Zugegeben, anfangs musste man Glück haben, um eines der Exemplare dieses neuen, begehrten Kleinstrechners zu ergattern. Das lag eben auch daran, dass man für das erste Jahr 2012 weltweit gerade einmal mit rund 50.000 Stück des Raspberry Pi plante – am Ende war es dann die zehnfache Menge. Längst hat Sony die Massenproduktion aufgenommen und man bekommt den Raspberry Pi auch hierzulande schnell bei Amazon , Conrad und Co inklusive Versand für weniger als 40 Euro. Die Bestellung im Ausland mit wochenlanger Warterei hat also ein Ende.
Raspberry Pi: Smart TV im Wohnzimmer

©Raspberry Pi
Der Mini-PC in Form einer Platine ist nach wie vor auch etwas für Bastler. Die Betonung liegt auf dem Wort „auch“, denn das gute Stück lässt sich ganz einfach und ohne jegliche Kenntnisse über das darauf laufende Betriebssystem Linux einsetzen: so eben auch als Media Center an praktisch jedem Fernseher im heimischen Wohnzimmer. Raspberry Pi: Der Computer im Eigenbau Einzige Voraussetzung am Fernseher ist ein HDMI-Anschluss, den seit Jahren jedes TV-Gerät besitzt, sowie ein Zugang zum Internet. Dieser lässt sich über die Ethernet-Buchse auf der Raspberry-Platine oder einen eingesteckten WLAN-USB-Dongle realisieren. Das ist wirklich schon alles.
Mini-PC als Media Center einrichten
Auf der offiziellen Webseite stehen im Download-Bereich gleich mehrere fertige Images auf Linux-Basis zum Herunterladen und Installieren auf dem Raspberry Pi zur Verfügung. Speziell für den Einsatz als Media Center entwickelt wurde die Variante Raspbmc, die auf den Mini-PC portierte Media-Center-Software XMBC . Von dem zugrundeliegenden Linux-System bekommen Sie kaum etwas mit, Sie bedienen stets eine schicke grafische Oberfläche. So geht’s: Die Einrichtung über Windows ist einfach. Stecken Sie eine mindestens vier GByte große, leere SD-Karte (oder eine Micro-SD-Karte mit Adapter) über einen Cardreader oder über einen eingebauten Kartenslot an Ihren PC an. Diese SD-Karte dient anschließend als „Festplatte“ im Raspberry Pi. Öffnen Sie im Browser die Setup-Seite , laden Sie den Windows-Raspbmc herunter und entpacken diese Zip-Datei.

Fahren Sie mit einem Doppelklick auf die entpackte Setup-Datei fort und drücken die Schaltfläche „Accept -> Install“, nachdem Sie im Fenster „Raspbmc Installer“ Kontrollhäkchen vor das Laufwerk und die Lizenzbedingungen gesetzt haben. Es dauert einen Moment, bis das zugehörige Image aus dem Internet geladen und auf die SD-Karte übertragen wurde. Schließen Sie das Fenster, entnehmen Sie die Speicherkarte und stecken Sie diese in den Kartenslot auf der Unterseite des Raspberry Pi. Nachdem Sie Maus, Tastatur, Monitor beziehungsweise Fernseher und das Netzwerkkabel (!) angeschlossen haben, stecken Sie das USB-Kabel für die Stromversorgung ein. Nun heißt es einfach, rund 30 Minuten zu warten, währenddessen sich die Media-Center-Software vollautomatisch installiert.
Fotos, Videos, Musik und noch viel mehr!

Sind alle Aktualisierungen heruntergeladen und das Raspbmc-System aufgespielt, schließen Sie den Raspberry Pi an Ihren Fernseher im Wohnzimmer an, sofern Sie dies nicht schon ohnehin gemacht haben. Als Stromversorgung dient ein handelsübliches Netzteil mit Mini-USB-Kabel, für die Bedienung und Steuerung verwenden Sie im Moment noch USB-Tastatur und -Maus. Der Kleinrechner mit der Media-Center-Oberfläche Raspbmc bootet in weniger als einer Minute, dann kann es sofort losgehen. Im ersten Schritt werden Sie aufgefordert, die Sprache zu wählen: Die stellen Sie auf „Deutsch / German“ um, der Raspberry Pi startet daraufhin mit deutscher Menüführung neu. Auf der Programmoberfläche sehen Sie am Fernseher die Rubriken „Wetter“, „Bilder“, „Videos“, „Musik“, „Programme“ und „System“ – das alles erklärt sich ja selbst. Die lokale Wettervorhersage ist schnell eingerichtet und funktioniert auch hierzulande tadellos: Der Hauptbildschirm zeigt oben links ein kleines Wettersymbol mit aktueller Temperatur, ein Klick auf „Wetter“ blendet die Aussichten für die nächsten Tage ein. Live-TV auf dem Raspberry Pi einrichten Die drei Rubriken zu den Multimediainhalten funktionieren ähnlich, per USB angeschlossene oder im Netzwerk verbundene Datenträger lassen sich über die Funktion „Quelle hinzufügen“ einbinden. Haben Sie Ihre vorhandenen Speicherorte für Filme, Bilder und Music aktiviert, können Sie die Inhalte über die „Files“-Funktion auswählen und abspielen. Als besonders praktisch erweist sich die Zusatzfunktion „Add-ons -> Mehr“. Dahinter verbergen sich vorkonfigurierte Elemente wie Google, Picasa oder Flickr bei den Fotos und YouTube, die Mediatheken diverser Fernsehsender, die Tagesschau sowie Videos vieler Web-Portale bei den Filmen. Im Musikbereich sind Grooveshark und eine Reihe weiterer Dienste bereits verfügbar, darunter auch die Podcasts und das Liveprogramm mehrerer Radiostationen. In den „System“-Einstellungen finden Sie unter anderem „Live-TV“ mit elektronischem Programmführer (EPG) und Aufzeichnungsfunktion, die Unterstützung von Apples AirPlay, die Auswahl als UPnP-Server sowie als -Wiedergabegerät und manches mehr zur Verfügung.

Ein Blick lohnt schließlich noch in die Rubrik „Programme -> Mehr“: Darin finden Sie einige nützliche Anwendungen fürs Wohnzimmer, von der Anzeige neuer E-Mails von Google Mail oder anderen Providern. Noch umfasst die Liste allerdings nur rund 50 Einträge, viele weitere Module wie die Fernseh-App Zattoo oder ein Anrufmonitor für die Fritzbox sind denkbar.
Raspberry Pi per Android-App steuern
Sofort startklar ist der Raspberry Pi mit Tastatur und Maus. Wer den Computer aber im Wohnzimmer am TV-Gerät als Media-Center nutzt, kann das viel bequemer per Smartphone oder Tablet-PC erledigen. Die Android-App XBMC Remote laden und installieren Sie aus dem Play-Store auf Ihrem Mobilgerät und notieren anschließend auf der XBMC-Oberfläche des Raspberry Pi über „System -> Systeminfo“ die IP-Adresse im Netzwerk. Aktivieren Sie ferner über „System -> Einstellungen -> Dienste -> Webserver“ die Option „Steuerung über http zulassen“. Merken Sie sich zudem Port, Usernamen und Passwort (voreingestellt: 80 – xbmc – kein Passwort).

Nun öffnen Sie die Remote-App auf dem Android-Gerät und binden über „Add Host“ den Raspberry Pi ein. Im Feld „Name for this instance“ legen Sie einen Namen fest, zum Beispiel „Raspberry Pi“. Die Felder „Host or IP address”, “Username” und “Password” füllen Sie mit den zuvor notierten Einträgen, die übrigen Angaben lassen Sie unverändert. Nun können Sie das Media-Center am Fernseher bequem von der Couch mit Tablet oder Smartphone steuern: Das System reagiert praktisch verzögerungsfrei auf jeden Tastendruck. Für Apples Geräte steht eine analoge iOS-App zum Fernsteuern zur Verfügung. Das Raspbmc Media Center ist nur eines von zahlreichen Projekten für den Raspberry Pi. Im Internet finden Sie jede Menge weiteres Zubehör und weitere Einsatzmöglichkeiten. Bequem macht die Noobs-Oberfläche die verschiedenen Anwendungen, welche verschiedene Betriebssysteme für den Kleinrechner auf einer Oberfläche zur Auswahl stellt.

©Raspberry PI

©Raspberry PI






