Die Drahtzieher des Bombenanschlags vom 11. März 2004 auf einen Zug in Madrid planten ihre Tat laut aktuellen Gerichtsuntersuchungen bereits lang im Vorfeld. Dafür nutzten sie gewöhnliche E-Mail Konten, um sich mit ihren Mitstreitern auszutauschen. Um einer Entdeckung des Mailverkehrs vorzubeugen, setzten die Terroristen auf einen simplen aber effektiven Trick. Anstatt die elektronische Post über das Internet zu versenden, speicherten sie die E-Mails lediglich als Entwürfe in ihrem Mailaccount ab. Jeder der Beteiligten verfügte über die notwendigen Zugangsdaten und konnte so mitlesen, antworten und sich an der Planung der Tat beteiligen. So hinterließen sie keinerlei digitale Spuren, die die Regierung hätte entdecken können.
Terroristische Gruppierungen würden diesen Trick, den Experten als „virtual dead drop“ bezeichnen, schon länger nutzen. Doch nur selten gelangen derartige Vorfälle an die Öffentlichkeit. Erst die Festnahme eines 42 jährigen Marokkaners, neun Monate nach der Tat, offenbarte nun einige Details. Dessen Stellung innerhalb der terroristischen Kreise legt die Vermutung nahe, dass diese Methode auch von anderen Gruppierungen genutzt werden könnte. Die im Falle von Madrid verwendeten E-Mail Accounts von Yahoo und Hotmail wurden Ende des Jahres 2003 registriert und bis zu den Anschlägen im März 2004 genutzt.
Kritiker werfen den Behörden jedoch vor, dass auch bei der Erstellung und Speicherung von Entwürfen eine Kommunikation zwischen dem PC und einem Server besteht, die ebenfalls hätte näher untersucht oder abgehört werden können. Laut spanischen Sicherheitsbeamten würden sich islamistische Terrororganisationen die Vorzüge des Internets schon lange zunutze machen. So hätte die Kommunikation via Datennetz eine persönliche Absprache schon fast überflüssig gemacht.