Hinweis: Dieser Test stellt das Infotainmentsystem von Toyota vor, wie es Toyota im Herbst 2013 verkauft hat. Das heute in Neuwagen von Toyota eingebaute Toyota Touch (& Go Plus) kann davon etwas abweichen, abhängig vom Fahrzeug-Modell. Über das neue Touch 2 informieren wir Sie in dieser Meldung.
Hier beginnt der Testbericht
Testbasis war ein Avensis Kombi mit der hochwertigsten Ausstattungsvariante Executive. Als Infotainment-Lösung war die Top-Variante Touch & Go Plus eingebaut. Überblick: Diese Infotainment-Lösungen gibt es von Toyota Radio mit CD-Player
Kauft man einen Toyota, so bekommt man in der Basisausstattung ein Radio mit CD-Player und MP3-Unterstützung sowie USB-Anschluss (der sich an verschiedenen Stellen im Wagen befinden kann, bei unserem Testfahrzeug war er tief unter der Armlehne in der Mittelkonsole angebracht). Ein AUX-Anschluss ist hier ebenfalls vorhanden. Eine Bluetooth-Anbindung des Android-Smartphones oder des iPhones ist bei dieser Einsteigerlösung nicht möglich. Ebenso fehlt hier eine integrierte Navigationslösung genauso wie eine Sprachsteuerung und eine Freisprecheinrichtung für das Smartphone. Wem diese Basisausstattung deshalb zu wenig ist, kann zur Ausstattungsvariante Touch greifen. Gratis-PC-WELT-Newsletter Auto & Technik abonnieren
Tipp: Sie wollen sich sofort einen optischen Eindruck von Toyota Touch & Go Plus verschaffen? Dann klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie:





©Toyota

©Toyota



©Toyota









©Toyota





























Toyota Touch: Touchscreen, Telefonie, Musik Toyota Touch erweitert diese doch sehr rudimentäre Basisausstattung um einen mittig im Armaturenbrett eingebauten 6,1-Zoll-Farbmonitor mit Touchscreenfunktion, der aber weder Multigesten noch Pinch-to-Zoom unterstützt (auch nicht in der Top-Variante Touch & Go Plus, siehe unten). Der Touchscreen lässt sich gut ablesen und arbeitet zuverlässig. Bei der Touch-Eingabe müssen Sie aber langsam vorgehen und nicht wild drauflos tippen. Jede virtuelle Taste sollte bestimmt und mit Nachdruck langsam gedrückt werden, damit sie auch sauber empfangen wird. So schnell wie auf einem iPad tippt man darauf nicht.

©Toyota
Ebenfalls zu Touch gehören die Bluetooth-Freisprecheinrichtung und Bluetooth-Audio-Streaming für das Smartphone, eine Rückfahrkamera (deren Bild beim Einlegen des Rückwärtsgangs automatisch auf dem Touchscreen eingeblendet wird) und in das Lenkrad integrierte Bedienelemente für das Audio-System und die Bluetooth-Freisprecheinrichtung.

Sowohl die Bluetooth-Freisprecheinrichtung als auch das Bluetooth-Audio-Streaming klappten im Test mit unseren Android-Geräten reibungslos; wir konnten mit den auf unserem HTC Desire beziehungsweise Nexus 4 gespeicherten Liedern den Avensis beschallen und Telefonate führen. Navigation (mit Verkehrslageinformationen) und Internet-Konnektivität bietet Touch jedoch nicht. Toyota Touch ist beim Avensis in die Ausstattungsvarianten Life und Executive bereits integriert.

Toyota Touch & Go: Navigation
Die nächstbessere Ausstattungsvariante ist Touch & Go. Der wesentliche Unterschied gegenüber Touch ist das Navigationssystem mit TMCpro-Verkehrsdaten. TMCpro alias Navteq Traffic nutzt die Daten von Datensensoren an Autobahnbrücken, in die Fahrbahn integrierte Sensorschleifen und Verkehrslagedaten von Fahrzeugen aus Flottenbeständen, um ein möglichst exaktes Bild der Verkehrslage zu ermitteln. Das klappt in der Regel sehr zuverlässig und schnell, das Navi in unserem Toyota machte hier keine Ausnahme. So warnte uns das Navigationsgerät nicht nur rechtzeitig vor der Sperrung der Autobahn A3 im Raum Deggendorf wegen des Donau-Hochwassers, sondern lotste uns auch sofort zuverlässig um das Hindernis herum in die Tiefen des Bayerischen Waldes – wo wir ja auch hinwollten.

Ebenso zuverlässig führte uns das Navi rechtzeitig von der A93 ab, als diese wegen eines Blowups vollständig in unserer Fahrtrichtung gesperrt war. An der Qualität der Navigation (die Verkehrsinformationen kommen von TomTom) gab es nichts zu kritisieren, sie erfolgte schnell und zuverlässig. Einige konkrete Fahranweisungen waren zwar etwas missverständlich formuliert, insgesamt konnte uns die Navigationslösung aber überzeugen.

Das Navigationsgerät ist vollständig in den vorhandenen 6,1-Zoll-Monitor integriert und kann per Touchscreen bedient werden. Es bietet die gewohnten Funktionen wie Fahrspurassistenten, optionale 3D-Ansicht, Anzeige von Autobahnschildern (aber keine Verkehrszeichenerkennung! Hierfür fehlten unserem Wagen die nötigen Sensoren) und eine Tempolimitwarnung, die man nach den eigenen Bedürfnissen gestalten kann. Man kann nach Points-of-Interest suchen und diese auch direkt ansteuern. POIs, die auf der Karte als Symbol angezeigt werden, lassen sich per Findertipp direkt ansteuern.
Gratis-PC-WELT-Newsletter Auto & Technik abonnieren Bei den Tempolimits zeigte das Navigationssystem aber Schwächen. So meldete es mehrmals nicht vorhandene Geschwindigkeitsbegrenzungen beziehungsweise Beschränkungen, die nur bei Regen gelten. Diese Ungenauigkeit hatten wir in der Vergangenheit auch bei einem TomTom-Navigationsgerät bemerkt, offensichtlich scheint es ein für diesen Hersteller typisches Problem zu sein.

Theoretisch können Sie mit Touch & Go auch SMS vom Smartphone auf dem Fahrzeug lesen, allerdings werden diese Messaging-Funktionen (SMS, Mail, Kalender) für viele Smartphones nicht unterstützt – so war das sowohl bei unserem HTC Desire als auch beim Nexus 4 der Fall. Der Grund dafür sind Inkompatibilitäten bei den Bluetooth-Protokollen – mehr dazu weiter unten.

Internet-Funktionen In Touch & Go (Plus)
Ab Touch & Go stellt Toyota auch einige Internet-Funktionen zur Verfügung. Dazu gehören die Google Lokale Suche (Suchergebnisse sollen sich direkt als Fahrziele in das Navigationssystem übernehmen lassen) sowie eine sehr überschaubare Anzahl von teilweise kostenpflichtigen Apps. Konkret stehen derzeit sechs Apps für die nachträgliche Installation bereit, unter anderem für Wetterbericht, Parkplatzfinder, Benzinpreisrecherche und eine App namens Glass of Water (mit der man das eigene Fahrverhalten überprüfen kann). Für einige dieser Apps muss man noch einmal extra bezahlen. Ob sich der Kauf dieser Apps lohnt, sollte man genau abwägen, weil es für alle diese Funktionen hervorragende Alternativen im iTunes Store und auf Google Play gibt (clever-tanken zum Beispiel). Auch die Google Maps-Suche auf dem Smartphone lotst Sie problemlos zu Tankstellen. Das im Wagen ohnehin verbaute Navigationsgerät bietet zudem eine eigene Tankstellensuche unter Points-of-Interest an. Alles in allem kann man also sagen, dass die Apps für sich genommen kein Grund sind, sich für Touch & Go zu entscheiden (wohl aber dessen gutes Navigationsgerät).

Touch & Go Plus kann aber keine eigenständige Internetverbindung aufbauen, im Auto ist keine SIM-Karte verbaut – anders als beispielsweise bei BMW mit ConnectedDrive. Und man kann auch keine eigene SIM-Karte in das Fahrzeug einstecken wie beispielsweise bei Audi Connect. Die Internetverbindung läuft stattdessen komplett über das via Bluetooth angeschlossene Smartphone und über dessen Mobilfunkvertrag. Damit Touch & Go Plus über ein kompatibles Smartphone eine Internetverbindung aufbauen kann, muss das Smartphone Bluetooth-Tethering unterstützen. Doch das allein reicht nicht: Das konkret von dem Smartphone unterstützte Bluetooth-Protokoll muss exakt zu dem von Touch & Go Plus geforderten Bluetooth-Protokoll kompatibel sein (siehe auch oben der Hinweis zu den Messaging-Funktionen). An dieser Stelle wird es richtig schwierig und unübersichtlich. Viele moderne Smartphones wie das Nexus 4 oder das iPhone 5 erfüllen nämlich nicht alle von Touch & Go (Plus) geforderten Voraussetzungen. Und dementsprechend fehlen dann die entsprechenden Funktionen im Fahrzeug. Vor dem Kauf von Touch & Go (Plus) können Sie sich hier informieren, welche Smartphones im Zusammenspiel mit dem Toyotasystem welche Funktionen zur Verfügung stellen.

In unserem konkreten Fall konnten wir die Apps und die Google Lokale Suche zwar auf dem Touch & Go Plus starten, bekamen aber trotz erfolgreich verbundenen Smartphones (das Smartphone wurde in den Systemeinstellungen von Touch & Go Plus ausdrücklich als für „Internet verbunden“ orange markiert angezeigt) keine Internetverbindung zustande.

Umständliche Installation
Die Installation der Apps sowie das Aufspielen von Karten-Updates setzen zwingend einen Windows-PC voraus (MacOS- und Linuxnutzer können ihr Touch & Go also nicht selbstständig aktualisieren). Auf dem Rechner müssen Sie hierzu die Software Toyota Touch & Go Toolbox installieren. Darüber kaufen Sie dann die Apps im Online-Store (hierfür müssen Sie ein Benutzerkonto anlegen) von Toyota auf www.toyota.de/MeinToyota und überspielen diese sowie die Karten-Updates auf einen USB-Stick. Diesen USB-Stick stecken Sie anschließend in den USB-Port im Toyota und starten dort die Installation. Das klingt nicht nur umständlich, sondern ist es auch. Toyota bietet keine Möglichkeit, Apps und Updates direkt im Wagen via 3G zu installieren. Das Installieren von Apps und das Aufspielen eines Software-Updates klappten in unserem Testwagen aber immerhin problemlos.

Derzeit bietet Toyota ab Werk keine Möglichkeit an, um einen WLAN-Hotspot im Fahrzeug einzurichten. Das dürfte sich aber bald ändern: Denn für den ab 15. Juli erhältlichen Toyota Auris Sports Touring bietet Toyota erstmals eine Hotspot-Lösung als Zubehör an. Damit können mehrere WLAN-fähige Geräte verbunden werden und dann im Internet surfen. Das System ist für beliebige GSM-Betreiber offen und unterstützt sowohl 2G- als auch 3G-Netze. Die SIM-Karte muss sich der Kunde besorgen und in den Hotspot einstecken. Er kann per Knopfdruck ein- und ausgeschaltet werden. Toyota verlangt für den optionalen Hotspot 330 Euro. Tipp: Hier lesen Sie, wie Sie einen WLAN-Hotspot in jedem Auto einrichten Für Touch & Go berechnet Toyota 550 Euro. Im neuen Yaris führte Toyota Touch & Go erstmals ein.

Toyota Touch & Go Plus
Die Top-Variante ist Toyota Touch & Go Plus. Hier kommen gegenüber “Go” noch mehr Lautsprecher (insgesamt elf) zum Einsatz. Vor allem aber steht für die Navigation eine Routenoptimierung dank einer Verkehrsdatenbank mit Durchschnittgeschwindigkeiten zur Verfügung. Die Sprachsteuerung ist ebenfalls verbessert und ermöglicht auch die gesprochene Eingabe von Navigationszielen, die Auswahl von Musik und Anrufe zu Kontakten aus dem Telefonbuch. Außerdem können Sie auf die Anrufhistorie des angeschlossenen Smartphones und auf dessen Adressbuch zugreifen. Das klappte im Test mit unserem Nexus 4 und mit dem HTC Desire gut. Die Sprachsteuerung schalten Sie ein, indem Sie auf die entsprechende Taste rechts am Lenkrad drücken. Wenn man per Sprachsteuerung ein Telefonat beginnt, wird Radio oder Musik automatisch leise gedimmt.

Die Sprachsteuerung konnte in unserem Praxis-Test überzeugen, wir bedienten damit das Navigationsgerät ebenso flüssig wie unser Smartphone, um Anrufe zu tätigen. Einige Kritikpunkte gibt es aber: Bei den gesprochenen Zielen für die Navigation verlangt die Sprachsteuerung immer eine ausdrückliche Bestätigung, indem man die Nummer der Zeile ausspricht, in der das Ziel auf dem Bildschirm angezeigt wird. Das ist grundsätzlich sinnvoll, allerdings verlangt die Sprachsteuerung die Angabe der Zeilennummer auch dann, wenn es ohnehin nur eine einzige Zeile gibt – das kostet nur unnötig Zeit und ist überflüssig.

Insgesamt kann man das Navigationsgerät per Sprachsteuerung solide und zuverlässig bedienen. Die Sprachsteuerung des Navis erfolgt aber nicht so flüssig wie beispielsweise bei Audi MMI – bei der Konkurrenzlösung aus Ingolstadt kann man das Ziel schneller und direkter eingeben und die Navigation schneller starten. Fairerweise muss man aber sagen, dass die Audi MMI-Navigation plus mit MMI Touch-Lösung deutlich mehr kostet als Touch & Go Plus von Toyota: Nämlich fast 2290 Euro.

Eine Text-to-Speech Vorlesefunktion für eingehende Nachrichten gibt es bei Touch & Go Plus ebenfalls, sofern Ihr Smartphone dieses Feature unterstützt. Das war jedoch bei keinem unserer drei Testkandidaten der Fall, weil die nötigen Bluetooth-Protokolle nicht unterstützt wurden (siehe oben). Drei Jahre lang soll der Kunde zudem kostenlos Kartenupdates für das Navigationsgerät erhalten. Damit bleibt das Navigationsgerät zukunftssicher – gut, aber nicht einzigartig: Die führenden Hersteller von Stand-Alone-Navigationsgeräten wie TomTom oder Garmin bieten schon seit längerem lebenslange Kartenupdates für ihre Navigationsgeräte an. Für Touch & Go Plus verlangt Toyota 950 Euro. Ersteinführung von Touch & Go Plus war im Avensis. Touch & Go und Touch & Go Plus sind optional für die Ausstattungsvarianten Life und Executive erhältlich.

©Toyota
Fazit: Solide Navigation, Telefonie und Musikunterhaltung
Für vergleichsweise wenig Geld bekommt der Kunde ein ausgewogenes und leistungsfähiges Navigationssystem mit Freisprechanlage, Musikstreaming vom Smartphone und Sprachsteuerung für die wichtigsten Funktionen. Kunden, die im Auto nur Navigation und Telefonie nutzen wollen und gegebenenfalls noch Musik vom Smartphone hören wollen, dürften mit dem wirklich preiswerten System gut fahren.
Die speziellen Internetfunktionen dürften dagegen kaum kaufentscheidend sein. Praktisch alle diese Funktionen kann man auch per Gratis-Apps auf dem Smartphone nutzen. Da zudem die gesamte Internetverbindung ohnehin über das Smartphone läuft und auch dessen Trafficvolumen dafür benutzt wird (im Ausland fallen Roamingkosten an), sollte man in den Internetfunktionen von Touch & Go Plus eher eine nette Dreingabe sehen.

Die Mängel von Toyota Touch & Go Plus in Sachen Internet werden besonders offensichtlich, wenn man es mit BMW ConnectedDrive und Audi Connect vergleicht (die beide allerdings deutlich mehr als das Toyotasystem kosten). Die Systeme der beiden deutschen Premiumhersteller spielen in einer anderen Liga als das Toyota-System, sie wirken wie aus einem Guss, lassen sich intuitiv bedienen (wahlweise per sehr exakter Sprachsteuerung oder per iDrive beziehungsweise MMI Touch-Controller, auf dem man auch einzelne Buchstaben und Zahlen aufzeichnen kann), bieten eine Fülle pfiffiger Details (faszinierend: Die Navigation im Audi mit Google Earth; bei BMW gibt es ab Juli einen Musikstreamingdienst mit Datenflatrate auch fürs Ausland) und man kommt mit ihnen sofort und ohne Zeitverlust ins Internet. Das Toyotasystem dagegen kommt in Sachen Internet mit minimaler Integration, vergleichsweise wenig Funktionen und etwas schwerfällig daher. Und stellt obendrein riesige Ansprüche an die technischen Voraussetzungen (exakte Bluetooth-Protokolle).
Tipp: Ab Frühjahr 2014 erweitert Toyota sein Touch & Go Plus deutlich. Dann kommen nämlich Google Street View und Panoramio für die Navigation hinzu. Und Toyota zieht zumindest bei diesem Feature mit Audi Connect gleich. Audis Google Earth-Darstellung in der gesamten Navigation bleibt aber bis auf weiteres einmalig, diesbezüglich kann sich kein Konkurrent mit Audi messen. Mercedes-Benz bietet Google Street View und Panoramio nur für Treffer auf der “Google Lokale Suche” an.