Provider-Wechsel haben manchmal ihre Tücken. Im besten Fall funktioniert die Umstellung des Telefon- und Internet-Anschlusses problemlos, es kann dabei aber auch eine Menge schiefgehen und der Kunde ist unter Umständen längere Zeit abgekoppelt – auch wenn er das nicht sein darf.
Was liegt da näher, als wenn zufriedene Kunden bei ihrem Provider bleiben, aber einen neuen Vertrag abschließen, um über ein Upgrade einen deutlich schnelleren 50 MBit-Anschluss zu erhalten. Gleichzeitig gibt es noch eine Art „Wechsel- oder Neukundenbonus“ obendrauf. Das Premiummodell der Fritzbox stellt der Anbieter gegen einen geringen monatlichen Obolus auch gleich zur Verfügung und bei der Vertragsunterzeichnung versichert der Verkäufer, man könne alle Funktionen des Routers inklusive Voice over IP (VoIP) nutzen – so wie bisher auch!

Einschränkungen nicht nur bei Kabelanbietern
So weit so gut, der Router kommt, der Wechsel klappt problemlos und dank der Fernkonfiguration der Fritzbox über die Leitung muss man nicht einmal die Zugangsdaten in das Konfigurationsmenü des Routers eintragen – wie praktisch.
Doch beim Einrichten einer zusätzlichen VoIP-Leitung von Sipgate kommen erste Zweifel: Die Einstelldaten lassen sich nicht speichern, auch wenn die Felder dafür in der Bedienoberfläche des Routers vorhanden sind. Nach vielfachen Fehlversuchen keimt der Verdacht auf, dass der Internet-Anbieter alternative VoIP-Dienste einfach aussperrt. Angefragt bekommt man den Verdacht bestätigt: „Sie können über die von uns bereitgestellten Endgeräte keine eigenen SIP-Daten eintragen. Jedoch können Sie hinter die Fritz!Box einen eigenen Router zusätzlich anschließen und in diesen Ihre SIP Daten hinterlegen. Für die Konfiguration von Fremdgeräten übernehmen wir keinen Support“, heißt es da. Dabei hatte der Verkäufer doch etwas ganz anderes versprochen – natürlich nur mündlich, einen Nachweis hat der Kunde damit in aller Regel nicht.
Das gleiche Muster beim Firmware-Update: Weder die automatische noch das manuelle Aktualisierung funktionieren, obwohl vom Hersteller längst eine neue Firmware bereitsteht.
Die besten Gratis-Downloads für Ihre Fritzbox
„Provisioning“ konfiguriert den Router automatisch
Der Grund für solche Einschränkungen ist das sogenannte Provisioning, also das vollautomatische Konfigurieren des Routers über die Leitung. So angenehm das ist, weil man keine Zugangsdaten eingeben muss und das Gerät „out of the box“ läuft, so kann der Provider eben ungeliebte Dienste wie das Telefonieren über alternative VoIP-Anbieter ausschließen.
Bisher waren solche Einschränkungen nur bei Anschlüssen über das TV-Kabel üblich. Denn dort bekommt der Kunde häufig ein Kabelmodem, das es wie bei den mit „Cable“ bezeichneten Fritzbox-Modellen (6490, 6360, 6340, 6320) gar nicht im freien Handel gibt. Der Internet-Anbieter stellt also die Hardware zur Verfügung, individuelle Einstellungen, manuelle Firmware-Updates und bestimmte Funktionen lassen sich nicht vornehmen bzw. nutzen. Es steht im Ermessen des Kabelanbieters, was er Ihnen freischaltet.
Deshalb unser Tipp: Lassen Sie sich bei Abschluss eines neuen Vertrages für einen Internet-Anschluss schriftlich (!) die von Ihnen gewünschten Merkmale zusichern.

©Grandstream
Selbsthilfe: So werden Sie die Einschränkungen wieder los
Wer solche Einschränkungen umgehen möchte, muss also zur Selbsthilfe greifen. Ist Voice over IP über den Router gesperrt, hilft ein günstiges echtes IP-Telefon weiter. Solche Geräte gibt es bereits ab gut 30 Euro , sie lassen sich über ein separates Web-Interface konfigurieren, der Router bleibt dabei außen vor.
Im nächsten Schritt versuchen wir, den vom Provider zur Verfügung gestellten AVM-Router (Fritzbox) durch ein Modell eines anderen Herstellers zu ersetzen. Dazu benötigt man zunächst einmal seine individuellen Zugangsdaten seines Providers. Also eine freundliche Mail an den Dienstleister mit der Bitte, die Zugangsdaten für die Nutzung eines anderen Routers mitzuteilen. Die Antwort ist eindeutig: „Vielen Dank für Ihre Email. Unsere Fritzbox stellt das Netzabschlussgerät bei Ihnen dar und es ist nicht möglich einen anderen Router anzuschließen. Unser Router bezieht alle Daten automatisch über die Leitung, deshalb erhalten Sie auch keinerlei Zugangsdaten von uns.“
Kein Problem, dafür gibt es ja das Programm FritzRePass : Es liest die Zugangsdaten aus, wenn der Provider die Fritzbox automatisch konfiguriert und Ihnen Ihre Daten deshalb nicht mitteilt. Sie brauchen FritzRePass gar nicht zu installieren, sondern können es nach dem Entpacken der Zip-Datei direkt aus dem Portable-Verzeichnis starten. Sieben Router mit Gigabit-Tempo im Test Zuvor schalten Sie über ein an die Fritzbox angeschlossenen Telefon noch den sogenannten Telnet-Modus ein: Dazu nehmen Sie den Hörer ab, tippen auf der Telefontastatur „#96*7*“ ein und legen nach dem Bestätigungston den Hörer wieder auf. Nun starten Sie FritzRePass, aktivieren das Feld „Fritzbox Password“ und tippen dahinter das Fritzbox-Passwort ein. Nach einem Bestätigen mit „Login“ aktivieren Sie die Option „DSL – Zugangsdaten“ und klicken auf „OK“. FritzRePass zeigt daraufhin Ihre Zugangsdaten an, die Sie am einfachsten per Copy and Paste mit der Maus in einer Textdatei speichern. Von dort können Sie sie später in einen anderen Router übernehme. Mit „#96*8*“ auf der Telefontastatur schalten Sie den Telnet-Modus der Fritzbox übrigens wieder aus. Die individuellen Zugangsdaten haben Sie als nun, doch bei unserem Provider scheitern alle Versuche, allein mit diesen Zugangsdaten ins Internet zu kommen – egal ob mit einem Router von AVM oder einem Alternativmodell. An der Hardware liegt es jedoch auch nicht, denn mit der ex- und importierten Konfigurationsdatei steht die Verbindung mit einer „Original“-Fritzbox sofort.

Firmware-Update, wenn der Provider die Aktualisierung verhindert
Zurück zum Firmware-Update: Sie können die Aktualisierung natürlich manuell vornehmen, allerdings funktioniert auch das nicht, wenn die Fritzbox bereits am Internet-Anschluss zwangskonfiguriert wurde. Doch auch hier gibt es einen Trick: Zunächst sichern Sie die bisherigen Einstellungen , damit Sie anschließend nicht wieder alles neu eintippen müssen. Dann laden Sie vom AVM-Server die für Ihr Router-Modell passende Aktualisierung aus dem Internet und speichern die Image-Datei auf der Festplatte. Anschließend setzen Sie die Fritzbox auf die Werkeinstellungen zurück und spielen das Firmware-Update manuell ein. Jetzt müssen Sie nur noch die zuvor gespeicherte Konfiguration analog zum Sichern auf dem aktualisierten Gerät wiederherstellen – schon haben Sie die neue Firmware Ihrer Fritzbox.
Alternativ lässt sich das Firmware-Update über das „ ruKernelTool “ erzwingen. Das Programm liegt in zwei Versionen vor, für 32-Bit und 64-Bit-Versionen von Windows. Für den Download muss man sich beim Autor als Beta-Tester anmelden. Hat man das Programm heruntergeladen, ist es mit Administratorrechten (Rechtsklick: „Als Administrator ausführen“) zu starten. Achtung: Verwenden Sie das ruKernelTool nur, wenn Sie über ausreichend Erfahrung verfügen – insbesondere, wenn Sie den „Experten-Modus“ aufrufen. Lesen Sie unbedingt die Kurzanleitung im gleichnamigen Register.