Das aktuelle Infotainmentsystem von Volvo heißt Sensus Connect. Es bietet Navigation, Freisprechanlage, Radio (optional auch mit DAB+), optionalen CD-Player sowie Audio-Streaming und ermöglicht die Nutzung diverser Internetdienste wie Webradio oder Google Suche. Sensus Connect wird ergänzt durch Volvo On Call über die gleichnamige App für den Fernzugriff auf den Wagen. Carplay und Android Auto sind ebenfalls mit von der Partie.

Testbasis war ein Volvo V90 D4 AWD, Listenpreis: 81.100 Euro. Sensus Connect mit dem 9-Zoll-Touchscreen ist bei der gewählten Ausstattungsvariante im Wagen-Grundpreis von 59.100 Euro enthalten. Dazu kommt aber noch das Business-Paket Pro für 5450 Euro. Es enthält unter anderem den CD-Player und DAB+-Radio sowie eine Lautsprecheranlage von Bowers & Wilkins, das Sensus Navigationssystem und Carplay sowie Android Auto (einzeln kostet das Carplay-Android-Autopaket 360 Euro).
Hardware: 9-Zoll-Touchscreen und Fahrerdisplay
Das Center Display ist der zentrale 9 Zoll große Farbtouchscreen in der Mitte des Armaturenbretts, über den die Insassen das Infotainmentsystem auch in erster Linie bedienen. Einen Controller auf der Mittelkonsole wie bei Audi, BMW oder Daimler gibt es im Volvo nicht. Zum Vergleich die Touchscreen-Größen von Konkurrenzfahrzeugen: im 5er BMW ist der Touchscreen 10,25 Zoll groß, im Audi A4 misst der Bildschirm 8,3 Zoll und in der aktuellen E-Klasse sind zwei große Farb-TFTs mit je 12,3 Zoll/31,2 cm verbaut.

Zusätzlich zur Touchscreen-Bedienung steht noch ein physischer Schalter unterhalb des Touchscreens zur Verfügung. Über ihn kehren Sie immer auf den Startbildschirm mit den Menüpunkten für Navigation, Radio/Medien und Telefonie zurück. Darunter kommt noch ein mechanischer Drehregler für die Lautstärke, die sich aber auch über die Lenkradtasten bequem korrigieren lässt. Außerdem stellt der Volvo natürlich eine Sprachsteuerung zur Verfügung.

Neben dem Center Display befindet sich direkt vor dem Fahrer eine digitale 12,3 Zoll große Cockpit-Anzeige für Tachometer, Drehzahlmesser, Kartenausschnitt für die Navigation und weitere Bordcomputeranzeigen. Diesen Bildschirm ohne Touch-Funktion nennt Volvo Fahrerdisplay. Einzelne Menüpunkte darin steuern Sie über die rechts im Lenkrad verbauten Lenkradtasten.
Wie Audi, BMW (der Vorreiter bei den Head-Up-Displays) und Daimler blendet auch der Volvo ein gut ablesbares und in der Höhe sowie seitlich verstellbares Head-Up-Display (HUD) an die Windschutzscheibe vor dem Fahrer ein. Darauf sehen Sie die gefahrene Geschwindigkeit, erkannte Tempolimits und Richtungsangaben für die Navigation, um einige Beispiele zu nennen. Kollisionswarnungen erscheinen hier ebenfalls. Es handelt sich bei dem HUD im Volvo also um die hochwertigere Variante, wie man sie auch von den deutschen Premiumherstellern kennt, und nicht um die preiswertere Ausfahrlösung, wie sie zum Beispiel Volkswagen und Mazda anbieten.
Der Volvo besitzt auch eine kamerabasierte Tempolimit-Erkennung. Diese erkannte aber manchmal vorhandene Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht oder zeigte sie erst spät an. Da ist bei der Genauigkeit noch Luft nach oben.

Bedienkonzept des Central Displays: Touch, Schalter und Lenkradtasten
Die Bedienung des Center Displays ist nicht ganz so intuitiv wie wir es von einigen Konkurrenten gewohnt sind. Man muss sich schon etwas Zeit nehmen, um das Infotainmentsystem im Volvo zuverlässig bedienen zu können. Der relativ kleinteilige beziehungsweise leicht überladene und dadurch auf den ersten Blick etwas verwirrende Bildschirm verlangt dem Fahrer erhöhte Konzentration ab. Mitunter erschließt sich für einen Einsteiger nicht sofort, wie man aus dem gerade geöffneten Menü wieder zurückkommt. Hier hilft dann ein Druck auf die Home-Taste in der Mitte unter dem Central Display.
Hat man sich aber mit Sensus Connect vertraut gemacht, dann kann man ein durchaus leistungsfähiges Infotainmentsystem nutzen. Der Startbildschirm bietet Schnellzugriff auf Navigation, Telefonie, Radio oder Medien beziehungsweise Bluetooth-Audiostreaming sowie ausgewählte Apps wie Carplay. Je nachdem, welche Funktionen gerade aktiv sind.

Sie können auf dem Central Display vom Startbildschirm aus auch nach links oder rechts wischen. Mit einem Wisch nach links öffnen Sie eine Seite, auf der Sie viele Funktionen wie HUD, Parkassistent oder Kamera ein- und ausschalten können. Ein Wisch nach rechts dagegen bringt Sie zu den Apps, Carplay, Android Auto sowie zu Radio und Bluetooth.
Ziehen Sie dagegen mit dem Finger vom oberen Bildschirmrand nach unten, dann gelangen Sie ins Einstellungsmenü. Dort legen Sie unter anderem die Vorgaben für die Navigation fest, verbinden eines oder mehrere Smartphones mit dem Volvo und richten die Internetverbindung ein.
Der Touchscreen reagiert ausreichend schnell auf Eingaben. Allerdings schießt Volvo etwas über das Touch-Konzept hinaus. So gibt es im V90 keinen physischen Regler mehr für die Heizung. Die Heiztemperatur stellen Sie ausschließlich über den Touchscreen oder per Sprachbefehl ein. Ersteres bedeutet aber, dass Sie den Heizregler nicht blind bedienen können, sondern immer kurz auf den Monitor schauen müssen. Die „Klimaleiste“ mit den Icons für Heizung, Lenkradheizung und Sitzheizung befindet sich am unteren Rand des Control Displays. Hier empfiehlt sich die Sprachsteuerung als sichere und weniger stark ablenkende Alternative zum Gefummel am Heiz-Touch-Icon.
Neben der Bedienung über Touch und über die Lenkradtasten nimmt die Sprachsteuerung im Bedienkonzept des Volvo einen wichtigen Platz ein.

Sprachsteuerung: Umfangreich, aber nicht intuitiv
Gut: Mit der Sprachsteuerung bedienen Sie nicht nur wie üblich Navigation, Radio oder Telefonie, sondern schalten auch die Lenkradheizung, die Sitzheizung und die Innenraumheizung ein und aus beziehungsweise verändern die Temperatur. Der Sprachbefehl „Stelle Temperatur auf 23 Grad“ macht genau das mit der Heizung. Weniger gut: Die Sprachsteuerung erwartet, dass Sie genau einen der von Volvo vorgegebenen Sprachbefehle verwenden. Sie können also nicht so frei sprechen wie es beispielsweise im BMW möglich ist. Mit „Radio Bayern 3“ kommen Sie nicht weit, stattdessen müssen Sie „Stelle Bayern 3 ein“ sagen. Da sind andere Sprachsteuerungssysteme weiter.
Gleiches gilt für die Heizungssteuerung, bei der Sie ebenfalls genau das vorgegebene Schema einhalten müssen. Andernfalls fragt der Volvo „wie bitte?“ zurück – diese Frage hörten wir in den ersten Tagen des Tests oft. Alternativ missinterpretiert der Volvo einen unklaren Sprachbefehl als Musik- oder Radiosuche oder als Sonderzielsuche. Und scheitert dann.
Sofern Sie aber genau das von Volvo vorgegebene Befehlsschema einhalten, reagiert die Sprachsteuerung gut und bietet einen beeindruckenden Leistungsumfang. Mit der Sprachsteuerung kompensieren Sie auch wie bereits erwähnt den fehlenden mechanischen Heizungsregler.

Telefonie, Freisprechanlage und SMS
Die Telefonie funktioniert sowohl bei iPhone wie Android identisch. Doch wie immer muss das iPhone beim SMS-Support passen, weil Apple das MAP-Bluetooth-Protokoll nicht unterstützt. Sie können also die auf dem iPhone eintreffenden SMS nicht über Sensus Connect lesen oder verwalten oder schreiben.
Ganz anders das Android-Smartphone: Hier zeigt Sensus Connect die auf dem Androiden eintreffenden Kurznachrichten nicht nur an, sondern liest sie auch vor. Und Sie können sofort eigene SMS als Antwort verfassen. Also wie so oft ein klarer Punktsieg für Android über das iPhone.

Navigation
Die Navigation im Volvo V90 macht genau das, was sie soll. Ohne Schnickschnack. So gibt es zwar eine 3D-Kartenansicht, aber keine 3D-Hausmodelle. Eine Google-Earth-Ansicht, wie wir sie von Audi kennen, fehlt ebenso wie Street View. Doch davon abgesehen lotst uns der Volvo sehr zuverlässig und mit den üblichen Funktionen wie Spur- und Abbiegeassistent, Sprachanweisungen, Tag-Nacht-Umschaltung oder Verkehrslage-Meldungen sowie der automatischen Anzeige von Alternativrouten, falls es auf der geplanten Route zu Störungen kommen sollte.

Gut: Die Verkehrslage-Durchsagen kann man sich vorlesen lassen.
Wenn per Radio eine Verkehrsdurchsage eintrifft, kann man diese durch einen Fingerdruck auf das entsprechende Icon abbrechen. Doch das Icon ist klein, man verfehlt es leicht. Sicherer ist es, wenn Sie die Verkehrsdurchsage mit einem Druck auf die mittlere der rechten Lenkradtasten abbrechen.

Bei der Alternativrouten-Berechnung zeigt sich ein Problem, das wir auch von anderen Navigationssystemen kennen: Im dichten Schneetreiben und bei glatter Straße will uns das Navi auf eine schnellere Route lotsen. Dafür müssten wir aber die relativ freie Autobahn verlassen und über Nebenstraßen fahren. Ob die geräumt und frei von Eis und Schnee sind? Das Navigationssystem berücksichtigt sicherlich nicht die Witterung bei seinen Empfehlungen für Alternativrouten.
Ohne Internetverbindung erhalten Sie nur die relativ ungenauen TMC-Verkehrslage-Informationen. Die erheblich genaueren Echtzeit-Verkehrsinformationen via RTTI erhalten Sie, wenn Sensus Connect über eine Internetverbindung verfügt.

Radio und Musik
Vom USB-Stick kann man nur Lieder abspielen, aber keine Videos. Ein CD-Player ist unterhalb der Mittelarmlehne verbaut. Webradio in Form von Tune-In-Radio sowie Musikstreaming von Spotify sind über die Apps möglich, wenn eine Internetverbindung besteht.
Internet, Apps und Online-Dienste
Ins Internet geht es entweder über eine im SIM-Kartenslot im Wagen eingelegte SIM-Karte oder über das gekoppelte Smartphone. Anders als zum Beispiel BMW verbaut Volvo dagegen keine SIM-Karte fest im Wagen, über die Sie online gehen können. Falls Sie keine SIM-Karte im Wagen einlegen wollen, können Sie auf Ihrem Smartphone einen Hotspot einrichten und damit den Volvo verbinden. Im Test klappte das sowohl mit einem iPhone als auch mit einem Androiden einwandfrei. Trotzdem ist eine fest verbaute SIM-Karte, die immer und ohne Unterbrechungen eine Internetverbindung aufbaut, natürlich komfortabler.

Der Volvo kann einen Hotspot aufbauen, über den andere Geräte ins Internet gehen können. Das macht natürlich nur Sinn, wenn der Volvo seine Internetverbindung über die eingelegte SIM-Karte aufbaut.

Sobald die Internetverbindung steht, empfangen Sie genauere Verkehrslage-Informationen und können diverse Apps nutzen. Zu den spannendsten Apps gehören beispielsweise die Google-Suche, Tune-In-Radio oder Spotify, Wetter sowie die beiden Smartphone-Schnittstellen Carplay und Android Auto, die Volvo ebenfalls unter Apps einsortiert. Wikilocation liefert Infos zu lokalen Sehenswürdigkeiten. Diese Informationen kann man sich auch vorlesen lassen. Teilweise sind die Artikel sogar zusätzlich auf Englisch vorhanden.

Volvo-App und Volvo On Call
Volvo bietet wie viele andere Automobil-Hersteller eine eigene App für iPhone und Android-Smartphones an: Sie heißt Volvo on Call. Über diese App laufen die unter dem Begriff Volvo On Call zusammengefassten Fernzugriffsmöglichkeiten.

In der App sehen Sie den aktuellen Standort Ihres Fahrzeugs, die Temperatur, die am Standort des Wagens herrscht, ob die Türen und Schlösser verriegelt sind und wie groß die Restreichweite noch ist. Sie können aus der App heraus die Klimaanlage starten und wieder stoppen. Die Türen wiederum können Sie per Fernzugriff öffnen und auch wieder schließen. Und zusätzlich zur Restreichweite sehen Sie auch den Durchschnittsverbrauch.

Außerdem können Sie in der App sofort eine Tankstellensuche starten. Die Position der gewünschten Tankstelle können Sie von der App aus an das Navigationsgerät im Volvo schicken und dort dann die Navigation zur besagten Tankstelle starten. Eine Parkplatzsuche ist über die App ebenfalls möglich. Die App zeigt hierbei neben der Position des Parkplatzes auch die eventuellen Parkgebühren an. Allerdings sehen Sie in der App nicht, ob tatsächlich noch Parkplätze dort frei sind.
In einem dritten Reiter finden Sie Informationen zu den Wartungsintervallen Ihres Fahrzeugs und ob beispielsweise die Bremsflüssigkeit und die Waschanlagenflüssigkeit ausreichend vorhanden sind. Zudem können Sie hier in der App ein Fahrtenbuch führen. Zu guter Letzt zeigt Ihnen die App zum Beispiel den Gesamtkilometerstand, den Tageskilometer und die gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit an.

Im vierten und letzten Reiter der App können Sie Ihre Volvo-ID verwalten und Einstellungen in der App vornehmen. Alles in allem bietet die Volvo-App die gewohnten Funktionen, wie man sie auch in den Apps anderer Automobil-Hersteller findet.
Neben den App-Funktionen umfasst Volvo On Call auch noch Pannenhilfe und Notruffunktion, die Sie über die entsprechenden Tasten am Fahrzeugdach nutzen.

Carplay und Android Auto
Sowohl Carplay (kabelgebunden, also nicht wireless) als auch Android Auto werden nur auf dem unteren Teil des Center Displays dargestellt. Im oberen Bereich werden Navigation oder Telefonie angezeigt. Das hat zwar den Vorteil, dass Sie jederzeit aus Carplay/Android Auto heraus auf andere Bereiche des Infotainmentsystems des Volvo zugreifen können. Allerdings um den Preis eines relativ kleinen Carplay-/Android-Auto-Bildschirms.

Die Lenkradtasten funktionieren wie gehabt: Ein langer Druck auf die Sprachsteuerungstaste im Lenkrad startet Siri beziehungsweise den Google Assistant; ein kurzer Druck dagegen die Sprachsteuerung von Volvo. Auch die sonstige Bedienung von Carplay und Android Auto entspricht den gewohnten Standards.

Fazit Sensus Connect im Volvo
Das Infotainmentsystem Volvo Sensus Connect ist teuer und erfordert etwas Eingewöhnungszeit. Sowohl der Bildschirm als auch die Sprachsteuerung kann man nicht auf Anhieb intuitiv bedienen, sondern muss sich etwas damit beschäftigen. Ist man mit Sensus Connect aber vertraut, dann stehen dem Fahrer vielfältige Möglichkeiten für Unterhaltung, Navigation und Kommunikation zur Verfügung. Dass es im Volvo aber keine mechanischen Heizungsregler gibt, ist dann doch etwas zu viel des Guten.

Update Ende. Der folgende Test stellt das Infotainmentsystem von Volvo vor, wie es die Schweden im Jahr 2013 verkauft haben.
Sensus Connected Touch heißt Volvos Lösung für Internet-Konnektivität im Fahrzeug. Sensus Connected Touch erweitert die vorhandenen Volvo-Lösungen für Infotainment, Navigation und Sprachsteuerung um diverse Internet-Apps und einen Browser. Das Infotainmentsystem von Volvo besteht hardwareseitig aus einem 7 Zoll großen touchfähigen Bildschirm oben in der Mittelkonsole, dem etwas arg kleinteiligen Bedienteil (mit Schnellzugriffstasten für Radio, Navigation und Mediennutzung sowie Telefon) in der Mittelkonsole, einem Mikrofon und den Lenkradtasten, darunter unter anderem die Einschalttaste für die Sprachsteuerung. Mit dem Daumenrad rechts im Lenkrad kann man durch Menüs navigieren oder die Radiosender auswählen.

Funktionsüberblick zum Infotainmentsystem im Volvo
Von den Funktionen her umfasst das Infotainmentsystem von Volvo eine Freisprecheinrichtung für das angeschlossene Smartphone, eine Sprachsteuerung für einige Funktionen der Telefonie und der Navigation, eine umfassende Navigationsfunktion, Radio, CD-Player und weitere Abspielmöglichkeiten wie Audio-Streaming von Liedern auf dem Smartphone. Bemerkenswert sind besonders die im Rahmen von Sensus Connected Touch vorinstallierten Apps, die unterschiedliche Internetfunktionen wie einen Webbrowser oder Webradio sowie einen Reiseführer zur Verfügung stellen.

Testbasis
Wir haben das Infotainmentsystem von Volvo und besonders dessen Teilbereich Sensus Connected Touch in einem Volvo S60 D2 Geartronic Momentum getestet. Volvo verlangt für Sensus Connected Touch im S60 690 Euro Aufpreis. Die Zusatzfunktion Volvo on call (eine Smartphone-App mit unter anderem Pannenhilfe, Diebstahlalarm und Funktionen zum Fernsteuern der Heizung) kostet noch einmal 850 Euro extra. Volvo on call haben wir nicht getestet. Telefonie
Wie bei modernen Infotainmentsystemen üblich können Sie über eine Bluetoothverbindung Ihr Smartphone mit dem Infotainmentsystem verbinden. Die Bluetoothkoppelung mit unserem schon etwas in die Jahre gekommenen HTC Desire klappte zwar auf Anhieb und wir konnten danach sofort Lieder abspielen, die auf dem Smartphone lagen – sprich: Musikstreaming war kein Problem. Als wir am nächsten Tag aber unser Desire wieder im Volvo nutzen wollten, erkannte das Sensus Connected Touch zwar unser Smartphone, brachte aber keine Koppelung mehr zustande. Dieses Problem der “Wiedererkennung” tritt aber nicht nur beim Infotainmentsystem von Volvo auf, sondern beispielsweise auch bei Lexus. Hier wirkt sich das relativ hohe Alter des HTC Desire und dessen noch nicht so weit entwickelte Unterstützung bei den Bluetooth-Profilen negativ aus.
Sensus Connected Touch von Volvo Bild für Bild:

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Für ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen Smartphone und Infotainmentsystem empfiehlt es sich also ein Smartphone jüngeren Datums mit möglichst aktueller Bluetooth-Unterstützung zu verwenden. Eine Liste mit den unterstützen Smartphones hat Volvo hier veröffentlicht. Denn mit unserem anderen Test-Smartphone, einem iPhone 5, hatten wir dieses Verbindungsproblem nicht. Wir konnten es den gesamten Testzeitraum über problemlos mit dem Infotainmentsystem und mit Sensus Connected Touch koppeln, darüber telefonieren und Lieder zuverlässig abspielen. Allerdings dauerte es eine Weile, bis der Musikstream beim ersten Mal startete.

Sprachsteuerung
Das Telefonieren über das angeschlossene iPhone klappte problemlos, sowohl was das Eingeben von Telefonnummern als auch die Anwahl von Kontakten aus dem Telefonbuch des Smartphones angeht. Auch die Entgegennahme von Anrufen ist okay. Für die wichtigsten Telefonie-Funktionen gibt es Lenkradtasten. Am bequemsten und für das Verkehrsgeschehen sichersten erweist sich aber wie gehabt die Sprachsteuerung, die uns in der Regel verstand, mitunter aber einige Nachfragen benötigte.

Die Bedienung der Telefonie erfolgt entweder über die Bedienelemente auf der Mittelkonsole (was während der Fahrt nicht zu empfehlen ist, weil die Schalter klein sind und man für ihre Bedienung den Blick für längere Zeit vom Verkehrsgeschehen entfernen muss, um den richtigen Schalter zu finden), über die Lenkradtasten (das war im Test okay) oder über die Sprachsteuerung (erste Wahl bei der Bedienung). Der Bildschirm stellt für diese Funktion keine Touchscreen-Funktionen bereit.
Etwas umständlich: Wenn man ein Telefonat beendet hat, landet man nicht automatisch im Menü, das man zuvor geöffnet hatte – also beispielsweise beim Radio – sondern muss dieses wieder neu ansteuern.
Bildschirm teilweise mit Touch-Funktion
Der große 7-Zollbildschirm, wie ihn Volvo bei den Varianten High Performance Multimedia und Premium Sound Multimedia verbaut, bildet eine solide Basis für ein leistungsfähiges Navigationsgerät. Volvo liegt mit seiner Bildschirmgröße ziemlich genau im Durchschnitt der bisher von uns getesteten Systeme: Ebenfalls ein 7 Zoll-Bildschirm ist verbaut bei Mercedes-Benz Comand Online, Audi Connect, Opel IntelliLink und Renault R-Link. Toyota Touch & Go Plus verwendet einen 6,1-Zoll-Bildschirm. Bei BMW ConnectedDrive kommen Bildschirmgrößen von 6,5 Zoll bis 10,25 Zoll zum Einsatz.

Der Bildschirm im Volvo verfügt über Touch-Funktionalität, allerdings steht diese nicht bei allen Einsatzbereichen zur Verfügung. Telefonie und Navigation sowie das Radio müssen ohne Touch-Funktionen auskommen, bei den Internetanwendungen von Sensus Connected Touch dagegen kann man wischen und mit den Fingern zoomen.
Navigation ist doppelt vorhanden : RTI Road Traffic Information und iGo
Die Navigationsfunktion RTI Road Traffic Information im Volvo bietet grundsätzlich alle typischen Funktionen, wie man sie von Navis kennt. Also beispielsweise Sprachanweisungen, Routenneuberechnung aufgrund von Verkehrshindernissen, Überblick über die Verkehrslage, Ein- und Auszoomen in der Karte, Tag- und Nachtumschaltung, Abbiegeassistenten. Dazu Angabe der voraussichtlichen Fahrtdauer beziehungsweise der Ankunftszeit, um nur einige Beispiele zu nennen.

Nur TMC-Daten im Standard-Navigationsgerät
Allerdings stehen für die Darstellung der Verkehrslage nur TMC-Daten zur Verfügung und keine TMCpro-Daten oder vergleichbar exaktere Echtzeitverkehrslageinformationen wie Live Traffic von TomTom bereit. Trotz dieser Einschränkung lotste uns das Navi erstaunlich zuverlässig durch den dichten Verkehr im Umkreis von München und in Rosenheim. Grundsätzlich ist TMC aber anderen, leistungsfähigeren Verkehrslagesystemen unterlegen und ermöglicht keine so genauen Routenberechnungen und keine so exakte Vorhersage der Ankunftszeit. Volvo bestätigte auf unsere Nachfrage, dass es für die Navigationsfunktion im Volvo keine Möglichkeit gibt um beispielsweise das bessere TMCpro zu empfangen.

iGo mit Echtzeitverkehrsinformationen
Allerdings kann man Echtzeitverkehrsinformationen, und zwar die von Inrix, auf der Navigations-App iGo empfangen. In unserem Testfahrzeug stehen also ab Werk zwei unterschiedliche Navigationsmöglichkeiten zur Verfügung: Das eingebaute Navi RTI Road Traffic Information mit TMC-Daten und die Navigations-App iGo unter Sensus Connected Touch. Letzteres hat uns im Kurztest ebenfalls solide navigiert. Für die Nutzung von iGo und dessen Kartenmaterial muss der Volvo-Fahrer aber extra bezahlen und zwar 350 Euro! Das iGo benötigt während der Fahrt nur für die Echtzeitverkehrsinformationen eine Internetverbindung, das Kartenmaterial steht dagegen auch offline im Wagen zur Verfügung. Etwas verwirrend ist dieses Nebeneinander zweier Navigationsmöglichkeiten aber doch. Auf die Gründe dafür kommen wir weiter unten zu sprechen.
Tief wühlen in der Menü-Hierarchie
Ein kleines Manko ist die Sprachsteuerung beziehungsweise die Bedienbarkeit der Navigationsfunktion. Zwar bietet das Navigationsgerät viele Funktionen, diese sind aber meist nur in den Tiefen des Navigationsmenüs per Tastendruck beziehungsweise über den Dreh-/Drückschalter rechts auf der Mittelkonsole zu erreichen. Das bedeutet, dass Sie sich nicht durchgehend auf das Verkehrsgeschehen konzentrieren können, sondern relativ lange auf den Bildschirm und dessen Menüpunkte schauen müssen. Das ist schlecht weil gefährlich. Über die Sprachsteuerung können Sie nur grundlegende Navigationsfunktionen wie die Adresseingabe bedienen. Falls Sie aber beispielsweise sehen wollen, wie die Verkehrslage ist, dann müssen Sie sich durch das Menü auf dem Bildschirm wühlen. Das empfanden wir im Test als mühsam und unangenehm. Es gibt auch keine Möglichkeit, sich die Verkehrslageinformationen vorlesen zu lassen.
Außerdem fehlt eine Taste, mit der man sich sofort eine Überblickskarte für die Route anzeigen lassen kann. Stattdessen ist wieder Wühlen im Navigationsmenü mit dem Drehregler „Tune“ (rechts oben im Bedienfeld auf der Mittelkonsole) angesagt. Volvo bestätigte auf unsere Nachfrage, dass es keine Taste für die sofortige Anzeige der Übersichtskarte gibt. Volvo empfiehlt aber, die Übersichtskarte über den Tune-Drehknopf im Menü aufzurufen und diese Funktion dann auf einer der Favoritentasten abzuspeichern. Die Navigation selbst war exakt und brachte uns stets zuverlässig ans Ziel. Die Stauumfahrung klappte perfekt. Nur die Bedienungen fanden wir eben nicht intuitiv.

Multimedia
Unter dem Menü-Punkt Media kann man zwischen Disc, USB, iPod, Bluetooth AUX und Connected Touch wählen. Über letzteren Eintrag kommt man zu den Internetanwendungen – dazu später mehr.
Neben dem Radio als Unterhaltungsmaschine steht also auch ein CD-Player zur Verfügung. Das ist ein Vorteil der Volvo-Lösung, weil manche andere moderne Infotainmentsysteme mittlerweile auf CD-Player verzichten. Beispielsweise Opel IntelliLink und Renault R-Link. Im Volvo können Sie dagegen jede Hörbuch-CD sofort abspielen, um Ihren mitfahrenden Nachwuchs zu bespaßen. Vor- und Zurückspulen sowie lauter und leiser stellen geht auch bequem über die Lenkradtasten.
Das Radio lässt sich grundsätzlich gut bedienen, auch und besonders über die Lenkradtasten. Die Senderfrequenzanzeige auf dem Bildschirm empfanden wir aber als etwas unübersichtlich und schlecht ablesbar. Wieder haben wir also das Problem, dass der Fahrer zu sehr vom Verkehrsgeschehen abgelenkt wird.
Neben Radio und CD-Player dürfte für die meisten Smartphone-Besitzer das Musik-Streaming vom Smartphone interessant sein. Das funktionierte im Test, wenn auch mit der oben genannten Einschränkung, sogar mit dem antiquierten HTC Desire.

Sensus Connected Touch: Vom Volvo ins Internet
Der vierte große Funktionsbereich unter Multimedia sind die Musik-, Podcast- und Radiodienste aus dem Internet. Wenn Sie diese nutzen wollen, müssen Sie im Media-Menü den untersten Eintrag “Connected Touch” auswählen. Das machen Sie wieder mit dem Drehregler “Tune”. Per Sprachbefehl ist das nicht möglich.

Zwei Wege führen ins Internet
Die Verbindung ins Internet geht entweder über das Smartphone, das via USB oder WLAN mit dem Auto verbunden wird. In diesem Fall läuft der gesamte Traffic über das Smartphone. Oder alternativ über einen UMTS-Stick mit einer separaten SIM-Karte, der im Handschuhfach angeschlossen wird. Das Kabel, das den UMTS-Stick mit dem Fahrzeug verbindet und im Handschuhfach herum hängt, stört aber die Nutzung des Handschuhfachs und dürfte zudem anfällig für mechanische Beschädigungen sein. Im Handschuhfach befinden sich auch noch weitere Anschlussmöglichkeiten, unter anderem ein SD-Kartenlesegerät und ein USB-Anschluss. Diese Platz raubende UMTS-Sticklösung im Handschuhfach will Volvo ab Mitte November 2013 (KW 46) durch eine platzsparendere SIM-Karten-Slotlösung ersetzt.
Etwas nervig: Jedes Mal, wenn man Sensus Connected Touch einschaltet, muss man die Logindaten zwar nicht wieder neu eingeben, aber ausdrücklich bestätigen – obwohl wir das Häckchen bei „Daten speichern“ gesetzt haben. Hierbei handelt es sich mehr oder weniger um einen kleinen Bug. Das ist vor allem dann ärgerlich, wenn man bereits los gefahren ist, nun während der Fahrt das Webradio starten will und dann erst die Zugangsdaten bestätigen muss.

Volvo setzt auf Unterhaltung
Relativ viele Webradio-Apps sind im Volvo vorinstalliert. TuneIn Radio können Sie sofort nutzen und damit Webradio hören. Wie gehabt können Sie darin nach Genres oder beispielsweise nach lokalen Sendern suchen. Nach der Wahl eines neuen Senders dauert das Buffering immer einige Sekunden, danach legt das Radio aber los. Wie immer bei der mobilen Nutzung von Webradio kann es unterwegs zu Unterbrechungen kommen, wenn die Internetverbindung abreißt. Das gilt aber auch für die anderen Webradiodienste wie beispielsweise Spotify oder Deezer.
Apps stammen von Parrot
Unter Sensus Connected Touch finden Sie aber nicht nur diverse Musik- und Radiodienste, sondern auch einen Browser, einen digitalen Reiseführer, die bereits oben erwähnte Navigations-App iGo, eine Bildergalerie-Funktion und den Zugang zum Asteroid Parrot-Market, von wo Sie weitere Apps herunterladen und auf dem Volvo installieren können. Denn der Auto-Zubehör-Lieferant Parrot stellt die Software für Volvos Internetanwendungen. Die Hardware, also der Bildschirm und die Bedienelemente auf Mittelkonsole und am Lenkrad, stammt von Volvo, die für die Internetnutzung nötige Erweiterung sowie die Software liefert Parrot. Standardmäßig waren auf unserem Testwagen aber beispielsweise keine Apps für Facebook und Twitter und auch kein Mailclient vorinstalliert.
Sensus Connected Touch: Touchscreen und Sprachsteuerung
Die Bedienung von Sensus Connected Touch unterscheidet sich grundlegend von den übrigen Bestandteilen des Infotainmentsystems von Volvo. Bei den Internetanwendungen können Sie den Bildschirm als Touchscreen bedienen, also wischen und mit den Fingern zoomen, sofern das in der jeweiligen App sinnvoll ist. Pinch to zoom und Multigesten bei den Apps sind also kein Problem. Daneben können Sie aber auch wie gehabt den Tune-Drehregler zur Bedienung verwenden. Der Touchscreen reagiert allerdings etwas langsam auf Fingerdruck, insbesondere die Zeicheneingabe, beispielsweise für die URL im Browser, ist ein Geduldsspiel. Über das Icon links unten auf dem Bildschirm steht Ihnen zudem eine Sprachsteuerung zur Verfügung.

Browser: Ja, aber …
Der Browser baut Webseiten etwas schneller auf als im BMW oder Mercedes-Benz, ist aber trotzdem nur eine Notlösung, weil er sich nur schwerfällig bedienen lässt. Flashvideos spielt er nicht ab.
Nicht alle verfügbaren Apps lassen sich derzeit sinnvoll nutzen. So liefert die App “Coyote” derzeit noch keine Daten für Deutschland. Der Grund dafür: Geräte, die vor Radarmessgeräten zur Geschwindigkeitsüberwachung („Blitzer“) warnen, sind in Deutschland verboten. Das dürfte sich aber bald ändern und “Coyote” will bald auch für Deutschland Daten bereitstellen , weil die Rechtslage bei Radarwarn-Apps unklar ist.
Eine der wichtigsten Internet-Anwendungen für Autos überhaupt, die Google Lokale Suche, steht dagegen derzeit bei Sensus Connected Touch nicht zur Verfügung. Volvo will diese nützliche Funktion erst bei Neuwagen, die ab der Kalenderwoche 46, also ab Mitte November, ausgeliefert werden, einbauen. Der besondere Mehrwert der Google Lokale Suche im Rahmen eines Auto-Infotainmentsystems besteht darin, dass man einen Eintrag aus den Trefferlisten sofort in die Navigation übernehmen und sich dorthin lotsen lassen kann oder dass man sofort die zum Treffer mitgelieferte Telefonnummer über die Freisprechanlage anrufen kann. Manche Infotainmentsysteme wie Mercedes-Benz Comand, BMW ConnectedDrive oder Audi Connect liefern auch gleich Bilder vom Treffer, so dass man sich sofort einen optischen Eindruck – beispielsweise von einer Pizzeria, die man über Google Lokale Suche aufgespürt hat – verschaffen kann. Hier hat Volvo also Nachholbedarf, der, wie gesagt, im November beseitigt werden soll.
Die App Roadtrip wiederum liefert Informationen zu Sehenswürdigkeiten und kann durchaus als digitaler Reiseführer angesehen werden. Dazu wertet sie Panoramio, Wikipedia und Google Maps aus.
Aus Gründen der Fahrsicherheit lassen sich viele Internetanwendungen während der Fahrt nicht nutzen. Das ist bei anderen Herstellern und Systemen wie beispielsweise Comand Online von Mercedes-Benz nicht anders.
Fazit
Wer derzeit einen Volvo mit Sensus Connected Touch kauft, bekommt streng genommen zwei unterschiedliche Systeme unter einer gemeinsamen Oberfläche. Nämlich das klassische Navigationsgerät mit Radio-CD und Freisprecheinrichtung samt Sprachsteuerung und die Internetanwendungen von Parrot. Dieses inkonsistente Nebeneinander von „alten“ Volvo-Funktionen und neuen Android-Apps verwirrt schon etwas. Diese Inkonsistenzen spürt man besonders bei der Verfügbarkeit von Touch-Funktionen, bei der Sprachsteuerung und bei den konkurrierenden Navigationslösungen mit und ohne Echtzeitverkehrsinformationen.
Ab KW 46 soll sich das aber ändern, wie Volvo auf unsere Nachfrage erklärte. Das derzeit verkaufte Sensus Connected Touch sei eine Mischlösung für eine Übergangszeit. Ab KW 46 komme dann eine überarbeitete Lösung komplett ohne Touchfunktionalität, aber mit einem einheitlichen und konsistenten Bedienschema. Im Jahr 2014 will Volvo dann erneut eine völlig neue Lösung – dann aber mit Touchscreen – vorstellen. Das erste Fahrzeug mit diesem komplett neuen Sensus Connected Touch soll das überarbeitete SUV XC90 sein.
Das derzeit verkaufte Sensus Connected Touch weist noch einige Ungereimtheiten beziehungsweise Umstimmigkeiten und kleinere Bugs bei der Bedienung auf. Die Sprachsteuerung sollte Volvo deutlich ausweiten. Beispielsweise sollte die Bedienung des Radios und des CD-Players und Verkehrslageinformationen per Sprachbefehl abrufbar möglich sein. Zudem sollte das System so ungestaltet werden, dass man nicht mehr während der Fahrt in komplizierten Untermenüs herumsuchen muss. Das ist einfach zu gefährlich. Am Funktionsumfang, insbesondere bei den Internet-Apps, gibt es dagegen wenig zu kritisieren und viel zu loben. Eigentlich vermissten wir nur die Google Lokale Suche mit Schnittstelle zur Telefonfunktion und zur Navigation. Man könnte das Fazit zu Volvo Sensus Connected Touch so kurz zusammenfassen: Guter Funktionsumfang mit vielen nützlichen Details, aber eine etwas holprige Bedienung.