Linux als Zweitsystem ist für jeden IT-Profi eine praktische Sache: Egal ob es um Dinge wie die Datensicherung eines defekten Windows, einen bootbaren Anti-Viren-Scanner, ein speziell gehärtetes Online-Banking-System oder Sicherheits-Distributionen wie BackTrack und Kali geht – mit dem passenden Linux kann man fast jedes Problem meistern. Normalerweise installieren IT-Profis ihre Lieblings-Distributionen auf CDs, DVDs oder anderen Speichermedien. Damit werden die Systeme tragbar, allerdings muss man natürlich seine Medien stets dabei haben.

©Moritz Jaeger
Mit der Android-Applikation Drivedroid werden diese Medien überflüssig: Die Applikation verwandelt Smartphone-Speicher in einen bootbaren Datenbereich, in dem sich Linux-Distributionen verwalten und starten lassen. Im Klartext: Passend eingerichtet kann das Android-Handy einen PC mit dem jeweils ausgewählten Linux starten.

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Vorbereitung
Drivedroid benötigt in jedem Fall Root-Zugriff, ohne diesen kann die Applikation nicht arbeiten. Wer sein Android-Smartphone noch nicht gerootet hat, sollte dies also vor dem Start erledigen. Den passenden Artikel mit den wichtigsten Fragen zum Root-Zugriff finden Sie hier. Da sich die Rooting-Prozedur bei jedem Android-Smartphone unterscheidet, würde eine Beschreibung für jedes Smartphone den Artikel sprengen. Ein sehr guter Anlaufpunkt ist das Forum der XDA-Developer . Hier gibt es nahezu zu jedem bekannten Android-Smartphone die passenden Tools und Anleitungen.
Die zweite Voraussetzung ist Speicherplatz. Idealerweise sollte das Gerät über eine Micro-SD-Karte verfügen, im Zweifel geht auch der interne Speicher des Smartphones. Wichtig ist, dass sich das Smartphone in den Modus USB Mass Storage (USB Massenspeicher) schalten lässt, dieser fehlt einigen Modellen. Problematische Geräte haben die Entwickler auf der eigenen Website aufgeführt.
Installation und Konfiguration
Die Installation der App ist simpel: Drivedroid lässt sich hier aus dem Android Play Store kostenlos herunterladen ; finanziert wird sie über Werbung. Wer auf diese verzichten möchte, kann für einen Euro die werbefreie Version kaufen – und damit die Entwickler direkt unterstützen.
Nach dem Start zeigt die Anwendung zunächst an, ob alles in Ordnung ist, oder ob der Nutzer noch Änderungen an den Einstellungen vornehmen muss. Praktisch ist, dass sich dank dem Root-Zugriff alle Änderungen systemweit auswirken können. Sprich, der Massenspeicher-Modus lässt sich direkt in der App aktivieren und ist anschließend auch in allen anderen Applikationen verfügbar.
Linux-Distributionen installieren
Kommen wir zum interessanten Teil: Dem Einrichten der Linux-Distributionen. Drivedroid bietet dazu mehrere Möglichkeiten, allen gemein ist, dass sie über das Plus-Symbol (zweites Icon von links in der unteren Leiste) aufgerufen werden:
- Neues Image erstellen: Wer gerne selbst Hand anlegt, der kann eine neue Partition direkt im gewählten Gerätespeicher erstellen. Diese Partition lässt sich anschließend am PC einbinden und als Zielort für die Installation einer Linux-Distribution verwenden.
- Direkter Download: Wer nicht manuell in der Partition des SD-Karte herumpfuschen möchte, sollte Option Zwei wählen. Die App-Entwickler listen hier eine ganze Reihe an Distributionen auf, neben populären Ausführungen wie Ubuntu, Fedora oder Linux Mint stehen unter anderem auch FreeBSD, Gentoo, CloneZilla, GParted oder das speziell für die App angefertigte SliTaz zum Download bereit.
- Datei hinzufügen: Wer bereits ein fertiges Linux parat hat, kann dieses über die dritte Option hinzufügen, dazu müssen lediglich der Titel und der Pfad zum Image angelegt werden. Das ist beispielsweise praktisch, wenn Daten nach einem Upgrade oder Smartphone-Umzug übertragen werden sollen.

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Im letzten Schritt muss die jeweilige Distribution der Wahl als aktiv markiert werden. Dazu klickt man einen der Einträge an und wählt ihn im anschließenden Dialog aus. Damit ist die Vorbereitung abgeschlossen und das Smartphone kann als Bootmedium genutzt werden.
Booten und Arbeiten vom Smartphone
Der Bootvorgang von Drivedroid aus geht in unserem Test überraschend einfach von der Hand: Wir haben das Smartphone per USB-Kabel an einem Laptop angeschlossen, die Boot-Sequenz im BIOS entsprechend abgeändert und wurden sofort mit dem Linux-typischen Live-CD-Auswahlmenü begrüßt (für den Test nutzten wir die SliTaz-Distribution ).

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Nach dem Start müssen wir nur die Einstellungen wie Lokalisierung und Tastaturlayout anpassen und im Handumdrehen haben wir ein komplettes Linux gestartet. SliTaz ist auf Schnelligkeit und kleinen Fußabdruck ausgelegt und das merkt man auch. Die Oberfläche „ Openbox “ reagiert sofort auf die Eingaben, die wichtigsten Applikationen sind mit an Bord.
Im Test hatten wir allerdings auf unserem Intel-Notebook Probleme mit WLAN. Die passenden Daten lassen sich relativ einfach nachladen, die notwendige Anleitung ist auf der start:Website von SliTaz zu finden . Praktisch ist auch, dass SliTaz die notwendigen Treiber mitbringt um auf Windows-NTFS-Partitionen zugreifen zu können. Damit ist die Distribution ideal, wenn es darum geht, schnell Informationen von einem Windows-System zu sichern. Zusätzliche USB-Speicher erkennt das Betriebssystem problemlos, so dass sich wichtige Daten einfach zu sichern sind.
Fazit
Die Idee ist so simpel und genial, dass man sich wundert, dass vorher noch niemand darauf gekommen ist. Die meisten modernen Android-Smartphones bieten mehr als genug Platz und ein Micro-USB-Kabel findet man inzwischen wahrscheinlich in jedem Büro oder Haushalt.
Natürlich gibt es zahlreiche andere Distributionen, SliTaz besitzt aber den großen Vorteil, dass die Distribution mit 35 MByte nicht nur angenehm wenig Platz auf dem Smartphone einnimmt, sondern auch noch unglaublich schnell ist. Die Kombination aus Drivedroid und SliTaz ist für schnelle Zugriff auf Windows-Systeme, etwa um Daten zu retten, nahezu unschlagbar.
Schön wäre es allerdings noch, wenn Drivedroid ohne Root-Zugriff funktionieren würde. Die meisten IT-Profis dürften ihr Android-Smartphone zwar grundsätzlich gerootet haben, für den Notfalleinsatz wäre es aber praktisch, wenn Drivedroid direkt auf Android-Smartphones arbeiten würde.
Wer nicht unbedingt ein transportables Linux nutzen möchte, kann Drivedroid auch als mobile Installations-CD für Windows nutzen. Die passende Anleitung finden Interessierte hier auf der Website von Drivedroid .

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