Mehr als 150 Seiten umfasst die deutschsprachige Bedienungsanleitung der Sport- und Trainingsuhr von Suunto, doch man benötigt sie eigentlich gar nicht. Denn die Bedienung der Ambit 2 mit ihren fünf mechanischen Tasten außen am Gehäusering ist dermaßen einfach und intuitiv, dass selbst wenig Technik-affine Personen schnell damit zurechtkommen – angesichts der Funktionsfülle kann man da nur gratulieren. Ein Demo-Tool zeigt am PC zudem die wichtigsten Funktionen.
Auf den ersten Blick verwirrend dagegen sind die neuen Modellbezeichnungen des Herstellers: Die Sportuhr „ Ambit 2S “ ist nicht etwa wie beim iPhone von Apple das höherwertige Modell, sondern rangiert eine Stufe unter der „ Ambit 2 “, die mit rund 450 Euro inklusive Brustgurt für die Pulsmessung rund 100 Euro teurer ist als die kleine Schwester. Die muss dafür auf den barometrischen Höhenmesser und damit alle vertikalen Messungen, das Wetter und ähnliches verzichten. Außerdem besitzt die rund 90 Gramm schwere Ambit 2 einen größeren Akku mit mehr Laufzeit als das schlankere und leichtere 2S-Modell (72 Gramm). Soweit zur Einordnung, wir haben das große Topmodell mit elektronischen 3-Achsen-Kompass einem umfangreichen Praxistest unterzogen.

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Suunto Ambit 2 ist ausgesprochen einfach zu bedienen
Multifunktionale Sportuhren mit integriertem GPS-Empfänger gibt es mittlerweile eine ganze Reihe, doch nur Suuntos Ambit-Uhren sowie das Konkurrenzmodell Fenix von Garmin verfügen neben den üblichen Trainings- und Sportfunktionen, Track-Aufzeichnung, Geschwindigkeit- und Streckenmessung und anderem mehr auch eine Navigationsoption – so wie vollwertige Outdoor-GPS-Geräte eben auch. Wie gut ist die Indoor-Navigation mit Google Indoor Maps? Doch gerade bei dieser Disziplin enttäuscht die Uhr im Test etwas, weil wichtige Navigationsoptionen wie das vollwertige Routing zum Ziel wie beim Auto-Navi oder auch nur das Folgen eines zuvor heruntergeladenen und auf der Uhr gespeicherten Tracks nicht möglich sind. Vielmehr beschränkt sich die Navigation auf das Verfolgen von Wegpunkten, die sich zu einer Route verbinden lassen. Ebenfalls nicht möglich ist das Trackback, also das Zurückverfolgen einer aufgezeichneten Tour zum Startpunkt. Hier kann die Garmin Fenix deutlich mehr und man wünscht sich, dass Suunto ähnliche Funktionen durch ein Firmware-Update nachreicht.

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Schwerpunkt Sport: Ambit 2 mit Multisport-Unterstützung
Der Schwerpunkt liegt also klar auf dem Sportsektor: Die Suunto-Uhr bietet nicht nur zahlreiche vorkonfigurierte Modi für verschiedene Aktivitäten wie Laufen, Radfahren und so weiter sondern auch die sogenannte Multisportunterstützung. Beim Triathlon beispielsweise lassen sich die Disziplinen während des Wettkampfes wechseln, ohne dafür die Aufzeichnung neu starten zu müssen.
Apropos Triathlon: Fürs Schwimmen besitzt das bis zu 100 Meter wasserdichte Gerät einen eigenen Modus, in dem über einen Beschleunigungssensor die Frequenz der Schwimmzüge gemessen und daraus Strecke, Trainingsdaten usw. ermittelt werden.
Der Beschleunigungssensor hat noch eine weitere Funktion: Vor allem bei vergleichsweise langsamer Bewegung wie beim Laufen schwankt die per GPS ermittelte Geschwindigkeit trotz gleichbleibendem Tempo normalerweise beträchtlich: Mal zeigt die Messung ein zu hohes, dann wieder ein zu niedriges Tempo. Diese Schwankungen gleicht der Hersteller mithilfe der Beschleunigungsmessungen und einer stärkeren Glättung der Spitzen als sonst üblich aus. Wie die „Fused Speed“ genannte Technik funktioniert, erklärt ein Video . Im Stand jedenfalls zeigt die Ambit 2 tatsächlich weder eine fiktive Geschwindigkeit noch nach einiger Zeit eine reell nicht zurückgelegte Strecke an.

Auch sonst ist die Ambit 2 in Sachen Training und Unterstützung externer Sensoren auf der Höhe der Zeit: Pulsgurt, Trittfrequenzmesser und ähnliches werden über das Funkprotokoll ANT+ gekoppelt, so lässt sich also auch bereits vorhandene Hardware verwenden. Bluetooth, und damit die Verbindung zum Smartphone, gibt es aber nicht.
Das Koppeln der Sensoren mit der Uhr funktioniert in der Praxis genauso gut wie der GPS-Fix, also das Finden ausreichend vieler Satellitensignale: In aller Regel ist die aktuelle Position in deutlich weniger als 30 Sekunden bestimmt. Dieser Prozess ist auch deshalb so schnell, weil sich die Uhr bei jedem Anschließen an den Rechner aktualisierte Satellitendaten vorlädt.
Ist dann die Position ermittelt, muss man fürs Training nur noch den Start-Knopf rechts oben drücken und schon geht’s los. Die Aufzeichnung des GPS-Tracks und der übrigen Daten erwies sich im Test unter allen Bedingungen als akkurat. Übersichtlich und vielseitig sind auch die Analysefunktionen der Sporteinheiten mitsamt Empfehlungen für die Regeneration ebenso wie die Möglichkeiten zum Intervalltraining.
Ambit 2 über das Online-Portal Movescount zu managen
Es lässt sich trefflich darüber streiten, ob das überwiegende Management zahlreicher Funktionen über das Suunto-Online-Portal Movescount nun mehr Vorteile oder mehr Nachteile bietet. Fakt ist, Dinge wie individuelle Trainingsmodi lassen sich nur am Rechner mit angeschlossener Uhr erledigen, dafür ist eben sehr bequem und einfach. Viel bequemer, als wenn man dazu auf die Tasten und das Menü der Sportuhr angewiesen ist. Einmalig ist zu diesem Zweck der Verbindungsmanagers Moveslink zu installieren, später genügt jeweils das Einloggen mit den eigenen Account-Daten.

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Allerdings hält Suunto das Bedienkonzept nicht ganz durch, denn die Kalibrierung des Höhenmessers beispielsweise ist nur über die Uhr möglich. Etwas mühsam ist auch das Übertragen von über das Portal geplanten Routen auf die Ambit 2. Warum man nicht sofort beim Erstellen einer Route das Resultat auf dem Gerät speichern, sondern erst die Ansicht wechseln und dann nochmals die „Einstellungen synchronisieren“ muss, bleibt das Geheimnis des Herstellers.
Lange Akkulaufzeit, gutes Display, Apps mit Zusatzfunktionen
Verwendet man die Ambit 2 ausschließlich im „Uhrenmodus“, also ohne Sensoren und GPS-Empfang, hält der Lithium-Ionen-Akku mehrere Wochen durch. Deutlich geringer ist Nutzungsdauer natürlich im Sportmodus, also mit Herzfrequenzmessung und Track-Aufzeichnung. Doch auch hier hielt der Ambit-Akku jeweils mehr als elf Stunden durch, bis er über das mitgelieferte USB-Kabel am PC oder Netzteil wieder aufgeladen werden muss. Tagestouren lassen sich also meist komplett erfassen.
Reichen die vom Hersteller in die Uhr integrierten Funktionen nicht, kann man über die App Zone aus rund 3.000 Anwendungen zum Nachinstallieren auswählen: Das Angebot reicht von der Steigungsanzeige eines Hangs in Prozent, über die Tiefenmessung beim Tauchen bis zum virtuellen Trainingspartner – wirklich eine riesige Auswahl. Und eine Reihe „netter“ Apps ist auch dabei: Will man die verbrannten Kalorien nach dem Sport mit Schokolade oder Bier wieder auffüllen, zeigt die Uhr wie viel man essen bzw. trinken darf.

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Das Fahrrad-Navi Falk Pantera 32 im Praxistest Wer mit einem Smartphone oder einem modernen Fahrrad-Navi bzw. GPS-Gerät draußen unterwegs ist, kennt das Problem im Sonnenlicht: Auf dem Display lässt sich kaum etwas erkennen. Suunto löst dieses Problem, indem man auf jegliche Farbe verzichtet und stattdessen eine Schwarz-Weiß-Anzeige verbaut wie im Taschenrechner oder den LCD-Uhren der 70er- und 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die Bildschirmauflösung von 128 x 128 Pixeln kann zwar mit einem Handy nicht mithalten, doch für die Darstellung von Ziffern reicht das zunächst aus. Eine Kartenansicht ist ja ohnehin nicht vorgesehen. Das Resultat dieser einfachen Anzeige ist: Sie lässt sich auch unter schwierigen Lichtverhältnissen gut ablesen, bei Dunkelheit hilft die einstellbare Beleuchtung.
Fazit: Suunto Ambit 2 ausgezeichnete Sportuhr
Alles in allem ist die in Finnland hergestellte Ambit 2 eine robuste und gut verarbeitete multifunktionelle Sportuhr, die nicht zuletzt über die Zusatz-Apps sehr viele Möglichkeiten für das Training und die Trainingsanalyse bietet. Sämtliche Funktionen funktionieren im Test absolut einwandfrei. Fast erstaunlich ist, wie einfach die Suunto-Uhr trotz dieser Funktionsfülle zu bedienen ist: GPS-erfahrene Nutzer benötigen das Handbuch überhaupt nicht, Einsteiger kommen dank klarer Menüführung ebenfalls schnell klar. Nicht ganz überzeugen kann dagegen die Konfiguration über das Online-Portal Movescount: Einerseits ist die Eingabe über die PC-Tastatur zwar sehr bequem, doch sind nicht alle Funktionen auf Movescount dort zu finden, wo man sie erwartet. Das aber sind Kleinigkeiten, die der Hersteller auch nachträglich einfach ändern kann.
Das gilt im Prinzip auch für die Routing- und Navigationsfunktionen: Von Seiten der Hardware ist alles drin, die Firmware beschränkt die Möglichkeiten aber derzeit unnötig – von einer „Routennavigation“ wie im Handbuch beschrieben kann man im eigentlichen Sinn nicht sprechen. Den Schwerpunkt legt Suunto vielmehr und überzeugend auf die Sportfunktionen.
Im Prinzip positiv zu bewerten ist auch die Akkulaufzeit von mehr als elf Stunden, allerdings erkauft man sie sich mit einem recht klobigen Design. Damen sollten deshalb über das dünnere und schlankere Modell Ambit 2S nachdenken, dem allerdings der barometrische Höhenmesser fehlt. Ansonsten aber sind die Funktionen beider Ausführungen fast identisch.