Sony hat bei einem Live-Event in New York um Mitternacht (deutscher Zeit) offiziell die neue Playstation 4 vorgestellt. Gleich vorweg: Genaue Details über Preis, Veröffentlichungsdatum (“irgendwann zum Weihnachtsgeschäft 2013”) oder zum Design der Playstation 4 verriet Sony nicht. Aber dafür gab es viele andere, interessante Informationen, wobei die gesamte Präsentation mit über zwei Stunden doch relativ lang ausfiel…
Für die Entwicklung der Spielekonsole ist als Lead System Architect Mark Cerny verantwortlich, der in seiner langen Karriere so namhafte Titel wie Marble Madness (1984), Sonic the Hedgehog 2 (1992), Crash Bandicoot (1996), Jake and Dexter (2001) und Ratchet & Clank (2002) entwickelte und designte.
Laut Angaben von Cerny begann die Entwicklung der Playstation 4 bereits vor fünf Jahren. Ziel sei es gewesen, die Änderungen in der Spiele- und Entertainment-Welt zu berücksichtigen. Dementsprechend, so Cerny, sei die Playstation 4 eine von Spiele-Entwicklern für Spiele-Entwickler entwickelte Spielekonsole. Um den Spiele-Entwicklern die Entwicklung von neuen Spielen nicht – wie bei der Playstation 3 – durch selbst entwickelte Hardware unnötig schwer zu machen, setzt Sony bei der Playstation nun aus der PC-Welt bekannte und bewährte Hardware ein.

Dazu zählen eine 8-Kern-APU (CPU + GPU auf einem Die) und 8 GB ultra-schneller RAM. Außerdem hat Sony bei der Playstation 4 den Controller neu gestaltet: Der Dualshock 4 besitzt auf der Vorderseite ein Touchpad, mit dem sich Spiele und Apps steuern lassen. Genaue Details zur Hardware-Ausstattung finden Sie hier.
Hinzu kommt ein Secondary Custom Chip, der die Haupt-Einheit bei Aufgaben wie Downloads und Updates im Hintergrund unterstützt. Durch die Verwendung dieses Chips kann der Spieler weiter spielen, während im Hintergrund Updates installiert oder große Downloads getätigt werden. Eine Möglichkeit, die auch bereits die aktuelle Generation (Xbox 360, Playstation 3) teilweise unterstützt, zumindest was Downloads im Hintergrund angeht. Die Playstation 4 geht in dieser Hinsicht also noch einen Schritt weiter.
Außerdem wird es durch den Secondary Custom Chip möglich sein, die Konsole auszuschalten, während der gesamte Spielstand im Hintergrund in den Speicher abgelegt wird. Nach dem Einschalten der Konsole kann dann an der zuletzt gespielten Stelle weitergespielt werden.

Ebenfalls auf der Playstation 4 möglich: Digitale Downloads können bereits während des Downloads gespielt werden. Dazu wird zunächst ein kleiner Teil des Spiels heruntergeladen, den man schon spielen kann, während im Hintergrund der Rest des Spiels noch heruntergeladen wird.
Weitere Neuerung bei der Playstation 4: Videos vom aktuell gespielten Spiel können während des Spiels im Hintergrund bei Sony hochgeladen werden. So können andere Spieler live beim Spiel zuschauen und dabei auch miteinander chatten oder sich in eine laufende Partie einklinken.
Sony wird in der Playstation 4 auch die von Gaikai entwickelte Streaming-Technologie integrieren. Sony hatte Gaikai im vergangenen Smmer für viele Millionen Euro übernommen. Laut Gaikai-Gründer David Perry kann damit – zumindest theoretisch – jedes jemals für irgendeine Playstation-Plattform (Playstation 1 – 3, PSP, PSP Vita) entwickelte Spiel auch auf der Playstation 4 gespielt werden. Die Gaikai-Technologie soll aber vor allem dafür eingesetzt werden, jedes für die Playstation 4 entwickelte Spiel auch auf der mobilen Spielekonsole PS Vita spielen zu können.
Aufgrund der völlig neuen Hardware-Basis wird die Playstation 4 nicht abwärtskompatibel zur Playstation 3 sein. Abzuwarten bleibt, ob Sony hier Gaikai als Möglichkeit etablieren wird, zumindest über diese Technologie (die auch kostenpflichtig sein wird) die bereits im Besitz der Playstation-3-Besitzer befindlichen PS3-Spiele auch auf der PS4 zu spielen.
Während der Vorstellung der Playstation 4 waren neben Tech-Demos auch einige Ausschnitte aus Spielen zu sehen, die sich derzeit in der Entwicklung befinden. Dazu gehörten beispielsweise Knack , für das Mark Cerny sogar selbst verantwortlich ist, und Killzone: Shadowfall , das von Guerilla Games entwickelt wird. In den Spiele-Demos wurde vor allem mit Grafik-Effekten und Physik-Spielerein geprotzt, um die Fähigkeiten der Playstation 4 zu demonstrieren. Und auch die Funktionsweise des neuen Share-Button des Controllers wurde demonstriert. Durch ein Drücken des Buttons wird automatisch ein Video des Spielgeschehens im Hintergrund erstellt und dann beispielsweise auf Facebook hochgeladen. Wie beispielsweise dieses live während der Präsentation erstellte Video aus Killzone: Shadowfall, das nach einem Button-Druck hier auf Facebook landete.

Nach den Action-Spielen wurde mit Driveclub von Evolution Studios auch ein für die Playstation 4 in der Entwicklung befindliches Rennspiel vorgestellt, in dem vor allem die soziale Interaktion mit anderen Spielern und Fahrerclubs, in denen sich Spieler zusammenschließen können, im Vordergrund stehen soll. In den ersten, gezeigten Spielszenen beeindruckten vor allem die fotorealistische Grafik und die detailliert gezeichneten Autos.

Sucker Punch Productions (Infamous 1 & 2 Sly Raccoon 1-3) stellte mit Second Son ein Spiel vor, dass exklusiv für die Playstation 4 entwickelt wird und in dem Menschen mit Superkräften im Mittelpunkt stehen. David Cage von Quantic Dream (Heavy Rain) demonstrierte, wie viele Polygone die PS4 gleichzeitig darstellen kann. Der Indie-Entwickler Jonathan Blow (Braid) kündigte mit “The Witness” ein Open-World-Spiel an, in dem das Lösen von Rätseln im Mittelpunkt stehen wird.
Japanische Spieleschmieden durften bei der ersten Vorstellung der Playstation 4 natürlich ebenfalls nicht fehlen. Sowohl Capcom als auch Square Enix gaben kurze Einblicke in die von ihnen entwickelten neuen Spiele-Engines. Für die Playstation 4 wird Square Enix ein neues Spiel aus der Final-Fantasy-Reihe entwickeln. Weitere Details sollen aber erst zur E3 in Los Angeles in einigen Monaten verraten werden.
Ubisoft hatte eine Weltpremiere vorbereitet: Erstmalig wurde eine Live-Demo aus dem mit Spannung erwarteten Open-World-Spiel Watch Dogs gezeigt.
Blizzard Entertainment (World of Warcraft) gab bekannt, dass es eine strategische Partnerschaft mit Sony für die Playstation 4 geschlossen habe. Für die Playstation 4 – und auch Playstation 3 – befindet sich Diablo III in der Entwicklung, das als Neuerung im Vergleich zur bereits erschienenen PC-Version neben einer angepassten Steuerung auch einen neuen 4-Spiele-Coop-Modus bieten wird.
Die Partnerschaft von Blizzard und Sony dürfte vor allem in Zukunft eine enorm wichtige Rolle spielen, denn immerhin befindet sich bei Blizzard seit Jahren auch ein World-of-Warcraft-Nachfolger in der Entwicklung. Es wäre also keine Überraschung mehr, wenn dieses Spiel nicht nur für den PC, sondern auch für die Playstation 4 erscheinen würde.
Übrigens: Das die Sony-Präsentation auch bei Microsoft aufmerksam verfolgt wurde, dürfte kein Geheimnis sein. Eher ungewöhnlich war es aber, dass Microsofts Larry “Major Nelson” Hyrb (Director of Programming) ein Foto ins Web stellte, auf dem Microsoft-Mitarbeiter beim Betrachten der Sony-Präsentation in einem Konferenzraum zu sehen sind. In den kommenden Wochen dürfte dann auch Microsoft den Xbox-360-Nachfolger vorstellen.