Dass der Fernseher Bild und Ton ausgibt oder der Windows-PC die Videos von der Festplatte abspielt, ist eigentlich selbstverständlich. Eigentlich, denn selbst da hakt es mitunter schon. Wer bestimmtes Filmmaterial auf seinem Rechner mit frisch aufgesetztem Windows 10 anschauen will, sieht lediglich einen schwarzen Bildschirm. Denn Microsoft hat den wichtigen HEVC-Codec im vergangenen Herbst mit dem Fall Creators Update einfach entfernt. Zwar lässt der sich über die Gratis-App „ HEVC Video Extension “ aus dem Windows Store nachladen, aber zumindest ein Hinweis wäre wünschenswert. Noch schlimmer traf es manchen frühen Käufer eines DVB-T2-Fernsehers, der sein TV-Gerät schon vor dem eigentlichen Deutschland-Start des hochauflösenden terrestrischen Sendebetriebs erstanden hatte. Denn da gab es auch solche ausdrücklich mit „DVB-T2“ bezeichneten Fernseher im Handel, die das hierzulande verwendete Kompressionsverfahren HEVC nicht unterstützten – vielfach eine totale Fehlinvestition. Bereits diese beiden Beispiele verdeutlichen, welche Bedeutung den sogenannten Codecs sowie der richtigen Software und Hardware zukommt. Darüber hinaus erklärt der folgende Ratgeber, was es mit diesen Codecs überhaupt auf sich hat und worin die Unterschiede zwischen Dateiformaten wie MP3 und Containerformaten wie MP4 bestehen. Schließlich soll die Praxis nicht zu kurz kommen. Da insbesondere beim Smartphone und Tablet-PC Speicherplatz und Bandbreite wichtig sind, zeigen wir Ihnen die passenden Tools, mit denen Sie Videos optimal und passend für die Wiedergabe auf Ihrem individuellen Mobilgerät umwandeln.
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Grundlagen: Codecs, Datei- und Containerformate erklärt

Was also ist ein Codec überhaupt? Der Begriff setzt sich aus „Coder“ („Kodierer“) und „Decoder“ („Dekodierer“) und bezeichnet somit ein Verfahren, das Daten nach bestimmten Vorgehensweisen umwandelt beziehungsweise transcodiert. Bei audiovisuellen Daten haben sich die Codecs vor allem deshalb durchgesetzt, weil die konvertierten Dateien bei annähernd gleicher Qualität viel weniger Platz beanspruchen: Das spart auf den Geräten Speicherplatz sowie Bandbreite bei der Übertragung. Beispiele sind der verbreitete, oft einfach „MP3“ genannte Audiocodec MPEG- 1 Layer III sowie bei Video MPEG-4 (unter anderem H.264) oder das bereits erwähnte HEVC (H.265). Von diesen Codecs zu unter scheiden sind die Dateiformate, also die Dateiendungen oder -erweiterungen. Im Einzelfall können Codec und Dateiendung übereinstimmen, etwa bei MP3, gewöhnlich unterscheiden sie sich jedoch. Bei Video wird es noch komplizierter, da hier Ton, Bewegtbild, Untertitel und weitere Audiospuren in einem Dateityp zusammengefasst werden. Man spricht deshalb von einem Containerformat oder kurz Container, der alle Informationen und Codecs zusammenfasst: Beispiele wären AVI (Audio Video Interleaved), WMV (Windows Media Video), MP4 (Moving Pictures Experts Group) und MKV (Matroska). Allerdings steht ein Containerformat nicht zwingend für einen bestimmten Audio- und Videocodec, umgekehrt sind die Codecs nicht an einen Containertyp gebunden. So kann es eben sein, dass der Windows-PC eine AVI-Datei abspielt, eine andere verweigert und bei einer dritten der Ton fehlt, weil eben Audio- und Videocodec passen müssen. Welche Codecs in einer Video- oder Audiodatei verwendet werden, liest Mediainfo aus. Das Tool zeigt in der Text- und der HTML-Ansicht viele Details. Auf dem Windows-PC sind diese Informationen häufig nur von untergeordnetem Interesse. Wichtiger ist, dass der Computer die Dateien überhaupt abspielt. Als universeller Player mit vielen Zusatzfunktionen ist der VLC Media Player zu empfehlen. Sollte der VLC Media Player ausnahmsweise einmal nicht passen, hilft das K-Lite Mega Codec Pack mit zahlreichen Codecs weiter.

Fernseher, Netzwerk- und Streaminggeräte spielen dagegen nur das ab, was Hardware und vorinstallierte Software hergeben. Bei Smart-TVs kommen Sie eventuell durch ein Firmware-Update oder nachträgliche zusätzlicher Player- und Codec-Apps zum Ziel. Für Smartphones und Tablet-PCs sind neben der Frage, ob sie überhaupt etwas wiedergeben, die Auflösung, der Speicherplatz und gegebenenfalls die Bandbreite wichtig. Statt nun all diese Parameter für ein bestimmtes Mobilgerät manuell anzupassen, erleichtern Konvertierungstools mit vordefinierten Profilen die Einstellarbeit. Darin wählen Sie Ihr Gerätemodell – die weitere Anpassung übernimmt die Software. Im Folgenden zeigen wir zunächst die universelle Videokonvertierung, anschließend die für spezielle Geräte.
Filme im Heimnetz streamen
Mit Plex hat sich eine besonders komfortable Lösung fürs Videostreaming im Heimnetz etabliert. Im Kern besteht das System aus zwei Bestandteilen, der Serversoftware und den Player-Apps für die verschiedenen Abspielgeräte, darunter fürs Smartphone, für Fire TV und Apple TV, Google Chromecast sowie Smart-TVs. Als Server dient entweder ein normaler PC oder eine Netzwerkfestplatte (NAS). Während sich zum 1:1-Streamen praktisch jedes NAS eignet, sind für das Umcodieren in Echtzeit besonders leistungsstarke Modelle erforderlich. Damit wird es möglich, Filme sogar per DLNA auf einfachen netzwerkfähigen Fernsehern ohne Plex-App abzuspielen, bei denen die Wiedergabe sonst wegen Codec-Problemen scheitert.
Die Einrichtung des Windows-Servers, die Wiedergabe und einige wichtige Funktionen von Plex beschreiben wir online ; für die einfache Wiedergabe im Heimnetz reicht die kostenlose Registrierung völlig aus.
Videos für bestimmte Geräte umwandeln und herunterladen

VLC ist weit mehr als nur ein Player zum Abspielen: Unter anderem kann die Software Videos auch umwandeln. Dazu klicken Sie oben in der Menüleiste auf „Medien –› Konvertieren/Speichern –› Hinzufügen“ und laden die zu konvertierende Originaldatei. Nun drücken Sie unten die Schaltfläche „Konvertieren/Speichern“, wählen ein Profil oder erstellen über die kleine Schaltfläche ganz rechts in der „Profil“-Zeile ein neues. Stellen Sie Codec, Auflösung und Bildwiederholrate nach Ihren Wünschen ein, und bestätigen Sie mit „Speichern –› Start“, nachdem Sie den Zielpfad definiert haben. Die Dauer dieser Transcodierung hängt von den Videoparametern, den Codecs und der Rechenleistung Ihres Computers ab. Möchten Sie aus einem Musikvideo die Audiospur extrahieren, klicken Sie beim Profil auf das Werkzeugsymbol, markieren im Register „Verkapselung“ nur „MP3“ und starten den Prozess wie zuvor mit „Speichern –› Start“. Zwar bietet der VLC Media Player bei den Profilen den einen oder anderen Android-Eintrag, doch die Konvertierung für ein bestimmtes Smartphone können andere Tools wie Xmedia Recode weit besser.
Fernseher: Ton fehlt bei Videos vom PC So geht’s: Nach Installation und Start von Xmedia Recode importieren Sie über „Datei öffnen“ die umzuwandelnde Videodatei und stellen unter „Ausgabeformat“ das passende Gerät ein. Dazu wählen Sie im „Profil“ erst den Hersteller, dann das genaue Modell: Hier stehen von den neuesten Smartphones über Streaminggeräte wie Apple TV oder Chromecast bis hin zu smarten Fernsehern sehr viele Geräteklassen und Modelle zur Verfügung. Ganz unten legen Sie den Zielordner für das konvertierte Video fest und starten die Umwandlung oben über „Job hinzufügen –› Kodieren“. Eine gute Alternative für die Umcodierung stellt Handbrake dar. Lassen Sie sich nicht durch die vielen Funktionen abschrecken, die Software erfordert in der Tat etwas Einarbeitung. Dafür bietet Handbrake viele Einstelloptionen, darunter einen Batchmodus. Dieser konvertiert alle Videos eines Ordners in einem Rutsch.

Möchten Sie Online-Videos speichern und für bestimmte Zwecke beziehungsweise Geräte konvertieren, erledigen Sie das am einfachsten in einem Schritt: zum Beispiel mit der Firefox-Erweiterung Video Downloadhelper , die mit einem Icon oben rechts im Mozilla-Browser erscheint. Sobald Sie im Browser beispielsweise auf Youtube ein Onlinevideo aufrufen, ist der Video Downloadhelper aktiv, das Symbol schaltet von „schwarz-weiss“ auf „farbig“. Wenn Sie mit der Maus daraufklicken, stehen verschiedene Auflösungen und Containerformate für den Download zur Verfügung. Ganz ohne installierte Software läuft die Konvertierung über Webdienste wie den Onlinevideoconverter . Hier brauchen Sie nur die URL des Onlinevideos aus der Zwischenablage einzufügen.
Ausblick auf die Video- und Audio-Codecs der nächsten Generation
Der Frühsommer 2018 stellt nicht das Ende der Codec-Entwicklung dar, hinter den Kulissen wird längst an Verbesserungen und Nachfolgern der aktuellen Standards gearbeitet. So hat die Moving Pictures Expert Group (MPEG) bereits erste Informationen zum HEVC/H.265-Nachfolger veröffentlicht. Der neue Codec mit dem Arbeitsnamen „Joint Exploration Model“ (JEM) soll bei gleicher visueller Wahrnehmungsqualität zwischen 35 und 60 Prozent weniger Bandbreite benötigen als HEVC. Allerdings wird es voraussichtlich noch mehr als zwei Jahre dauern, bis allein eine erste stabile JEM-Version fertig ist. Noch im Sommer will die Alliance for Open Media (AOMedia) ihren ersten Videocodec AV1 („AOMedia Video 1“) fertigstellen. Technisch steht er in Konkurrenz zu den MPEG-Codecs, ist jedoch gebührenfrei lizenzierbar. Unterstützt wird AO-Media Video unter anderem von Facebook, Google und Mozilla. Das zugehörige Format zum Speichern lässt aber bis Ende 2018 auf sich warten. Außer im Videosegment tut sich auch bei den Audiocodecs etwas. Die neuen Generationen Dolby AC-4 und MPEG-H Audio sind in Arbeit, werden aber anders als ihre Vorgänger nicht mehr abwärtskompatibel sein. Man benötigt also zwingend neue Hardware. Zeitpunkte für die Einführung stehen jedoch noch nicht fest.
Leistungsstarke Netzwerkfestplatten
Um Videos mit der für ein bestimmtes Ausgabegerät passenden Auflösung und dem richtigen Codec streamen zu können, muss das NAS diese in Echtzeit umwandeln. Und für diesen auch Transcodierung genannten Prozess ist eben ein geeigneter Prozessor erforderlich, der nur in den wenigsten Netzwerkspeichern für den Heimgebrauch steckt. Die leistungsstärksten Geräte schaffen inzwischen bei 4K-Auflösung sogar 60 Bilder pro Sekunde.
Deutlich werden die Unterschiede auch beim Preis, wie der Vergleich unterschiedlicher Modelle bei den beiden Marktführern Synology und Qnap zeigt. So kostet die Synology DS218+ ohne Datenträger mehr als 300 Euro, während das Modell DS218j ohne Transcodierung für gut die Hälfte zu haben ist.
Leider ist es nicht ganz einfach, sich bei vielen Hundert NAS-Geräten einen Überblick über die Eignung und Leistungsfähigkeit der einzelnen Modelle zu verschaffen. Immerhin bietet Synology über seine Produktübersicht eine gute Vergleichsmöglichkeit, die auch die Transcodierung einschließt. Bei Qnap und anderen Herstellern fehlt diese, so dass Sie bei jedem einzelnen Modell nachsehen müssen. Außerdem wird manches NAS unter der gleichen Bezeichnung mit unterschiedlicher RAM-Bestückung angeboten, so dass man beim Kauf genau aufpassen sollte. Möchten Sie Videos nicht nur über das Heimnetzwerk streamen, sondern die Netzwerkfestplatte direkt an den Fernseher im Wohnzimmer anschließen, ist ein HDMI-Anschluss wichtig. Hier wiederum bietet Qnap die meisten Geräte.