Google hat seinen ersten Web-Browser zwar erst im September 2008 vorgestellt, doch die aktuelle Versionsnummer 22 übertrifft die der Konkurrenz schon bei Weitem. Den altgedienten Internet Explorer (IE) gibt es dagegen schon seit fast 20 Jahren und Microsoft hat es in dieser Zeit gerade einmal bis zur Version 10 geschafft.
Die Versionsnummern alleine, so viel ist klar, stellen keinerlei Maßstab für Fortschritt oder Innovationsfreudigkeit dar. Und doch deutet der Zahlenvorsprung von Chrome an, dass der Google-Browser an mancher Stelle die Nase vorn hat. Zwar gab und gibt es immer wieder datenschutzrechtliche Bedenken, weil die Software zu viele Daten an Google sende, doch war Chrome nicht jüngst von der schwerwiegenden Sicherheitslücke betroffen wie der Browser von Microsoft . Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnte sogar ausdrücklich vor der Verwendung des IE in den Versionen 6 bis 9 und riet zu Verwendung alternativer Surf-Programme, bis Microsoft die Sicherheitslücke mit einem Patch schloss – also indirekt auch eine Empfehlung für Chrome.
Augen und Ohren auf: Google-Browser nutzt Webcam und Mikro
Was aber spricht sonst von für den Web-Browser von Google? In der aktuellen Version kann Chrome – die Zustimmung des Benutzers vorausgesetzt – auf die in praktisch jedem Note- und Netbook eingebauten Hardware-Komponenten Kamera und Mikrofon zugreifen. Möglich wird dies über die GetUserMedia-API , die Teil von WebRTC ist. WebRTC steht für Web Real-Time Communication, also die Echtzeitkommunikation im Internet: Ein offener Standard, der die direkte Kommunikation im Web-Browser ermöglicht, ohne dass dazu erst irgendwelche Plug-Ins installiert werden müssen. Neben Google unterstützen Mozilla und Opera WebRTC. Nach derzeitigem Stand soll der Firefox-Browser in der Version 18 die Funktion beinhalten und voraussichtlich im Januar 2013 veröffentlicht werden. Der Opera-Browser bietet dies bereits mit seiner aktuellen Version 12 .
5 geniale Chrome-Apps für Unternehmen
Möglich wird der direkte Zugriff auf Webcam, Mikro und Gamepad durch die Kombination von HTML5 und einfachen Javascript-APIs. Ein Video von der Google-Entwicklerkonferenz IO 2012 erklärt die Echtzeitkommunikation und die P2P-Funktion in HTML 5 im Detail.
WebRTC: Frontalangriff auf Skype von Microsoft
Dem Anwender könnte das alles erst einmal gleichgültig sein, zumindest fast: Denn für ihn ist es erst einmal bequemer, wenn beispielsweise die VoIP-Telefonie in Chrome auf Anhieb läuft, ohne dass erst Erweiterungen eingespielt werden müssen. Betrachtet man die neuen Funktionen aber aus Sicht der beteiligten Unternehmen, wird schnell klar, worum es (auch) geht. Zwar bietet Google ebenfalls eine Telefonfunktion, doch im Vergleich zu Skype wird die Anwendung kaum genutzt – denn auch hier muss zunächst ein Plug-In heruntergeladen und installiertwerden .

Google greift mit dieser Neuerung also auch Microsoft an, schließlich hat der Software-Riese aus Redmond den VoIP-Dienst im Frühjahr für 2011 für rund 8,5 Milliarden US-Dollar übernommen .
Bei WebRTC muss es keineswegs bei der Übertragung von Bild und Ton bleiben, Chrome erkennt über die Webcam sogar Bewegungen. Eine Musikanwendung zeigt, wie es funktioniert. Damit lassen sich prinzipiell Anwendungen wie bei der Xbox-Erweiterung Kinect steuern oder – Stichwort Augmented Reality – Informationen und Bilder überlagern. Einige Online-Shops bieten bereits die virtuelle Ankleide vor der Webcam. Wie das funktioniert, lässt sich zum Beispiel beim Optiker Mister Sex ausprobieren.

Der Google Web Store: Was Chrome sonst noch bietet
Die Installation von Chrome ist einfach: Einmal mit dem Google-Konto angemeldet, bietet der Browser eine ganze Reihe von Konfigurationsmöglichkeiten Ist auch dies erledigt, besteht das Startfenster des neu installierten Browsers aus zwei Seiten. Die erste ist mit „meistbesucht“ beschrieben und zeigt im Laufe der Zeit die von Ihnen am häufigsten aufgerufenen Webseiten. Diese können Sie also einfach per Mausklick erneut wieder öffnen.
Die zweite, die Apps-Seite erreichen Sie mit einem Mausklick unten auf „Apps“ oder auf den Pfeil am Seitenrand, quasi zum Weiterblättern. Bei (mobilen) Geräten mit Touchscreen können Sie selbstverständlich auch mit dem Finger wischen. Bei den Apps sehen Sie zunächst zwei Einträge, den Cloud-Speicher Google Drive sowie den Chrome Web Store. So heißt der Google-eigene App-Store, aus dem Sie Software installieren.

Die Apps finden Sie entweder über das Suchfeld links oben oder über eine der Rubriken. Haben Sie eine App ausgesucht, finden Sie diese nach zweimaligem Klick auf „Hinzufügen“ sowohl unter „Meine Apps“ als auch auf der Chrome-Startseite.
Ausgetrickst: So installieren Sie fremde Apps im Chrome-Browser
Google Cloud Print: Drucken über die Wolke
Eine äußerst praktische Funktion bietet der Suchmaschinenkonzern schließlich mit Cloud Print – natürlich mit Hilfe des eigenen Browsers Chrome. Einmal eingerichtet, können Sie von jedem Rechner mit Internet-Anschluss und jedem Android- Handy oder -Tablet unterwegs drucken – die Ausdrucke liegen daheim auf dem Drucker. Und es funktioniert mit jedem Drucker!
So geht’s: Installieren Sie auf dem PC, der mit dem Drucker verbunden ist, den Google- Browser Chrome. Melden sich mit Ihrem Google-Konto an und klicken Sie im Browser rechts oben auf das Werkzeugsymbol und „Einstellungen ->Erweiterte Einstellungen -> Drucker hinzufügen (bei „Google Cloud Print“) -> Add Printers -> Add Classic Printer“. Damit werden alle unter Windows aufgelisteten Printer zum Drucken per Cloud eingerichtet, sowohl lokale als auch Netzwerkdrucker. Das dafür erforderliche Programm Cloud Print Connector wird automatisch im Hintergrund installiert.
Ausdrucke über den Chrome Browser von unterwegs auf dem Printer daheim funktionieren nun ganz normal, andere Dokumente legen Sie zunächst in Google Drive für Windows ab und drucken diese von dort – das funktioniert mit jedem Browser. Von mobilen Geräten lassen sich die Dokumente in Google Drive ebenfalls unmittelbar zu Papier bringen. Für andere Anwendungen benötigen Sie eine App zum Drucken in der Cloud, zum Beispiel das kostenlose Cloud Print aus dem Play-Store.

©HP
Weder der für Google Cloud Print aktivierte Drucker noch der gegebenenfalls über den Cloud Print Connector angeschlossene PC müssen eingeschaltet sein, wenn Sie von unterwegs einen Druckauftrag starten. Google speichert den Auftrag und startet den Ausdruck, sobald man die Geräte daheim einschaltet.