Wenn der Verlag seinen Plan verwirklicht, wird er der weltweit zweitgrößte Kunde von Apple werden. Nur Google kauft dem Konzern aus Cupertino noch mehr Hardware ab. Die Umstellung geht so weit, dass auch die bisher verwendeten Smartphones von BlackBerry durch iPhones ersetzt werden sollen. Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner hatte in einer Videobotschaft (auf YouTube nachzuverfolgen) an die Mitarbeiter erklärt, diese Entscheidung sei nicht nur eine durch IT-Technik getriebene. Vielmehr gab er der Hoffnung Ausdruck, dass es den kulturellen Wandel und die kulturelle Modernisierung des Unternehmens beschleunigen wird.
Für Apple habe man sich entschieden, weil die Rechner Innovation und Kreativität förderten. Döpfner erklärte, Apple sei traditionell die IT-Welt, die für kreative und optische Prozesse am besten sei. Zudem seien die Apple-Systeme einfacher zu bedienen. “What you see is what you get, das ist ein sehr Nutzerorientierter Ansatz”, sagte Döpfner. Hier werde nicht der Computer als Selbstzweck in den Vordergrund gestellt, sondern der Nutzer. Drittens stelle Apple die schönsten Rechner her. Das sei zwar subjektiv, aber jeder Arbeitsplatz sehe schöner aus, wenn ein Apple-Gerät darauf stünde. Er verband das mit der Hoffnung, dass die Mitarbeiter dann vielleicht auch noch lieber an ihren Schreibtisch gehen würden.
Schließlich sei die Migration auch aus wirtschaftlichen Gründen richtig. Sowohl “durch die Preise”, aber auch wegen der niedrigeren Wartungskosten sei die Umstellung kostengünstiger “als die bisherige Handhabung”. Nach den Informationen hat der Medienkonzern “attraktive Konditionen” aushandeln können.
Wer Döpfners Ansprache an die Mitarbeiter auf YouTube verfolgt, fragt sich, wie attraktiv das Angebot von Apple war. Selbst der Computerbauer würde wahrscheinlich in offiziellen Verlautbarungen keine derartigen Lobeshymnen auf seine Rechner singen, wie es der Vorstandsvorsitzende des Springer-Verlags tat. Man kann deshalb davon ausgehen, dass Springer einen sehr guten Deal mit Apple gemacht hat. Döpfners Formulierung, wonach die Entscheidung auch “durch die Preise und durch die günstigere Wartung kostengünstiger” sei, mag da ein Hinweis sein. Apple-Geräte sind gegenüber vergleichbaren Systemen aus der Wintel-Welt in der Regel 30 bis 40 Prozent teurer. Das dürfte für Springer nicht gelten.
Der radikale Wechsel auf Apple-Rechner kehrt einen Trend um. Häuser wie etwa Gruner & Jahr (“Capital”) hatten in den vergangenen Jahren Mac-Systeme gegen Wintel-Rechner ausgetauscht. Grund hierfür war unter anderem, dass Software aus dem Kernbereich der Applewelt wie etwa Quark Xpress lange nicht für das Mac-Betriebssystem verfügbar waren und dann im Vergleich zu Konkurrenzprodukten (etwa Indesign) teuer.
Mit der Option, auf den mittlerweile seit Jahren auf Intel-Prozessoren laufenden Mac-Rechnern parallel in der Mac- wie in der Windows-Welt zu arbeiten, haben sich aber die Verhältnisse drastisch geändert. Mit Software wie “Parallels” oder der Virtual Machine können Anwender jetzt gleichzeitig das jeweils beste Angebot zweier Rechnerwelten nutzen. Die Tatsache, dass der Axel-Springer-Verlag Macs künftig etwa auch im kaufmännischen Bereich einsetzen wird, hat in diesem Zusammenhang Signalwirkung.
Axel Springer will die Apple-Rechner schrittweise über einen Zeitraum von fünf Jahre einführen. (jm)