Im Mobilfunk sind sie schon lange an der Tagesordnung, bei DSL halten sie jetzt auch Einzug: Die Rede ist von gedrosselten Internet-Flatrates, also Tarifen, die ab einem bestimmten Datenverbrauch für den Rest des Monats stark ausgebremst werden. Nicht weniger brisant ist, dass manche Anbieter bestimmte Internet-Daten wie Youtube-Videos oder Tauschbörsen-Protokolle aktiv oder passiv ausbremsen. Wir verschaffen Ihnen einen Überblick über Tarife, bei denen Sie ausgebremst werden und geben Tipps zur Verringerung Ihres Datenverbrauchs. Mobilfunk: Drosselung technisch quasi unumgänglich
Viele Mobilfunknutzer haben sich inzwischen zähneknirschend damit abgefunden, dass der Werbeslogan „Endlos surfen zum Festpreis“ nicht bedeutet, dass man auch mit voller Geschwindigkeit endlos surfen kann. Je nach Tarif ist nach einigen Megabyte oder Gigabyte Schluss mit Highspeed-Internet. Für den Rest des (Abrechnungs-)Monats muss man sich dann mit mickrigen 64 oder gar 32 KBit/s begnügen, statt mit bis zu 42 MBit/s (UMTS/HSPA+ DC) oder 150 MBit/s (LTE) unterwegs zu sein.
Beim Mobilfunk ist das Prinzip der Drosselung vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Frequenzen und damit die Breitband-Kapazitäten in den Handynetzen limitiert sind. Und alle Nutzer, die in die gleiche Funkzelle eingebucht sind, müssen sich deren maximale Bandbreite teilen. In kabelgebundenen Netzen wie DSL und TV-Kabel gilt dieses Argument hingegen nicht. Denn hier muss man sich nur die Bandbreite der Vermittlungsstelle beziehungsweise die des Übergabepunkts des Providers ins Internet mit anderen Benutzern teilen. Und diese Knoten lassen sich mit vergleichsweise geringen Investitionen durch (zusätzliche) Glasfaser-Leitungen nahezu unbegrenzt aufrüsten.
Festnetz: Hier werden Sie gedrosselt

Trotzdem hat die Telekom seit dem 2. Mai 2013 eine Drosselungs-Klausel in die Leistungsbeschreibung ihrer Call&Surf-DSL-Tarife aufgenommen: Bei Anschlüssen mit bis zu 16 MBit/s wird zukünftig die Geschwindigkeit ab 75 GB bis zum Anfang des nächsten Abrechnungsmonats auf 2 MBit/s reduziert. Bei Tarifen mit schnelleren Anschlüssen gelten die folgenden Grenzen: 200 GB bei 50 MBit/s (VDSL), 300 GB bei 100 MBit/s (Glasfaser) und 400 GB bei 200 MBit/s (ebenfalls Glasfaser). Technisch umsetzen will die Telekom die Drosselung zwar erst 2016, trotzdem gibt es schon jetzt hitzige Diskussionen und Benutzer-Proteste. Die Aussage, dass es zu einem höheren Preis auch weiterhin ungedrosselte Flatrates geben wird, konnte die Gemüter kaum beruhigen.
Auch die Telekom-Tochter Congstar hat angekündigt, 2014 Tarife mit Drosselung einzuführen. Details sind aber noch nicht bekannt.
O2 hat weitgehend unbemerkt bereits vor einiger Zeit eine Drosselung für einige seiner DSL-Anschlüsse eingeführt. Betroffen sind Kunden, die in Gegenden wohnen, in denen der O2-Mutterkonzern Telefonica über kein eigenes DSL-Netz verfügt. Dort kann das Unternehmen nicht die nackte Kupferleitung, die vom Kunden zur Vermittlungsstelle führt, von der Telekom mieten, sondern muss auf ein komplettes „Vorleistungsprodukt“ der ehemaligen Monopolisten zurückgreifen. Das Resultat: In den betroffenen Gebieten sind die O2-DSL-Tarife 5 Euro im Monat teurer und der Anschluss wird ab 50 GB Datenverbrauch bis zum Ende des Monats auf 1 MBit/s gedrosselt.
Bei Kabel Deutschland wird auch gedrosselt, davon betroffen sind aber nur die wenigsten. Denn das Limit ist hier ausgesprochen großzügig und wirkt sich nur auf bestimmte Internet-Anwendungen aus: Ab 60 GB Übertragungsvolumen an einem Tag reduziert sich die Geschwindigkeit auf 100 KBit/s, aber nur für Filesharing-Übertragungen. Ab dem darauffolgenden Tag wird die Drosselung wieder aufgehoben und der Zähler zurückgesetzt. Kabel Deutschland behält sich in seinen AGB vor, diese Geschwindigkeits-Reduzierung zukünftig bereits ab 10 GB Datenvolumen pro Tag vorzunehmen.
1&1 hat neben seinen ungedrosselten DSL-Tarifen auch die „Surf & Phone Flat Special“ im Angebot, die zu einem reduzierten Preis von monatlich 19,99 Euro nach einem Verbrauch 100 GB im Monat eine Drosselung auf 1 MBit/s vorsieht. Ab dem dritten Jahr kostet der Tarif allerdings 10 Euro mehr.
Gerüchteweise denkt auch Vodafone darüber nach, gedrosselte Tarife einzuführen.
Test: Werden Sie bereits gedrosselt?

Ob Sie bereits gedrosselt werden, lässt sich einfach herausfinden. Machen Sie einen Geschwindigkeits-Test am Anfang des Monats und an einem beliebigen späteren Tag. Um Tempo-Schwankungen zu relativieren, führen Sie den Test jeweils zu verschiedenen Uhrzeiten durch und bilden Sie einen Mittelwert. Ihr PC sollte für den Test idealerweise per LAN-Kabel mit dem Router verbunden sein. Außerdem sollte sichergestellt sein, dass in dem Moment kein anderes Gerät in Ihrem Heimnetz aufs Internet zugreift. Für den Test nutzen Sie zum Beispiel das PC-WELT-Angebot www.speedmeter.de oder den ebenfalls empfehlenswerten Dienst www.speedtest.net .
Wie Sie verhindern, dass Sie gedrosselt werden, erfahren Sie auf der nächsten Seite.

Anti-Drosselungs-Tipp 1: Volumen nachkaufen
Die einfachste Möglichkeit, der Drosselungs-Falle zu entkommen, ist es natürlich, den Tarif oder Anbieter zu wechseln. Im Falle von UMTS/HSDPA und LTE existieren aber schlichtweg keine Alternativen ohne diese Einschränkung. Es gibt nur die Option, einen Tarif mit mehr Inklusiv-Volumen zu buchen. Oder sich mehrere Tarife zuzulegen und mit den SIM-Karten zu jonglieren. Bei manchen Mobilfunk-Anbietern hat man alternativ die Möglichkeit, Highspeed-Volumen bei Bedarf paketweise nachzukaufen.
Bei den Telekom-DSL-Tarifen soll das Nachkaufen von Highspeed-Datenvolumen ebenfalls möglich sein, sobald die Drosselung technisch umgesetzt wird – also vermutlich ab 2016. Alternativ kann man sich natürlich auch nach einem anderen Tarif oder Provider ohne Geschwindigkeitsbegrenzung umsehen.
Anti-Drosselungs-Tipp 2: Volumen sparen
Die einfachere Lösung ist es, das Drosselungs-Limit gar nicht erst zu erreichen. Das setzt natürlich voraus, dass man seinen Traffic-Verbrauch immer im Blick hat. Auf dem Smartphone geht das ganz einfach: Android 4 zeigt in den Systemeinstellungen an, wie viele Daten im aktuellen Monat übertragen wurden, und zwar getrennt für WLAN und für Mobilfunk. Außerdem lässt sich einsehen, welche Apps besonders datenhungrig waren. In Android ab Version 2.2 lässt sich der Datenverbrauch zum Beispiel mit der Gratis-App „Traffic Monitor Plus“ erfassen.
In iOS finden Sie unter „Einstellungen -> Allgemein -> Benutzung -> Mobile Datennutzung -> Mobile Netzwerkdaten“ die Info, wie viel Traffic seit dem letzten manuellen Zurücksetzen des Zählers angefallen ist. Wesentlich komfortabler ist die kostenlose App Onavo Count. Hier sehen Sie auch, welche Apps für den meisten Datenverkehr verantwortlich waren.

Auch für Windows gibt es Volumen-Zähler, zum Beispiel den kostenlosen Netspeedmonitor . Die Zählung erfasst natürlich nur den PC, auf dem das Tool installiert ist. Haben Sie mehrere Rechner im Heimnetz oder greifen Sie auch noch mit anderen Geräten wie Smartphones, Fernseher oder Stereoanlage auf das Internet zu, ist es mühselig, wenn nicht gar unmöglich, den Verbrauch jedes Geräts kontinuierlich zu erfassen und zusammenzurechnen. Wenn Sie Glück haben, übernimmt Ihr Router diesen Job. Die Fritzbox zum Beispiel zeigt im Konfigurationsmenü unter „Internet -> Online-Monitor -> Online-Zähler“ den Verbrauch des aktuellen und des vergangenen Tages und Monats an. Um den Verbrauch immer im Blick zu behalten, nutzen Sie die kostenlose Desktop-Minianwendung („Gadget“) Fritz!Box Traffic .
Der erste Schritt zu mehr Datensparsamkeit besteht darin, besonders datenhungrige Apps beziehungsweise Programme zu deinstallieren. Das ist natürlich nicht in allen Fällen praktikabel: Sicherlich wird die eine oder andere Anwendung darunter sein, die Sie dringend benötigen. Oft können Sie sie aber zumindest so einstellen, dass sich der Datenverbrauch reduziert.
So ist es natürlich sehr praktisch, wenn eine Cloud-App neu geknipste Fotos sofort auf Ihre Online-Festplatte lädt. Aber hochauflösende Bilder sind nun einmal mehrere MB groß. Besser also, der Upload findet erst statt, wenn Sie in ein WLAN eingebucht sind. Und natürlich möchte man sich Internet-Videos am liebsten in bester Bildqualität anschauen. Aber HD-Qualität verschlingt gut und gerne mindestens 30 MB pro Minute von Ihrem Inklusiv-Volumen. Es ist also durchaus eine Überlegung wert, Videos in geringerer Wiedergabequalität beziehungsweise Auflösung abzuspielen, falls die entsprechende Website diese Option anbietet. Bei Youtube zum Beispiel klicken Sie dazu auf das Zahnrad-Icon in der Player-Leiste und setzen „Qualität“ auf einen niedrigeren Wert.
Auch Apps, für die häufig Updates erscheinen, tragen ihren Teil zum Datenverbrauch bei. Daher sollten Sie die Geräte so einstellen, dass App-Aktualisierungen nur bei einer vorhandenen WLAN-Verbindung geladen werden. Bei Android öffnen Sie dazu den Play Store, tippen Sie auf die Menü-Taste und dann auf „Automatische App-Updates -> Automatische App-Updates nur über WLAN“.
iOS bis Version 6 führt keine automatischen App-Updates durch. Den manuellen Aktualisierungsvorgang im App Store können Sie daher gezielt dann starten, wenn Sie in ein WLAN eingebucht sind. In iOS 7 deaktivieren Sie unter „Einstellungen -> App Store -> iTunes & App Store“ entweder „Mobile Daten verwenden“ oder schalten an gleicher Stelle den automatischen Download für Updates aus.
Anti-Drosselungs-Tipp 3: Volumen reduzieren

Protokolldaten, HTML-Code, Javascripts und Co. werden in der Regel unkomprimiert übertragen. Bilder im JPG- oder PNG-Format sind zwar bereits komprimiert, aber in der Regel nur so stark, dass die Bildqualität nicht leidet. Der Browser Opera bringt sowohl in der Windows- als auch in der Android- und iOS-Version eine Funktion mit, die durch (stärkere) Komprimierung den Datenverbrauch beim Surfen deutlich senkt. Das Prinzip dahinter: Der Browser verbindet sich nicht direkt mit der gewünschten Website, sondern mit einem zwischengeschalteten Server von Opera (Proxy). Dieser fordert die gewünschten Daten von der Website an, komprimiert sie und leitet sie an den Browser weiter. Diese Funktion können Sie unter Opera für Windows und im „Opera-Browser für Android“ (für Android ab Version 3.0) über den Menüeintrag „Offroad-Modus“ ein- und ausschalten. In „Opera Mobile Classic“ (für Android ab Version 1.6) heißt die Option „Opera Turbo“ und lässt sich so einstellen, dass sie nur dann genutzt wird, wenn keine WLAN-Verbindung zur Verfügung steht.
Etwas anders verhält es sich bei Opera Mini, der für Android, iPhone und viele weitere Smartphone- und Handy-Betriebssysteme zur Verfügung steht. Er lädt seine Daten grundsätzlich mit zwischengeschaltetem Opera-Proxy, wobei dieser hier nicht nur zur Kompression, sondern auch zum Berechnen (Rendering) der Web-Seiten genutzt wird. Der Browser erhält also statt den Einzelteilen einer Web-Seite ein komprimiertes Gesamtpaket mit den aufbereiteten Inhalten. Das spart nicht nur Datenvolumen, sondern auch Rechenleistung, was sich positiv auf die Akkuleistung und bei langsamen Geräten auch auf die Darstellungs-Geschwindigkeit auswirkt. Allerdings ist die Darstellungs-Qualität dafür nicht immer optimal.
Möchten Sie nicht nur den Datenverkehr des Browsers minimieren, sondern den des kompletten Smartpones oder Tablets, können Sie die Gratis-App „Onavo Extend“ für Android ab Version 4 und für iPhone/iPad nutzen, die Sie in den App Stores und über www.onavo.com erhalten. Sie baut eine VPN-Verbindung zu einem Server des Anbieters auf, über den dann der gesamte Internet-Verkehr des Geräts geleitet wird. Der VPN-Server komprimiert – soweit möglich – die empfangenen Daten, bevor es sie ans Mobilgerät weiterleitet. Eine Statistik innerhalb der App zeigt an, wie viel Datenvolumen sie ihnen bereits gespart hat.
Bei allen Apps beziehungsweisen Diensten, die den Datenverkehr umleiten, sollten Sie jedoch im Hinterkopf behalten, dass deren Betreiber alle unverschlüsselten Daten mitlesen könnten.