Interaktives Fernsehen. Bisher bedeutet das in der Regel, dass eine mehr oder weniger attraktive Blondine Sie dazu animieren will, eine – zumeist 0190 – Nummer anzurufen und an einem Gewinnspiel teilzunehmen, das während einer Fernsehsendung läuft. Vom Hocker reisst das nur die wenigsten Zuschauer. Aber noch in diesem Herbst soll ein anspruchsvolleres interaktives TV Realität werden. Empfänger von digitalem Fernsehen sollen dann echte Zusatzinformationen über ihren Fernseher abrufen und chatten können, wie die Wirtschaftswoche online berichtet.
Die Software dazu stammt von der Bertelsmann-Tochter Nionex. Herkömmliche TV-Empfangsgeräte sollen sich damit ohne Veränderungen an der Hardware als Internet-Zugangsgeräte nutzen lassen. Der Webbrowser hört auf den Namen “Pontegra” und nutzt die Computersprache DVB-HTML, die Bestandteil der Multimedia Home Plattform (MHP) ist. MHP ist wiederum der neue internationale Standard für das interaktive Digitalfernsehen. ARD, ZDF, Kirch-Gruppe, RTL und die Landesmedienanstalten einigten sich im September vergangenen Jahres auf diese Plattform.
Die neue Software muss auf die Settop-Box des Fernsehers geladen werden. Danach können die Zuschauer parallel zu digitalen Fernsehsendungen Zusatzinformationen über das Thema einer Sendung abzufragen. Außerdem sollen die Fernsehzuschauer damit auch Mails empfangen und speziell aufbereitete Websites betrachten können.
Erste Empfangsgeräte mit dem Pontegra-Browser sollen laut Wirtschaftswoche frühestens im Herbst erscheinen. Allerdings nützt die schönste Technik nichts, so lange die Fernsehsender nicht geeignete Informationsangebote zur Verfügung stellen. ARD, ZDF und RTL sollen jedoch bereits an der Entwicklung entsprechender Inhalte arbeiten. Im Herbst sollen die ersten Angebote online gehen. Ein Beispiel für ein solches Zusatzangebot könnten Begleitinformationen zu Fernsehdokumentation oder Chats zu einer laufenden Sendung sein. Damit würde das interaktive Fernsehen Realität.
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