Intelligente Infotainment-Systeme und Navigationssysteme ab Werk lassen sich die Automobilhersteller nach wie vor fürstlich bezahlen: Mehrere Tausend Euro sind je nach Funktionsumfang eher die Regel als die Ausnahme. Vor einer solchen Investition schrecken selbst viele Neuwagenkäufer zurück. Das heißt aber nicht, dass Sie in Ihrem Fahrzeug – egal ob neu oder schon ein paar Jahre alt – auf zeitgemäßes Infotainment verzichten müssten. PC-WELT zeigt am Beispiel eines aktuellen Automodells, wie Sie schnell und günstig zum Ziel kommen. Preiswertes Infotainment-System IntelliLink von Opel im Praxistest Der Umbau kostet 60 Euro und ist in zwei Stunden erledigt
Die Ausgangslage: In unserem Kleinwagen Skoda Fabia steckt ein klassisches Autoradio im althergebrachten „1-DIN-Schacht“. Was also tun, um ein Gerät mit mehr Funktionen ins Auto einzubauen? Die Recherche zeigt schnell: Modelle mit diesem Formfaktor bieten abgesehen von Bluetooth für die Freisprecheinrichtung und Musikübertragung oder den Empfangdes Digitalradios DAB+ wenig. Zwar gibt es auch Autoradios in klassischer 1-DIN-Größe mit aufgestecktem Farbdisplay, beispielsweise zum Abspielen von DVDs, doch diese Moniceiver genannten Geräte bilden nur die zweibeste Lösung: Das Display bildet einen Fremdkörper am Armaturenbrett und verdeckt im ungünstigen Fall sogar andere Bedienelemente.

Weitaus besser ist der komplette Umbau von 1-DIN auf 2-DIN, manchmal auch mit Doppel-DIN bezeichnet. Was als nahezu unmöglich oder zumindest überaus kompliziert klingt, ist –natürlich abhängig vom konkreten Fahrzeugtyp – überaus einfach und preiswert.
Für den aktuellen Fabia gibt es die Mittelkonsole mit 2-DIN-Schacht als Originalzubehör vom Skoda-Händler für 33 Euro – in der passenden Interieur-Farbe. Für den eigenen Wagen recherchiert man gegebenenfalls im Internet oder fragt beim Ersatzteilservice seines örtlichen Autohändlers. Hinzu kommt gegebenenfalls noch eine zusätzliche Blende oder ein Einbaurahmen, mit dem man das neue Radio in der neuen Konsole befestigt. Kostenpunkt: zwischen 20 und 40 Euro.
Das bisherige Radio ist dank der Standard-Verriegelung im Armaturenbrettschacht in wenigen Minuten komplett ausgebaut, inklusive dem Entfernen aller Kabel, meist ebenfalls mit Standardsteckern versehen. Für den Ausbau der bisherigen Konsole benötigt man entweder ein geschultes Auge oder gibt im Beispiel einfach die Begriffe „Fabia Radiokonsole ausbauen“ oder „Fabia Radio Removal“ in Google oder gleich in Youtube ein. Das Ergebnis kann sich meist in Form gut gemachterVideoanleitungen sehen lassen. Gehen Sie, damit keine Kunststoffbefestigung abbricht, mit der nötigen Sorgfalt vor und vermeiden Sie jegliche Gewalt.

Bei aktuellen Fahrzeugen benötigen Sie zur Demontage und Montage der Konsole in aller Regel ein Werkzeugset für die im Fahrzeugbau häufig verwendeten Torx-Schrauen , ähnlich den herkömmlichen Inbus-Sechskant-Schlüsseln. Das gibt es schon für zehn Euro zu kaufen. Je nach Fahrzeug dreht man zwischen vier und zwölf Schrauben heraus, nimmt die bisherige Radiokonsole heraus, setzt die neue vorsichtig hinein und dreht die Schrauben wieder fest. Alles eine Sache von wenigen Minuten. Die Bildergalerie dokumentiert die wichtigsten Schritte beim Einbau.


















Wenn Ihr Auto bereits werksseitig mit einem Autoradio ausgestattet ist, ist es sogar noch einfacher, weil sie nur eine passende Doppel-DIN-Blende benötigen.
Android, iPhone, DAB+ und Navi: fast alles ist bei 2-DIN möglich
Der 2-DIN-Radioschacht, ob standardmäßig vorhanden oder wie beschrieben nachgerüstet, ist praktisch Voraussetzung für ein modernes Infotainment-System im Auto. In dieser Größe stehen rund 300 Radiomodelle mit den unterschiedlichsten Funktionen zur Verfügung. ACC & Co – clevere Sicherheits-Assistentenverhindern Unfälle Bluetooth-Unterstützung fürs Telefonieren und die Audioübertragung vom Handy, ein DVD-Player und das Abspielen von Musik und Videos über einen USB-Anschluss sind bei diesen Geräten fast immer Standard, ebenso wie ein meist sieben Zoll großes Farbdisplay mit Touch-Bedienung. Bei den übrigen Funktionen heißt es genau hinzuschauen und sich zu entscheiden, was das Radio können soll: Kann man damit das iPhone steuern? Wenn ja, welche Versionen genau? Kommt vielleicht ein Gerät auf Android-Basis mit mehr Möglichkeiten wie das Parrot Asteroid Smart in Frage?

©Parrot
Soll eine Navigation integriert sein, soll das neue Radio auch Digitalsender empfangen oder soll es einen Anschluss für eine Rückfahrkamera haben? Wie auch immer man sich entscheidet, es stehen (fast) alle Möglichkeiten offen. Günstige Gerate wie der XOMAX XM-2VRSU714 gibt es im Internet schon ab gut 100 Euro. Im Preissegment zwischen 250 und 600 Euro sind sehr gute Markengeräte zu haben, viele ausgestattet mit integrierter Navigation und Funktionen, welche die Autohersteller nicht einmal in Premium-Geräten bieten. Autoradio mit DAB+, DVD-Player, App-Funktionen und Rückfahrkamera schnell eingebaut
Wir haben uns für diesen Einbau-Workshop für das mit etwa 300 Euro vergleichsweise günstige Modell AVH-X3500DAB von Pioneer entschieden. Das Gerät spielt nicht nur alle gängigen Audio- und Videoformate ab, sondern empfängt auch DAB+, korrespondiert über Bluetooth mit dem Handy, spielt Musik vom USB-Anschluss und von SD-Karten ab, erlaubt die Steuermöglichkeit über die Lenkradfernbedienung, verfügt über einen Anschluss für eine Rückfahrkamera und lässt zeigt schließlich sogar bestimmte Apps vom iPhone und Android-Geräten.

©Pioneer
Rückfahrkameras zum nachträglichen Einbau stehen bei Ebay in großer Auswahl zur Verfügung, je nach Ausführung zu Preisen zwischen 20 und 50 Euro. Damit hat man zwar keinen vollwertigen Abstandsmesser, aber dank eingeblendeter Linien doch eine hervorragende Unterstützung beim Einparken. Und selbst eine Infrarot-Frontkamera (ab ca. 50 Euro) zur Fußgängererkennung bei Nacht lässt sich dank zusätzlichem AV-Anschluss nutzen.
Die Stromversorgung der Heckkamera erfolgt – ganz praktisch – über den Anschluss an die Rückfahrscheinwerfer. So bekommt das Modul nur Strom, wenn man es braucht und der Rückwärtsgang eingelegt ist. Das Kabel für die Videoübertragung nach vorne zum Radio verlegt man am besten unter der Abdeckung des Kofferraumbodens, der Rücksitzbank und der Handbremskonsole zwischen den Vordersitzen nach vorne zum Radio. ConnectedDrive von BMW im Praxistest Genug der ganzen Vorrede! Dank der Standardstecker für Stromversorgung, Lautsprecher und Antenne am Auto und Radio ist das neue Gerät in einer Minute angeschlossen – da kann man eigentlich kaum etwas falsch machen. Je nach Fahrzeugtyp benötigt man noch einen Steckeradapter: Der kostet mit ein paar Euro zwar nicht viel, nur merkt man das unter Umständen erst beim Einbau und dann muss man bei einer Online-Bestellung wieder ein paar Tage darauf warten. So einfach in der Theorie, denn je nach Wagen- und Radiotyp ist beispielsweise noch das Umklemmen der Stromversorgung vom Dauer- auf den Zündungsstrom erforderlich – das sollte man gegebenenfalls von einer Fachwerkstatt erledigen lassen.
Mitunter etwas mühsam ist der mechanische Einbau des Radios mit dem neuen Rahmen, bis alles so sitzt, wie es soll. Uns beispielsweise fehlte trotz sorgfältiger Planung eine Abdeckblende zwischen Radio und neuer 2-DIN-Konsole. Kein prinzipielles Problem, denn das fehlende Teil kostete weniger als neun Euro. Nur blieben uns eben zwei weitere Fahrten zum Autohändler zum Bestellen und Abholen nicht erspart.
Etwas mehr Zeit beim Einbau benötigt man auch bei einem Gerät mit Navigationsfunktion, weil man hier noch den GPS-Empfänger inklusive Kabel verlegen und platzieren muss. Das Gleiche gilt je nach Antennenmodell für den Digitalempfang der DAB-Sender: Hier benötigt man eine DAB-Scheibenantenne zum Ankleben innen auf die Windschutzscheibe oder eine spezielle DAB-Weiche als Zwischenstück fürs Antennenkabel. Die Anschlüsse selbst sind wieder genormt, die Antenne also schnell angeschlossen. Fazit: Wow, was alles möglich ist – und das so einfach und günstig
Zugegeben, sicher gestaltet sich der Einbau nicht bei allen Fahrzeugen so reibungslos und einfach wie bei unserem Modell. Aber der Gedanke, so günstig nachträglich an ein modernes Infotainment-System im Auto mit Freisprecheinrichtung und so vielen weiteren Möglichkeiten zu kommen, ist bestechend und damit auf jeden Fall etwas Recherchearbeit wert.
Obwohl das Pioneer-Radio mit einem Preis von rund 300 Euro zu den günstigeren Modellen zählt, ist der Funktionsumfang beeindruckend: Die iOS-Steuerung funktioniert selbst mit einem betagten 3GS-Modell auf Anhieb, die Musik vom Mobilgerät am USB-Anschluss lässt sich per Touchscreen in der Mittelkonsole steuern. Auch das Bluetooth-Pairing mit dem Smartphone arbeitet völlig problemlos und die Sprachqualität beim Telefonieren ist dank des beilegenden Mikrofons ausgesprochen gut. Der Digitalempfang überzeugt ebenfalls, die mit der Stromversorgung für die Rückfahrscheinwerfer gekoppelte Kamera erzeugt ein völlig neues Gefühlt beim Einparken und dann gibt es da noch all das, was ein solches Gerät ohnehin kann: Musik und Videos abspielen sowie Radio hören.

Wow, lautet also das Fazit: Die neue Mittelkonsole und der Einbaurahmen für das 2-DIN-Radio, das Gerät mit DVD-Player, Digitalempfang, (bedingter) iPhone/iPod- bzw. Android-Unterstützung und dazu eine passende Rückfahrkamera kosten gerade einmal 400 Euro – und das Mikro zum Freisprechen beim Telefonieren ist auch schon dabei. Wer sich den Einbau selbst zu traut, bekommt für wenig Geld viel Funktion im Auto!