Nach der Enthüllung des US-Spähprogramms Prism deckte die Zeitung Guardian am Wochenende das europäische Pendant des britischen Geheimdienstes Government Communications Headquarters (GCHQ) auf. Unter dem Codenamen Tempora werden dabei die Glasfaserkabel für den transatlantischen Datenverkehr angezapft. Tempora geht jedoch noch sehr viel weiter als Prism. Laut dem Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden, der den Prism-Skandal aufdeckte und den Medien nun Material zu Tempora zuspielt, sei das britische Projekt “das größte verdachtslose Überwachungsprogramm in der Geschichte der Menschheit”. Das britische Spähprogramm zapft über die wichtigen Glasfaserverbindungen die Telefon- und Internet-Kommunikation von Hunderten Millionen Nutzern an – darunter auch Deutsche. Bislang seien durchschnittlich 21 Petabyte an Daten täglich abgelegt worden. Während Inhalte von der GCHQ nur rund drei Tage aufbewahrt werden, speichert der Geheimdienst Telefonnummern, Verbindungsdaten und IP-Adressen rund einen Monat.
Microsoft, Yahoo & Facebook verraten Regierungsanfragen
Während Unternehmen an Prism Daten nur auf gezielte Anfragen herausgeben, speichert das britische Programm prophylaktisch alle Daten. Tempora sei laut dem Guardian außerdem bereits seit fünf Jahren im Einsatz. Gezielt ausgewertet werden die gesammelten Daten seit 18 Monaten. Laut einer anonymen Quelle suche der Geheimdienst dabei nach vier Themenbereichen: „Sicherheit, Terror, Organisiertes Verbrechen. Und wirtschaftliches Wohlergehen.“ Durch die Nutzung von juristischen Schlupflöchern gilt Tempora in Großbritannien sogar als legal. Britische Datenschützer fordern nun eine Überarbeitung der entsprechenden Paragrafen.