Die Telekom drosselt ihre DSL-Anschlüsse – vermutlich 2016 soll es losgehen. Wenn ich die 75 GB erreicht habe, krieche ich den Rest des Monats dann im Schneckentempo durch das Internet. Fünfundsiebzig Gigabyte!! Was soll die Aufregung? Das reicht doch locker, argumentieren die Befürworter. In ihren Reihen befinden sich vielleicht keine Lovefilm-Abonnenten (Stichwort: HD-Streaming), keine Zocker (ein Steam-Spiel wiegt nicht selten 8 GB) und keine Rdio -Nutzer. Und erst recht scheinen unter den Befürwortern keine Familien mit jugendlichen Kindern zu sein, welche gerne mehrere der genannten Dienste gleichzeitig nutzen während sie skypen.
Doch, schreien die Befürworter! Die Telekom hat es sogar ausgerechnet: “Neben dem Surfen im Netz und dem Bearbeiten von Mails ist dieses Volumen beispielsweise ausreichend für zehn Filme in normaler Auflösung plus drei HD-Filme, plus 60 Stunden Internetradio, plus 400 Fotos und 16 Stunden Online-Gaming.”, steht in der Pressemitteilung zur DSL-Kastrierung.
Wie bitte? Ich bin Hobby-Fotograf und habe einen Flickr-Premium-Account. Den habe ich mir gekauft, um unbegrenzt Fotos hochladen zu dürfen. Mit der Telekom soll jetzt trotzdem bei 400 Schluss sein? Außerdem: Als leidenschaftlicher PC-Spieler kann ich über eine halbe Stunde Gaming am Tag nur lachen. Und dass ich trotz Streaming-Flatrate bei Lovefilm meine Heimkino-Abende auf drei pro Monat begrenzen soll, sehe ich nicht ein.
Keine Bange, der HD-Kino-Abend muss doch nicht ausfallen, versuchen es die Befürworter ein letztes Mal bei mir. Denn die Telekom rechnet ihr eigenes Streaming-Angebot “Entertain” nicht in die 75-GB-Grenze ein. Stimmt, und genau da liegt der Hund begraben. Die Drosselung ist ein Affront gegen die Netzneutralität. Sie berechnet meine Lovefilm-Streaming-Daten, aber nicht die vom Telekom-eigenen Dienst. Diese Bevorzugung macht der Konkurrenz das Leben schwer. Wenn Lovefilm, Watchever, Apple TV und wie sie alle heißen, mir mein wertvolles Datenvolumen wegfressen, warum soll ich sie dann weiternutzen? Warum nicht abbestellen und Entertain nutzen? Die Telekom dürfte es bestimmt freuen.
Aber was kommt als nächstes? Ein Telekom-Tarif, der einen bestimmten Musik-Dienst bevorzugt? Halt, den gibt es ja schon! Auf dem Smartphone kostet die Spotify-Option rund 10 Euro mehr. Tja, Rdio, war schön mit dir. Und mit den Online-Notizbuch Evernote ist die Telekom erst vor kurzem eine Kooperation eingegangen. Vielleicht darf ich mich schon bald von Google Keep verabschieden?
Ich jedenfalls sträube mich gegen die 75-GB-Deckelung. Nicht etwa, weil ich damit nicht auskommen würde. Sondern weil ich für eine neutrale Datenübertagung im Netz bin.
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