Von heiter bis wolkig: Die führenden Cloudanbieter haben sich mit ihren jeweiligen Merkmalen gut aufgestellt, aber nicht alle sind auch wirklich gut unter Linux zu gebrauchen. Wir haben uns sechs der bekannteren Dienste genauer aus dem Blickwinkel von Linux-Anwendern angesehen. Dropbox hat ohne Frage die komfortabelste Lösung für den Desktop, auch unter Linux. Google Drive bietet viel kostenlosen Speicherplatz und ausgezeichnete Tools zur Teamarbeit an Dokumenten im Browser. Es gibt neben den Platzhirschen aber noch einige Dienste mit anderen Stärken: Der Dienst Box orientiert sich von Anfang an den Bedürfnissen von Businesskunden und hat mehr Tools zur gemeinsamen Arbeit zu bieten. Microsoft Onedrive ist mit einem inoffiziellen Linux-Client, der es sogar in die Standard-Paketquellen von Ubuntu, Debian und Fedora geschafft hat, für Linux-Anwender gar nicht mal uninteressant. Mit einem hohen Maß an Datenschutz und standardmäßiger Verschlüsselung wirbt Spider Oak seit mehreren Jahren. Ein Angebot aus Deutschland ist Strato Hidrive, das Daten auf Cloudservern im Land speichert und sich damit das Thema Datenschutz deutlicher auf seine Fahnen schreibt.
Dropbox: Linux mit Einschränkungen
Webseite: https://www.dropbox.com
Clients: Dropbox ist einer der wenigen Anbieter mit eigenem, wenn auch proprietären Linux-Client. Auf https://www.dropbox.com/install-linux liegt der Client zur Dateisynchronisation unter Linux als DEB- und RPM-Paket sowie im Quellcode zum Download bereit. Ansonsten gibt es das Programm auch für Windows, Max-OS und natürlich als App für Android und iOS.
Wie praktisch ein Onlinespeicher für Dateien auf fremden Rechenzentren sein kann, hat Dropbox erstmals mit einer breiten Auswahl an Clients für verschiedene Betriebssysteme und Smartphones bewiesen. Dropbox ist beinahe ein Synonym für einen Clouddienst zur Dateiablage und zum bequemen Austausch geworden. Außerdem kommt Linux nicht zu kurz: Es gibt seit vier Jahren einen offiziellen Client für das freie Betriebssystem, der nicht besonders schwer zu installieren ist und die Inhalte ausgewählter Verzeichnisse synchronisiert. Ab November 2018 funktioniert die Synchronisation unter Linux mit dem offiziellen, proprietären Client aber nur noch auf Ext4-Dateisystemen. Denn offensichtlich wird den Dropbox-Entwicklern die Unterstützung der sonstigen Linux-Dateisysteme zur Überwachung auf Änderungen zu mühsam. Das ist eine gewisse Enttäuschung und könnte sogar einen Rückzug von Dropbox auf Mainstream-Betriebssysteme wie Windows, Max-OS, Android und iOS einleiten.
Auch sonst ist das Loblied auf die Dropbox leiser geworden, stellvertretend für alle anderen Clouddienste schlägt dem Dienst Misstrauen entgegen. Nach dem Skandal um die Spähprogramme der amerikanischen und britischen Geheimdienste haben mehr Anwender Zweifel daran, ob es eine gute Idee ist, Daten in der Cloud zu speichern. Dropbox versucht dem Misstrauen entgegenzuwirken, indem es Unternehmenskunden beziehungsweise professionellen Nutzern anbietet, deren Daten auf Servern in Deutschland zu speichern. Dieses Angebot gibt es allerdings nicht für Privatnutzer. Dropbox nutzt hierfür die Ressourcen der Amazon Web Services im Frankfurter Rechenzentrum. Kostenlosen Speicherplatz gibt es bei Dropbox aber immer noch: Zwei GB erhalten Anwender bei der Registrierung. Durch verschiedene Bonusprogramme, wie Tutorials und Empfehlungen, gibt es einige Hundert Megabyte extra dazu.

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Google Drive: Kein Herz für Linux
Webseite: https://drive.google.com
Clients: Offizielle Clientprogramme gibt es für Windows, Mac-OS, Android und iOS. Die inoffizielle Lösung von Insync ist ein passabler Sync-Client für Linux, der aber ein paar Euro extra kostet.
Google geizt nicht mit kostenlosem Speicherplatz, der immerhin bei 15 GB liegt. Wer mehr Speicherplatz benötigt, bekommt diesen auch recht günstig: 100 GB sind für monatlich 1,99 US-Dollar zu haben und der Preis für ein ganzes Terabyte wurde auf 9,99 US-Dollar gesenkt. Aber der Charme dieses Cloudservices liegt nicht im puren Speicher auf den Servern des Internetgiganten, sondern mehr in der gelungenen Anbindung der webbasierten Office-Anwendungen. Die Umsetzung von Textverarbeitung und Tabellenkalkulation im Webbrowser ist sehr gut gelungen und es gibt damit wenig Hürden für Teams, gemeinsam an Webdokumenten zu arbeiten.
Weniger gut gelungen ist die Unterstützung des Cloudspeichers durch Clients außerhalb des Android-Ökosystems. Das offensichtliche Desinteresse an guten Clients zeigt sich an einem fehlenden Linux-Programm für Google Drive, das zwar in den veröffentlichen Entwicklungsplänen erwähnt wird, sich aber bis heute nicht materialisiert hat. Ignoriert wurden alle Wünsche der Linux-Community, die sich sogar online zur einer Petition mit zehntausend Unterschriften solidarisierte. Wer den Cloudspeicher unter Linux nutzen möchte, musste sich anfangs mit dem Webbrowser zufriedengeben. Immerhin gibt es mit dem Programm Insync ( https://www.insynchq.com ) einen ausgereiften Linux-Client für Google Drive, der die von Google offen gelassene Leerstelle füllt.
Entwickelt wird Insync nicht von Google, sondern von einem Entwicklerbüro in Singapur. Dies leider nicht als Open-Source-Projekt, sondern als Shareware. Aber immerhin brauchen Linux-Anwender nicht mehr zu darben und können damit Google Drive direkt über einen Dateimanager nutzen. Insync kann 15 Tage kostenlos getestet werden. Danach kostet es einmalig 15 US-Dollar bei der Verwendung eines einzigen Google-Kontos. Für die Synchronisierung mit mehreren Google-Konten gibt es andere Preispläne mit jährlichen Gebühren. Installationspakete stehen für alle populären Linux-Distributionen auf der Webseite bereit, wobei man im zweiten Schritt noch den verwendeten Dateimanager auswählt. Es gibt Insync für Dolphin, Nautilus, Thunar, Caja und Nemo.

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Box: Umwege zu Linux
Webseite: https://box.com
Clients: Es gibt keinen offiziellen Client für Linux – nur für Windows, Mac-OS, Android, iOS und Blackberry. Bisher gelang der Zugriff aber unter Linux über Webdav.
Der Dienst von Box ist bereits etwas länger online als die anderen Cloudspeicher. Der Schwerpunkt des Speicherangebots lag aber bei Geschäftskunden. Einen Bekanntheitsgrad wie Dropbox und Google Drive hat Box deshalb nie erreicht. Immerhin bietet Box jetzt aber zehn GB kostenlosen Speicherplatz bei einer maximalen Dateigröße von 250 MB. 100 GB kosten ohne diese Beschränkung dann 11,50 US-Dollar. Wie Dropbox so will Box seinen zahlenden Kunden nicht nur Cloudspeicherplatz in den USA bieten. Das Angebot, in Europa Daten in der Cloud zu speichern, nennt sich bei diesem Anbieter „Box Zones“. Auch Box nutzt hierfür die Amazon Web Services, zusammen mit der IBM Cloud. Der Serverstandort hierfür ist ebenfalls in Frankfurt am Main. Box versichert, die Daten hiesiger Nutzer nach europäischen Bestimmungen zu speichern und damit die hierzulande gültigen Datenschutzgesetze zu erfüllen.
Neben dem Zugriff per Browser bietet Box auch das Protokoll Webdav. Das macht die Einbindung unter Linux etwas einfacher, obwohl ein offizieller Client fehlt. Die meisten Dateimanager für Linux-Desktop, etwa Nautilus unter Gnome, unterstützen Webdav. In der Shell ist es ebenfalls möglich, den Box-Account über Webdav mit dem Tool davfs2 in ein Verzeichnis einzuhängen. Diesen Vorteil wird Box aber bald schon wieder abgeben, denn der Dienst plant, Webdav bis zum 31. Januar 2019 dichtzumachen. Für Businessaccounts wird dann immerhin noch SFTP bleiben, aber für Linux-Endanwender wird der kostenlose Cloudspeicher damit uninteressant.

Spider Oak: Vertraulich
Webseite: https://spideroak.com
Clients: Das offizielle Clientprogramm namens „One“ ist in Python geschrieben und liegt für Linux, Windows und. Mac-OS vor ( https://spideroak.com/one/download ). Für Android und iOS gibt es passende Apps.
Die Besonderheit von Spider Oak, das bislang eher von professionellen Anwendern geschätzt wurde, ist die Betonung des Themas Sicherheit. Der Cloudspeicher- und Synchronisierungsdienst wirbt mit einer vollständigen Verschlüsselung der Daten mit 256-Bit-AES durch den eigenen Client. Zur Ver- und Entschlüsselung dient nur das Passwort des Anwenders, das nicht im Klartext auf den Servern liegt.
Auch den Mitarbeitern von Spider Oak ist es damit unmöglich, auf die gespeicherten Inhalte zuzugreifen. Obwohl die Technik dahinter nicht Open Source ist und man Spider Oak diese Aussagen zur Sicherheit deshalb mit Vertrauensvorschuss abnehmen muss, hat der Dienst die Empfehlung des berühmten NSA-Enthüllers Edward Snowden bekommen.
Spider Oak vermarktet den Cloudspeicherplatz auch als Backuplösung für Profis und ist keine günstige Angelegenheit: Der Dienst bietet zwei GB Speicherplatz gratis zum Testen, zehn GB kosten dann aber schon 49 US-Dollar pro Jahr. Die gute Nachricht für Linux-Anwender: Die Firma unterstützt die meisten Betriebssysteme mit einem offiziellen Client – und eben auch Linux neben Windows, Mac-OS und Android.

Microsoft Onedrive: Im Verbund
Webseite: https://onedrive.live.com
Clients für Linux: Gleich mehrere inoffizielle Clients erlauben den Zugriff von Linux aus. Deren Installation ist aber nicht unkompliziert, da sie bisher nur im Quellcode vorliegen. Offizielle Clients gibt es nur für Windows, Mac-OS, Android und iOS.
Trotz aller neuen Liebesbekundungen seitens Microsoft zu Linux und Open Source erscheint Microsoft Onedrive sicher nicht als die erste Wahl für Linux-Anwender. Denn dieser Clouddienst ist fest im Onlineökosystem Microsofts verankert und ein offizieller Linux-Client fehlt. Aber der Datenaustausch mit Bekannten und Kollegen verlangt schon mal den Zugriff auf Onedrive von einem Linux-Rechner aus. Auch Microsoft Office Online, das im Browser auch unter Linux funktioniert, ist gut an Onedrive angebunden.

Zuerst aber zu den harten Zahlen, denn die werden mit Microsofts Verbundangeboten mit anderen Microsoft-Diensten schnell unübersichtlich: Onedrive bietet zunächst fünf GB kostenlosen freien Speicherplatz bei einer Registrierung per E-Mail. Wem das nicht reicht: 50 GB kosten pro Monat zwei Euro. Wer schon länger bei Microsoft mit einem Konto bei anderen Diensten registriert ist, etwa bei Xbox, darf auf 15 GB gratis zugreifen. Interessant für Linux-Anwender ist die Verfügbarkeit mehrerer inoffizieller Clients. Ein Client für die Kommandozeile findet sich auf https://github.com/skilion/onedrive . Ein weiteres Python-Programm für Onedrive wird unter https://github.com/xybu/onedrived-dev entwickelt.

Lesetipp Clevere Tipps für Dropbox, Google Drive & Co.
Hidrive Free: Speicher von Strato
Webseite: https://www.free-hidrive.com und https://login.hidrive.com
Clients: Offizielle Clients gibt es für Windows und Mac-OS. Der Zugriff gelingt aber auch per Webdav und mit anderen Protokollen und somit auch von Linux aus. Spezielle Clientsoftware ist hier nicht nötig.
Das Berliner Unternehmen versteht sich nicht mehr nur als reiner Hoster für Webseiten, Server und Domains. Wer Cloudspeicher in Deutschland sucht, kann die Dienste Stratos auch nur für Onlinespeicher nutzen. Das Unternehmen, das seit 2017 zu United Internet gehört, teilt das Angebot „Hidrive“ in eine kostenpflichtige Variante und in den kostenlosen Dienst „Hidrive Free“ auf. Letzterer bietet auf https://www.free-hidrive.com fünf GB gratis an. 100 GB kosten für den Zugriff durch einen Account zwei Euro pro Monat zusätzlich zehn Euro einmaliger Einrichtungsgebühr. Die ersten sechs Monate gibt es bei einer Laufzeit von 12 Monaten für einen Euro. Strato bietet bis zu zwei Terabyte an. Wer noch mehr braucht, bekommt mit „Hidrive Business“ bis zu zehn Terabyte für 100 Euro im Monat. Interessant für Linux-Anwender: Hidrive unterstützt von Haus aus mehrere Protokolle für den Zugriff auf den Cloudspeicher. Eine spezielle Clientsoftware braucht es deshalb nicht. Es genügen unter Linux die Protokolle SFTP (SSH), SMB/CIFS und Webdav, um den Onlinespeicher in Dateimanager oder in das Dateisystem einzuhängen. Das kostenlose Angebot „Hidrive Free“ spricht allerdings nur unverschlüsseltes Webdav.

Zwischen den Wolken: Von Cloud zu Cloud
Beim Umzug auf einen anderen Cloudspeicher und bei der Synchronisation von Dateien zwischen verschiedenen Diensten oder Konten ist der Rclone Browser behilflich ( https://mmozeiko.github.io/RcloneBrowser ). Es handelt sich um ein englischsprachiges Front-End für das Kommandozeilentool Rclone, das sich in den Standard-Paketquellen aller größeren Linux-Distributionen findet und in Debian und Ubuntu beispielsweise mit
sudo apt install rclone
schnell installiert ist. Unterstützung gibt es für 13 Dienste, beispielsweise für Google Drive, Dropbox, Microsoft Onedrive, Amazon und für generische SSH-Server. Die Projektwebseite hat Pakete für Ubuntu parat, die eine Installation von Rclone und dem grafischen Rclone-Browser vereinfacht.

Google Drive Wer sowieso schon ein Konto bei Google hat und Google Documents nutzt, sollte sich Google Drive genauer ansehen. Auch bei Google gibt es fünf GB kostenlos, das Upgrade auf 25 GB kostet 2,50 US-Dollar pro Monat. 100 GB schlagen dann mit 4,99 US-Dollar zu Buche, 400 GB mit 19,99 und ein TB mit 49,99 US-Dollar. Für Linux stellt Google derzeit allerdings noch keinen Software-Client zur Verfügung. So bleibt derzeit in erster Linie der Internet-Browser als Zugriffswerkzeug, ferner eine Alternative, mit der man Google Drive ähnlich wie Dropbox nutzen kann. Die Software-Firma nennt sich Insync und bietet einen Client für Linux, Mac-OS X, Windows, Android, iOS, Windows Phone und Blackberry an. Die Software befindet sich derzeit noch in der Betaphase und ist bis zur finalen Version kostenlos.

Ubuntu One Bei diesem Dienst handelt es sich um die Cloud von Canonical, den Ubuntu-Machern. In Ubuntu selbst ist daher ein Client bereits integriert und fester Bestandteil dieser Distribution. Ubuntu One (U1) lässt sich sehr gut mit Dropbox vergleichen, weil auch hier echte Synchronisation stattfindet. Canonical stellt Clients für Windows, Mac-OS X (Beta), Android und iPhone zur Verfügung. Ubuntu-basierende Distributionen können den Cloud-Client ebenso recht einfach integrieren. Einfache Unterstützung für andere Linux-Distributionen gibt es hingegen nicht. Der Anbieter stellt bislang keine RPM-Pakete zur Verfügung.

Ubuntu One bietet fünf GB freien Speicher an, und das Preismodell darüber hinaus ist sehr einfach und übersichtlich. Der Kunde kann Speicher in 20-GB-Schritten bestellen: Für jedes Upgrade berechnet Canonical 3,99 US-Dollar pro Monat oder 39,99 US-Dollar pro Jahr. Weiterhin interessant an diesem Dienst ist, dass man mit einer Registrierung automatisch auch Zugriff auf den Musik-Store von Ubuntu hat. Jeder gekaufte Titel landet automatisch in der Cloud. Was sich derzeit in der Entwicklung befindet, ist der „Sende an Ubuntu One“-Knopf für Webseiten. Anstatt die entsprechende Datei herunterzuladen, kann sich der Besucher diese in die U1-Cloud schicken lassen. Ubuntu One wurde auch in Mozilla Thunderbirds Filelink-Liste aufgenommen. Anstatt einen großen Anhang zu schicken, lädt die Nachricht diesen in Ubuntu One und schickt dem Empfänger nur den Link.
10 Ubuntu Power-Tipps für noch mehr Leistung
Spideroak Dieser Anbieter wirbt mit starken Verschlüsselungs-Mechanismen. Der Cloud-Dienst ist nach eigenen Angaben so konzipiert, dass nicht einmal Spideroak-Mitarbeiter die Daten einsehen können aufgrund der verwendeten Verschlüsselung. Interessant an Spideroak ist ferner, dass Sie mehrere Geräte an einem Konto anmelden können, die dann alle einen separaten Speicherplatz zugewiesen bekommen. Zugriff haben Sie dann allerdings von jedem Client aus. Somit können Sie selbst entscheiden, ob Geräte zusammen oder getrennt synchronisiert werden sollen. Zwei GB sind bei Spideroak frei. Pro weitere 100 GB verlangt der Anbieter zehn US-Dollar im Monat oder 100 US-Dollar pro Jahr. Der Spideroak-Client ist nicht der hübscheste, aber die Firma unterstützt die meisten Betriebssysteme – nämlich Linux, Mac-OS X, Windows, Android, iOS und N900 Maemo. Varianten für Blackberry und Windows Phone sind in Arbeit.