haben die Hersteller von den SD-Karten übernommen. Class 2 bedeutet, eine Karte schafft beim sequenziellen Lesen und Schreiben mindestens 2 MB/s. Analog dazu betragen die Datenraten bei Class 4 mindestens 4 MB/s, bei Class 6 mindestens 6 MB/s und bei Class 10 mindestens 10 MB/s. UHS: Nach Class 10, der höchsten SD-Klasse, kam UHS (Ultra High Speed) als Klassifizierung für Speicherkarten hinzu. UHS-1 entspricht Class 10 und bedeutet, eine Karte überträgt mindestens 10 MB/s beim sequenziellen Lesen und Schreiben. UHS- 3-Karten schaffen mindestens 30 MB/s.

©Transcend
Videogeschwindigkeit: Videofilmer orientieren sich am besten an der Angabe zur Videogeschwindigkeit einer Speicherkarte, die mit V10, V30, V60 oder V90 angegeben wird. Analog zu Class 10 beziehungsweise UHS-1 bedeutet V10, dass eine Karte eine ununterbrochene Schreibgeschwindigkeit von mindestens 10 MB/s leistet, was beispielsweise Voraussetzung für Full-HD-Videos ist. V30 entspricht 30 MB/s (wie UHS-3) und eignet sich für 4K-Video. V60 und V90 übertragen 60 MB/s respektive 90 MB/s, was für 8K-Video nötig ist. App-Performance: Vor allem für Smartphone-Benutzer wichtig ist die App-Performance-Klasse. Ab Android 8 lassen sich Micro-SD-Karten als interner Speicher einbinden, sodass Sie Apps darauf ablegen und schneller starten können. Karten der Klasse A1 schaffen mindestens 1500 Iops (Input/Output Operations Per Second) beim zufälligen Lesen und mindestens 500 Iops beim zufälligen Schreiben. A2 steht für mindestens 4000 Iops beim zufälligen Lesen und mindestens 2000 Iops beim zufälligen Schreiben. Die Datenrate für sequenzielles Lesen und Schreiben liegt bei beiden Klassen bei mindestens 10 MB/s, entspricht also wieder Class 10, UHS-1 und V10. Doch nicht nur mittels der diversen Geschwindigkeitsklassen geben die Hersteller Auskunft über die Datenraten ihrer Produkte. Transcend etwa beschriftet seine Micro-SD-Karten mit konkreten Geschwindigkeitsangaben wie 633x oder 600x. Dabei orientiert sich der Hersteller an den aus dem CD-Zeitalter stammenden Tempoangaben für das Auslesen der Discs: 1x entspricht etwa 150 KB/s. Demnach bedeutet 600x dann etwa 90 000 KB/s oder 90 beziehungsweise knapp 88 MB/s, je nachdem, welche Umrechnungsformel man einsetzt.
Benchmark: Sequenzielles und wahlfreies Schreiben und Lesen
Die Tempoangaben in den Datenblättern oder auf den Speicherkarten selbst sind natürlich nur theoretische Werte unter Idealbedingungen. Was eine Micro-SD-Karte in der Praxis leistet, hängt vom verwendeten Endgerät ab und davon, welche Art von Daten Sie wie darauf speichern. Damit Sie dennoch einen möglichst realistischen Eindruck über die Geschwindigkeitsunterschiede der einzelnen Kartenserien bekommen, haben wir die Speichermedien dem Benchmark Crystal Disk Mark unterzogen, der sowohl sequenzielles wie auch wahlfreies (zufälliges) Lesen und Schreiben mit verschiedenen Parametern bei den Karten durchführt. Hohe Datenraten beim sequenziellen Lesen und Schreiben sind etwa bei der Aufnahme von längeren Videos wichtig, die einfach nacheinander abgelegt werden. Beim Aufzeichnen von vielen kleinen Einzeldateien wie Fotos oder Musikstücken profitieren Sie dagegen von einem guten Ergebnis beim wahlfreien Lesen/Schreiben. Abschließend ermitteln wir die Zugriffszeit mit dem Benchmark AS SSD . Auch er gibt uns Messwerte für das Lesen und Schreiben aus.
Geschwindigkeit: Diese Unterschiede gibt’s wirklich

©Kingston
Die 64-GB-Karte, die in unseren Geschwindigkeitstests insgesamt am besten abschnitt, war die Transcend 300S für gerade mal 10 Euro. Sie entspricht Class 10 und UHS-1, Angaben zur Videogeschwindigkeit und zur App-Performance macht der Hersteller nicht. Dafür soll die Karte laut Hersteller bis zu 95 MB/s beim Lesen schaffen. In unseren Tests erreichte die 300S tatsächlich sequenzielle Leseraten von immerhin 92 MB/s – also fast die Herstellerangabe. Der Rest des Testfelds schaffte um die 90 MB/s beim sequenziellen Lesen. Spitzenreiter sind hier die Kingston Canvas Go und React mit jeweils 92,6 MB/s. Deutlichere Unterschiede stellten wir dagegen beim sequenziellen Schreiben fest. Hier hatten die Sandisk Extreme Pro sowie die Toshiba Exceria Pro M501 mit jeweils um die 81 MB/s die Nase vorn. Mit 33 MB/s am schlechtesten schnitten hier interessanterweise die Transcend 300S – unsere Geschwindigkeitssiegerin –, die Samsung EVO Plus sowie die Toshiba M203 ab. Alle drei Modelle tragen jedoch auch nur die Klassifizierungen Class 10 und UHS-1, während die Toshiba Exceria Pro M501 mit UHS-3 ausgezeichnet ist. Hier zeigt sich also, dass die UHS-Klassifizierung zumindest bei dieser Karte nicht nur eine Marketing-Aussage ist.
SD-Karten: Express-Standard für mehr Tempo und bis zu 128 TB Speicherplatz Beim wahlfreien Lesen erzielten ebenfalls die Toshiba Exceria Pro M501 sowie die Transcend 300S mit im Schnitt 7,8 MB/s die besten Ergebnisse. Die Schlusslichter sind im Hause Kingston zu finden: Die Canvas React und Go schafften beim wahlfreien Lesen nur etwa 5,3 MB/s – trotz Class 10, UHS-1 und V30. Allerdings beziehen sich diese Tempoangaben nur auf das sequenzielle Lesen. Beim wahlfreien Schreiben sowie bei der Zugriffszeit zeigte sich ein ähnliches Bild: Die Transcend 300S setzte sich bei beiden Tests an die Spitze, die 20 Euro teurere Transcend 500S bildete das Schlusslicht beim wahlfreien Schreiben. Die längste Zugriffszeit hatte die Transcend High Endurance . Sie ist speziell für Überwachungskameras und Actioncams konzipiert, daher ist das Ergebnis zu entschuldigen. Andererseits bewies die Samsung Pro Endurance , dass auch Micro-SD-Karten für den Videoeinsatz kurze Zugriffszeiten haben können.



Fazit
Rechnet man alle Ergebnisse unserer Geschwindigkeitstests zusammen, so hat mit der Transcend 300S das Einsteigerprodukt des Herstellers gewonnen. Die Premium-Karte, die Transcend 500S mit längerer Garantie, landete hinsichtlich ihres Tempos auf dem drittletzten Platz, den Schluss bildete die Spezialkarte Transcend High Endurance. Diese ist wiederum auf die Aufnahme von Videos spezialisiert, wo es vor allem auf hohe sequenzielle Datenraten ankommt – und die hat sie! Gesamttestsieger wurde die Sandisk Extreme for drones , dicht gefolgt von der Sandisk Extreme. Beide Karten sehen exakt gleich aus, kosten gleich viel, tragen die gleichen Tempoauszeichnungen und hatten auch in etwa die gleichen Tempomesswerte. Hier versucht der Hersteller also, zwei Zielgruppen mit einer Karte zu erreichen. Doch ist die Extreme „nur“ die Mainstream-Serie. Das etwa gleich teure (!) Highend-Modell heißt Extreme Pro : Sie schafft laut Hersteller ein Lesetempo von bis zu 170 MB/s (Extreme: 160 MB/s) und ein maximales Schreibtempo von 90 MB/s (Extreme: 60 MB/s). In unseren Tests erzielten alle Karten im Schnitt etwa gleich hohe Leseraten von 92 MB/s. Bei den Schreibraten hatte die Extreme Pro mit 81 MB/s leicht die Nase vorne, während es die Extreme-Karten auf 70 beziehungsweise 67 MB/s schafften.

©Toshiba
Die beiden getesteten Samsung-Karten liegen preislich immerhin etwa 30 Euro auseinander: Die teurere Pro Endurance , die laut Hersteller 100 MB/s beim Lesen und maximal 30 MB/s beim Lesen schaffen soll, schnitt im dazugehörigen Benchmark deutlich besser ab als die EVO Plus , der Samsung Datenraten von 80 MB/s beim Lesen und 20 MB/s beim Schreiben bescheinigt. Allerdings glich die günstigere Karte diesen Unterschied durch die übrigen Tempotests wieder aus, so dass beide Modelle am Ende gleich auflagen. Kingston und Toshiba gelingt es dagegen tatsächlich, mit ihren Micro-SD-Karten das Motto „je hochwertiger/hochpreisiger, desto schneller“ umzusetzen: Die 30 Euro teure Kingston Canvas React lag bei den Geschwindigkeitstests vor der 34 Euro teuren Canvas Go , Schlusslicht bildete das Einsteigermodell Canvas Select für 15 Euro. Analog dazu schaffte es die 47 Euro teure Toshiba Exceria Pro M501 tempotechnisch vor die Exceria M303 für 39 Euro beziehungsweise die M203 für 24 Euro. Kingston und Toshiba machen auch als einzige Hersteller zwischen den Serien keine Unterschiede bei der Garantiedauer.