Mit dem Thema Videoüberwachung assoziiert man traditionell teurere Überwachungsanlagen für Firmengelände, Banken oder für das Ladengeschäft. Steigende Spritpreise und der damit verbundene Kraftstoffdiebstahl veranlassen nun auch immer mehr Tankstellenbesitzer mit Überwachungssystemen ihre Tankstellen zu überwachen um damit den Diebstahl zu erschweren. In Zukunft aber – und da sind sich die Fachleute einig – wird die Überwachung von Objekten und Räumen zunehmen. In diesem Bericht wollen wir daher auf die wichtigsten Aspekte der Überwachung von Objekten per IP-Kamera und deren Technik eingehen. Ob zur Überwachung des eigenen Geschäftes in einer „belebten“ Straße, zur Kontrolle von Haus und Hof, für das Ferienhaus, als Babyphonersatz oder etwa zur Kontrolle eines Verkaufsraumes vom Nebenraum aus – die Einsatzfelder sind schier unendlich, wenn Preis und Technik stimmen. Und das ist in immer mehr Fällen gegeben. Angeboten werden die Überwachungskameras zu Einstiegpreisen von weit unter hundert Euro. Für professionelle Kameras für den Außenbereich, die auch bis minus 25 Grad Celcius oder sogar bei noch niedrigeren Temperaturen funktionieren und dank Infrarot-LEDs ganz ohne zusätzlich Beleuchtung auskommen, müssen Sie aber schon einige hundert Euro hinlegen.

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IP-Kameras werden klein und handlich
Verursacht wird der Preisrutsch vor allem durch die immer kleiner und billiger werdende Technik. Handys, Smartphone oder Tablets sind jeweils mit mindestens einer Kamera ausgestattet. Im Elektronikhandel werden die Bildsensoren der Kameras für wenige Euro angeboten. Eingebaut in ein passendes Kameragehäuse und mit einem Netzwerk verbunden entstehen preisgünstige und kompakte Überwachungssysteme. Während die früheren Überwachungskameras noch über spezielle verlegte Coax-Kabel angebunden werden mussten, sind neuere Kameras mit den in der Computertechnik verwendeten Netzwerkkabeln (CAT-Kabel mit WD-Stecker) ausgestattet. Diese Verkabelungstechnik aber kann für Rechnernetze, moderne TVs und den Internetzugang gleichermaßen verwendet werden.

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Die IP-basierten Kameras lassen sich so nahtlos in das Heim- oder Geschäftsnetzwerk einbinden. Damit entfällt die separate Verkabelung. Wer ganz auf Kabel verzichten möchte, kann die Kameras auch über WLAN anschließen. Adapter zwischen den unterschiedlichen Verkabelungstechniken, von Coax zu CAT oder umgekehrt, werden im Handel angeboten. Dank PoE (Power over Ethernet) entfällt auch die separate Stromversorgung. Zur Kamera hin führt dann nur ein einziges Kabel. Dies macht die Installation einfach. Wenn stattdessen auf WLAN gesetzt wird, entfällt die Verkabelung vollständig. Vom technischen Standpunkt, der Verkabelung und den Preise spricht somit nichts gegen eine breite Nutzung von IP-Kameras. Wo aber liegt der Nutzen und wie sind die Details im Einsatz? Hierzu werfen wie eine Blick auf die Funktionen der Kameras.
Zugriff auf die IP-Kamera über das Netzwerk
IP-Kameras lassen sich über WLAN oder fest verdrahtet in jedes Computernetzwerk integrieren. Die Kameras erhalten dabei eine IP-Adresse, über die sie dann aus der Ferne angesprochen werden können – genauso wie ein Netzwerkdrucker oder ein Server. Die IP-Adresse kann fest eingestellt oder durch einen IP-Router dynamisch zugewiesen werden. Danach ist der Zugriff auch von unterwegs möglich.

Die Anzeige der von der Kamera aufgenommen Bilder kann in speziellen Konsolen oder meist auch mit jeglichem Browser erfolgen. Spezielle Software muss daher nicht installiert werden. Somit lässt sich beispielsweise von jedem Smartphone, vom iPad oder von Android-Tablets oder natürlich auch von Notebook das „Geschehen“ im Büro, Zuhause, im Lager oder Verkaufsraum leicht überwachen. Dazu benötigen Sie lediglich die IP-Adresse der Kamera. Den Port können Sie oftmals bei den Kameras selbst bestimmen.

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Für den Zugriff von „außen“ wird die Kamera über einen der gängigen Router mit dem Internet verbunden. Dazu müssen Sie eine Portweiterleitung einrichten. Durch diese Portweiterleitung wird der Router angewiesen, den Zugriff von außen durch den Router auf die Kamera zu erlauben. In den Handbüchern der Router-Hersteller ist dies in der Regel erläutert. Für die in unserem Test gewählte FritzBox finden Sie die Portweiterleitung im nebenstehenden Bild beschrieben.
Dynamische IP-Adressen im Griff
Neben der Portweiterleitung müssen Sie noch einen weiteren Konfigurationsschritt beachten. Die Internetprovider weisen Ihnen eine IP-Adresse meist nur für einen Zeitraum von 24 Stunden zu. In der Regel nachts erfolgt dann eine kurze Zwangstrennung und die Zuweisung einer neuen IP-Adresse. Da der Zugriff von außen auf die Kamera aber über die IP-Adresse erfolgt, würde der Zugriff nach der Neuzuweisung nicht mehr funktionieren. Sie müssen anschließen die neue Adresse verwenden. Aber auch das lässt sich durch die integrierten Kamerafunktionen und einer als DynDNS bezeichneten Funktion meist einfach erledigen. Auch hierzu finden Sie in den Handbüchern sicherlich Informationen.
Es muss aber nicht immer eine aktive Überwachung sein. Viele der Kameras sind nämlich zusätzlich mit einer Bewegungserkennung ausgestattet. Der überwachte Bildbereich und die Intensität der Bewegungsänderungen kann dabei auch eingestellt werden. Wird eine Bewegung im relevanten Bildbereich erkannt, so können die Kameras selbständig Bilder per Mail versenden oder diese auf einen FTP-Server laden.

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Zugriffe von jedem Ort über mobile Geräte
Fasst man die oben erwähnten Funktionen und Möglichkeiten zusammen, so zeigen sich dabei folgende Einsatzszenarien. Die Kameras können sowohl in Gebäuden als auch im Freien positioniert werden. Verfügbar sind auch Modelle mit integriertem Speicherchip, der die Bilder aufzeichnet. Wenn die Kamera und der Chip außerhalb der Reichweite von potentiellen Angreifern sind oder dieser Aspekt keine Rolle spielt, mag diese eine Alternative sein. Flexibler aber sind jene Modelle, die die Bilder per FTP, Mailversand oder Stream an einen anderen Ort „weg“ von der Kamera transportieren, so dass die Bilddaten in Sicherheit sind.
Als „Anzeigegeräte“ kommen traditionelle PCs, aber auch Smartphones, Tablets oder Notebooks in Frage. Die Kosten für die Anschaffungen sind vergleichsweise günstig.
Datenschutz beachten
Beim Einsatz von Überwachungstools müssen sie aber auch immer auf die Aspekte des Datenschutzes achten. Dies gilt zumindest immer dann, wenn Sie einen Raum überwachen, in dem sich auch andere oder fremde Personen bewegen. Bei der Überwachung der eigenen Garageneinfahrt oder des eigenen Lagers dürfte das unproblematisch sein, wenn sich im dem Lager aber Angestellte beschäftigten so muss das vorher geklärt werden. Beispielsweise mit dem Betriebsrat. Mitunter mag es reichen, wenn Hinweisschilder auf die Überwachung hinweisen, dennoch sollten Sie vorher juristischen Rat dazu einholen.