Anfang 2019 waren Sie noch ein Exot, wenn Sie an der Kasse Ihr Smartphone gezückt haben und bezahlen wollten. Zu Beginn des Jahres 2020 hat sich der veränderte Bezahlprozess langsam etabliert, und seit dem Ausbruch von Corona trifft man regelmäßig an der Supermarktkasse auf Personen, die mit Smartphone oder Smartwatch ihren Einkauf abschließen. Diese gefühlte Wahrnehmung wird auch durch eine aktuelle Studie von Bitkom Research gestützt, die im Januar 2021 veröffentlicht wurde: In ihr wurden rund 1000 Personen ab 16 Jahre repräsentativ zum Thema „Kontaktloses Bezahlen“ befragt. Dabei gaben fast 80 Prozent der Umfrageteilnehmer an, in den letzten drei Monaten bereits mehrfach mit Karte, Smartphone oder Smartwatch bezahlt zu haben.
Wesentlichen Erfolg daran haben die beiden Marktführer Google Pay und Apple Pay. Beide sind im Jahr 2018 in den deutschen Markt eingetreten und haben sich dort auch deutlich an der Spitze festgesetzt. Apple Pay hatte, basierend auf einer Statista-Umfrage aus 2020 einen Marktanteil von 41 Prozent, Google Pay von 27 Prozent. Mit deutlichem Abstand folgt auf dem dritten Platz die Mobile-Payment-Lösung der Sparkassen.
Technische Entwicklung in Deutschland
Zur positiven Entwicklung der Situation hat jedoch nicht nur Corona beigetragen, sondern sicherlich auch der stationäre Handel sowie die Banken. Für die kontaktlose Bezahlung ist ein Terminal notwendig, welches NFC (Near Field Communication) unterstützt. Mehr als 800.000 NFC-fähige Geräte stehen inzwischen im deutschen Einzelhandel. Sie erkennen die Geräte an dem „Kontaktlos Bezahlen“ Symbol.
Damit das kontaktlose Bezahlen funktioniert, muss natürlich nicht nur das Terminal diese Technologie unterstützen, sondern auch Ihr Gerät, ob Smartphone, Smartwatch oder Karte. Bei Android ist dies inzwischen bei nahezu allen Herstellern zum Standard geworden. Am einfachsten überprüfen Sie dies auf Ihrem Smartphone über die Einstellungen. Sie finden NFC unter „Verbundene Geräte / Verbindungseinstellungen“. Bei Apple sind alle Smartphones seit dem iPhone SE und dem iPhone 6 mit NFC ausgestattet und damit in der Lage, den Dienst zu nutzen. Bei Smartwatches sehen Sie am besten in den technischen Daten nach, wobei Wear-OS-Modelle in der Regel Google Pay unterstützen. Doch dazu später mehr.
Bei Kredit- und EC-Karten deutet ein aufgedrucktes Symbol auf mobiles Bezahlen hin.
Bankenunterstützung für Apple Pay und Google Pay

©NFC
Für die Nutzung von Apple Pay brauchen Sie inzwischen nicht mehr zwingend eine Kreditkarte. Seit dem Einstieg der Sparkassen im Jahr 2020 haben auch die Besitzer von sogenannten Girocards die Möglichkeit, Apple Pay zu verwenden. Die Sparkassen in Deutschland haben aktuell nach eigenen Angaben rund 46 Millionen dieser Karten im Umlauf. Dies hat Apple Pay natürlich einen massiven Zuwachs beschwert. Alle anderen Banken setzen weiterhin eine Kreditkarte voraus.
Die Anzahl der Banken hat in den letzten Jahren jedoch stetig zugenommen. Auch die Volksbanken und Sparkassen sind hier offener geworden. Allerdings gibt es an dieser Stelle ein klares Übergewicht in Richtung Apple Pay. Es gibt in der aktuellen Übersicht der Apple-Pay-Website insgesamt knapp fünfzig Institute, die die Bezahlmethode unterstützen.
Auf der Unterstützerseite der Google-Lösung sind dies aktuell lediglich 26 Banken. An dieser Stelle fehlen vor allem immer noch einige große Banken wie die Deutsche Bank, die Sparkassen sowie die Volks- und Raiffeisenbanken. Eine aktuelle Übersicht von Google Pay und Apple Pay finden Sie auf den entsprechenden Webseiten beziehungsweise bei Apple .
Google Pay: Kontaktlos bezahlen mit Android-Smartphones

Das mobile Bezahlen mit Google Pay ist im Jahr 2015 gestartet, damals noch als Android Pay. In den darauffolgenden Jahren kamen regelmäßig neue Länder hinzu, Deutschland war im Juni 2018 dran. Als letztes Land kam Ende 2020 noch Österreich hinzu. Insgesamt sind es aktuell rund 30 Länder, welche Google Pay als Zahlungsmethode akzeptieren.
Für die Nutzung von Google Pay installieren Sie als Erstes die gleichnamige App aus dem Play Store und verknüpfen danach eine unterstützte Kreditkarte mit dem Bezahldienst.
Alternativ lässt sich Google Pay auch über Paypal und Vimpay nutzen. Paypal steht Ihnen bei der Einrichtung von Google Pay direkt als Bezahlmethode zur Verfügung. Nach der Eingabe Ihrer Paypal-Anmeldedaten sind die beiden Dienste direkt verknüpft, und Google Pay steht Ihnen zum Bezahlen zur Verfügung.
Bei Vimpay legen Sie eine virtuelle Prepaid-Kreditkarte an, laden diese auf und integrieren sie wie eine normale Kreditkarte in Google Pay. Sie können mit der Karte allerdings immer nur so viel ausgeben, wie auf der Karte gespeichert ist.
Haben Sie alles eingerichtet, müssen Sie nur noch NFC aktivieren, und Ihr Smartphone ist bereit für die Bezahlung am NFC-fähigen Terminal. Für den Bezahlvorgang entsperren Sie Ihr Gerät und halten es ans Terminal. Ab 25 Euro ist zudem eine PIN nötig. Zum Abschluss sehen Sie den Bezahlvorgang als Transaktion in Ihrer Google-Pay-App.
Apple Pay: Bezahlen mit iPhone und Apple Watch

Der Bezahldienst von Apple ist bereits seit 2014 am Start und hat hinsichtlich der Anzahl der Länder, in denen Sie Apple Pay nutzen dürfen, mit knapp 60 Ländern klar die Nase vorne. Die Apple-Nutzergruppe scheint aber auch für Banken ein deutlich interessanteres Zielpublikum zu sein als Android-User. Anders lässt es sich nicht erklären, warum sowohl die Sparkassen als auch die Volksbanken in Deutschland inzwischen den Dienst unterstützen, es zu Google Pay aber noch nicht einmal eine Ankündigung gibt.
Die Einrichtung von Apple Pay findet über die Wallet-App statt. In ihr hinterlegen Sie Ihre Kreditkarte und aktivieren Apple Pay. Abhängig von Ihrem Smartphone stehen Ihnen mit TouchID oder FaceID zwei Freigabeverfahren zur Verfügung: Bei Smartphones mit TouchID entsperren Sie das Gerät mit dem Finger und halten es danach an das Terminal. Bei einem Phone mit FaceID drücken Sie zweimal die Seitentaste und autorisieren damit den Bezahlvorgang. Ihre zuletzt getätigten Transaktionen über Apple Pay sehen Sie in der Wallet-App, wenn Sie die damit verknüpfte Kreditkarte anklicken.

©Apple
Neben der reinen Zahlung in den Terminals hat Apple Pay inzwischen auch zahlreiche Kooperationen mit Websites, auf denen Sie den Zahlungsdienst direkt verwenden können. Eine komplette Übersicht finden Sie auf der Apple Pay Website .
Einzelhandelslösungen: Payback und Lidl Plus

Bereits seit Jahren können Mitglieder des Bonusprogramms Payback die App nicht nur zum Sammeln von Payback-Punkten verwenden. Es steht ihnen auch eine Bezahlfunktion zur Verfügung. Dafür hinterlegen Sie in der Android- oder iOS-App einfach eine Kreditkarte oder ein Bankkonto. Damit sammeln Sie künftig in angeschlossenen Unternehmen wie REWE, Real oder DM nicht nur Payback-Punkte, sondern bezahlen Ihren kompletten Einkauf. Ihr Smartphone benötigt dazu keine besonderen technischen Voraussetzungen. Der angezeigte QR-Code wird einfach abgescannt und damit der Zahlungsvorgang abgeschlossen.
Nachdem Lidl im Jahr 2020 eine neue App Lidl Plus mit angeschlossenem Bonus-Programm veröffentlicht hatte, erschienen Ende des Jahres erste Meldungen über die Arbeiten an einem eigenen Bezahldienst. Dieser steht bereits den Nutzern in Spanien und Polen innerhalb der App zur Verfügung und wird wohl auch in der deutschen Lidl- Plus-App Einzug halten.
Samsung Pay: Neuer globaler Player am deutschen Markt

©Samsung
Seit Oktober 2020 steht auch den Besitzern eines Samsung-Smartphones mit Bankkonto in Deutschland der Bezahldienst Samsung Pay zur Verfügung. Die größte Einstiegshürde hierbei ist aktuell die unterstützte Hardware, denn die hauseigenen Smartwatches gehören derzeit noch nicht dazu. Die Liste der unterstützten Geräte umfasst im Wesentlichen Geräte der Galaxy- A-Serie, der Galaxy-S-Serie sowie einige Galaxy-Note-Modelle . Zusätzlich benötigen Sie ein Samsung-Konto, die Samsung-Pay-App und wie oben erwähnt ein deutsches Bankkonto.
Kontaktloses Bezahlen mit Smartwatches
Für Besitzer einer Smartwatch ist das kontaktlose Bezahlen natürlich besonders praktisch: Sie müssen kein Smartphone mehr hervorholen und halten einfach die Uhr ans Terminal. Bei Google ist die Bezahlfunktion – wie bereits zuvor beschrieben – fester Bestandteil der aktuellen Version von Wear OS, dem Betriebssystem für Android-Smartwatches. Auch die Besitzer eine Apple Watch können bereits heute ihre Einkäufe über die Smartwatch bezahlen. Dazu müssen sie nur die Uhr ans Bezahlterminal halten und abhängig vom Betrag eventuell noch einen Freigabe-Code eingeben.
Daneben gibt es auch zahlreiche Hersteller von Fitnessuhren, die ihren Kunden die Möglichkeit des mobilen Bezahlens bieten. Garmin etwa kooperiert für sein Garmin Pay zur Abwicklung der Zahlungen mit der Commerzbank und der Netbank sowie dem Zahlungsdienstleister Vimpay.
Fitbit Pay , das auf einigen der Fitnessuhren des Herstellers verfügbar ist, lässt sich ebenfalls mit Vimpay, aber auch mit Klarna , Curve und Revolut nutzen. Seit 2020 mischt auch Smart in Deutschland auf dem Markt der Smartwatches mit Bezahlfunktion mit. Aktuell gibt es eine Kooperation mit der Commerzbank und Vimpay für die Abwicklung der Zahlungen.
EPI: Europäisches Zahlungsverfahren für Kunden und Händler
Um die Akzeptanz des kontaktlosen Bezahlens anzukurbeln, gab es immer wieder lokale Initiativen wie „Mobiles Bezahlen“ der Sparkassen – aber keine hat sich flächendeckend durchgesetzt. Mitte 2020 haben sich daher 16 führende europäische Banken in der European Payments Initiative (EPI) zusammengeschlossen und darauf verständigt, gemeinsam ein zukünftiges europäisches Bezahlverfahren zu definieren. Darin sollen sowohl die Kartenzahlungen als auch Wallet-basierte Überweisungen geregelt werden. Damit wollen die europäischen Banken eine Alternative zu den globalen Lösungen bieten, von denen aktuell keine in europäischer Hand ist: Kreditkarten werden von den amerikanischen Unternehmen Mastercard und Visa beherrscht, das mobile Bezahlen von Apple und Google. Dazu drängen verstärkt asiatische Anbieter wie Samsung, Alipay oder Wechat auf den europäischen Markt. Ob diese Initiative allerdings die notwendige Dynamik an den Tag legen und mit innovativen Lösungen punkten kann, die die anderen Anbieter bis heute nicht bieten, bleibt abzuwarten.
Die Zukunft: Amazon One nutzt Hand als Kreditkarten-Ersatz

Im September 2020 hat Amazon seine Bezahllösung Amazon One vorgestellt. Dabei handelt es sich um die Möglichkeit, mit Ihrer Handfläche kontaktlos alltägliche Aktivitäten abzuwickeln. In diesem Zusammenhang nennt Amazon beispielsweise das Bezahlen in einem Geschäft, das Betreten eines Ortes wie ein Fußballstadion oder das Vorlegen einer Kundenkarte. Der Dienst wird aktuell in den ersten Amazon-Go-Geschäften in den USA getestet und stellt sicherlich einen innovativen und vor allem auch sicheren Weg dar, seine Einkäufe zu bezahlen.
Der Wandel hat auch in Deutschland begonnen
Die Corona-Krise hat dem kontaktlosen Bezahlen zu einem unerwarteten Schub verholfen. Nachdem die Deutschen jahrzehntelang als Nation des Bargeldes bekannt waren, etablieren sich so langsam auch mobile Bezahlverfahren. Vor allem Google Pay und Apple Pay haben 2020 stark an Beliebtheit zugelegt. Es bleibt spannend zu sehen, ob sich die Entwicklung auch in diesem und den kommenden Jahren fortsetzt oder ob Deutschland wieder zum Bargeld zurückkehren wird.
Samsung Pay: Ab sofort ohne Smartphone bezahlen