„Bye, Bye Laser“ – mit einem Abgesang auf den Laserdrucker wirbt der Hersteller Epson seit der CeBIT für seine aktuelle Baureihe von Tintenstrahldruckern. Und das, obwohl Epson weiterhin eine stattliche Anzahl von Laser-Modellen im Angebot hat. Schneller, wirtschaftlicher und umweltfreundlicher als mit vergleichbaren Leserdruckern sei das Drucken mit den Geräten der Workforce Pro Reihe, so lautet die Botschaft.

©Epson
„Das Interesse der Unternehmen an Tinte im Büro als kostengünstige und leistungsfähige Drucklösungen wächst mit einer Dynamik, die uns mitunter selbst überrascht. Viele Besucher unseres Standes im Planet Reseller Bereich kamen als Interessenten und gingen als Kunden“, fasste Frank Schenk, Leiter Vertrieb Businessprodukte der Epson Deutschland GmbH, das Fazit der CeBIT 2013 zusammen. „Die Gründe dafür sind leicht nachzuvollziehen, denn neben den Kostenvorteilen der Inkjets und den geringen Seitenpreisen ist es auch der Geschwindigkeitsvorteil gegenüber Laserdruckern, der Inkjets zu mehr als einer attraktiven Alternative zu Laserdruckern im Büro macht.“ Als Beleg führt Epson ein Wärmebild an, das den geringeren Energiebedarf als eine Ursache für geringere Kosten und mehr Umweltfreundlichkeitsichtbar machen soll.

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Vorsicht vor Vergleichen in der Werbung
Doch was auf den ersten Blick als überzeugende Argumentation erscheint, relativiert sich beim Blick auf das Kleingedruckte. Hier schränkt Epson die plakative Aussage „Bis zu 50 Prozent niedrigere Kosten als vergleichbare Farblaserdrucker“folgendermaßen ein: „Im Vergleich zu den Top 10 der im vierten Quartal 2010 in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien verkauften DIN A4-Farblaserdrucker und Multifunktionsgeräte, ermittelt von IDC. Seitenkosten berechnet nach offiziellen Preislisten und Ergiebigkeitsangaben der Hersteller für Tonerkassetten in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien; Stand Dezember 2010.“
Im Klartext bedeutet das lediglich: Aktuelle Farbtintenstrahler der WP-Reihe von Epson sind wirtschaftlicher als der Durchschnitt einer relativ willkürlich definierten Gruppe von Geräten einer früheren Laserdrucker-Generation.

©Samsung
Völlig anders argumentiert der koreanische Hersteller Samsung, ebenfalls einer der größten Druckerhersteller weltweit. Dessen Top-Manager JS Eun erklärte im Gespräch mit der PC-Welt Schwesterpublikation ChannelPartner: „Um den Kundenanforderungen gerecht zu werden, haben wir für einen begrenzten Zeitraum in Deutschland und Frankreich auch Tintenstrahldrucker angeboten. Den Verkauf dieser Geräte haben wir jetzt zugunsten unseres B2B-Geschäftes eingestellt.“ Auf die hohe Bedeutung der Umwelts- und Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkte in Deutschland angesprochen, zeigte sich Eun überzeugt, dass Laserdrucker „auf einem vergleichbaren Leistungsniveau sein werden wie die entsprechenden Inkjet-Drucker.“
Kriterien für die Wahl der Drucktechnik
Bis es soweit ist, unterstützen Händler die Argumentation pro Laserdrucker schon mal durch ein Tablet aus dem Hause Samsung als Zugabe. Unabhängig von solchen Sonderaktionen gibt es jedoch eine Reihe von bewährten Kriterien für die Entscheidung zwischen Tinte und Laser als Drucktechnologie der Wahl, die sich anhand von drei einfachen Fragen überprüfen lassen:
* Was drucken Sie?
Wer nur Textseiten druckt, etwa für Geschäftsbriefe, der erreicht mit dem monochromen Laserdrucker wohl das beste Preis-Leistungsverhältnis. Präsentationen hingegen verlangen nach Farbe. Auf Normalpapier liefern hier in der Regel Farblaserdrucker ein ansprechenderes Ergebnis. Das macht sie im Vergleich günstiger. Spezialpapiere für Tintenstrahler treiben den Seitenpreis kräftig in die Höhe. Allerdings liefern sie oft eine höhere Farbtreue. Und wie wirtschaftlich ist ein Laser-Ausdruck, der den (potenziellen) Kunden qualitativ nicht überzeugt?
* Wie häufig drucken Sie?
Wer seinen Drucker schon mal 10 Tage oder länger gar nicht oder nur im Schwarz-Weiß-Modus benutzt, muss damit rechnen, dass die Tinte im Druckkopf eintrocknet und die feinen Düsen verstopft. Zwar lassen sich die Druckköpfe nachkaufen und in der Regel relativ einfach austauschen, doch der angestrebte Wirtschaftlichkeitsvorteil dürfte damit in den meisten Fällen dahin sein.
* Wie viel drucken Sie?
Wer häufig, aber jeweils nur wenige Seiten druckt, fährt mit dem Tintenstrahler am günstigsten, unter anderem, weil dieser im Ruhezustand weniger Strom verbraucht. Bei höherem Druckvolumen sieht es in der Regel für den Laserdrucker besser aus, der auf billigen Papierqualitäten bessere Ergebnisse zeigt. Doch sollten Sie sich in jedem Fall vorher genau über Preise und Kapazität der Tintenpatronen und Tonerkartuschen erkundigen.
Der Mix macht‘s
Bei der Beantwortung der oben genannten Fragen zeigt sich schnell: Eine einheitliche Empfehlung zugunsten der einen oder anderen Technologie lässt sich kaum geben. Vor diesem Hintergrund tendieren viele Anwender dazu, einen Mix aus unterschiedlichen Technologien einzusetzen: Ein monochromes Multifunktionsgerät für die normale Geschäftskorrespondenz und einen Farbtintenstrahler für Vertrieb und Marketing, beispielsweise. Und wenn damit nicht alle Anforderungen abgedeckt sind? Dann gibt es ja auch noch eine Vielzahl von Druckdienstleistern, die nicht nur über Geräte für jeden Zweck verfügen, sondern auch über Experten mit Spezialwissen, die das Beste für den Kunden aus den Geräten herausholen.
Lohnt sich Leasing?
In der Frage „Kaufen oder Leasen- was lohnt sich eher?“ zeigt der Druckermarkt ein ähnliches Bild. Konkrete Empfehlungen lassen sich nur nach detaillierter Erhebung der Anforderungen geben. Generell gilt jedoch: Solange der Anschaffungspreis unter 410 Euro liegt, handelt es sich um ein geringwertiges Wirtschaftsgut, das sofort in voller Höhe abgeschrieben werden kann. Finanzielle Vorteile durch Leasing dürften sich hier kaum generieren lassen. Allerdings beinhalten Leasingangebote für Drucker in der Regel nicht nur die Bereitstellung der Hardware, sondern auch die Kosten für Verbrauchsmaterial und Management der Geräte.Da reicht es also nicht, den Gerätekaufpreis mit der Gesamtsumme der Leasingzahlungen zu vergleichen. Genutzte Papiersorten, Papierverbrauch, Anzahl und Intensität der Farbigkeit von Ausdrucken sowie Art und Umfang von Zusatzfunktionen wie Duplexdruck, Sortieren und Heften müssen ebenso detailliert erfasst und berechnet werden wie die Zeit, die Mitarbeiter mit der Einrichtung und Wartung der Geräte sowie mit der Organisation der Verbrauchsmaterialien verbringen. In der Praxis geschieht dies in der Regelin den ersten Monaten des Leasingvertrages auf Basis der Echtdaten. Dabei erleben die Kundenberater der Hersteller immer wieder große Abweichungen zwischen den vorab vom Kunden genannten Verbrauchswerten und den tatsächlich angefallenen. Und allein diese Erkenntnis ist für die Unternehmen ein Vorteil, der umso wertvoller ist, je mehr im Unternehmen gedruckt wird. Denn fehlende Transparenz über die tatsächlichen Kosten birgt immer die Gefahr der Verschwendung von Ressourcen.

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Spezialist oder Alleskönner?
Geht es um die Frage Single Function oder Multifunktionsgerät, entscheiden Anwender sich immer häufiger für Multifunktionsgeräte, wie die Absatzzahlen der Hersteller zeigen. Mehrere Faktoren spielen dabei zusammen:
1. Die Anschaffungskosten sind geringer als beim Kauf von drei oder vier Einzelgeräten.
2. Die Kombination von Drucker, Kopierer, Scanner und Fax in einem Gerät spart Platz.
3. Durch den Einsatz von Kombigeräten sinkt die Zahl der Geräte, die verwaltet werden müssen. Das spart Arbeitszeit.
4. Die Erfassung des Materialverbrauchs wird erleichtert und die Kostentransparenz erhöht.
5. Drucker werden immer häufiger im Netzwerk eingesetzt.Bei Multifunktionsgeräten lassen sich so gleich vier Gerätetypen effizienter auslasten und zentral für Teams, Abteilungen oder ein ganzes Unternehmen bereitstellen.
Fazit: Die Frage nach dem richtigen Drucker berührt viele Bereiche im Freiberuflerbüro oder kleinem Unternehmen. Sie sollte nicht erst dann gestellt werden, wenn ein Gerät irreparabel defekt ist und schnellstens Ersatz benötigt wird.
Mythos papierloses Büro
Es ist schon ziemlich seltsam: Einerseits sind Drucker im Vergleich zu Tablet-PCs oder Smartphones ausgesprochen uncool. Andererseits entfachen sie in Unternehmen aller Größenordnungen hitzige Debatten. Dabei geht es um Fragen wie
·Abteilungs- oder Einzelplatzdrucker?
·Farbe oder Schwarz/Weiß?
·Reiner Drucker oder Multifunktionsgerät?
·Kaufen oder leasen?
·Tinte oder Laser?
Die Vehemenz, mit der häufig argumentiert wird, erscheint unverständlich, wenn man weiß, wie viele Führungskräfte, insbesondere in Startup-Unternehmen heute vom papierlosen Büro schwärmen. Das zeigen Äußerungen wie die folgende, in einem Zug auf der Rückfahrt von der CeBIT unfreiwillig mitgehörte: „Also, einen Tablet-PC hat bei uns jeder, aber der einzige Drucker steht in der Abstellkammer.“ Mal abgesehen davon, dass die Abstellkammer möglicherweise ohne Wissen der Geschäftsführung der meistfrequentierte Raum in der Firma ist, arbeiten Mitarbeiter von Startup-Unternehmen zunehmend im Home Office. Und dort gehört der Drucker zur Standardausrüstung.