Auch unter Gnome benötigen Sie nicht für alle optischen Anpassungen externe Helfer. Die allgemeinen „Einstellungen“ (gnomecontrol-center) genügen immerhin, um einen individuellen „Hintergrund“ einzurichten und das Favoritendock zu positionieren sowie dessen Icongröße zu definieren. Das war’s dann aber im Wesentlichen bereits: Für alle weitere Einstellungen benötigen Sie in der Tat Zusatzprogramme wie Gnome-Tweaks und den Dconf-Editor.
Optische Anpassungen mit Gnome-Tweaks
Erweiterte Einstellungsoptionen für Gnome bietet das Tool gnome-tweaks (früher gnome-tweak-tool, „Optimierungen“ auf deutschem System). Einige Gnome-Distributionen bringen das unentbehrliche Werkzeug bereits mit – Ubuntu 18.04 allerdings nicht. Sie müssen es mit
sudo apt install gnome-tweaks
nachrüsten. Hier ist es dann möglich, Arbeitsflächen, Schriftbild, Fensterverhalten, Fensterschaltflächen und Fensteroptik sowie die Gnome-Erweiterungen genauer zu justieren.
Unter „Arbeitsoberfläche“ erscheint die Option „Symbole auf Arbeitsfläche“. Ist diese aktiviert, kann der Desktop als Dateiablage funktionieren. Nebenbei sind an gleicher Stelle Standardsymbole wie „Papierkorb“ oder „Netzwerk-Server“ aktivierbar.
Der Punkt „Erscheinungsbild“ ändert die Fensteroptik, Titelleisten und Icons. Die schmale Auswahl der mitgelieferten Ubuntu-Themes (Ambiance, Radiance, Adwaita) und Iconsets kann durch externe Themes ergänzt werden – dazu unten mehr.
Unter „Erweiterungen“ verwalten Sie installierte Gnome-Extensions. Über das Tweak-Tool schalten Sie Erweiterungen mit sofortiger Wirkung „An“ und „Aus“. Erweiterungen erhalten Sie in Ubuntu am einfachsten über das Softwarecenter unter „Erweiterungen –› Shell-Erweiterungen“.
Der Punkt „Schriften“ erlaubt die stufenlose Skalierung für die Schriften. Damit verändern Sie das Erscheinungsbild maßgeblich und passen es optimal an Bildschirm an.
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Anpassungen mit dem Dconf-Editor
Der Dconf-Editor hat Zugriff auf zahlreiche minutiöse Details. Das Werkzeug ist standardmäßig selten an Bord, aber mit
sudo apt install dconf-editor
schnell nachinstalliert. Unser Anpassungsbeispiel mit diesem Werkzeug beschränkt sich auf eine kleine optische Änderung am Favoritendock von Ubuntu 18.04. Das Dock soll die aktuell laufenden Programme deutlicher kennzeichnen, als dies standardmäßig der Fall ist. Die kleine Anpassung verteilt sich auf eine ganze Reihe von Details, die der Dconf-Editor unter „org.gnome.shell. extensions.dash-to-dock“ anbietet:
„custom-theme-running-dots-bordercolor“ setzen wir auf „FFFFFF“, also auf Weiß.
„custom-theme-running-dots-borderwidth“ setzen wir auf „3“, was den Indikator für laufende Task verbreitert und augenfälliger macht.
„custom-theme-running-dots-color“ setzen wir mit „FFFFFF“ ebenfalls auf Weiß.
„running-indicator-style“ erhält den Wert „SOLID“, um einen gut sichtbaren vertikalen Balken neben einen laufenden Task zu zeichnen. Diese letzte Maßnahme ist die wichtigste. Das Gesamtergebnis ist der Abbildung auf dieser Seite zu entnehmen: Für gestartete Programme zeichnet das Favoritendock einen gut sichtbaren vertikalen Balken auf der rechten Seite des Symbols.

Neue Themes installieren
Um die Gnome-Optik nicht nur am einzelnen Element, sondern weitreichend zu ändern, sind alternative Themes das Mittel der Wahl. Der Themenwechsel benötigt das Tool Gnome-Tweak („Optimierungen“) und dessen Punkt „Erscheinungsbild“. Installierte Themen sind dort unter „Anwendungen“ (GTK-Theme) und „Symbole“ (Icon-Theme) aufgelistet und lassen sich im laufenden Betrieb umstellen. Über die Ubuntu-Repositories gibt es eine ganze Reihe regulär zu installierender Themes, eines ist das beliebte „Numix“:
sudo apt install numix-gtk-theme numix-icon-theme
Diverse weitere über apt erreichbare Themes haben folgende Paketnamen: adaptagtk-theme-colorpack, arc-theme, cantathemes, greybird-gtk-theme, matcha-theme, materia-ubuntu-gtk-theme, plane-theme, qogir-themes, ukui-themes, ultimatedark-theme, ultimate-maia-theme.
Merken Sie sich die Paketnamen installierter Themen, um diese bei Nichtgefallen wieder mit
sudo apt purge materia*
zu entsorgen – hier am Beispiel des Materia-Themes. Andernfalls wird die Dropdown-Liste in Gnome-Tweak schnell unübersichtlich. Notfalls hilft auch manuelles Aufräumen unter „/usr/share/themes“.
Neben ordentlich installierten Themes aus den Repositories oder aus PPAs gibt es zahlreiche weitere Alternativen – am prominentesten unter diesen Adressen:
https://www.gnome-look.org/ https://www.deviantart.com/?q=Gnome+theme https://www.noobslab.com/p/themes-icons.html
Wenn hier zum jeweiligen Theme Installationsdetails angegeben sind, sollten Sie diese befolgen und etwa das angegebene PPA aufnehmen, um die gewünschten Themes von dort zu installieren:
sudo add-apt-repository ppa:noobslab/themes sudo apt update sudo apt install plane-theme
Bei vielen Themes gibt es allerdings nur den Download eines Archivs, das Sie dann manuell und mit root-Recht nach „/usr/share/themes“ entpacken müssen. Wo dieser Weg nicht erwünscht oder angesichts mangelnder root-Rechte nicht möglich ist, kann Gnome auch benutzerspezifische Themes aus dem Home-Verzeichnis verwenden. Die gelten dann nur für das jeweilige Benutzerkonto. Der Zielordner für Benutzerthemes ist „~/.themes“, für Iconsets der Ordner „~/.icons“. Die Ordner müssen bei Bedarf manuell angelegt werden. Das heruntergeladene Theme entpacken Sie dann an dieser Stelle. Damit Gnome Themes auch von anderer Stelle berücksichtigt, ist die zusätzliche Gnome-Erweiterung „User Themes“ erforderlich, die im allgemeinen Paket „gnome-shell-extensions“ enthalten ist:
sudo apt install gnome-shell-extensions
Die nachinstallierte Erweiterung aktivieren Sie dann in Gnome-Tweaks unter „Erweiterungen“ mit dem Schieberegler neben „user themes“.

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Manuelle Eingriffe in das Stylesheet
Genau besehen ist der Gnome-Desktop eine große animierte HTML-Seite mit zahlreichen Objekten. Alle wesentlichen Anweisungen finden sich in CSS-Stylesheets. Für den Gnome-Standard unter Ubuntu ist die Datei „/usr/share/gnome-shell/theme/ubuntu.css“ verantwortlich, eine Anpassung des Stylesheets „gnome-classic.css“, das im gleichen Ordner quasi als Vorlage ebenfalls vorliegt. Wer sich an das Editieren der „ubuntu.css“ wagt, gerät aber schnell in die Lage eines experimentellen Gnome-Entwicklers: Es fehlt an Dokumentation – in der Datei wie im Web. Die Wirkung der Eingriffe ist nur durch empirische Versuche und Abmeldung und Neuanmeldung zu verifizieren. Eine Sicherungskopie der Originaldatei ist unbedingt notwendig. Eine unscheinbare Pixelmanipulation sehen Sie im Screenshot oben auf dieser Seite: Die Systemicons in der Hauptleiste erhalten mehr Gewicht, indem wir in der „ubuntu.css“ deren Größe und Abstände moderat, aber gut wahrnehmbar erhöhen.