Ubuntu soll in Zukunft auch auf mobilen Geräten wie Tablets und Smartphones laufen. Vor allem Phablets – also zu groß geratene Smartphones oder kleinere Tablet-PCs – könnten sich besonders gut für Ubuntu eignen. Zum Ausprobieren gibt es seit Februar 2013 die Ubuntu Touch Developer Preview. Das System war bei Redaktionsschluss noch in einer frühen Entwicklungsphase und eignet daher noch nicht für den produktiven Einsatz. Einige der mitgelieferten Apps sind nicht funktionstüchtig. Wenn beim Antippen eines Menüs oder Icons nichts passiert, ist das kein Fehler bei der Installation. Es handelt sich dabei teilweise nur um Mock-ups, also grafische Designstudien. Wenn Sie dieses Heft in den Händen halten, gibt es wahrscheinlich schon eine neue Version mit mehr Funktionen. Sie können sich aber bereits jetzt einen ersten Eindruck davon verschaffen, wie sich Ubuntu mit Touchscreen-Bedienung auf einem Tablet oder Smartphone anfühlt. Die ersten Geräte mit Ubuntu Touch sollen Ende 2013 oder Anfang 2014 auf den Markt kommen. Speziell für das Google Nexus 7 gibt es auch noch ein nicht für Touchscreen optimiertes Ubuntu 13.04. Diese Version entspricht in etwa der Desktop-Version von Ubuntu, und es laufen fast alle Programme, die auch sonst für dieses System verfügbar sind.
10 Ubuntu Power-Tipps für mehr Leistung 1. Vorbereitungen für die Installation Das mobile Ubuntu-System steht bisher offiziell nur für wenige Geräte zur Verfügung: Galaxy Nexus, Nexus 4, Nexus 7 und Nexus 10. Unter Ubuntu Wiki gibt es jedoch eine Liste mit weiteren Geräten. Hier sind beispielsweise Kindle Fire, Samsung Galaxy S (GT-I9000) und HTC One X enthalten. Die Links führen jeweils zu Seiten mit weiteren Informationen. Wir haben Ubuntu Touch auf einem Nexus 7 ausprobiert und von Ubuntu 12.10 aus auf dem Gerät installiert. Öffnen Sie ein mit Strg-Alt-T ein Terminal-Fenster. Führen Sie auf der Kommandozeile den Befehl
sudo add-apt-repository ppa:phablet-team/tools
aus. Damit erweitern Sie Liste der Paketquellen um das Repository für die nötigen Tools. Mit den zwei Zeilen
sudo apt-get update sudo apt-get install phablet-tools android-tools-adb android-tools-fastboot
aktualisieren Sie die Paketliste und installieren die erforderlichen Tools. Ubuntu 13.04 für Nexus 7: Wenn Sie auch dieses System ausprobieren möchten, führen Sie zusätzlich zu den vorherigen die drei folgenden Befehlszeilen aus:
sudo add-apt-repository ppa:ubuntu-nexus7/ubuntu-nexus7-installer sudo apt-get update sudo apt-get install ubuntu-nexus7-installer
Damit installieren Sie den „Ubuntu Core Nexus 7 Installer“. Folgen Sie dann der Anleitung in > Punkt 2 und fahren Sie mit > Punkt 6 fort. 2. Tablet für Ubuntu vorbereiten

Bevor Sie mit der Installation fortfahren, sichern Sie alle persönlichen Daten auf Ihrem Tablet oder Smartphone. Das Android-System wird in den folgenden Schritten zurückgesetzt. Dabei gehen alle Nutzerdaten verloren. Ihre Apps müssen Sie nicht sichern. Diese werden automatisch heruntergeladen, wenn Sie wieder zu Android zurückkehren (siehe Kasten „Zurück zu Android“). Bei Diensten, die eine Anmeldung erfordern, müssen Sie aber Benutzernamen und Passwort neu eingeben. Stellen Sie also sicher, dass Sie die Anmeldeinfos anderweitig gesichert oder notiert haben. Aktivieren Sie auf dem Gerät den USB-Debugging-Modus. Dazu gehen Sie in den „Einstellungen“ ganz unten auf „Über das Telefon“. Tippen Sie siebenmal auf „Build Number“. Danach erscheint in den „Einstellungen“ der neue Eintrag „Entwickleroptionen“. Hier setzen Sie ein Häkchen vor „USB-Debugging“. Sollten Smartphones oder Tablets mit dem PC per USB verbunden sein, trennen Sie diese Verbindungen. Schließen Sie nur das Gerät an, auf dem Sie Ubuntu Touch installieren möchten. Auf dem Tablet erscheint dann die Meldung „USB-Debugging zulassen?“. Setzen Sie ein Häkchen vor „Von diesem Computer immer zulassen“, und tippen Sie auf „OK“.

Geräte entsperren: In einem Terminal-Fenster (Aufruf mit Strg-Alt-T) geben Sie
adb reboot bootloader
ein. Das Gerät startet neu und zeigt den Fastboot-Bootloader-Bildschirm. In diesem Modus lassen sich Firmware-Abbilder auf das Gerät flashen. Der Fast-Boot-Modus lässt sich auch aufrufen, indem Sie das Nexus 7 zuerst herunterfahren und dann die Mitte der Lautstärketaste so betätigen, dass lauter und leiser gleichzeitig gedrückt sind. Dazu halten Sie noch den Ein-/Aus-Schalter gedrückt, bis der Fast-Boot-Bildschirm erscheint. Mit dem Befehl lsusb prüfen Sie, ob die USB-Verbindung steht. In der Ausgabe sollte „Bus 002 Device 004: ID 18d1:4e40 Google Inc.“ oder ähnlich auftauchen. Einen weiteren Test führen Sie mit der Befehlszeile
sudo fastboot devices
durch. Die Ausgabe sollte hier aus einer längeren hexadezimalen Zeichenkette und dem Wort „fastboot“ bestehen. Sollten die Tests fehlschlagen, prüfen Sie die USB-Verbindung und starten noch einmal im Fast-Boot-Modus. Mit der Zeile
sudo fastboot oem unlock
entsperren Sie den Boot-Loader. Auf dem Tablet erscheint eine Meldung, und Sie müssen den Vorgang hier bestätigen. Mit der Lauter-/Leiser-Taste navigieren Sie zwischen den Optionen. Wählen Sie „Yes“ und drücken Sie die Ein-/Aus-Taste, um die Auswahl zu bestätigen. Im Fast-Boot-Bildschirm erscheint jetzt der Hinweis „Lock State – Unlocked“. Starten Sie das Gerät noch einmal mit Android, indem Sie kurz den Ein-/Aus-Schalter drücken. Sie müssen dann das erste Setup durchführen. Bei der Frage nach einem Google-Konto wählen Sie „Nein“ und im nächsten Bildschirm „Nicht jetzt“. Damit verhindern Sie, dass bei aktiver Internetverbindung das Tablet mit Ihrem Google-Konto synchronisiert wird. Aktivieren Sie dann wieder USB-Debugging, wie oben beschrieben.
Zurück zu Android
Die Rückkehr zum Android-System ist relativ einfach. Rufen Sie über pcwelt.de die Seite „Factory Images for Nexus Devices“ bei Google auf, und laden Sie die für Ihr Gerät passende Datei herunter. Entpacken Sie diese auf der Kommandozeile mit tar -xvzf Dateiname.tgz und wechseln Sie in das entstandene Verzeichnis. Versetzen Sie dann das Gerät mit adb reboot bootloader in den Fast-Boot-Modus, und starten Sie mit sudo ./flash-all.sh die Übertragung des Android-Images. Der Rest läuft automatisch ab. Zuletzt können Sie im Fast-Boot-Modus mit sudo fastboot oem lock den Boot-Loader wieder schützen.
3. Ubuntu Touch installieren

Jetzt geht es an die eigentliche Installation. Öffnen Sie mit Strg-Alt-T ein Terminal-Fenster und geben Sie drei Zeilen
adb kill-server adb start-server phablet-flash -b
ein. Damit laden Sie die nötigen Dateien aus dem Internet herunter und übertragen diese auf das Gerät. Dieses startet danach neu und richtet das System ein. Der Vorgang kann einige Zeit dauern. Auf dem Tablet sehen Sie eine Fortschrittsanzeige. Für ein späteres Update des Systems verwenden Sie den Befehl phablet-flash -l. Sollten neue Image-Dateien vorhanden sein, werden diese heruntergeladen und übertragen. Nach einem automatischen Neustart wird das System aktualisiert.
Diese Smartphones kommen 2013 4. Ubuntu Touch ausprobieren




Die Bedienung von Ubuntu Touch erfolgt ausschließlich über Wischgesten und Fingertipps. Von Android gewohnte Schaltflächen wie „Zurück“ oder „Home“ gibt es nicht. Nach dem Start sehen Sie einen Begrüßungsbildschirm, der in Zukunft Statusmeldungen wie eingegangene Mail oder Anrufe anzeigen soll. In der von uns getesteten Version erschienen hier nur Datum und Uhrzeit und eine Anzeige von Tweets ohne Funktion. Wenn Sie auf dem Bildschirm von rechts nach links wischen, wechseln Sie auf den Home-Screen. Darüber lassen sich häufig genutzte Apps starten, außerdem gibt es hier eine Liste mit zuletzt aufgerufenen Kontakten, Musik und Videos (noch ohne Funktion). Wischen Sie weiter von rechts nach links. Sie sehen dann Bildschirme für Apps und Videos. Wenn Sie von links nach rechts wischen, gelangen Sie wieder zurück und über den Home-Screen hinaus zu „People“ und „Music“. Am unteren Bildschirmrand blendet Ubuntu Symbole ein, über die Sie auch direkt auf die Bildschirme gelangen. Diese ähneln den Symbolen, die beim Desktop-Ubuntu unten auf der Dash-Startseite zu sehen sind. WLAN konfigurieren: Am rechten oberen Bildschirmrand sehen Sie Symbole, über die sich das System konfigurieren lässt. Wischen Sie beim WLAN-Symbol von oben nach unten. Tippen Sie Ihr WLAN an und geben Sie den WPA-Schlüssel ein. Sonst hat nur noch das Lautsprecher-Symbol eine Funktion – mehr lässt sich bisher nicht konfigurieren. Apps starten: Wenn Sie über den linken Bildschirmrand nach rechts wischen, wird eine Leiste eingeblendet, über die sich Apps starten lassen. Klicken Sie beispielsweise auf das Symbol für den Internet-Browser. Die App-spezifischen Menüs erreichen Sie über einen Wisch von unten nach oben. Beim Browser erscheinen hier Bedienelemente für „Vor“ und „Zurück“ und die Adressleiste. Weitere funktionstüchtige Apps sind Notes, Gallery, ferner die Kamera- und die Phone-App. Über die Icons für Google Mail und Facebook öffnen Sie die mobile Webseite der Internetdienste im Browser. Um richtige Apps handelt es sich hier also bisher noch nicht. Sind mehrere Apps aktiv, wechseln Sie mit einer Wischbewegung über den rechten Rand nach links zwischen den laufenden Apps. In die andere Richtung geht es immer zurück zum Apps-Screen. Darüber können Sie die laufenden Apps direkt anwählen. Hinweis: Ubuntu Touch kann nach bisherigem Stand nur spezielle Apps ausführen. Die sonst unter Linux üblichen Programme für die grafische X11-Oberfläche werden nicht unterstützt. 5. Ubuntu Touch vom Linux-PC aus steuern Die Installation neuer Apps funktioniert unter Ubuntu Touch bisher noch nicht. Da es auch noch keine Terminal-App gibt, sind die Möglichkeiten recht eingeschränkt. Sie können aber vom Linux-PC aus einen Shell-Zugang aufbauen. Dazu geben Sie in einem Terminal-Fenster die vier Zeilen
adb root adb shell ubuntu_chroot shell mount -t proc proc /proc
ein. Sie befinden sich dann mit root-Rechten in der Ubuntu-Verzeichnisstruktur Ihres mobilen Gerätes. mit apt-get update aktualisieren Sie die Paketliste, apt-get install openssh-server installiert den SSH-Server. Von Linux aus können Sie dann mit dem Befehl ssh -l phablet IP-Nummer darauf zugreifen. Die IP-Nummer bekommen Sie über den Befehl ifconfig heraus, das voreingestellte Passwort ist phablet. Für den Zugriff auf Dateien können Sie mit apt-get install samba den Samba-Server installieren und mit smbpasswd -a phablet ein Passwort für den Samba-Nutzer „phablet“ setzen. Passen sie dann die Datei „/etc/samba/smb.conf“ für Ihre Bedürfnisse an.
Linux-Desktop nach Maß einrichten 6. Ubuntu 13.04 installieren

Vor der Installation von Ubuntu 13.04 auf einem Google Nexus 7 müssen Sie zuerst den Fast-Boot-Modus aktivieren, wie in > Punkt 2 beschrieben. Starten Sie dann das in > Punkt 1 installierte Programm Ubuntu Core Nexus7 Installer, und folgen Sie den Anweisungen auf dem Bildschirm. Es dauert einige Zeit, bis das System installiert ist. Auf dem Bildschirm des Nexus 7 sehen Sie Hinweise zum Fortgang der Installation. Nach dem ersten Start des neuen Systems müssen Sie dann nur noch die üblichen Angaben wie Zeitzone, Benutzername und Passwort eingeben. 7. Ubuntu 13.04 auf dem Tablet

Das Ubuntu-System auf dem Nexus 7 unterscheidet sich kaum von dem, das Sie auf einem PC installieren. Da es nicht für den Touchscreen optimiert ist, sind die Bedienelemente oft nur schwer mit den Fingern zu treffen. Es fehlen auch die von Android gewohnten Fingergesten etwa zum Vergrößern und Verkleinern von Bildschirminhalten. Die Bildschirmtastatur wird auch nicht immer zuverlässig eingeblendet. Über das Icon mit den vier kleinen Kästchen am oberen Bildschirmrand können Sie aber ein Menü öffnen und dort „Show onboard“ wählen. Damit lässt sich die Bildschirmtastatur einblenden. Die Touch-Bedienung geht zwar teilweise ganz gut, komfortabel wird es aber erst mit Maus und Tastatur, die sich per Bluetooth anbinden lassen. USB-Tastatur und Maus sind ebenfalls möglich. Dazu benötigen Sie ein Micro USB OTG Cable. Wenn Sie danach etwa bei Amazon suchen, werden Sie schnell fündig (ab drei Euro). Das Kabel ist auch für Android nützlich, denn Sie können daran auch USB-Sticks anschließen oder mit zusätzlichem Adapter SD-Karten lesen. Dafür benötigen Sie noch ergänzend die App Nexus Media Importer (etwa 3 Euro).