In kaum einem Forschungsbereich passiert so viel wie aktuell bei der künstlichen Intelligenz. Zwar gab es bereits vor 20 bis 30 Jahren an den meisten Universitäten Forscher, die sich mit künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigten. Doch war schon allein an ihren Räumlichkeiten zu erkennen, dass sich in dieser Wissenschaft wenig bewegte. Die Forscher mussten oft im Keller hausen, wo auch die ersten Computerzimmer eingerichtet wurden. Dabei fehlte es der KI in den 1980er-und 1990er-Jahren weder an guten Ideen noch an guten Algorithmen. Was fehlte, waren leistungsstarke Computer und große Datenmengen, die für Techniken wie das Deep Learning nötig sind. Heute dagegen steht beides bereit, und die einst belächelten KI-Forscher zählen zu den gefragtesten Köpfen in der IT-Welt.
Bei Google hat die künstliche Intelligenz etliche Dienste spürbar verbessert. Teilweise geschah das von Nutzern weitgehend unbemerkt, etwa bei dem Übersetzungsdienst Google Translate, teilweise ist die KI gut wahrnehmbar, etwa beim smarten Chat-Bot im Messenger Allo. Wir stellen diese Dienste vor, denn mit ihrer verbesserten Leistung stellen sie für die Anwender einen deutlichen Nutzen dar. Ein paar neue Tools kommen auch ohne KI aus, etwa die VR-Brille Daydream, aber auch dazu finden Sie hier Infos.
Siehe auch: Google Assistant auf allen Android-Geräten
Google Translate: Gute Übersetzungen dank KI

Der Dienst Google Translate unter https://translate.google.com oder als Android-App übersetzt einzelne Wörter oder ganze Texte von und in 103 Sprachen. Das funktionierte für ganze Texte nie besonders gut, war aber meist besser als nichts. Im September 2016 aktivierte Google aber eine Technik, die die Macher „Google Neural Machine Translation“ nennen: ein neuronales Netz, das aus Millionen von Übersetzungsbeispielen lernt und so die Qualität seiner Übersetzung deutlich steigern kann. Zunächst war die KI nur für neun Sprachen freigeschaltet, darunter Chinesisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Koreanisch, Portugiesisch, Spanisch und Türkisch.
Ende 2016 hat Google sein neuronales Netz dann für alle 103 Sprachen freigeschaltet. Zwar hat die KI für die anderen Sprachen keine Übersetzungsbeispiele gelernt, doch kann sie die Übersetzungstechniken nutzen, die sie sich zuvor antrainiert hat. Die KI hat also eine Art Universalsprache gelernt, die ihr nun bei der Übersetzung in die neuen Sprachen hilft. Laut Google sollen die Ergebnisse auch für diese Sprachen deutlich besser sein als mit der bisherigen Technik.
Neuronale Netze , wie Sie jetzt für Google Translate benutzt werden, sind für die meisten Nichtmathematiker nur schwer zu verstehen. Ein paar Google-Experten haben sich die Mühe gemacht und eine Art Experimentierkasten (Website) mit neuronalen Netzen gebaut. Auf der Website https://playground.tensorflow.org kann jeder ein eigenes kleines Netzwerk bauen. Es geht darum, ein Vorhersagesystem zusammenzuschalten. In dem Experiment ist eine Menge von Daten, der Input, vorgegeben. Ihre Aufgabe ist es, ein neuronales Netzwerk zu bauen, das den Zustand der Daten (+1 oder -1) vorhersagen kann. Verbildlicht wird das mit Farben: Der Input besteht aus blauen und orangefarbenen Punkten. Die Vorhersage wird als blauer oder orangefarbener Hintergrund dargestellt. Damit am Ende hinter allen blauen Punkten auch ein blauer Hintergrund liegt (= korrekte Vorhersage), können Sie auf der Website verschiedene Funktionen zusammenschalten. Ein Klick auf den Play-Pfeil prüft, wie lange das Netz (die Funktionen) rechnen muss, bis es auf das hoffentlich richtige Ergebnis kommt.
Gboard: Verbesserte und erweiterte Tastatur für Android
Im Dezember 2016 gab es ein großes Update der Android-Tastatur, das die Macher für so wichtig hielten, dass sie der Tastatur einen neuen Namen verpassten: Gboard. Die neue Tastatur bietet unter anderem eine integrierte Suchfunktion. Mit an Board ist auch eine KI-basierte Fehlerkorrektur. Wer mehrsprachige Texte tippt, muss die Sprache nun nicht umschalten, da die Tastatur die jeweilige Sprache wortweise selbst erkennen kann. Im Test klappte das zumindest für einen deutsch und englisch gemischten Text ganz gut.
Google Allo: Neue Messenger-App mit schlauem Assistenten

Mit Allo bietet Google den Android-Nutzern eine neue App zum Nachrichtenaustausch. Mit an Bord ist auch ein smarter Chat-Bot. Dabei sind auch Gruppen-und Inkognito-Chats möglich. In den Chats selbst hat Allo alle Funktionen, die man von einem Messenger erwartet. Es dürfen also nicht nur Texte ausgetauscht werden, sondern auch Fotos, Videos und Sticker. Neben den Chatfunktonen ist der „Assistant“ der zweite große Teil von Allo.
Google Allo: Neuer Messenger mit Inkognito-Modus
Den Google-Assistenten kennenlernen: Grundsätzlich ist es zu empfehlen, erst mal mit dem Assistenten herumzuspielen. Über den Befehl „Was kannst du tun?“ kommen Sie immer in die Hauptkategorien des Assistenten. Hier können Sie sich mit ihm über das Wetter unterhalten, Nachrichten lesen und sich über die neuesten Sportergebnisse informieren.
Möchten Sie Ihre Freizeit gestalten, hat der Assistent auch dafür die passenden Themen im Repertoire: „Ausgehen“ enthält Tipps und Infos zu Restaurants, Veranstaltungen, Kino, Kneipen und Hotels; „Reisen“ hilft Ihnen bei Ihrer Reisevorbereitung, sucht Hotels und Flüge und zählt Ihnen Sehenswürdigkeiten auf; „Übersetzen“ ist ein Übersetzer, der Ihnen Wörter und Wendungen in verschiedene Sprachen überträgt. Neben den informativen Leistungen bietet der Assistent auch diverse Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. So versorgt er Sie unter „Spaß“ etwa mit Videos, Witzen oder Katzenbildern und sagt Ihnen sogar Gedichte auf. Beispielsweise gelangen Sie von einem Gedicht William Blakes zu seinem Wikipedia-Eintrag, weiteren Gedichten, Büchern und mehr und können von dort zu anderen Dichtern navigieren.
Im Bereich „Mein Assistent“ können Sie sich mit dem Google-Assistenten unterhalten, ihn etwa nach seiner Lieblingsspeise oder seinem Wohnort fragen. Die Antworten dienen jedoch eher dazu, seine weiteren Funktionen kennenzulernen.
Innerhalb eines Chats mit anderen Teilnehmern stellen Sie dem Assistenten Fragen, indem Sie ein „@google“ voranstellen. Die Antwort erhalten dann alle Chatteilnehmer.
Bequemer chatten dank Smart Reply: Die Funktion Smart Reply (etwa: „schlaue Antwort“) lernt, wie Nutzer auf bestimmte Nachrichten reagieren. Allo macht dann in Reaktion auf eine eingegangene Nachricht automatisch einen Vorschlag für eine Antwort. Beispiel: Jemand schickt Ihnen ein Foto seines Kindes. Darauf bietet Ihnen Allo „O wie süß!“ als Autoantwort an. Je länger Allo genutzt wird, desto besser werden auch die Vorschläge. Der Empfänger der Nachricht erfährt nicht, ob die Reaktion von seinem Gesprächspartner selbst getippt wurde oder ob es sich um einen übernommenen Vorschlag von Allo handelt.
Google Arts & Culture: Kulturmagazin und Reiseführer

Kulturinteressierten bietet Google Arts & Culture spannende Einblicke in die Ausstellungen von weltbekannten Museen. Sie können auf der Website virtuelle Rundgänge durch die Daueraustellungen von Dutzenden Museen unternehmen. Mit dabei sind viele Nationalmuseen, etwa das National Museum of Nature and Science in Japan, das Einblicke in fünf Austellungen bietet. Die Exponate werden meist als hochauflösende Fotos präsentiert, sodass Sie ein Ausstellungsstück sehr nah heranzoomen können. Die Beschreibungstexte sind teilweise deutschsprachig, teilweise englischsprachig. Die Rundgänge durch die Museen gibt es bereits seit 2011, im letzten Jahr hat Google den Dienst aber kräftig überarbeitet.
Kulturmagazin: Die Startseite von Arts & Culture wird täglich mit Künstlerporträts oder Berichten über einzelne Kunstströmungen neu bestückt. Das geschieht vermutlich komplett datenbankbasiert. So bot Google Arts & Culture etwa am 3. Januar auf seiner Startseite eine kleine Ausstellung von August Macke, der an diesem Tag Geburtstag hatte (03.01.1887 bis 26.09.1914). Von ihm zeigte Google rund 20 Bilder, teilweise mit interessanten Beschreibungen. Am nächsten Tag war ein Porträt von Isaac Newton (04.01.1643 bis 31.03.1727) dran, zu dem sich dann aber nur ein Wikipedia-Eintrag und eine Bildersuche von Google fanden.
Einzelne Gemälde genau betrachtet: Zu den Highlights zählen einzelne Gemälde, die in einer Art Diashow in allen Details gezeigt und interpretiert werden, so etwa das Bild „Der Turmbau zu Babel“ von Pieter Bruegel d.Ä..
Virtuelle Rundgänge gibt es nicht nur durch viele Museen, sondern auch durch bekannte Sehenswürdigkeiten wie den Tadsch Mahal oder die Hamburger Elbphilharmonie. Die Navigation durch die Räume erfolgt wie bei Google Street View.
Manches enttäuscht aber auch: Google hat bei den virtuellen Rundgängen auch ganz gewöhnliche Street-View-Aufnahmen eingebaut. Das ist zum Beispiel beim Schiefen Turm von Pisa langweilig, da man den Turm nur von Weitem zu sehen bekommt.
Umgebungsratgeber: Die Funktion „In der Nähe“ soll Ihnen Museen und Sehenswürdigkeiten im näheren Umkreis anzeigen. Bei unserem Test beschränkte sich der Dienst dabei aber auf solche Museen, deren Inhalte er auch vorführen kann. Hier würden wir uns allerdings das komplette Wissen von Google Maps wünschen.
Nachschlagewerk: Schließlich lässt sich Google Arts & Culture auch komplett nach Stichworten durchsuchen, was es zu einem interessanten Nachschlagewerk macht.
Nutzung: Google Arts & Culture lässt sich am PC über www.google.com/culturalinstitute in jedem Browser nutzen. Denselben Inhalt gibt es auch über die gleichnamige App für Android und iOS. Diese bietet zusätzlich zum Inhalt der Website allerdings noch einige Inhalte für VR-Brillen (Virtuelle Realität).
Tipp: Wer Geschmack an den digitalen Museumsbesuchen gefunden hat, kann sich auch das Projekt www.europeana.eu ansehen. Es startete bereits vor Google Arts & Culture und bietet Zugriff auf rund 54 Millionen Kunstwerke, Bücher und Videos aus ganz Europa.
Google: Danach suchen die Deutschen besonders häufig
Google Arts Experiments: Kunst trifft Technik
Spannende neue Kunstprojekte finden sich auf der Website https://artsexperiments.withgoogle.com . Das Projekt will die Möglichkeiten von Computerprogrammen mit der Welt der Kunst verbinden. Bei den bereits fertigen Experimenten nutzen die Macher meist die Google-Datenbank mit Fotos von Kunstgenständen und verbinden diese miteinander.
Unterhaltsam finden wir etwa da Projekt „X Degrees of Separation“. Dort wählen Sie zwei Kunstwerke, und das Tool sucht Ihnen weitere Exponate, die aus der Sicht eines Algorithmus verbindende Ähnlichkeiten haben – eine Spielerei für technikbegeisterte, kunstinteressierte Anwender.
Nie wieder anstehen: Neue Funktionen in Google Maps

Wenn Sie Google Maps nutzen, dann wissen Sie längst, dass Google Verkehrsstaus und stockenden Verkehr sehr gut anzeigen kann. In der App Google Maps müssen Sie dafür nur auf das Menüsymbol tippen und „Verkehrslage“ wählen.
Google misst diese Daten teilweise aus seinen eigenen Android-Smartphones, bekommt aber auch Daten von Mobilfunkprovidern. Die Zusatzdaten der Provider sind wichtig, denn jedes eingeschaltete Handy bucht sich in den nächsten Sendemast ein, was der Provider zählen kann. Aber nicht jedes Android-Smartphone sendet seine Position laufend an Google, denn dafür muss der Standortverlauf aktiviert sein.
Die Daten nutzt Google nun auch, um über die relative Besucherzahl in Restaurants, der Post oder einem Museum zu informieren. Die Daten finden Sie in Google Maps bei einem dort eingetragenen Geschäft oder Restaurant und anderen interessanten Punkten (Points of Interesst, POI). Tippen Sie in Google Maps so auf ein Museum, dass seine Infos dazu angezeigt werden, dann sehen Sie nun auch ein Stoßzeitendiagramm. Es verrät, zu welcher Uhrzeit generell viel oder weniger Andrang herrscht. Eine Anzeige mit Live-Besucherzahlen verrät zwar keine eakten Daten, informiert aber, ob im Moment ein großer oder geringer Andrang herrscht. Schließlich lässt sich noch die durchschnittliche Anwesenheitsdauer ablesen. Die Daten finden sich sowohl in der App Google Maps wie auch auf der Website www.maps.google.com , und zwar bei dem jeweiligen POI. Hat Google nicht genügend Infos zu einem POI, fehlen die Daten teilweise oder gar komplett.
Google Fotoscanner: App fürs Digitalisieren von Fotoalben
Wenn Sie ein ausgedrucktes Foto digitalisieren möchten, ist die neue Google App Fotoscanner interessant. Die App kann deutlich mehr als als das reine Abfotografieren von Fotoabzügen. Sie erkennt beispielsweise automatisch die Umrisse eines Bildes, beschneidet das Ergebnis entsprechend und begradigt die Aufnahme. Außerdem werden die Fotos in die richtige Ausrichtung gedreht und Spiegelungen entfernt. Dafür ist es nötig, dass Sie von einem Foto fünf Aufnahmen machen, von denen aber vier automatisch ausgelöst werden. Sie brauchen also dafür viel Zeit lange. Dank der fünf Aufnahmen kann die App die fast immer auftretenden Spiegelungen aus einem Foto herausrechnen. Die so eingescannten Fotos landen lokal auf dem Gerät und können auch beim Fotodienst Google Foto hochgeladen werden.
Android Auto: Navigation und Infotainment für alle
Die App Android Auto gibt es eigentlich schon seit 2014, doch setzte sie zunächst ein „Android Car“-kompatibles Auto voraus. Dieses muss einen eingebauten Bildschirm haben, den die App nutzen kann. Da aber viele Autos noch nicht mit Google Car ausgestattet sind, hat Google Ende 2016 die App unabhängig von der technischen Autoausstattung gemacht. Jetzt können Sie die App Android Auto also in jedem Fahrzeug nutzen. Sie bietet eine vereinfachte Bedienerführung mit großen Schaltflächen und eine Sprachbedienung. So ist es etwas einfacher, das Smartphone im Auto zu nutzen.
Wichtig: In Deutschland dürfen Sie während der Fahrt das Handy nicht in die Hand nehmen. Daran ändert auch die App Android Auto nichts. Befindet sich aber das Smartphone in einer Halterung, dürfen Sie es benutzen.
In den Startlöchern: VR-Brille und Google Home

Google bietet für 70 Euro das VR-Headset (Virtuelle Realtität) Daydream. Es ist eine Smartphone-Halterung, die das Gerät direkt vor den Augen des Nutzers platziert. Wenn das Handy mit Daydream kompatibel ist, lässt sich beides zusammen für Apps mit Virtueller Realität nutzen. Bislang ist allerdings erst eine Handvoll Smartphones für Daydream zertifiziert, etwa das Google Pixel XL, das Moto Z oder das Huawei Mate 9 Pro. Mit Daydream lässt sich zwar auch Youtube oder Google Fotos nutzen, doch aktuell ist das System hauptsächlich für Spiele gemacht. In einem ersten kurzen Test konnte hierbei die Auflösung selbst beim Einsatz des Pixel XL nicht überzeugen. Weitere Informationen zu Daydream gibt’s von Google .
In Deutschland noch nicht erhältlich ist Google Home, ein smarter Lautsprecherassistent. Wie beim bereits verfügbaren System Amazon Echo mit der KI Alexa bietet sich Google Home ebenfalls als Hilfesystem für digitale Fragen an. Dahinter steckt die gleiche KI wie beim Google Assistant im Messenger Allo. Ab wann Google Home in Deutschland erhältlich sein wird, ist noch nicht bekannt.