Von Liane M. Dubowy und Enrico Thierbach
Wer möglichst schnell und ohne viel Vorarbeit ein Linux-System einrichten möchte, ist mit Ubuntu Linux oder Open Suse gut bedient: Beide rühmen sich ihrer Einsteigerfreundlichkeit und lassen sich – Linux-kompatible Hardware vorausgesetzt – meist problemlos installieren.
In Sachen Geschwindigkeit hat Ubuntu hier etwas die Nase vorn: In nur wenigen Schritten ist das System aus dem Live-Betrieb auf der Festplatte installiert. Open Suse erwartet deutlich mehr Aktivitäten vom Anwender, liefert dafür aber ein feiner konfiguriertes und bereits weitgehend angepasstes Betriebssystem. Egal, auf welche Distribution dabei Ihre Wahl fällt: Mit diesem Artikel setzen Sie ein leistungsfähiges Desktop-System auf.
Um ein paar Vorarbeiten kommen Sie bei keiner Betriebssysteminstallation herum: Sie sollten Backups von wichtigen Daten erstellen und müssen Platz für das neue Linux-System auf Ihrer Festplatte schaffen. Möchten Sie künftig nur noch Linux nutzen, dann können Sie diesem bei der Installation einfach die komplette Platte zur Verfügung stellen.
Achtung : Sämtliche darauf enthaltenen Daten gehen dabei verloren! Sichern Sie diese zuvor.
Insgesamt sollten Sie für Linux mindestens 8 bis 10 GB Platz vorsehen, es bringt – im Gegensatz zu manch anderem Betriebssystem – bereits jede Menge Software mit. Verfügen Sie auf Ihrer Festplatte nicht über einen zusammenhängenden, unpartitionierten Bereich mindestens dieser Größe, können Sie auch eine bestehende Windows-Partition verkleinern. Sie können Linux sogar parallel zu Windows Vista installieren.
Nutzen Sie diese Gelegenheit, um auf Ihrer Platte mal richtig aufzuräumen: Löschen Sie unbenutzte Software wie den Ego-Shooter, den Sie nur ein einziges Mal gespielt haben, oder die nie benutzte Foto-Software für Ihre Digitalkamera. Entfernen Sie unter Windows die Dateien, die Sie nicht mehr benötigen. Anschließend müssen Sie – ebenfalls unter Windows – Ihre Festplatte defragmentieren. Führen Sie dazu im Explorer einen Rechtsklick auf das Laufwerkssymbol aus und wählen Sie „Eigenschaften, Extras, Jetzt defragmentieren…“.
Beenden Sie dann Windows, denn alles Weitere erledigen Sie mit Linux-Tools. Legen Sie die DVD ein, und starten Sie den Rechner von dieser – unter Umständen müssen Sie entsprechende Einstellungen im Bios vornehmen oder beim Rechnerstart eine Taste drücken und dann das DVD-Laufwerk auswählen.
Beachten Sie dazu die Hinweise auf dem Monitor. Verkleinern Sie Ihre Windows-Partition beispielsweise mit dem Partitionsprogramm Gparted . Die Ubuntu-Live-Distribution bringt das Tool mit.
Sie finden es im Menü „System, Administration, Gnome Partition Editor“.
Open Suse, die Community-Ausgabe von Suse Linux, arbeitet stabil und zuverlässig. Suse stammt ursprünglich aus Deutschland und wird noch immer hier entwickelt. Entsprechend groß ist die deutschsprachige Anwendergemeinde und die Unterstützung für deutschsprachige Nutzer. Schon bei der Installation können Sie deutsche Hilfetexte auswählen und auch die Unterstützung für das – in den USA nahezu unbekannte – ISDN ist vorbildlich.
Open Suse zeichnet sich daneben durch Einsteigerfreundlichkeit und eine Vielzahl an Software-Paketen aus.
Die Installation

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Starten Sie Ihren PC von der DVD, und wählen Sie im Bootmenü „Open Suse 10.2“ aus, um in das Open-Suse-Installationsmenü zu gelangen. Dort wählen Sie den Eintrag „Installation“ und drücken

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Wählen Sie mit den Pfeiltasten „Deutsch“ als Sprache der Installation aus, und klicken Sie dann auf „Weiter“. Damit gelangen Sie im Installer auch künftig zum nächsten Schritt. Danach müssen Sie die Lizenzvereinbarung akzeptieren. Aktivieren Sie dazu die Optionsbox „Ja, ich akzeptiere diese Lizenzvereinbarung“, und klicken Sie erneut auf „Weiter“. Im nächsten Schirm wählen Sie den Modus „Neuinstallation“ und geben dann Uhrzeit und Zeitzone an. Wählen Sie „Europa/Deutschland“ und unter „Rechneruhr eingestellt auf“ den Eintrag „Lokale Zeit“. Das stellt sicher, dass die Uhrzeit sowohl unter Linux als auch unter Windows noch korrekt angezeigt wird. Korrigieren Sie bei Bedarf die angezeigte Uhrzeit. Sie ha-ben nun die Wahl zwischen verschiedenen Desktop-Oberflächen: Egal, ob Sie sich für Gnome, KDE oder einen anderen entscheiden, Sie können weitere Desktops später nachinstallieren. Open Suse packt außerdem zusätzliche Büro-Software sowie Medien- und Internet-Tools auf Ihren Rechner. Wir entscheiden uns hier für KDE. Im nächsten Schritt zeigt der Open-Suse-Installer eine Übersicht über die vorgenommenen Einträge und automatisch ermittelten Einstellungen. Möchten Sie einen Eintrag ändern, klicken Sie auf die unterstrichenen Titel. Meist ist das nicht nötig. Überprüfen Sie insbesondere im Abschnitt „Partitionierung“, ob die richtige Partition zur Installation ausgewählt ist und nicht fälschlicherweise Partitionen formatiert werden. Profis können in der Registerkarte „Experten“ weitere Konfigurationen vornehmen. Mit einem Klick auf „Übernehmen“ wird es nun schon beinahe ernst. Zunächst müssen Sie die Lizenzvereinbarungen einiger Pakete bestätigen, die nicht Open Source sind – etwa des Adobe Readers. Wenn Sie nun im Fenster „Installation bestätigen“ auf „Installieren“ klicken, beginnt die eigentliche Installation mit den gewählten Einstellungen.
Nach etwa 30 Minuten ist das gesamte System auf der Platte. Nach einem Neustart („Boot from harddisk“) beginnt die Konfiguration. Zuerst müssen Sie das Kennwort des Systemverwalters root festlegen. Merken Sie es sich gut, Sie werden es später immer dann benötigen, wenn Sie neue Software installieren oder Systemeinstellungen ändern möchten.
Danach legen Sie den sogenannten Host-Namen fest, Sie können hier die Voreinstellung belassen. Als Nächstes sind die Netzwerkgeräte dran: Sind Sie über ein Netzwerk oder einen DSL-Router mit dem Internet verbunden, erkennt Suse die benötigten Einstellungen automatisch. Benutzen Sie dagegen ein analoges Modem, ISDN oder ein DSL-Modem, um ins Internet zu gelangen, dann müssen Sie hier die entsprechenden Einstellungen vornehmen. Dazu klicken Sie auf die blau hervorgehobenen Einträge „Modem“ bzw. „ISDN-Gerät“ und konfigurieren Ihre Internet-Verbindung. Die dazu benötigten Daten – Login, Passwort und eventuell eine Telefonnummer – erhalten Sie von Ihrem Internet-Provider.
Suse startet nun die Netzwerk-Dienste, was einen Moment dauern kann. Der Installer bietet Ihnen dann an, die Internet-Verbindung zu testen und ein Online-Update zu konfigurieren. Sie können das auch bedenkenlos überspringen und später nachholen. Bei der Konfiguration des Updates können Sie freiwillig Hardware-Informationen an den Server übermitteln oder wahlweise sämtliche Häkchen entfernen. Danach können Sie zusätzliche Installationsquellen aktivieren. Verfügen Sie über einen schnellen Internet-Anschluss, sollten Sie den Eintrag „https://download.opensuse.org/distribution/10.2/repo/non-oss/“ aktivieren: Sie erhalten so Zugriff auf zusätzliche Software-Pakete. Der nächste Schritt ist nur für Nutzer interessant, die ihren Linux-Rechner in ein Firmen-Netzwerk einbinden möchten. Bestätigen Sie einfach die Voreinstellung.
Nun wählen Sie einen Benutzernamen und vergeben ein Passwort für Ihr Login. Sie können auch Ihren vollen Namen eintragen. Sind Sie der einzige Benutzer Ihres Systems, aktivieren Sie die automatische Anmeldung, dann ersparen Sie sich das Login bei jedem Systemstart. Nach der Bestätigung dieses Bildschirms arbeitet der Open-Suse-Installer für einige Minuten.
Schließlich sehen Sie eine Zusammenfassung der Konfiguration Ihrer Hardware. Überprüfen Sie diese Einstellungen. Als Bildschirmauflösung empfehlen wir mindes-tens 1024 x 768. Sie ändern die automatisch ermittelten Werte, indem Sie auf die blau unterlegten Links klicken. Nachdem Sie die Hardware-Übersicht mit Klick auf „Weiter“ bestätigen, speichert Suse alle Einstellungen und ist für die Arbeit vorbereitet. Gratulation! Nach Klick auf „Beenden“ startet das System neu und ist für Sie bereit.
Open Suse mit KDE-Desktop
Haben Sie die automatische Anmeldung nicht aktiviert, müssen Sie sich nun mit Ihrem Benutzernamen und dem zugehörigen Passwort am System anmelden. Anschließend landen Sie – vorausgesetzt, Sie haben diesen bei der Installation ausgewählt – auf dem KDE-Desktop von Open Suse.
Ganz links in der Taskleiste findet sich ein Button zum Öffnen des KDE-Startmenüs, das für Open Suse 10.2 komplett überarbeitet wurde. Im Gegensatz zum Startmenü von Windows XP ist es in mehrere Registerkarten mit Einträgen aufgeteilt. Verweisen diese auf ein weiteres Menü – etwa die Einträge unter „Anwendungen“ – dann gelangen Sie mit Klick auf den jeweiligen Eintrag in das Untermenü. Um zum übergeordneten Eintrag zurückzukehren, klicken Sie auf den Pfeil am linken Rand des Startmenüs. Das wirkt ungewohnt, nach einer kurzen Gewöhnungszeit werden Sie sich aber ganz wunderbar zurechtfinden. Die Einträge zum Herunterfahren Ihres PCs finden Sie – wenig überraschend – im Startmenü unter „Beenden“ und direkt am rechten Ende der Taskleiste. Je nach Hardware-Ausstattung Ihres Rechners finden Sie dort auch Einträge, um Linux einfach nur anzuhalten oder um das System neu zu starten. Im Menü „Beenden, Betriebssystem starten“ sind auch Einträge, mit denen Sie beim Neustart direkt in Ihr altes Windows oder in andere installierte Betriebssysteme booten können.
Ubuntu ist eine besonders einsteigerfreundliche Linux-Variante. Sie können Ubuntu als Live-Distribution starten und damit gefahrlos und ohne Installation einen ersten Blick auf dieses Linux-System werfen. Ein weiterer Vorteil: Sie testen auf diese Weise auch gleich Ihre Hardware-Komponenten. Läuft Ubuntu im Live-Betrieb ohne Probleme, macht in der Regel auch die Installation keine Probleme.
Die Ubuntu-Version hat den Umfang einer CD und bringt daher weniger Software-Pakete mit als Open Suse. Die wichtigsten Programme sind allerdings bereits an Bord: vom Office-Paket bis über Mail-Client, Internetbrowser bis hin zur Grafikbearbeitung. Brauchen Sie weitere Pakete, können Sie diese ganz einfach aus dem Internet nachinstallieren. Verfügen Sie über eine schnelle Internet-Anbindung, dann wird Ubuntu vielleicht die Distribution Ihrer Wahl.
Ubuntu Linux starten und installieren
Die Ubuntu-Linux-Installations-CD ist gleichzeitig eine Live-CD. Für einen ersten Blick oder die gelegentliche Nutzung ist das Live-System ideal, bereits hier können Sie alle vorhandenen Programme verwenden. Möchten Sie das System aber dauerhaft nutzen, dann sollten Sie es auf Ihrer Festplatte installieren. Das System läuft dann deutlich schneller.
Und so geht‘s: Starten Sie Ihren PC von der DVD, wählen Sie im PC-WELT-Linux-Bootmenü den Eintrag für Ubuntu und danach „Ubuntu starten oder installieren“ aus. Nach wenigen Minuten begrüßt Sie der Ubuntu-Desktop des Live-Systems. Mit einem Doppelklick auf das „Install“-Icon starten Sie die Installation.
Die Grundkonfiguration
Nach dem Neustart erscheint zuerst ein Bootmenü, dann startet Ubuntu und bietet Ihnen ein Anmeldefenster. Geben Sie den Namen Ihres Benutzerkontos an, bestätigen Sie mit
Die Einträge im Menü „Orte“ verweisen auf Verzeichnisse in Ihrem System: etwa auf Ihr Home-Verzeichnis – Ubuntu nennt es „Persönlicher Ordner“ – und den Desktop. Mit den Einträgen im Menü „System“ können Sie Ubuntu nach Ihren Wünschen anpassen und neue Geräte einrichten. Und oben rechts finden Sie schließlich auch den „Aus”-Schalter“.
Falls Sie nicht über ein lokales Netzwerk oder einen DSL-Router mit dem Internet verbunden sind, sondern über ein Modem, dann müssen Sie den Zugang zum Internet manuell einrichten. Dafür starten Sie „System, Administration, Netzwerk“. Sie finden dort einen Eintrag „Modem-Verbindung“, der als „nicht konfiguriert“ beschrieben ist.

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Öffnen Sie die „Eigenschaften“, und klicken Sie in der Registerkarte „Allgemein“ auf „Diese Verbindung aktivieren“. Geben Sie Einwahlnummer, Benutzernamen und Passwort für Ihren Internet-Zugang ein. In der Registerkarte „Modem“ wählen Sie den Anschluss „/dev/modem“ und das Tonwahl-Verfahren aus. Unter Optionen aktivieren Sie „Modem als Vorgaberoute ins Internet verwenden“ so-wie „Den Namens-Server des Internet-Dienstanbieters verwenden“. Mit einem Klick auf „OK“ speichert Ubuntu Ihre Einstellungen. Setzen Sie dann noch den Haken vor „Modem-Verbindung“. Im nächsten Schritt aktivieren Sie das sogenannte Modem-Applet. Klicken Sie dafür mit der rechten Maustaste in das Panel am oberen Bildschirmrand, und wählen Sie „Zum Panel hinzufügen…“. Mit einem Doppelklick auf „Modem überwachen“ fügen Sie dann ein neues Icon hinzu.
Um sich ins Internet einzuwählen, führen Sie einen Rechtsklick auf das Icon aus und wählen „Verbindung aktivieren“. Mit „Verbindung deaktivieren“ trennen Sie diese später wieder.
Ist Ihr Rechner direkt mit einem DSL-Modem oder einer ISDN-Karte verbunden, müssen Sie anders vorgehen. Tipps dazu und zu vielen anderen Fragen finden Sie im deutschen Ubuntu-Wiki .