Neben dem Trendforscher und Berater Don Tapscott hatte IDC für sein europäisches ICT-Forum einen weiteren “Enterprise 2.0”-Experten engagiert. Andrew McAfee, Associate Professor an der Harvard Business School, lieferte dem Auditorium unter anderem eine brauchbare Definition des Begriffs: “Enterprise 2.0 bezeichnet den Einsatz sich selbst entwickelnder Social-Software-Plattformen innerhalb des Unternehmens beziehungsweise zwischen dem Unternehmen und seinen Partnern oder Kunden.” (Siehe auch: ” Unternehmen ziehen Vorteile aus Web 2.0 “.)
Web-2.0-Anwendungen zeichnen sich laut McAfee durch folgende Eigenschaften aus:
- Plattform-basierend,
- gemeinschaftlich,
- komplementär zu existierenden Strukturen organisatorischer und technischer Art,
- kollektiv,
- konvergent sowie
- “emergent”, sprich: sich selbst entwickelnd (dynamisch, navigierbar, erweiterungsfreundlich, nicht elitär und Workflow-frei).
“2.0-Anwendungen müssen sich so weit wie möglich von den ERP-Systemen unterscheiden”, forderte McAfee, “es gibt in der IT eine Tendenzen, überall einen Workflow draufzusetzen.” Der Versuch, Social-Software-Plattformen in eine künstliche Struktur zu pressen, sei zum Scheitern verurteilt. Die Strukturen ergäben sich dort von selbst – durch Suchfunktionen, Links, Tags etc. Die Frage sei nur: “Werden die Unternehmens-Manager und Technologen diese Kehrtwendung mitmachen?” (Zum Thema siehe auch: ” Ratschläge für ein erfolgreiches Enterprise 2.0 “.)
Bislang sieht McAfee wenig Grund zum Optimismus. Nur zehn Prozent der bereits gestarteten Enterprise-2.0-Projekte werden ein Erfolg, prognostiziert der Hochschullehrer; 30 Prozent dümpelten so vor sich hin, und 60 Prozent dürften als Fehlschlag enden. Dafür führt McAfee fünf Gründe an:
- Eine neue Technik muss zehnmal besser (leichter zu bedienen) sein als die alte, um sie zu ersetzen.
- Es wird zu häufig versucht, den Plattformen fremde Strukturen überzustülpen.
- Die persönlichen Vorteile wiegen den Aufwand nur selten auf.
- Es fehlen Anreize, mit denen die Mitarbeiter zur Teilnahme bewogen werden können.
- Die Unternehmenskultur ist häufig noch nicht so weit entwickelt.
“Für die zehn Prozent, die es schaffen, sind das aber gute Nachrichten”, scherzte McAfee. Der Einsatz von Web-2.0-Werkzeugen mache die Unternehmen weniger gleichförmig, so seine Überzeugung. Allerdings seien die Unterschiede von außen nicht immer gleich erkennbar (siehe auch: ” Blogs helfen dem Projekt-Management “). Für diejenigen, die zunächst einen Fehlschlag erleiden, hat der Harvard-Professor einen Trost in petto: Die Tools seien noch lange nicht ausgereift, es werde auf diesem Gebiet noch viele Innovationen geben. Das Enterprise 2.0 entwickle sich erst in den kommenden Jahren so richtig: “Aber genau jetzt ist die Zeit, um zu lernen, wie es geht.” (qua)