Gestern haben in Halle rund 100 Beamte der Zollfahndungsämter Dresden und Berlin-Brandenburg zahlreiche Geschäfts- und Lagerräume der Firma PC Fritz sowie Privatwohnungen von Tatverdächtigen durchsucht. PC Fritz steht im Verdacht, in großem Stil Raubkopien von Windows 7 als Originale verkauft zu haben. Neben dem Schaden für Kunden und Händler belaufen sich die wirtschaftlichen Einbußen bei Microsoft ersten Schätzungen zufolge auf einen siebenstelligen Betrag. Microsoft war durch Kundeneinsendungen auf die gefälschte Software aufmerksam geworden, ermittelte zunächst selbst gegen die Beschuldigten und erstattete dann Strafanzeige.
Nach Angaben der Ermittlungsbehörden wurden insgesamt über 100.000 verdächtige Datenträger mit Microsoft-Software sichergestellt. Die Firma PC Fritz war ins Visier der Ermittler geraten, nachdem Microsoft zahlreiche von PC Fritz verkaufte Datenträger als Raubkopien identifiziert und daraufhin Strafanzeige erstattet hatte. Viele Händler hatten Microsoft in den letzten Monaten kontaktiert und sich über die verdächtigen Angebote von PC Fritz beschwert, berichten die Redmonder .
Die gefälschten Datenträger seien Sicherungskopien nachempfunden, die der Computerhersteller Dell zuweilen PCs beifügt, auf denen Microsoft Windows 7 legal vorinstalliert ist. Die Microsoft bereits vorliegenden Raubkopien wurden von PC Fritz mit einer eigenen Verpackung und einem ebenfalls gefälschten Echtheitszertifikat versehen und zu weit unter dem Marktpreis liegenden Konditionen vertrieben. Woher die Fälschungen kommen, ist noch nicht geklärt.
PC Fritz wurde erst im letzten Winter am Markt wahrnehmbar. Durch sehr günstige Preise und ein aggressives Marketing soll es PC Fritz jedoch in kurzer Zeit gelungen sein, einen großen Marktanteil zu erlangen. So wurden beispielsweise Bustouren durch mehrere deutsche Großstädte organisiert und Straßenpartys veranstaltet, an denen auch Prominente teilnahmen.
Dem Zugriff gingen monatelange Ermittlungen von Microsoft und der zuständigen Schwerpunktstaatsanwaltschaft in Halle voraus. Zuletzt wurden hunderte Postsendungen an Kunden von PC Fritz sichergestellt. Auch diese beschlagnahmten Produkte werden nun untersucht.