Wer die neue Datenbrille von Google für satte 1500 Dollar kaufen wollte, musste sich darum bewerben. Nur wer eine gute Idee hatte, was er mit der Google Glass genannten Brille anstellen würde, durfte sein Geld ausgeben. Erwartungsgemäß zeigen sich die von Google handverlesenen Käufer, überwiegend Entwickler, nun absolut begeistert von dem Gerät. In der Tat hat das Brillengestell mit integriertem Minicomputer ein gewaltiges Potenzial. Glass bietet seinem Nutzer den bisher direktesten Zugang zum Internet mit all seinem dort gespeicherten Wissen sowie der fast unbegrenzten Rechen-Power von Internet-Servern.
Da Google Glass zudem noch Sprachsteuerung, Kamera, Telefon und Navigation per GPS bietet, scheint die Brille genau der Super-Computer zu sein, den wir früher als Kinder in Science-Fiction-Filmen so toll fanden: Er reagiert auf unsere Sprache, liefert Antworten auf unsere Fragen, er weiß auch, wohin wir gehen oder fahren müssen, und er zeichnet unsere Erlebnisse auf. Rund 14 Millionen Deutsche haben bei einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom ihr Interesse an der Datenbrille geäußert. Doch mit den gestiegenen Möglichkeiten des tragbaren Minicomputers steigen auch die Probleme beim Datenschutz.
Warum die Leute Google Glass lieben Millionen Technik-Fans sind von den Verheißungen der Datenbrille begeistert. Das erste Werbevideo zu Glass hat über 21 Millionen Abrufe bei Youtube. Will man verstehen, was die Leute an Google Glass so fasziniert, muss man sich an einen Wunsch erinnern, den man vielleicht als Jugendlicher hatte. Es ist der Wunsch, besondere Momente genau aus dem Blickwinkel zu filmen, aus dem man sie erlebt hat, um den Moment dann immer wieder erleben zu können. Die Kamera in der Datenbrille verspricht, genau das zu leisten. Die Videoaufnahmen lassen sich per Sprache, Fingertipp auf den Bügel und sogar mit einem Augenzwinkern starten. Was für großartige Momente Glass aufzeichnen könnte, zeigt Google in einem Werbevideo mit dem Titel „ How it Feels “. Dort kriecht dem glücklichen Glass-Träger eine beeindruckende Würgeschlange, eine Python, den Arm herauf – bis zu seiner Nasenspitze. Andere Glass-Träger schweben in einem Heißluftballon, spielen mit ihren Kindern oder tanzen auf dem Eis.

Google Glass zeichnet all das für den Anwender auf und liefert zudem noch die Möglichkeit, diese Eindrücke live mit anderen zu teilen, indem man das Videobild etwa über Googles soziales Netzwerk streamt. Natürlich sind auch die rein technischen Möglichkeiten der Datenbrille interessant. Mit dem Bildschirm im Sichtfeld, dem GPS-Sensor und dem Zugang zum Internet muss man unterwegs nie wieder nach dem Weg fragen, denn Google kann den Nutzer navigieren. Zudem kann man nun alle auftauchenden Fragen direkt dem Internet, also der Google-Suche, per Spracheingabe stellen. Doch das macht vielleicht nur zu einem kleineren Teil die Faszination von Glass aus, denn das geht schon heute mit jedem einfachen Smartphone.
Warum die Leute Google Glass hassen Stellen Sie sich vor, Sie sitzen morgens auf dem Weg zur Arbeit in der Straßenbahn. Auf den Platz gegenüber setzt sich ein fremder Mann. Er holt eine Digitalkamera raus, schaltet sie ein und nimmt Sie ins Visier. Dann bleibt er so sitzen. Ob er auf den Auslöser drückt oder nicht, ob er ein Foto macht oder ein Video, können Sie nicht erkennen. Wie würde sich das anfühlen? Schlecht wahrscheinlich. Google Glass bedeutet genau das. Für viele ist die Videofunktion allein schon Grund genug, die Datenbrille abzulehnen, gar zu hassen.
Aber gehen wir mal davon aus, Sie hätten sich daran gewöhnt, laufend fotografiert und gefilmt zu werden. Schließlich haben wir uns in den letzten 20 Jahren auch daran gewöhnt, dass wildfremde Menschen in der Straßenbahn mit dem Handy telefonieren und uns dabei mit Details aus ihrem Privatleben versehen, die wir nie erfahren wollten. Das Fotografieren und Filmen bleibt trotzdem ein riesiges Problem. Denn technisch ist es simpel, auch eine Gesichtserkennung in Glass zu verlinken. Dass dies mit Google Glass funktioniert, hat ein Pilotprojekt bereits bewiesen. Damit wäre Google Glass die perfekte Spionage-Brille für jedermann. Man visiert eine Person an und erfährt in Sekunden alles, was das Internet über sie hergibt.
Zugegeben: Google wird nicht so naiv sein, eine Gesichtserkennung zum offiziellen Verkaufsstart in Glass einzubauen. Denn wie massiv die Ablehnung gegen diese Technik ist, hatte zuvor schon Facebook erfahren. Das soziale Netzwerk scannte eine Zeit lang hochgeladene Fotos und bot dem Nutzer an, erkannte Personen automatisch zu markieren. Nach heftigen Protesten von Nutzern und Datenschützern hat Facebook diese Funktion wieder deaktiviert. Doch selbst ohne Gesichtserkennung: Die Datenmenge, die eine aktive Datenbrille über seinen Träger und die Umgebung sammeln kann, ist gewaltig.
Erstes 3D-Shoot-em-Up für Google Glass vorgestellt
Ein Albtraum für den Datenschutz Bereits das Smartphone sammelt zahlreiche Daten über seinen Nutzer. Doch die Datenbrille Google Glass bietet noch weit mehr Möglichkeiten für die Nutzung unterwegs an. Womit Glass auch weit mehr Daten sammelt. Es geht um Details wie den Aufenthaltsort des Trägers, in welche Art von Geschäften und Lokalen er geht, welche Dinge er fotografiert, welche Fragen er an die Suchmaschine Google hat, welchen Weg er zur Arbeit nimmt, wann er Feierabend macht. Und das sind nur paar Beispiele. Diese gewaltige Datenmenge hat ein Ziel. Es sind die Internet-Server von Google. Das Datenprofil eines Glass-Trägers kann man sich dort kaum detailreicher vorstellen. Denn schließlich lassen sich die bereits am PC und am Smartphone gesammelten Daten zu den Glass-Infos dazu rechnen.
Google Glass ist ein Magnet für Daten. Das betrifft den Träger genauso wie seine Umwelt. Entsprechend regt sich Widerstand gegen Google Glass. Ein Restaurantbesitzer in Seattle war der Vorreiter für ein Verbot von Google Glass. Seine Androhung, jedem, der in seinem Lokal Google Glass trägt, einen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen, hat sein Lokal The 5 Point Café weit über die Grenzen von Seattle bekannt gemacht. Ob Google Glass bei dem sich formierenden Widerstand überhaupt noch eine Chance am Markt hat, beginnen manche zu bezweifeln. Denn wer möchte schon viel Geld für einen teuren Minicomputer ausgeben, den ein großer Teil der Mitmenschen ablehnt. Auf der anderen Seite sammeln aktuelle Smartphones schon heute unglaublich viele Daten über uns. Und daran haben sich viele Menschen anscheinend ja gewöhnt.
Die wichtigsten Fragen zur Datenbrille Was ist Google Glass? Glass ist ein Minicomputer in Form eines Brillengestells ohne Gläser. Es bietet einen kleinen transparenten Bildschirm im Sichtfeld des Trägers. Glass ist mit dem Internet verbunden und hat dazu noch eine Kamera an Bord, die aus der Perspektive des Anwender Fotos und Videos machen kann.
Was kann Google Glass? Glass fotografiert und filmt, kann Sprachbefehle erkennen und ins Internet gehen. Glass kann navigieren, SMS senden, chatten, Wetterinfos anzeigen, telefonieren und die neuesten Nachrichten präsentieren.
Ab wann ist Google Glass erhältlich? Die erste Charge hat Google bereits an ausgewählte Kunden verkauft. Ein offizieller Marktstart wird für 2014 erwartet. Der Preis, das Aussehen und der letztendliche Funktionsumfang von Google Glass im Jahr 2014 ist unbekannt.
Wo kann ich Google Glass ansehen? Herstellerinfotmationen gibt es auf google.com/glass . Zwei Werbevideos finden Sie über youtube_1 und youtube_2 . Eine sehenswerte Google-Glass-Parodie gibt’s über youtube_3 .