“Ein Grundproblem ist, dass viele Kurse programmorientiert und nicht anwendungsorientiert sind”, erklärt Richard Stang vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung in Bonn. Lautet der Titel der Weiterbildung “Word für Einsteiger” bekommt der Teilnehmer wahrscheinlich einen Überblick über die Bürosoftware von Microsoft. Doch sinnvoller sind vor allem für PC-Anfänger Kurse, die ein konkretes praktisches Ziel haben – “Serienbriefe mit Word” etwa.
Zwar bieten auch die Volkshochschulen nach wie vor eine Vielzahl von Grundlagenkursen wie zum Beispiel zum Umgang mit Windows an. Der Trend gehe jedoch zu Bildungsangeboten mit Schwerpunkten auf bestimmten Anwendungen, sagt Ute Haacke von der Hamburger Volkshochschule. Dazu zählen unter anderem Kurse, in denen digitaler Videoschnitt oder der Umgang mit Photoshop vermittelt wird.
Bei der Volkshochschule gliedert sich das Computer-Kursangebot in zwei Bereich: Derzeit gibt es laut Ute Haacke 604 berufsbezogene Kurse, die den Umgang mit der EDV im Job oder Ehrenamt lehren. Hinzu kommen 148 Medienpraxis-Kurse, in denen zum Beispiel der Umgang mit Videoschnitt oder Flash-Programmierung vermittelt wird.
Von den rund 6600 Teilnehmern sind mehr als zwei Drittel Frauen. Die meisten Teilnehmer belassen es nicht bei einem Kurs. “In der Regel werden mehrere Kurse besucht”, sagt Haacke.
Das Angebot der Volkshochschulen ist riesig. Doch viele Verbraucher haben keine Lust, erst Kataloge zu wälzen, meint Sabine Reinhardt vom Kursanbieter “Na klar!”. Dessen Lehrgänge werden in unmittelbarer Nähe zum PC-Verkauf an Frau und Mann gebracht: bei Elektronik-Discountern. Die Seminare sollen in einem kompakten “Halbtags-Training” je eine Anwendung wie “Briefe schreiben in Word” oder “E-Mails verfassen und versenden” vermitteln.
Wer die Kursinhalte nicht verstanden haben sollte, darf dem Anbieter zufolge den Kurs so oft gratis besuchen, bis auch er die Anwendungen nachweisbar erlernt hat. Die “Na klar!”-Kurse sind als Gutschein für die Halbtagsschulung sowie einer DVD mit Auszügen aus den Lerninhalten erhältlich und kosten 79 Euro.
“Ob ein Kursangebot gut oder schlecht ist, lässt sich pauschal nur schwer sagen”, sagt Petra Brandenburg vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Ein entsprechendes Urteil muss stets im Verhältnis zum Lernziel stehen. Das bedeutet, dass sich Interessenten zunächst einmal darüber klar werden müssen, was sie genau lernen möchten. Auf der anderen Seite ist ein Kurs nur dann Erfolg versprechend, wenn der Anbieter das Lernziel selbst genau festlegt.
Die Volkshochschule gibt Ute Haacke zufolge die Kursinhalte vorab genau an. Zudem werde Unterrichtsmaterial ausgegeben, mit dessen Hilfe Kursteilnehmer den Stoff zu Hause noch einmal nachvollziehen können.
In die Wahl eines Kurses sollten Petra Brandenburg zufolge auch Überlegungen über die Art des Lernangebots einfließen: Bei einem über das Internet abgehaltenen Fernkurs zum Beispiel sei es sinnvoll, das Betreuungssystem zu hinterfragen – wie gut etwa lassen sich bei Nachfragen zum Lernstoff Ansprechpartner erreichen? “Und dann muss man sich fragen, ob man überhaupt der Typ für Fernunterricht ist.”
Abgesehen von den Lerninhalten ist es ratsam, bei der Suche nach einem Kurs auch auf Formalitäten zu achten. Verträge, in denen neben den Angaben zu den Lernzielen zum Beispiel Informationen zur Teilnehmerzahl, zu den Kosten oder sogar die Allgemeinen Geschäftsbedingungen fehlen, sollten Verbraucher dem BIBB zufolge nicht akzeptieren. Eine ausführliche Checkliste mit Kriterien zur Auswahl von Weiterbildungsangeboten stellt das Bundesinstitut unter www.bibb.de bereit.