Systemprozesse, die nicht im Benutzerkontext laufen sollen, sondern nur vom System selbst verwaltet werden dürfen, startet Windows als Dienst. Dienste laufen mit den Privilegien des Systems, unabhängig von Benutzerkonten und angemeldeten Benutzern. Die meisten Dienste arbeiten im Hintergrund und stellen ihre Funktionen über Windows-Komponenten bereit.
1. Windows-Standard: Viele automatische Dienste
Microsoft möchte die Systemkonfigurationen von Windows so einfach wie möglich halten und bringt dazu eine wachsende Zahl von Diensten mit. Viele davon starten beim Hochfahren des Systems automatisch. Alles, was eventuell einmal an Diensten gebraucht werden könnte, läuft damit bereits, und eine nachträgliche Konfiguration ist unnötig. Einige dieser Dienste sind absolut notwendig für den Betrieb von Windows, andere hingegen werden nur von einem Bruchteil von Anwendern jemals benötigt und lassen sich oft ohne negative Nebenwirkungen deaktivieren. Ein großer Gewinn an Systemressourcen ist dabei zwar nicht zu erwarten, doch verkürzt sich so die Startzeit von Windows.

2. Dienste: Die Konsole in der Computerverwaltung
Die Übersicht und Einstellungen der Dienste finden Sie in der Computerverwaltung von Windows 7/8, die Sie über die „Systemsteuerung ➞ System und Sicherheit ➞ Verwaltung“ erreichen. Dort gibt es dann wiederum den Eintrag „Dienste“, der zu einer Auflistung der Systemdienste auf dem aktuellen Rechner führt. Hier finden Sie alle auf dem System vorhandenen Dienste. Auch jene, die nachträglich von installierten Programmen wie etwa Virenscannern eingerichtet wurden. Eine Kategorisierung bietet die Diensteverwaltung nicht, nur eine alphabetische Sortierung. Sie erreichen diese Konsole auch, indem Sie direkt im Ausführen-Dialog den „Services.MSC“ eingeben.
So räumen Sie Ihre Windows-Dienste auf
Diese Liste in der Diensteverwaltung zeigt in der linken Spalte den Namen und dahinter eine Beschreibung. Die Spalte „Status“ zeigt, ob der Dienst aktuell läuft, und der „Starttyp“ gibt an, wie und ob der Dienst ausgeführt wird – manuell, automatisch oder auch gar nicht, falls deaktiviert. Ein Doppelklick auf den jeweiligen Dienst öffnet ein Fenster mit den Eigenschaften. Dort präsentiert das Menü „Allgemein“ die Möglichkeit, den Starttyp des Dienstes zu ändern. Dabei bietet Windows folgende Optionen an:
Automatisch: Der Dienst startet beim Hochfahren von Windows. In der Diensteverwaltung haben diese Dienste immer den Status „Gestartet“.
Automatisch (verzögerter Start): Ab Vista können Dienste, die zum Systemstart nicht nötig sind, erst kurz nach dem Hochfahren von Windows ausgeführt werden. Standardmäßig haben Windows Update, der Hintergrundübertragungsdienst sowie das Windows Mediacenter diesen Starttyp.
Manuell: Der Dienst wird nicht automatisch gestartet – Windows bleibt aber in der Lage, den Dienst von sich aus zu starten, wenn dieser von einem anderen Dienst oder Programm benötigt werden sollte.
Deaktiviert: Dieser Dienst wird nie gestartet – selbst dann nicht, wenn er zum Funktionieren des Windows-Systems erforderlich ist und von einem Programm oder von anderen Diensten angefordert wird.
3. Dienste abschalten: Im Zweifel manueller Start
Es ist unwahrscheinlich, dass ein System auch wirklich alle automatisch ausgeführten Dienste tatsächlich braucht. Wer keine alten, inkompatiblen Tools einer älteren Windows-Version verwendet, benötigt keinen „Programmkompatibilitäts-Assistent-Dienst“. Bei schnellen SSDs bringen der Indexdienst (Windows Search) und Superfetch wenig, da sie den Zugriff auf die Festplatte kaum beschleunigen, dafür jedoch teils erhebliche Schreibvorgänge auslösen. Optimierungspotenzial gibt es also genug. Es obliegt aber den Anwendern, das Arsenal der zahlreichen Dienste auf deren Notwendigkeit hin zu prüfen und auszumisten.
Vor allem unter Windows 7/8 wird dies zur Pflicht, da hier viel Überflüssiges läuft und unter Umständen den Systemstart verzögert. Allerdings muss man Microsoft zugute halten, dass der größte Teil der unnötigen Dienste auf den Starttyp „Manuell“ gesetzt wurde. Das bedeutet, dass Windows oder ein Programm den Dienst erst dann startet, wenn er auch tatsächlich gebraucht wird. Wenn der Dienst nach einer gewissen Zeit gestartet wird, so besteht offensichtlich eine Abhängigkeit und eine weitere Überprüfung ist angesagt.
Gefährliche Windows-Dienste abschalten
4. Diese Dienste sind meist verzichtbar:
Adaptive Helligkeit : Kann bei vorhandenem Sensor, etwa bei Windows-8-Tablets die Bildschirmhelligkeit anpassen. Ohne Sensor ist der Dienst unnötig und lässt sich deaktivieren.
Bluetooth-Unterstützungsdienst: Wichtig bei der Verbindung zu Bluetooth-Geräten. Wer die Funktion mangels Bluetooth-Geräten nicht braucht, kann den Dienst komplett deaktivieren.
Diagnoserichtlinien-Dienst: Stellt die selten hilfreichen Diagnosefunktionen bei fehlender Netzwerkverbindung und Netzwerkproblemen bereit. Der Starttyp „Manuell“ genügt dazu.
Enumerator-Dienst für tragbare Geräte : Erlaubt Gruppenrichtlinien für Geräte wie USB-Sticks und ermöglicht Programmen wie dem Windows Mediaplayer die Identifikation von MP3-Playern. Der Dienst kann auf „Manuell“ gesetzt werden.
Fax: Bietet Faxfunktionalität. Kann deaktiviert werden, wenn der PC keine Faxnachrichten senden und empfangen soll.
IP-Hilfsdienst : Ermöglicht die Nutzung von IPv6 durch IPv4-Verbindungen. Bei Netzwerkverbindungen ohne IPv6 lässt sich der Dienst schlicht deaktivieren.
Offline-Dateien : Hält einen Datei-Cache für Offline-Dateien aktuell und kann deaktiviert werden, wenn Sie keine Dateien aus dem Netzwerk zwischenspeichern wollen.
Programmkompatibilitäts-Assistent-Dienst : Wenn ein inkompatibles Programm/Spiel für eine ältere Windows-Version aufgerufen wird, hilft dieser Dienst bei der Lösung von Startproblemen. Wenn alle Programme auch ohne diese Hilfe laufen, kommt als Starttyp „Deaktiviert“ infrage.
Remote-Registrierung: Stellt eine Schnittstelle zur Verbindung mit Regedit.EXE von anderen Rechnern über das Netzwerk bereit. Ist auf Einzelplatz-PCs überflüssig und kann deaktiviert werden.
Routing und RAS : Wenn andere PCs im Netzwerk die Internetverbindungsfreigabe nutzen sollen, benötigen Sie diesen Dienst. Kann ansonsten auf „Manuell“ gesetzt werden.
Sicherheitscenter: Stellt die Warnungen und Hinweise über Sicherheitseinstellungen zu Firewall, Virenscanner und Windows-Updates im Infobereich bereit. Fortgeschrittene Anwender deaktivieren den Dienst gerne, da die Meldungen redundant sind.
SSDP-Suche: Findet UPNP-Geräte im Netzwerk, etwa Xbox-Spielekonsolen über das Simple Service Discovery Protocol. Wer dagegen nur auf traditionelle Netzwerkgeräte zugreift, der kann den Dienst deaktivieren.
Superfetch : Optimiert die Ladezeit oft genutzter Programme durch einen dynamisch angepassten Cache im Arbeitsspeicher. Kann beim Einsatz einer SSD deaktiviert werden.
Windows-Mediaplayer-Netzwerkfreigabedienst : Die Funktion „Medienstreaming“ im Windows Media Player braucht diesen Dienst. Wer diese Funktion oder den Player generell nicht nutzt, kann den Dienst deaktivieren.
Windows Search: Aktualisiert im Hintergrund den Dateiindex für die Windows-Suche für schnellere Suchläufe. Lässt sich bei der Verwendung einer SSD deaktivieren.
Windows-Bilderfassung (WIA) : Wird für die Verbindung mit Scannern und Kameras benötigt. Der Starttyp „Manuell“ ist dazu aber völlig ausreichend.
4. Funktion: Abhängigkeiten zeigen den Zweck Microsoft liefert in der Computerverwaltung zu allen Diensten eine Beschreibung mit und diese fällt stellenweise recht ausführlich aus, verrät aber nicht immer eindeutig den Zweck eines Eintrages. Bevor Sie eine falsche Entscheidung in Bezug auf die Relevanz eines Dienstes treffen, sollten Sie mit einem Rechtsklick dessen Eigenschaften aufrufen. Bei unbekannten Diensten, aus deren Beschreibung Sie nicht schlau werden, hilft der Reiter „Abhängigkeiten“. Darin können Sie nicht nur sehen, auf welche Systemkomponenten der Dienst zugreift. Im zweiten Fenster zeigt Ihnen Windows außerdem, welche Funktionen von diesem Dienst wiederum abhängig sind.
Ein praktisches Beispiel dafür ist etwa der „Multimediaklassenplaner“. Die Beschreibung ist ein wenig dürftig, was der Dienst genau erledigt, bleibt im Dunkeln. Wirft man allerdings einen Blick in die Abhängigkeiten, zeigt sich, dass „Windows Audio“ auf den Dienst angewiesen ist – ohne „Windows Audio“ kann das System keine Klänge wiedergeben. Ein Deaktivieren hätte hier also unerwünschte Nebenwirkungen.

5. Konfigurationsänderung: Systematisches Vorgehen Eine lückenlose Anleitung, welche Dienste sich abschalten lassen, ohne dass es später zu Problemen mit nachinstallierten Programmen oder mit plötzlich doch wieder benötigten Windows-Funktionen kommt, können wir nicht liefern. Dazu sind die Anforderungen an ein Windows-System zu unterschiedlich. Zudem gibt es nicht nur bekannte Windows-Dienste, sondern auch eine Reihe nachträglich installierter Dienste, die Treiber von Hardware-Herstellern enthalten – das Deaktivieren hätte in den meisten Fällen unerwünschte Nebenwirkungen, wenn die angeschlossene Hardware nicht mehr wie gewohnt funktioniert. Allerdings gibt es auch selten benötigte oder verzichtbare Dienste, die sich ohne großes Risiko abschalten lassen. Um einen Anhaltspunkt bei Konfigurationspannen zu haben, empfiehlt sich der Export einer Diensteliste mit den Standardeinstellungen, bevor es mit eigenen Experimenten losgehen kann (siehe dazu Kasten „Dienstekonfiguration aufzeichnen“).
6. Übersicht: Diese Dienste sind meist verzichtbar Die folgende Tabelle von Diensten, die auf den meisten Windows-Rechnern verzichtbar sind, basiert auf einer konservativen Einschätzung. Ob ein Dienst wirklich nötig ist, muss jeder Anwender letztlich selbst aus seinem Nutzungsverhalten heraus entscheiden. Der korrekte Start von Windows 7/8 wird mit dem Deaktivieren der hier aufgelisteten Dienste aber nicht beeinträchtigt und die Änderungen lassen sich in jedem Fall leicht wieder rückgängig machen.

7. Fremde Dienste: Was nicht zu Windows gehört Das bekannte Hilfs-Tool Msconfig.EXE bietet ebenfalls eine Diensteübersicht, in der sich Systemdienste von Microsoft und andere, nachinstallierte Dienste von Hardware-Herstellern, Antiviren-Software oder Server-Programme separat anzeigen lassen. Für diesen Zweck steht Msconfig.EXE auch unter Windows 8 bereit. Das Programm bietet einen Reiter mit der Überschrift „Dienste“, der eine Liste der Systemdienste auf dem Windows-Rechner anzeigt. Mit der Box „Alle Microsoft-Dienste ausblenden“ sind nur jene Dienste sichtbar, die nicht zum Betriebssystem selbst gehören, sondern zu fremden Programmen.
Typische Dienste sind Aktualisierungsroutinen, die Anwendungen im Hintergrund mit neuen Versionen versorgen. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden. Bei spürbaren Startverzögerungen sollte man diese Online-Updates testweise stilllegen, da diese Dienste häufig für längere Denkpausen sorgen, während der Server auf neue Programmversionen hin überprüft wird.




















Dienstekonfiguration aufzeichnen Wer Windows-Dienste rigoros abschalten will, muss dabei systematisch vorgehen. Denn es besteht immer ein Risiko, dass man einen abgeschalteten Dienst später doch wieder benötigt. Zwar sind die Dienste fehlertoleranter als etwa die Registry, schließlich werden Dienste nicht gelöscht, sondern lediglich deaktiviert. Trotzdem kann man sich auch hier schnell das Windows-System verkonfigurieren. Die Diensteverwaltung von Windows bietet keinerlei Möglichkeit, Speicherstände anzulegen, um später leicht wieder zur garantiert unproblematischen Standardeinstellung zurückzukehren. Dafür gibt es aber mit Windows-Bordmitteln zumindest eine Erinnerungshilfe in Form einer detaillierten Liste, welche Sie aus der Diensteverwaltung exportieren können. Starten Sie dazu über den Ausführen-Dialog die Verwaltung mit Services.MSC. Klicken Sie hier mit der rechten Maustaste auf den Eintrag „Dienste (Lokal)“ und gehen Sie auf „Aktion ➞ Liste exportieren…“.

Um eine ordentliche Liste zu erhalten, wählen Sie als Dateityp unten im Auswahlfeld „Unicode-Text (Tabulator getrennt)“ aus und geben Sie noch einen aussagekräftigen Dateinamen an, am besten mit Datumsangabe im Namen. Mit Excel oder Libre Office können Sie die daraus resultierende Datei als übersichtliche Tabelle öffnen. Die linke Spalte gibt den Dienstnamen an, dahinter folgt dann die Beschreibung, und die Spalte „Status“ gibt an, ob der Dienst aktuell läuft und enthält bei laufenden Diensten die Angabe „Gestartet“. Die wichtigste Info für eine Rekonstruktion der Originalkonfiguration ist die Spalte „Starttyp“: Hier ist jeweils angegeben, ob der Dienst deaktiviert ist oder automatisch beziehungsweise manuell gestartet wird. Anhand dieser Angaben lässt sich der Originalzustand bei missglückten Experimenten wiederherstellen.
Verdächtige Dienste überprüfen Bis Windows 2000 machten mitgelieferte Systemkomponenten das damals übersichtliche Arsenal der Dienste aus. Mit besserer Dokumentation für Entwickler hat sich dies gründlich geändert. Auch diverse Treiber, Virenwächter sowie nachinstallierte Server-Prozesse richten sich als Dienst ein, falls diese unabhängig vom angemeldeten Benutzer funktionieren sollen. Dabei blieb es aber nicht. Auch die raffinierteren Vertreter von Malware versuchen, sich als Dienst zu installieren. Beispiele dafür sind die Rootkits Vanquish und Hacker Defender, die sich auf infizierten Rechnern nicht nur als selbstterminierender Windows-Dienst einschleichen, sondern sich auch durch Tricks tarnen. Etwa als Unterprozess eines legitimen Diensts oder schlicht über die Manipulation der Windows-API, um sich selbst in der Services.MSC auszublenden. Versteckte sowie verdächtige Dienste identifizieren Sie mit dem Advanced Windows Service Manager 3.1 . Als mächtige Alternative zum Windows Taskmanager und zur Diensteverwaltung von Windows zeigt es alle laufenden Dienste an und lässt sich auch nicht über API-Manipulationen austricksen.

Die Freeware zu installieren, ist optional, denn im entpackten Archiv im Untermenü „Portable Version“ liegt eine sofort lauffähige Version vor. Zum Programmstart müssen Sie den Advanced Windows Service Manager durch einen Rechtsklick mit Administrator- rechten ausführen. Im Anschluss daran zeigt das Programm nach einem Klick auf „Refresh“ eine Liste aller Dienste aus fremder Quelle an. Über das nebenstehende Auswahlfeld können Sie mit „Show only running core system services“ speziell nur die nativen Windows-Dienste anzeigen oder mit „Show all running services“ eine komplette Liste aller laufenden Dienste abrufen. Anhand von Unregelmäßigkeiten und auffälligen Merkmalen schätzt der Advanced Windows Service Manager die laufenden Prozesse von harmlos bis gefährlich ein und zeigt ziemlich schnell, wo es sich lohnt, genau hinzusehen. Nach einem Rechtsklick auf einen Eintrag können Sie außerdem eine Suche bei Google nach dem Dateinamen starten oder die Webdatenbanken von Virus Total und Processlibrary abfragen. Beide Webseiten liefern Ergebnisse, deren Qualität von der Schwarmintelligenz ihrer Benutzer abhängt, und bieten in den meisten Fällen gute Hinweise und Einschätzungen, auch bei sehr obskuren Diensten.