Obwohl PC-Gehäuse kleiner werden, Lüftergeräusche bei passiver Kühlung wegfallen und Multimedia-Oberflächen wie Windows Media Center und XBMC für Fernsehbildschirme gut geeignet sind, blieb Media-PCs der große Erfolg im Wohnzimmer versagt. Die Kombination von entspannter Wohnzimmeratmosphäre und konventioneller, ganz unentspannter PC-Technik stieß nie auf breite Akzeptanz. Fernsehgeräte im Netz und online Stattdessen füllt nun eine andere Geräteklasse die Lücke: Smart-TVs sind ausgereift und kombinieren den Fernseher mit netzwerkfähiger Hardware. Diese dient etwa zum Streamen von Filmen und zum Abruf von Inhalten von der Couch über eine Internet- oder Netzwerkverbindung. Von größeren Herstellern gibt es zudem eigene, meist auf ein Gerätemodell zugeschnittene Apps, um das Gerät um Funktionen und sogar einfache Spiele zu erweitern. Der Markt hat offensichtlich auf Smart-TVs gewartet. Laut einer Studie des Branchenverbands Bitkom war 2012 schon jedes zweite in Deutschland verkaufte TV-Gerät netzwerkfähig. Das heißt zwar noch nicht, dass alle Anwender die Möglichkeiten auch voll ausschöpfen, zeigt aber deutlich den Trend, dem die Hersteller folgen: Smart-TVs wollen Internet-Inhalte, TV-Programme und Apps künftig auf einem Bildschirm vereinen. Smart-TVs im lokalen Heimnetzwerk

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Die meisten Smart-TVs lassen sich kabelgebunden über Ethernet anbinden, und dies ist auch die ideale Anschlussart. Die Netzwerkverbindung über Kabel liefert die beste Geschwindigkeit und ist außerdem kaum störanfällig. Über den bei Smart-TVs üblichen 100-MBit-Ethernet-Port lässt sich auch noch ein Full-HD-Video in 1080-p-Auflösung vom PC zum TV-Gerät übertragen, ohne dass es dabei zu Aussetzern kommt. Einige der teureren Smart-TVs haben zusätzlich einen internen WLAN-Chip, und die Geräte ohne serienmäßiges WLAN lassen sich mit einem zusätzliches WLAN-Modul am USB-Port ins Drahtlosnetzwerk bringen. Planen Sie die Anschaffung eines WLAN-Sticks, sollten Sie nur zu einem Adapter greifen, den der Hersteller für Ihr Fernsehgerät empfiehlt. Denn die Firmware des Smart-TV hat nur Treiber für einen bestimmten WLAN-Chipsatz an Bord, und andere WLAN-Sticks werden über das Einstellungsmenü schlicht nicht als Netzwerk-Hardware erkannt. Dies lassen sich TV-Hersteller bezahlen: Die zertifizierten Sticks kosten zwischen 30 und 50 Euro und sind damit doppelt so teuer wie vergleichbare WLAN-Sticks.
Die besten Smart-TVs im Überblick

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Bei WLAN entfällt das zusätzliche Netzwerkkabel vom Wohnzimmer zum Router dann zwar, aber die Bandbreite reicht auch bei 802.11n nicht für HD-Videos. Denn erfahrungsgemäß steht abzüglich Overhead und Fehlerkorrektur im WLAN allenfalls die Hälfte der vom Hersteller angegebenen Maximalbandbreite zur Verfügung. Die Netzwerkanbindung von Smart-TVs ist dank DHCP kein großes Problem – allerdings ist die erste Konfiguration mit Fernbedienung, steinzeitlichen Benutzeroberflächen und missratenen Übersetzungen bei den meisten Herstellern immer wieder ein Grund, ins Handbuch zu sehen. Bei LG wurde DHCP beispielsweise für ein Publikum mit wenig technischem Vokabular zu „IP Auto Setting“ umbenannt. Tipp: TV-Geräte und Router stehen meist weit auseinander, und es nicht immer möglich, Kabel durchs Wohnzimmer unsichtbar zu verlegen. Deshalb sind Smart-TVs für den Einsatz von Powerline-Adaptern prädestiniert – sofern deren Einsatz die Elektroinstallation in Haus und Wohnung zulässt. Streaming-Clients: Mit Zusatz-Tools

Da ein Großteil der aktuellen Smart-TVs die Spezifikation der Digital Living Network Alliance (DLNA) erfüllt, können Sie über den Fernseher Multimedia-Dateien wiedergeben, die auf anderen im Netzwerk eingebundenen Geräten gespeichert sind. Dazu agiert der Smart-TV als DLNA-Client, und jener PC, der im Netzwerk die Inhalte bereit stellt, muss seine Dienste als DLNA-Server anbieten. Das Abspielen klappt auch direkt von anderen Geräten wie etwa NAS-Boxen und Smartphones, sofern diese den DLNA-Standard erfüllen. In der Praxis ist die unzulängliche Codec-Unterstützung von Smart-TV dabei immer wieder ein Manko: Was der eine Hersteller an Video- und Audioformaten unterstützt, ist dem nächsten Gerät völlig unbekannt. Die beste Unterstützung von Codecs und Formaten findet sich momentan bei Samsung. Bei den teureren TV-Modellen des Herstellers funktionieren auch Codecs wie Xvid, H.264 und VP6. Eine Übersicht bietet die Seite samsungdforum . Geräte von LG, Sharp und Toshiba können ebenfalls mit vielen gebräuchlichen Formaten umgehen. Schwierig macht es dagegen Sony: Etwas anderes als MPEG-2 und AVCHD verstehen dessen Smart-TVs nicht. In diesem Fall hilft ein DLNA-Server, der den Stream vor dem Versenden gleich in ein passendes Format transcodiert. Dies können unter Windows beispielsweise die Programme Tversity (Shareware ab 5 US-Dollar) und Serviio (Freeware-Version und Pro-Version für 25 US-Dollar). Achten Sie auch darauf, dass Samsung und Sharp immer ein bestimmtes DLNA-Profil vom Server erwarten und sonst den Stream nicht erkennen. Fertige Profile gibt es in den Support-Foren der Software.
PC-WELT Smart-TV-App ab sofort verfügbar Fernbedienung adieu: TV per WLAN steuern Auch wenn WLAN zu langsam ist, um Filme in HD-Qualität über das Netzwerk abzuspielen, so ist das Drahtlosnetzwerk immerhin sehr praktisch, um Smart-TVs zu steuern. Smartphones oder Tablets bieten hier vergleichsweise mehr Komfort als die dem Gerät beiliegende Infrarot-Fernbedienung, die vor allem längere Texteingaben im SMS-Stil umständlich macht. Damit die Fernsteuerung funktioniert, müssen alle Geräte über denselben WLAN-Router verbunden sein – sich also im selben Netzwerk befinden. Es gibt allerdings keinen einheitlichen Standard für die Fernsteuerung von TV-Geräten per WLAN. Sie müssen also die zu Ihrem Smart-TV passende App installieren. Samsung: Für die Geräte des koreanischen Herstellers gibt es auf Google Play zur Fernsteuerung die offizielle, kostenlose Android-App Samsung Smartview in jeweils einer Ausführung für Smartphones und Tablets.

In der letzten App-Version hat Samsung deren Fähigkeiten allerdings stark eingeschränkt, so dass inzwischen die inoffizielle Fernbedienungs-App Smart TV Remote für Smartphones und Tablets die bessere Wahl ist. Diese App kommt mit der B-, C-, D- und E-Serie von Samsung-Smart-TVs klar. Sony: Ein solide Android-App für eine Reihe von Sony-Geräten bietet der Hersteller unter dem Namen „ Media Remote for Android “ kostenlos auf Google Play an. Die Liste unterstützter Geräte umfasst nicht nur Smart-TVs vom Typ Sony Bravia, sondern auch Blu-ray-Player und AV-Receiver. LG: Speziell für Modellserien veröffentlicht LG Android-Apps zur Fernsteuerung. Die App LG TV Remote gibt es in einer eigenen Version für Geräte, die 2011 auf den Markt kamen, als auch für Smart-TVs von 2012. Apps und Extras Alle Smart-TVs werden mit vorinstallierten Apps ausgeliefert. Darunter sind meist Apps von bekannten Anbietern wie Youtube oder Yahoo zu finden, weitere TV-Apps gibt es im herstellereigenen App-Market über die Internet-Verbindung. Bei Samsung gelingt dies beispielsweise im „Smart Hub“ über „Samsung Apps“, bei LG im „Home Dashboard“ über „LG Apps“. Wie viel Spaß bei der Nutzung der Miniprogramme aufkommt, ist je nach TV-Modell sehr unterschiedlich. In den Webbrowsern der Smart-TVs erfolgt der Seitenaufbau beispielsweise sehr zögerlich, und bei Youtube funktioniert das Umschalten auf HD-Qualität meist nicht. Wer Wert auf gute Apps und einen benutzbaren Webbrowser legt, sollte die einzelnen Funktionen beim Händler am besten selbst am Bildschirm testen. Das gilt auch für die Audio- und Video-Apps, um Inhalte über die Internetverbindung abzurufen. Jeder Hersteller hat einen anderen Anbieter im Programm, um sich von der Konkurrenz zu unterscheiden: Samsung bietet Maxdome und Acetrax an, während es bei Philips Viewster und Videociety sind. Sony offeriert Qriocity und die Videotheken diverser deutschsprachiger Fernsehsender. Sicherheitslücken und Firmware-Updates

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Kein Gerät, das mit einem Netzwerk verbunden ist, kann zu hundert Prozent sicher sein. Diese Binsenweisheit gilt inzwischen nicht nur für PCs, Smartphones, Tablets und Router, sondern auch für Smart-TVs. Erweiterte Fähigkeiten bringen auch mehr potenzielle Sicherheitslücken. So wurde Ende 2012 beispielsweise bekannt, dass mehrere Samsung-Modelle über einen Bug in der Firmware über das Netzwerk verwundbar sind und etwa gespeicherte Benutzerdaten sowie Inhalte angeschlossener USB-Geräte preisgeben. Schlimmstenfalls könnten sich die Geräte sogar aus dem Netzwerk mit Malware infizieren lassen, so die Entdecker der Lücke vom Sicherheitsdienstleister Revuln . Einige der größeren Hersteller wie Samsung unterstützen ausgelieferte Modelle nachträglich noch mit Firmware-Updates, um Sicherheitslücken zu flicken. Für Anwender bedeutet dies, dass mit dem Smart-TV ein weiteres Gerät in den Haushalt kommt, dessen Software bisweilen Updates benötigt, die es im Support-Bereich der Hersteller-Webseiten gibt. Ein Update funktioniert üblicherweise mit einem angeschlossenen USB-Stick über das Support- oder Servicemenü und ist meist unkompliziert.
Smart-TV mit 4 Millionen Pixel von Toshiba
Andere Betriebssysteme auf Smart-TVs
Das Betriebssystem von Smart-TVs nutzt einen speziell angepassten Linux-Kernel als Grundlage. Teile der Firmware stehen unter einer Open-Source-Lizenz und müssen deshalb veröffentlicht werden. Trotzdem lassen sich Änderungen daran nur schwer auf eigene Faust durchführen. Wichtige Chipsatz-Treiber halten die Hersteller unter Verschluss, und an Fremdentwicklungen, die über die Möglichkeiten des veröffentlichen SDK (Software Development Kit) hinausgehen, sind sie nicht interessiert. Eine große Entwicklergemeinde hat sich, anders als um Router und Android-Smartphones, um Smart-TVs deshalb nicht gebildet – alle freien Projekte stecken noch in den Kinderschuhen. Alternative Firmware-Versionen stehen vor allem für Smart-TVs von Samsung zur Verfügung. Ihren Ursprung haben diese inoffiziellen Versionen im dem Linux-System Samygo, das auf Modelle ab dem Jahr 2008 abzielt. Diese Firmware unterstützt eine breite Auswahl von Geräten und bietet in einem englischsprachigen Wiki Informationen, Kompatibilitätslisten und Software. Ins Leben gerufen hat das Projekt der Software-Entwickler Erdem U. Altinyurts, der an der Universität Istanbul Informatik studiert.

Generell funktioniert das Aufspielen einer manuell modifizierten Firmware nur dann, wenn Sie das Gerät noch nicht auf die neueste Samsung-Firmware aktualisiert haben. Samsung klassifiziert seine Gerätemodelle in A-, B-, C-, D- und E-Serie. Jede dieser Serien erfordert eine eigene Herangehensweise: Bei älteren Geräten der A- und B-Serien lässt sich die neue Firmware noch vergleichsweise einfach über einen vorbereiteten USB-Stick am TV-Gerät nachladen. Bei neueren Serien geht dies nicht mehr, und als Umweg kommt stattdessen das versteckte Servicemenü für Hotels und Gaststätten zum Einsatz, das Anpassungen für die Bedienoberfläche von Smart-TVs von Samsung bietet. Eine Übersicht der unterstützten Geräte bietet das Wiki von Samygo .
Aus rechtlichen Gründen kann keine fertige Firmware zum Download angeboten werden, es gibt nur Patches für die manuelle Modifikation über ein Python-Script. Die Anpassungen erfordern grundlegende Linux-Kenntnisse und ein genaues Studium der Anleitungen. Voraussetzung für die Eingriffe ist meist ein administrativer Zugang zum TV-System, wie er auch von Android-Smartphones her bekannt ist („rooten“). Eine interessante Erweiterung ist beispielsweise der direkte Zugriff auf Windows-Freigaben vom TV-Gerät aus. Damit lassen sich dann Videos über das Netzwerk abspielen, ohne dass dafür ein DLNA-Server installiert sein muss. Bei einigen Samsung-Modellen ist es mit der alternativen Firmware auch möglich, eine Aufnahmefunktion zu aktivieren, obwohl die Geräte von Haus aus nicht damit ausgestattet sind.