Von Haus aus sind Android-Smartphones hermetisch gegen Eingriffe am mobilen Betriebssystem abgeschottet. Per Rooting hebt man die Sperren auf und verwendet erweiterte Funktionen und zusätzliche Apps aus dem Google Play Store. Das gilt insbesondere für systemnahe Apps wie Uninstaller-, Backup- sowie Sicherheits-Tools. Aber auch für das Einspielen von Custom ROMs – also speziell angepassten Android-Versionen – am Smartphone muss das Gerät gerootet sein.
Im Unterschied zu älteren Android-Versionen muss man zum Rooten nicht mit komplizierten Befehlsfolgen hantieren oder ein modifiziertes ROM einspielen. Fast alle weit verbreiteten Android-Geräte lassen sich bequem per Software in den Root-Modus bringen. Da sich das Erlangen der Root-Rechte von Hersteller zu Hersteller, von Modell zu Modell und sogar von Android-Version zu Android-Version unterscheidet, wollen wir an dieser Stelle nicht im Detail auf das Rooten eingehen. Interessierte Anwender verweisen wir stattdessen an die beiden informativsten Anlaufstellen im Web: Android-Hilfe.de und XDA-Developers.com . Auf diesen Webseiten finden Sie jede Menge Informationen sowie Schritt-für-Schritt-Anleitungen für alle gängigen Smartphone-Modelle. Besonders einfach gelingt das Rooten mit den kostenlosen Anwendungen Super One Click und Odin3 . Beide Programme laufen unter allen Windows-Versionen.
Um auf dem Android-Gerät mit einem Tool wie etwa Super One Click oder Odin den Root-Zugriff freizuschalten, müssen die USB-Treiber des Smartphone-Herstellers auf dem Rechner installiert sein. Auf dem Smartphone muss in den Einstellungen zur Vorbereitung der Developer-Modus „USB-Debugging“ eingeschaltet sein. Die Option dazu ist in der Regel unter „Einstellungen ➞ Anwendungen ➞ Entwicklung“ zu finden. Wenn das Smartphone mit dem Rechner verbunden wird, sollte die Meldung erscheinen, dass der Debugging-Modus nun aktiv ist. Die Nutzung der Tools ist einfach: Sie wählen das passende Gerät aus und klicken auf „Root“.
Doppelklick: Android rooten – Die Anleitung per Video

Android-Funktionsdefizite mit Root-Apps beheben Grundsätzlich gilt: Ein gerootetes Smartphone unterstützt wesentlich mehr Applikationen. Hier einige Beispiele: Der „Root Explorer“ ist der ultimative Dateimanager für Besitzer eines gerooteten Android-Geräts. Der Dateimanager erlaubt einen Zugriff auf das gesamte Android-Dateisystem einschließlich der sonst nur schwer zugänglichen Datenordner. So können Sie dann beispielsweise Dateien und Ordner auswählen, löschen, kopieren und umbenennen, die Zugriffsrechte ändern und per E-Mail oder Bluetooth versenden. Weiterhin lassen sich symbolische Links anlegen und die „Öffnen mit“-Optionen anpassen. In der App enthalten sind zudem ein Texteditor sowie ein Binärbetrachter für SQLite-Datenbanken, XML-Dateien und APKs. Außerdem packt und entpackt der Root Explorer Zip-, TAR- und RAR-Archive, auch mit Mehrfachauswahl. Beim Finden bestimmter Inhalte hilft die schnelle Suchfunktion der Applikation.

Mit der App Set CPU for Root Users lässt sich der Akkuverbrauch intelligent steuern, indem man den Prozessortakt drosselt und auf diese Weise die Leistungsaufnahme reduziert. Dabei arbeitet die App besonders clever: Anstatt die Leistung immer zu drosseln, lassen sich auch bestimmte Profile anlegen. So können Sie beispielsweise die Prozessortaktung in Abhängigkeit mit dem Akkuladestand bringen. Fällt er unter einen bestimmten Wert, läuft der Prozessor zum Beispiel nur noch mit halber Leistung. Ebenso kann Set CPU zu bestimmten Uhrzeiten aktiv werden und etwa in den Nachtstunden seine Arbeit verrichten. Die Funktionen zum Übertakten des Prozessors sollten Sie mit äußerster Vorsicht verwenden, da Schäden am Smartphone möglich sind. Achten Sie nach dem Übertakten auf verstärkte Hitzeentwicklung.

Firewalls werden normalerweise nur auf Rechnern oder Netzwerk-Hardware eingesetzt – Droidwall bringt die Funktionen auf das gerootete Android-Smartphone. Im ersten Moment klingt das nach Overkill, es hat allerdings durchaus praktische Funktionen. Denn das Android-Sicherheitskonzept zeigt zwar, wenn eine App auf das Netzwerk zugreifen will, der Anwender kann jedoch nicht wirklich etwas unternehmen. Mithilfe von Droidwall für gerootete Smartphones lässt sich eine passende Regel erstellen, die einzelne Anwendungen blockiert. Außerdem können Sie Droidwall zum Beispiel nutzen, wenn Sie nur über ein beschränktes monatliches Volumen für Daten-Traffic in Ihrem Vertrag verfügen. Denn die App ist in der Lage, zwischen Wifi und 3G zu unterscheiden und den Zugriff entsprechend zu blockieren. Die App lässt sich kostenlos aus dem Play Store laden.
Shark for Root zeichnet den kompletten Traffic auf, der über die WLAN-Schnittstelle läuft und der im Netzwerk sichtbar ist. Das hilft etwa bei der Suche nach Fehlern oder um Geräte aufzuspüren, die nicht im Netzwerk vorhanden sein sollten. Die App kommt in zwei Ausführungen, beide benötigen einen Root-Zugriff auf dem Android-Gerät. Die Standardversion bringt sämtliche notwendigen Komponenten mit. Wer allerdings bereits Tcpdump direkt auf dem Smartphone installiert hat, der sollte zur nativen Version greifen, sie verfügt über die gleichen Fähigkeiten, ist allerdings wesentlich kleiner. Shark sichert alle Daten in einer PCAP-Datei auf der Speicherkarte. Diese Dateien lassen sich auf dem Smartphone mittels der separat erhältlichen Gratis-App Shark Reader auslesen.
Android-Handys rooten – Die wichtigsten Fragen geklärt

Überflüssige System-Apps vom Smartphone löschen Das Entfernen überflüssiger Apps sorgt für ein wenig mehr Übersicht und kann gleichzeitig die ohnehin schon stark beanspruchten Systemressourcen des Android-Geräts schonen. Nur mit einem speziellen App-Tool wie Root Uninstaller oder Titanium Backup Pro lassen sich die fest in Android verankerten Apps vom Smartphone entfernen. Nach dem Start von Titanium Backup Pro passen Sie als Erstes die Einstellungen an. Die wichtigste Option für die De-Installation von systemnahen Apps befindet sich im Bereich „Deinstallations-Einstellungen“: der „Chuck Norris“-Modus. Die Funktion muss aktiv sein, damit Titanium Backup Pro auch geschützte Programme entfernen kann. Im Hauptmenü der App tippen Sie auf „Sichern ➞ Wiederherstellen“. Die Anwendung lädt daraufhin eine Liste aller App-Komponenten. Um nun eine davon vom Smartphone zu entfernen, tippen Sie die gewünschte Anwendung an. Anschließend erscheint ein Dialog mit drei Befehlen: „Deaktivieren“, „Deinstallieren“ sowie „Daten löschen“.

Mittels „Deaktivieren“ verstecken Sie ausgewählte Apps. Statt eine App also komplett aus Android zu entfernen, wird die Anwendung eingefroren. Der Vorteil dieser Variante: Sie können de-aktivierte Apps jederzeit wieder aktivieren, etwa wenn Sie feststellen, dass das Smartphone nicht mehr richtig funktioniert. Über „Deinstallieren“ entfernen Sie eine App und mit „Daten löschen“ sorgen Sie dafür, dass sämtliche benutzerdefinierte Elemente, die im Zusammenhang mit der App stehen, vom Smartphone geputzt werden. Danach verhält sich die App so, als sei sie frisch installiert.
Ein vollständiges Backup auf dem Smartphone Für Backups direkt auf dem Android-Smartphone gibt es eine Vielzahl von Apps im Google Play Store. Übersichtlich und leicht zu bedienen ist dabei das in der Basisversion kostenlose My Backup. Sicherungen von Anwendungen, Medien und persönlichen Daten werden auf der SD-Karte abgelegt. Die Wiederherstellung von persönlichen Daten wie Kontakten, SMS oder Fotos funktioniert gut. In der Basisversion werden allerdings nur die installierten Apps selber gesichert, persönliche Einstellungen gehen verloren.

Mit Titanium Backup Pro kann man Datensicherungen aller auf dem Smartphone installierten Apps zusammen mit den jeweiligen Benutzerdaten, zum Beispiel Spielständen und persönlichen Einstellungen, anlegen. Nach dem Starten der App tippen Sie die „Menü“-Taste an und wählen „Stapel-Verarbeitung“. Im Bereich „Backup“ ist die Funktion „Alle User Apps + Systemdaten Sichern“ zu finden. Die danebenstehende Zahl gibt an, wie viele Elemente gesichert werden. Tippen Sie auf die Schaltfläche „Los!“. Im Anschluss daran lassen sich Anwendungen von der Sicherung ausschließen. Durch Antippen von „Stapel-Aktion starten“ beginnen Sie mit der „+Datensicherung“, die auf der SD-Karte im Ordner „titaniumbackup“ abgelegt wird. Vergessen Sie nicht, nach Abschluss der Sicherung zu überprüfen, ob das Backup fehlerfrei angelegt wurde. Dazu tippen Sie auf die „Menü“-Taste, wählen „Stapel-Verarbeitung“, entscheiden sich bei „Alle Sicherungen prüfen“ für „Los!“ und bestätigen mit „Stapel-Aktion starten“. Nach dem Check erfahren Sie, ob die Sicherung fehlerfrei ist.
Tipp: Geheime Android-Befehle für Ihr Smartphone

Alternatives Betriebssystem per Custom ROM einspielen Wer ein gerootetes Android-Smartphone besitzt und nicht nur die Optik und Bedienerführung seines Geräts verändern möchte, der kommt nicht um die Installation eines Custom ROMs herum. Custom ROMs sind angepasste Android-Betriebssysteme, die pfiffige Entwickler unabhängig von den Herstellern herausbringen. Das ist kein Problem, da Google den Quellcode der meisten Android-Versionen als Open Source veröffentlicht. So dürfen Dritte den Code legal nutzen, verändern und veröffentlichen. Die Custom ROMs der freien Entwickler bestehen aus einer Android-Version sowie einem Kernel. Die bekannteste und am häufigsten installierte Custom ROM ist Cyanogen Mod. Das populäre Custom ROM gibt es mittlerweile für weit mehr als 100 Android-Smartphones. Die Webseite cyanogenmod.com/devices zeigt anschaulich eine Liste der unterstützten Smartphones an.

Beim Einspielen eines Custom ROMs hilft schon die kostenlose Version der App ROM Manager. Die 4,99 Euro teure Premium-Version der App bietet Ihnen darüber hinaus die Möglichkeit, sogenannte Premium-Custom-ROMs direkt auf das Smartphone zu laden und einzuspielen. Aufgrund der vollwertigen Backup-Funktion lässt sich das vorhandene Android-System auf die Speicherkarte des Smartphones sichern, bevor man ein neues von der Speicherkarte einspielt. Die so angelegte Sicherung lässt sich auch jederzeit wieder zurückspielen. Das Backup-Modul ist in der Pro-Version um eine Funktion für automatische Sicherungen erweitert. Integriert ist übrigens auch ein Download-Manager für freie Custom ROMs aus dem Internet.
Ältere Smartphones mit neuer Android-Version Für viele Smartphones sind seit Monaten Updates von Seiten der jeweiligen Hersteller angekündigt. Doch sie vermeiden es nach Möglichkeit, Termine für die Android-Updates zu nennen. Außerdem bleiben viele Geräte bei neueren Android-Versionen außen vor. Was steckt dahinter? Da die Hardware-Neuerungen in der Regel gar nicht so groß sind, können viele Nutzer gut und gerne auf den Umstieg von einem 2012er auf ein aktuelles 2013er Smartphone-Modell verzichten. Schmerzlicher als das Nichtvorhandensein von NFC-Funktionen und einer 8-Megapixel-Kamera bei den brandneuen Geräten trifft viele Benutzer der Verzicht auf ein aktuelles Smartphone-Betriebssystem. Man wird den Eindruck nicht los, dass einige Smartphone-Hersteller gar kein großes Interesse daran haben, ihre alten Geräte Software-technisch auf dem jeweils aktuellen Stand zu halten. Darauf angesprochen, werden meist technische Probleme und lang andauernde interne Tests vorgeschoben, die für die Verzögerungen verantwortlich sein sollen. Das scheint mitnichten so! Das Gegenteil beweisen unabhängige Entwickler, die sogenannte Custom ROMs bereitstellen.