Mit einem Flachbettscanner lassen sich Papierfotos, Dias und sogar kleine dreidimensionale Gegenstände wie Schlüsselbund oder Feuerzeug digitalisieren – vorausgesetzt, Sie arbeiten mit den richtigen Einstellungen. Denn nur wenn Sie beim Scannen alle relevanten Parameter wie Auflösung, Farben und Schärfung passend zur jeweiligen Vorlage und zum späteren Verwendungszweck festlegen, erzielen Sie eine überzeugende Bildqualität.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welches die entscheidenden Scannereinstellungen sind und welche Einstellung in welcher Scansituation die optimale ist. Welchen Scanner Sie dabei einsetzen, ist unerheblich. Zwar sind die Scanprogramme der verschiedenen Gerätehersteller in puncto Aussehen, Bedienerführung und Funktionsumfang verschieden, in den Kernpunkten bieten sie jedoch in etwa die gleichen Regelmöglichkeiten. Allerdings unterscheiden sich die Bezeichnungen der einzelnen Menüpunkte und Buttons zwischen den Geräten – hier hilft ein Blick ins Scannerhandbuch oder die Online-Hilfe.
Unser Referenzscanner für diesen Workshop ist der Canoscan 5000f von Canon, ein ordentlich ausgestatteter Allround-Scanner der 200-Euro-Klasse. Er bietet eine maximale optische Auflösung von 2400 mal 4800 dpi, eine Farbtiefe von 48 Bit und die Möglichkeit, auch Kleinbilddias und Filmstreifen einzuscannen. Bei Canon heißt die dafür zuständige Software Scan Gear – aber wie bei vielen anderen Herstellern auch werden Scanner-Importmodule (Twain-Treiber) für Programme wie Photoshop oder andere Bildbearbeitungsprogramme mitgeliefert. Sie haben also die Wahl, ob Sie lieber mit einem eigenständigen Scanprogramm oder aus Ihrer Bildbearbeitungs- Software heraus scannen. Was die Scanparameter wie Auflösung und Farbtiefe konkret bedeuten, erläutern wir Ihnen in den folgenden Punkten.
Bevor Sie sich ans Scannen machen, sollten Sie das Vorlagenglas reinigen, um Bildverfälschungen durch Schmutz auszuschließen. Um möglichst farbechte Scans zu erzielen, müssen Sie das Gerät danach hinsichtlich der Erkennungsgenauigkeit von Farben kalibrieren. Die Kalibrierung stimmt die Farbaufnahme des Scanners ab. Bessere Scanner bieten dafür ein Farbkalibrierungssystem, mit dem Sie für Ihren Scanner so genannte Farbkorrekturprofile erstellen. Ist Ihr Scanner mit einer Kalibrierung für Farben ausgestattet, bietet die Scan-Software einen entsprechenden Befehl an. Häufig ist dem Scanner auch ein separates Kalibrierungsprogramm beigelegt, das Sie von der Treiber-CD installieren müssen.
Um eine Kalibrierung durchzuführen, legen Sie die mitgelieferte spezielle Kalibrierungsvorlage mit der Abbildung nach unten plan auf die Vorlagenfläche. Achten Sie darauf, dass das Bild gerade liegt. Damit der Farbabgleich optimal gelingt, ziehen Sie die Begrenzungslinien des Scanprogramms so über das Motiv, dass der Rand abgeschnitten wird und nur der bebilderte Bereich markiert ist.
Stimmt der Ausschnitt, aktivieren Sie die Kalibrierung über den entsprechenden Menüeintrag. Dabei scannt die Software das Spezialbild und erkennt Abweichungen zwischen dem Ist- und Sollwert, indem sie eine mitgelieferte Beschreibungsdatei mit dem tatsächlichen Scanergebnis vergleicht. Hieraus erstellt die Software eine Profildatei, in der die Abweichungen für jede Farbnuance festgehalten sind. Alle nachfolgenden Scans werden automatisch mit Hilfe dieser Fehlertabelle zugunsten originalgetreuerer Werte abgeändert.
Eine Kalibrierung ist auch dann wichtig, wenn Sie mit der Farbwiedergabe Ihrer gescannten und anschließend auf dem Drucker ausgegebenen Bilder nicht zufrieden sind. Monitore und Scanner arbeiten mit dem RGB-Farbmodell, das Farbtöne durch additive Farbmischung aus den Grundfarben Rot (R), Grün (G) und Blau (B) erzeugt. Farbdrucker benutzen hingegen das subtraktive CMYK-Farbmodell mit den Basisfarben Cyan (C), Magenta (M), Yellow (Y) und Black (K). Das digitale Bild muss für den Druckprozess aus dem RGB-Farbraum in den CMYK-Farbraum umgesetzt werden. Dadurch kann es bei der Ausgabe zu starken Farbabweichungen kommen. Damit das gescannte und auf dem Monitor dargestellte Bild und das Druckergebnis einander möglichst stark entsprechen, müssen Sie die Farben von Scanner, Drucker und Monitor über die Profile aufeinander abstimmen. Hierfür bieten bessere Bildbearbeitungsprogramme eine spezielle Farbprofilverwaltung an.
Nachdem Sie einen Vorschauscan durchgeführt und den zu scannenden Bereich der Vorlage markiert haben, stellen Sie die Scanauflösung ein. In ihren Prospekten werben Scanneranbieter oft mit einer extrem hohen Auflösung des Geräts und beziehen sich dabei auf die interpolierte Auflösung. So kommen sagenhafte Werte von beispielsweise 9600 dpi zustande. Interpoliert heißt aber lediglich, dass der Scanner eine solche Auflösung dadurch erzielt, dass er das Abtastergebnis nachträglich hochrechnet – eine Aufgabe, die Sie ebenso gut nach dem Einscannen im Bildbearbeitungsprogramm durchführen können. Diese Bildinterpolation wählen Sie im Scanprogramm manuell aus, indem Sie eine extreme Auflösung einstellen. In puncto Bildqualität bringt sie nichts: Bilder werden so nicht detailreicher gescannt.
Wer nur Aufsichtsvorlagen, also Papierfotos und andere Papiere, scannt, kann ohnehin beruhigt sein: Die physikalische Abtastrate der aktuellen Scannergeneration ist mehr als ausreichend für solche Vorlagen. Welche Auflösung Sie für eine bestimmte Vorlage im Scan-Tool einstellen, hängt davon ab, wie Sie den Scan weiterverarbeiten wollen. Eine besonders hohe Auflösung wie 2400 mal 4800 dpi bringt beispielsweise bei einem anschließenden Tintenstrahlausdruck nicht mehr Qualität, dafür jedoch – aufgrund der Dateigröße – eine längere Wartezeit mit sich.
Die meisten Scanprogramme bieten deshalb zum Einstellen der Scanauflösung einen einfachen und einen erweiterten Modus an. Im einfachen Scanmodus müssen Sie sich keine Gedanken um die Auflösung machen, denn das Programm übernimmt diese Aufgabe für Sie. Sie wählen den jeweiligen Vorlagentyp – beispielsweise “Foto”, “Zeitschrift”, “Zeitung” oder “Dokument” – und betätigen den Scannen-Button. Anschließend erscheint das Bild automatisch in der Bildbearbeitung oder landet als Bilddatei auf der Festplatte. Und bei manchen Scannern müssen Sie noch nicht einmal den Vorlagentyp einstellen.
Beim Scanvorgang erkennt die Scan-Software die Bildgrenzen automatisch, sofern Sie die Vorlage einigermaßen gerade platziert haben. Einige Scanner können zwar automatisch korrigieren, wenn ein Bild schief eingelegt ist. Allerdings sollten Sie die Vorlage besser selbst gerade einlegen, weil die Scan-Software die Bilddaten für die Ausrichtung neu berechnen muss, was die Bildqualität verschlechtern kann.
Der einfache Scanmodus hat jedoch eine Einschränkung: Die vom Hersteller programmierte Auflösung ist nur dann die optimale, wenn Sie die Scanvorlage in derselben Größe wiedergeben wollen.
Im erweiterten Scanmodus überlassen Sie die Wahl der Auflösung nicht dem Hersteller, sondern legen sie selber fest. Das hat auch den Vorteil, dass Sie andere, möglicherweise automatisch angewandte Bildoptimierungsfunktionen außer Kraft setzen und so im Bildbearbeitungsprogramm selbst bestimmen können, was Sie optimieren möchten. Daher gilt in der Regel: Wenn Sie die gescannten Bilder nachbearbeiten möchten, sollten Sie die Scanparameter selbst einstellen.

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Bei einer späteren 1:1-Wiedergabe der Vorlage oder für den Fall, dass Sie die Vorlage später verkleinern, sind folgende Abtastauflösungen empfehlenswert:
- Wiedergabe von Fotos auf dem Bildschirm oder als Web-Datei: 72 bis 96 dpi
- Wiedergabe von Fotos auf Tintenstrahlund Farblaserdruckern: 144 bis 200 dpi
- Wiedergabe von Fotos im Druck (Tageszeitungsqualität): 200 bis 240 dpi
- Wiedergabe von Fotos im Druck (Magazinqualität): 250 bis 300 dpi
- Wiedergabe von Schwarzweiß-Dokumenten als Ausdruck: 600 bis 1200 dpi
Diese Daten beziehen sich ausschließlich auf die größengleiche oder kleinere Wiedergabe. Wenn Sie dagegen Ihre Bildvorlage später in einem Layoutprogramm vergrößern möchten, müssen Sie die Scanauflösung größer einstellen. Hier kommt der Skalierungsfaktor ins Spiel. Soll beispielsweise eine Vorlage doppelt so groß wiedergegeben werden, muss die Auflösung um den Skalierungsfaktor 200 Prozent vergrößert werden. Das entspricht also der doppelten Auflösung, für dieses Beispiel stellen Sie statt 150 dpi deshalb 300 dpi im Scanprogramm ein.
Damit Sie die jeweils erforderliche Skalierung nicht von Hand berechnen müssen, unterscheiden die meisten Scanprogramme zwischen einer Eingabe- und Ausgabeauflösung. Beim Scanprogramm des Canoscan 5000f sieht dies folgendermaßen aus: Die Ausgabeauflösung ist unter dem gleichnamigen Punkt nach Ihren Wünschen manuell einstellbar. Weiter unten im selben Dialog befinden sich die Einstellungen zum Druckformat, also zur Bildgröße auf dem Drucker. Hier wählen Sie entweder die Skalierung oder bestimmen direkt die von Ihnen gewünschte Ausgabebreite oder -höhe. Anhand der eingegebenen Daten berechnet das Scanprogramm den erforderlichen Skalierungsfaktor. Damit der zu scannende Bildausschnitt dabei nicht verzerrt wird, sind die Werte zu Breite und Höhe gekoppelt. Ändert der Anwender die Breitenangabe, passt die Software den Höhenwert entsprechend an.
Als Nächstes wählen Sie den Farbmodus. Hier unterscheiden sich die Scanprogramme nicht wesentlich. Nahezu alle Tools beherrschen folgende Farbmodi:
- Farbwiedergabe mit 24 Bit (Truecolor oder Echtfarben): Das Scanergebnis wird in Farbe mit 256 Abstufungen pro Farbkanal – Rot, Grün und Blau – ans Bildbearbeitungsprogramm übergeben oder auf Festplatte gespeichert.
- Graustufenwiedergabe mit 8 Bit: Die ursprünglich vom Bildsensor farbig erkannte Bildinformation wird vom Scanprogramm in eine Graustufendatei mit 256 Grauschattierungen umgewandelt.
- Schwarzweiß- oder Strichwiedergabe: Das Scanergebnis ist eine 1-Bit-Bilddatei, die nur zwischen schwarzen und weißen Pixeln unterscheidet.
Manche Scanner bieten noch besondere Scanmodi, beispielsweise zur Textverbesserung. Intern arbeiten die allermeisten Scanner mit 48 Bit Farbtiefe, sie übergeben aber farbige Scans mit 24 Bit an den PC. Bei manchen Scannern lassen sich aber auch 48-Bit-Farbscans ans Bildbearbeitungsprogramm übergeben. Dies ist nur dann sinnvoll, wenn Sie ein hochwertiges Bildbearbeitungsprogramm wie Adobe Photoshop einsetzen, mit dem Sie solche 48-Bit-Scans auch einlesen und nachträglich korrigieren können. Bedenken Sie außerdem, dass sich die Datenmenge gegenüber 24- Bit-Scans ungefähr verdoppelt.
Standardmäßig speichern Scanner Bilddateien im RGB-Farbraum. Diese Voreinstellung müssen Sie nur dann ändern, wenn Sie die Übergabe der Bilder an eine Druckerei planen. In diesem Fall speichern Sie die Bilder als CMYK-Dateien, denn kommerzielle Druckmaschinen verwenden ausschließlich diesen Farbraum.
Praktisch alle Scanner arbeiten intern mit 48 Bit Farbtiefe und nehmen damit mehr Farbabstufungen wahr, als die resultierende Bilddatei mit 24 Bit enthält. Daher bietet es sich an, schon anhand der Vorschauscans im Scanner-Dialogfenster Helligkeit, Kontrast und Farbe zu korrigieren. Diese Verfahrenweise liefert eine bessere Bildqualität, als wenn Sie nachträglich im Bildbearbeitungsprogramm Korrekturen vornehmen – sofern die Kontrast- und Helligkeitskorrekturfunktionen Ihrer Scan-Software vernünftig arbeiten. Das finden Sie allerdings nur durch Ausprobieren heraus.

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Zudem benötigen Sie einen gut eingestellten Bildschirm, um die Vorschau auf dem Bildschirm richtig beurteilen zu können. Bei der Monitorjustage hilft zum Beispiel das bei Photoshop mitgelieferte Tool Adobe Gamma. Als Ergebnis erhalten Sie im Optimalfall eine Bilddatei, bei der alle Tonwertstufen der drei Farbkanäle besetzt sind – das Bild also für die Kanäle Rot, Blau und Grün eine gute Helligkeitsverteilung über das gesamte Kanalspektrum aufweist.
Die meisten Scanprogramme erlauben neben einer automatischen Einstellung auch die manuelle Anpassung von Kontrast, Helligkeit und Farben durch den Anwender. Doch Vorsicht bei der Korrektur von Kontrast und Helligkeit: Wenn Sie den entsprechenden Regler verschieben, kommt es unter Umständen zu einem Tonwertverlust und damit zu einer Verschlechterung der Bildqualität. Einige Helligkeitsregler heben nämlich den kompletten Tonwertumfang einfach an. Wenn Sie das Bild heller machen, bleiben so die dunkelsten Tonwertstufen einfach unbesetzt. Das ist aber dann keine Anhebung des Umfangs, sondern nur die Anhebung jedes einzelnen Tonwerts, und Sie erhalten bei- spielsweise nur 200 statt 256 Tonwerte pro Farbkanal. Ob das bei Ihrem Scanprogramm der Fall ist, verrät ein Blick auf die Gradationskurve im Bildbearbeitungsprogramm. Sie zeigt, ob im Gesamtbild tatsächlich das ganze Tonwertspektrum besetzt ist. Nur wenn die Kurve vom hellsten bis zum dunkelsten Punkt reicht, sind keine Tonwertabrisse zu befürchten.
Wegen dieser Einschränkungen arbeiten Sie besser mit einer Gradationsregelung, die Scan-Software mit mehreren Verfahren anbietet:
- Die einfache Gammasteuerung verändert die Tonverteilungskurve über die Eingabe eines Gammawertes. Dieses Verfahren bieten nur wenige Scanprogramme an. Interessant ist dabei, dass Sie feststellen können, wie der Scanner die Vorlage tatsächlich “sieht”. Dazu stellen Sie den Gammawert entweder vorübergehend auf 1,0 oder auf den Monitor-Gammawert, den Sie bei der Monitor-Kalibrierung ermittelt haben. Der Standardmonitorwert für Windows-Systeme liegt bei 2,2 – dabei handelt es sich allerdings nur um einen groben Richtwert.
- Viele Scanprogramme zeigen die Tonwerte in einem Histogramm an. Hier können Sie von Hand Feinkorrekturen erledigen, unter anderem unerwünschte Farbstiche entfernen. Dazu wählen Sie nacheinander die drei Farbkanäle Rot, Grün und Blau an. Im jeweiligen Farbkanal ziehen Sie die Regler für helle und dunkle Bildbereiche – meist durch weiße und schwarze Dreiecke gekennzeichnet – mit der Maus so weit, dass sie auf eine der ersten besetzten Tonwertstufen im jeweiligen Farbkanal treffen.
- Mit der Weiß- und der Schwarzpunktpipette legen Sie durch Anklicken der entsprechenden Bildpunkte fest, wo sich die hellsten und dunkelsten Bildstellen befinden sollen. Aber Vorsicht: Alles, was heller oder dunkler als der von Ihnen gewählte Bildpunkt ist, stellt die Software ebenfalls auf 100 Prozent Weiß oder Schwarz. Es können dabei Zeichnungsverluste in den hellen oder dunklen Bildstellen entstehen. Tipp: Scannen Sie zusammen mit dem Bild eine Graustufenkeilvorlage (im Fotofachhandel erhältlich). Dann können Sie Weiß- und Schwarzpunkt anhand des Graukeils genau festlegen. Nach dem Scan müssen Sie lediglich das Bild so beschneiden, dass der Graukeil verschwindet.
- Am genauesten lässt sich mit Gradationskurven arbeiten, die die meisten Scanprogramme anbieten. Erst mit den Gradationskurven können Sie im Unterschied zu den übrigen Methoden mehrere Tonwertbereiche einzeln beeinflussen. In Gradationskurven lassen sich mehrere Punkte setzen, mit denen Sie Tonwertverteilung und damit Scanhelligkeit in verschiedenen Helligkeitsbereichen ändern. Mit Gradationskurven der einzelnen Farbkanäle beeinflussen Sie nicht nur die Helligkeit, sondern auch die Farbwiedergabe.

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Die Vorlage oder die Scanvorschau ist farbstichig? Bei der Korrektur greifen zum Teil dieselben Werkzeuge, mit denen Sie Kontrast und Helligkeit regeln. Denn wie Kontrast und Helligkeit ist auch die Farbwiedergabe von der Tonwertverteilung abhängig. Ein Beispiel: Ein Bild ist zu blaustichig. Hier hilft es, die Gradationskurve des Blaukanals so abzusenken – sprich: die Tonwertverteilung im Blaukanal heller zu machen -, bis der Blaustich verschwindet.

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Hat die Vorlage Bildstellen, die eigentlich grau sein müssten, können Sie diese Bildstellen im Scanprogramm mit der meist grau gekennzeichneten Mitteltonpipette anwählen und so die so genannte Grauachse stabilisieren. Ein farbneutraler Grauton wird im RGB-Farbraum übrigens durch gleiche Werte von Rot, Grün und Blau definiert. Mit der Mitteltonpipette sollten Sie deshalb bevorzugt Grautöne suchen, die in den drei Kanälen im Bereich um den Wert 128 liegen. Damit dies möglich ist, muss das Scanprogramm eine numerische Tonwertanzeige bieten.
Einige Vorlagenarten machen Probleme beim Einscannen. Der häufigste Fall dürften bereits gedruckte Vorlagen sein. In der Druckmaschine werden Graustufen- und Farbfotos in kleine Rasterpunkte zerlegt.
Wenn Sie solche Drucke einmal mit der Lupe betrachten, erkennen Sie deutlich die einzelnen Rasterpunkte. Das Problem beim Scannen dieser gerasterten Vorlagen ist, dass sich die Abtastmatrix des Scanners mit der Rastermatrix gedruckter Vorlagen überlagern kann. Dadurch entsteht ein so genannter Moiré-Effekt, der das gescannte Bild mit einer unschönen kleinen Karomusterstruktur übersät. Das störende Moiré lässt sich nur durch eine automatische Unschärferechnung in der Scan-Software beseitigen, und das heißt: Sie müssen einen gewissen Schärfeverlust im Scanergebnis in Kauf nehmen.

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Wenn die Scan-Software keine Funktion zur Moiré-Unterdrückung bietet, müssen Sie in der Bildbearbeitungs-Software mit einem Weichzeichner oder per Spezialfilter nachkorrigieren. Hat Ihr Scanprogramm eine Schärfefunktion, so sollten Sie diese vor dem Scannen deaktivieren. Schärfefilter verstärken den Moiré-Effekt nämlich noch.
Eine zweite knifflige Vorlagenart sind die so genannten Strichvorlagen, also etwa Schwarzweiß-Zeichnungen oder technische Zeichnungen. Sie benötigen im Vergleich zu fotografischen Vorlagen eine wesentlich höhere Auflösung – zwischen 600 und 1200 dpi -, damit der Scan in befriedigender Qualität ausfällt. Schwierig wird es, wenn Sie eine Strichvorlage auch noch vergrößert wiedergeben möchten – dann stoßen Sie möglicherweise an die Grenzen der optischen Auflösung Ihres Scannermodells. Gute Scanprogramme bieten für das Scannen von Strichvorlagen einen Schwellenwert-Regler. Dieser bestimmt, ab welchem Tonwert Pixel in Schwarz oder Weiß umgesetzt werden. Verfügt das Scanprogramm nicht über eine Schwellenwertregelung, scannen Sie die Strichvorlage am besten als Graustufenbild ein und wandeln es anschließend in einer Bildbearbeitung mittels Schwellenwertregelung in ein Schwarzweiß-Bild um.
Auch Vorlagen für OCR-Texterkennungsprogramme scannen Sie grundsätzlich im Schwarzweiß- Modus ein. Im Gegensatz zu grafischen Vorlagen benötigen diese jedoch nur eine Auflösung von 300 dpi, damit das OCR-Programm sie zuverlässig in editierbaren Text umsetzen kann.
Bei Aquarellen und Fotos, in denen keine dunklen Bildstellen vorkommen, hat die Automatik des Scanprogramms oft Schwierigkeiten mit der richtigen Farbwiedergabe. Ein einfacher Trick überlistet in diesen Fällen die Farbautomatik: Platzieren Sie einfach ein zweites Foto neben der kritischen Vorlage. Das zweite Foto sollte ganz helle und ganz dunkle Bildstellen aufweisen. Dann ziehen Sie den Scanrahmen so weit auf, dass auch die zweite Vorlage zumindest teilweise mit eingeschlossen ist. Bei der Tonwertanalyse berücksichtigt die Scan-Software nun auch dieses zweite Bild. Nach dem Scan schneiden Sie das Scanergebnis in der Bildbearbeitung auf die gewünschten Maße zurecht.

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Wirklich gefordert sind die Flachbettscanner, wenn sie Dias abtasten sollen. Zum einen muss sich bei Kleinbilddias eine hohe Auflösung einstellen lassen, damit Sie die Dias einigermaßen vergrößern können. Zum anderen muss der Scanner bei der Dichteunterscheidung etwas zu bieten haben. Der Unterschied zwischen hellen und dunklen Bildstellen ist bei Dias weit kontrastreicher als bei Aufsichtsvorlagen. Besonders wird dies in dunklen Bildstellen ersichtlich, die bei schlechteren Scannern leicht zulaufen und keine Detailunterscheidung mehr zeigen.
Ihr Scanner bietet keine Durchlichteinheit? Dann können Sie sich mit einem Taschenspiegel behelfen, den Sie über der Durchsichtsvorlage platzieren. So kann der Scanner auch im Auflichtmodus ein Dia abtasten. Die Qualität reicht in diesem Fall aber nur zum Layouten, nicht jedoch für einen hochwertigen Ausdruck. Die Königsdisziplin im Diabereich ist schließlich das Scannen von Farbnegativen. Dafür sollten Sie auf jeden Fall einen Scanner mit Durchlichteinheit nutzen. Gute Scanner haben für verschiedene Farbnegative zudem einen eigenen Scanmodus.