Im Zeitalter von CO2-Reduktion und Nachhaltigkeit versuchen fast alle Automobil-Hersteller mit besonders ökologischen Ansätzen zu glänzen. BMW startet mit dem Elektro-Auto i3 in die Zukunft – fast schon ohne Rücksicht auf betriebswirtschaftliche Überlegungen und den Verkaufserfolg. Viele andere Hersteller wie Nissan oder Renault verkaufen längst reine Elektro-Autos – im Falle von Renault sogar sehr eigenwillige Sonderlösungen wie den Twizy . Allerdings ist das mit der Ökologie so eine Sache bei den Elektro-Autos – kommt der Strom von Kernkraftwerken oder von Kohlekraftwerken, hält sich der ökologische Nutzen doch sehr in Grenzen.
Toyota dagegen setzt ganz die alltagstaugliche Vollhybridlösungen, mit denen man fahren kann, ohne dass man mit Angstschweiß auf der Stirn nach der nächsten Ladestation suchen muss, bevor der Stromer mit leerem Akku liegen bleibt. Aber Hybride bringen bei flotter Fahrt auf der Autobahn nur noch geringe Spritsparvorteile, wie sogar Toyota einräumt. Hier glänzt dagegen ein Klassiker des Automobilbaus – der Dieselmotor.
Diesel bis heute König der Langstrecke
Aller Euphorie um Elektro- und Hybrid-Autos zum Trotz regiert König Diesel immer noch die Langstrecke. Und wurde dank DPF mittlerweile sogar deutlich sauber als in früheren Zeiten, als man einen flott fahrenden Selbstzünder an dessen Rußfahne schon von weitem erkannte. Gerade in Deutschland sind die ebenso Drehmoment-starken wie sparsamen „Ölbrenner“ sehr beliebt, hierzulande führen dagegen Elektro-Autos und Hybridfahrzeuge ein Nischendasein. Doch wie verbreitet sind eigentlich Dieselmotoren weltweit? Bosch gibt einen Überblick verbunden mit einem Ausblick auf die internationale Zukunft des Diesels. Bosch ist ein wichtiger Zulieferer von Diesel-Komponenten für diverse Automobil-Hersteller. Unter anderem stammt auch der in VW-Fahrerkreisen fast schon berüchtigte Differenzdrucksensor von Bosch, der durch besonders häufige Defekte von sich reden macht. USA: Bosch erwartet Diesel-Boom
PKW-Zulassungen: Die USA sind in Sachen PKWs das Land der schweren Pickups (berühmtestes Beispiel dürfte hierfür der Ford F-150 sein) und der Voll-Hybriden von Toyota. Der Dieselanteil bei Pkw-Neuzulassungen liegt in den USA dagegen nur bei etwa einem Prozent. Bosch rechnet aber damit, dass sich dieser Anteil durch das stark zunehmende Angebot an Dieselmodellen deutlich erhöhen wird. Bosch hält einen Diesel-Marktanteil von zehn Prozent bei Light Vehicles bis zum Jahr 2018 für realistisch. Geänderte Rahmenbedingungen: Die neue Abgasgesetzgebung, die zukünftig eine verbrauchsorientierte Besteuerung vorsieht, verbessert Bosch zufolge die Chancen des Diesels. Gleichzeitig wuchs der US-Markt 2012 um 13,3 Prozent (Light Vehicles). Modellpalette: Mehrere europäische Fahrzeughersteller verkaufen in den USA Diesel-Pkws. Seit 2013 bieten auch US-Hersteller nach langer Zeit wieder Selbstzünder an. Bosch rechnet damit, dass es bis 2017 rund 60 Diesel-Modelle in Nordamerika geben wird. Ein aktuelles Beispiel ist der Chevrolet Cruze, bei dem Bosch neben dem Diesel-Einspritzsystem auch Abgasnachbehandlung, Motorsteuerung, Keramikglühkerzen und Sensoren liefert.
Nutzfahrzeuge: Gut 45 Prozent aller leichten Nutzfahrzeuge weltweit wurden 2012 in Nordamerika zugelassen. Global gesehen wurden 2012 rund 14 Prozent aller schweren Nutzfahrzeuge in den USA und Kanada zugelassen. Betrachtet man nur den nordamerikanischen Markt, dann zeigt sich: Schwere Nutzfahrzeuge fahren dort fast ausschließlich mit Diesel.
China: Diesel auf dem Vormarsch
Emissionsgesetzgebung: China repräsentiert aktuell nur ein Prozent des weltweiten Diesel-Pkw-Marktes. Mit der seit 1. Juli 2013 in Kraft getretenen Emissionsgesetzgebung China 4 müssen Nutzfahrzeuge bessere Emissionswerte liefern. Aktuelle Common Rail-Diesel-Systeme könnten deshalb in Zukunft auch stärker auf dem chinesischen Markt nachgefragt werden.
Gratis-PC-WELT-Newsletter Auto & Technik abonnieren Fahrzeugmarkt: Mit einem Fahrzeugbestand von etwa 37 Pkw pro 1000 Einwohner (Stand 2012) sieht Bosch bei einer stabil wachsenden Wirtschaft zukünftig hohes Potenzial. Zum Vergleich: In der EU kommen auf 1000 Einwohner im Schnitt etwa 500 Fahrzeuge.
Indien: Diesel-Nation auf dem Weg in die Stadt
Diesel-Anteil: Nach Europa war Indien 2012 mit 15 Prozent weltweitem Anteil der zweitgrößte Markt für Diesel-Pkw, wie Bosch erklärt. Aktuell machen Dieselfahrzeuge mehr als die Hälfte aller neu zugelassenen Pkw aus. Allerdings besaßen zu Beginn des Jahres 2012 lediglich 16 von jeweils 1000 Indern überhaupt ein Auto.
Urbanisierung: Momentan leben etwa 30 Prozent der indischen Bevölkerung in städtischen Gebieten, bald sollen es 40 Prozent sein. Diese Urbanisierung wird den Ausbau von Infrastruktur sowie eine erhöhte Fahrzeugnachfrage mit sich bringen. Durch den erhöhten Binnen-Transport und ausgedehnten Handel erwartet Bosch, dass die Bedeutung des Diesels deutlich steigen könnte.
Monsun: Übrigens sorgt in Indien der Monsun-Regen regelmäßig für einen deutlichen Aufschwung der Landwirtschaft und damit auch für eine Absatzsteigerung von Traktoren. In Indien werden auch weltweit am meisten „Three Wheeler“ für Transportaufgaben und Traktoren gefertigt.
Brasilien: Kein Diesel im Pkw
Dieselverbot: In Brasilien sind der Verkauf und die Verwendung von Diesel-Pkw verboten. Stattdessen sind Ethanol- und FlexFuel-Fahrzeuge weit verbreitet, die reines Ethanol beziehungsweise Ethanol und Benzin tanken können (FlexFuel). Brasilien stellt diesen Bio-Sprit selbst her und zwar aus Zuckerrohr.
Auto ist Luxus: Grundsätzlich sind Fahrzeuge durch Einfuhrbestimmungen und Besteuerung sehr teuer, sodass nur etwa 200 Fahrzeuge pro 1000 Einwohner registriert sind. Diverse Automobil-Hersteller reagieren auf die schwache Kaufkraft, indem sie ältere oder speziell für Südamerika entwickelte PKWs verkaufen – mit teilweise deutlich verschlechterten Crasheigenschaften.
Nutzfahrzeuge: Bei Nutzfahrzeugen ist der Diesel deutlich stärker verbreitet – etwa 40 Prozent bei leichten, nahezu 100 Prozent bei schweren Nutzfahrzeugen.
Japan: Hybrid statt Diesel
Dieselanteil: Der japanische Pkw-Markt weist in den letzten Jahren zwar steigende Neuzulassungen für Dieselfahrzeuge auf, insgesamt liegt der Dieselanteil bei Pkw jedoch noch unterhalb von einem Prozent. Noch 2009 war die Mercedes E-Klasse hier die einzige Diesel-Limousine am Markt. Heute gibt es schon mehr als ein Dutzend Modelle unterschiedlicher Hersteller.
Hybridtrend: Wegen der dichten Infrastruktur auf den japanischen Inseln sind Pkw-Fahrer hauptsächlich im Stadtverkehr unterwegs, auch interessieren sie sich stark für alternative Technologien wie Hybrid- und Elektrofahrzeuge, auch weil die Regierung ab Dezember 2011 diese Art von Pkw fördert. Toyota ist nicht ohne Grund der führende Hersteller von Vollhybridfahrzeugen.
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