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Die Analysten von Gartner haben herausgefunden, dass Rechenzentren (RZ) für 35 bis 50 Prozent des gesamten Stromverbrauchs eines Unternehmens verantwortlich sind. Mit Hilfe von Green-IT-Initiativen und den richtigen Kühltechniken ließe sich dieser Wert jedoch deutlich senken. Laut Gartner kann ein Datenzentrum dann mit einem Stromverbrauch von 15 Prozent betrieben werden.
Die enormen Einsparungsmöglichkeiten liegen in einem ineffizienten Design von Kühl- und Rechnersystemen begründet, erläutert Paul McGuckin, Research Vice President bei Gartner. Schon in einem kleinen Rechenzentrum werden in jedem Jahr mehr als eine Million Kilowattstunden Energie verschwendet .
Fehlerhafte Konzeption macht Probleme
Der schwerwiegendste Fehler, der bei der Konzeption eines Rechenzentrums gemacht wird, ist die fehlende Trennung von kühler Luft aus den Kühlsystemen und warmer Abluft aus den Rechnern. Die Vermischung von Warm- und Kaltluft sorgt dafür, dass die Kühlung völlig ineffektiv wird.
Die Berater von Gartner wollen Unternehmen bei der Optimierung ihrer Rechenzentren unterstützen und geben elf Tipps für ein grünes, energiesparendes Data Center. IT-Verantwortliche, die diese Best Practices umsetze, können im Jahr leicht über eine Million Kilowattstunden Strom sparen, verspricht Gartner.
Stopfen Sie Löcher in Installationsböden. Kabellöcher und andere Bodenöffnungen erlauben das Entweichen von kalter Luft. Doppelböden in RZs sollten genau darauf untersucht werden, wo wegen Kabelkanälen, verlegter Leitungen, Rohren etc. “undichte” Stellen sind, aus denen unkontrolliert kalte Luft in das RZ strömen und sich mit Warmluft vermischen kann. Wer sein RZ mit solchen technisch wenig aufwändigen Mitteln “abdichtet”, kann allein damit zehn Prozent des Energiekonsums für die Kühlung einsparen.









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Installieren Sie Abdeckpanelen: Ungenutzte Einschübe in Server -Racks sollten mit Abdeckungen versehen werden, um den Stromverbrauch der Ventilatoren zu reduzieren. Ist ein Rack nicht komplett gefüllt, kann ausströmende warme Luft eines Servers sich vermischen mit der kalten Luft, die auf die zu kühlenden Systeme geblasen wird. Auf diese Weise wird der Kühlungseffekt natürlich reduziert.
Um die Luftströme in einem Rack zu steuern, müssen deshalb Blenden so angebracht werden, dass warme von kalter Luft getrennt wird. Werden Blenden optimal eingesetzt, ist die Temperatur der zur Kühlung einströmenden Luft um zwölf Grad Celsius niedriger, ohne dass hierzu mehr Energie zur Temperaturreduzierung vonnöten wäre. Auf diese Weise lassen sich zudem so genannte Hot Spots, also Stellen, an denen sich ungewollt Hitze entwickelt, vermindern oder ganz vermeiden.

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Gerade ältere Klimaanlagen funktionieren nach dem Prinzip, dass bei ihnen die Kühlung von Räumen und die Entfeuchtung der Luft in getrennten Einheiten operieren oder unkoordiniert geregelt wird.
Hier sollten RZ-Betreiber unter Einsatz neuerer Techniken dafür sorgen, dass diese Geräte als Einheit koordiniert arbeiten. Geht dies nicht, sollten sie durch neue Produkte auf den Stand der Technik gebracht werden.

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Der Raum im Unterboden eines RZ sollte im besten Fall leer sein. Nur so kann sich die dort strömende kalte Luft optimal verbreiten. Häufig ist es aber gerade in älteren Data Centers so, dass RZ-Verantwortliche in ihren Rechnerräumen für Ordnung sorgen, indem sie ein Gewirr an Versorgungs- und Datenkabeln in den Hohlraum des Unterbodens stopfen.
So kann kalte Luft nicht fließen beziehungsweise muss mit erhöhtem Energieaufwand durch den Unterboden geblasen werden.

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Gerade auch in konventionellen Rechenzentren werden Racks “Klassenzimmer”-gemäß angeordnet, wie Gartner es nennt. Das bedeutet, in einen Gang blasen die Rechner von der einen Seite ihre warme Luft, die gegenüberliegenden Rechner nehmen die aus dem Doppelboden aufströmende kalte Luft zur Kühlung auf. Bei solch einer Anordnung temperieren Server mit ihrer Wärmeabluft aber vor allem den Gang.
In gut entworfenen RZ-Designs stehen sich in einem Gang immer entweder die zu kühlenden Seiten von Systemen gegenüber (Kaltgang) oder diejenigen, die die verbrauchte heiße Luft abgeben (Warmgang). Dementsprechend plädiert Gartner für zeitgemäße Rack-Anordnungen, in denen kalte und warme Luftströme stärker voneinander getrennt werden. Diese Maßnahme gehört für die meisten Organisationen zu den effizientesten Best Practices.

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Man muss nicht so weit gehen wie manche RZ -Leiter, die an jeder Komponente, die in einem Rechenzentrum steht, einen Temperatursensor anbringen. Aber an solchen Stellen Sensoren zu platzieren, die Schwachstellen bei der RZ-Kühlung offenbaren, ist wichtig. Einfache Sensoren speichern Temperaturdaten, die dann händisch in eine Excel-Tabelle übertragen werden können. So gewinnen RZ-Mitarbeiter einen groben Überblick , wo welche Probleme in Sachen Kühlung auftreten.
Natürlich ist das eine eher altbackene Art, Problemzonen im RZ zuleibe zu rücken. Trotzdem lassen sich mit dieser Methode allein wichtige Erkenntnisse über die Klimatisierung in einem Data Center gewinnen. Eleganter, technisch überzeugender und genauer sind Fotos mit der Wärmebildkamera, die sehr genau zeigen, wo in einem Rechenzentrum ungewollte Hot Spots auftreten.

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Für Fortgeschrittene kommt eine Technik zur weiteren Effizienzsteigerung von Warm- und Kaltgängen in Frage: Wer die aus dem Unterboden einströmende kalte Luft bereits sauber von der warmen Abluft der RZ-Komponenten trennt, kann weitere Effekte erzielen, wenn er die Racks quasi einhaust (Containment).
Hierzu könnte man unter anderem Butcher Curtains nutzen. Das sind Vorhänge aus nicht brennbarem, durchsichtigem Material, die direkt vor und hinter den Racks aufgehängt werden.
Mit dieser Methode zirkuliert Luft gezielt nur im direkten Bereich der Racks und nicht in einem größeren Umfeld. Die ausgefeiltere Variante bietet etwa die Knürr AG mit der Coolflex -Technik. Hier werden Kaltgänge komplett gekapselt und so abgeschlossen.
Hier muss bei hoher Energieverschwendung das gesamte Data Center heruntergekühlt werden – die schlechteste Variante der RZ-Kühlung.

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Wer das Design seines RZ intelligenter entworfen hat und dieses nicht rigoros in einen Kühlschrank verwandeln muss, der kann sich sogar mit einer Vorgehensweise anfreunden, die unter IT -Verantwortlichen kontrovers diskutiert wird: Er kann sein RZ sogar wohltemperiert arbeiten lassen und die Umgebungstemperatur in diesem durchaus hochsetzen. Gartner zitiert die American Society of Heating, Refrigerating, and Air-Conditioning Engineers (Ashrae) mit der Angabe, dass für manche RZ-Layouts eine Umgebungstemperatur von bis zu 26,6 Grad Celsius noch akzeptabel sein kann. Aber schon allein die Heraufsetzung der Temperatur auf knapp 24 Grad Celsius würde den Energieverbrauch erheblich senken. In Anbetracht der Tatsache, dass manche IT-Verantwortliche ihre RZs auf 15, 16 Grad Celsius runterkühlen, sind die Einspareffekte nachvollziehbar.

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Installieren Sie Lüfter mit regulierbarer Geschwindigkeit. Verwenden Sie Kühlsysteme , deren Lüfter Sie an den aktuellen Bedarf anpassen können. Eine Geschwindigkeitsverringerung um zehn Prozent kann bereits zu einer Stromersparnis um 27 Prozent führen, schreibt Gartner. Verringert man die Geschwindigkeit um 20 Prozent, wird rund 49 Prozent weniger Strom benötigt.
IT-Verantwortliche sollten zudem unbedingt das Konzept der freien Kühlung in Erwägung ziehen. Hierbei wird die kühle Außentemperatur zur Kühlung des RZ genutzt. Abhängig vom Standort eines Rechenzentrums können bis zu 8.000 Stunden pro Jahr kostenfrei gekühlt werden, schreibt Gartner. In Deutschland mit seinen mindestens sechs kühlen Monaten bietet sich die Freikühlungstechnik förmlich an.
Legen Sie neue Rechenzentren auf modulare Kühlsysteme aus: Traditionelle Kühlmethoden im Rechenzentrum haben ausgedient. Vieles deutet darauf hin, dass der Einsatz modularer Kühlkonzepte eine effizientere Rechenzentrums-Kühlung verspricht, sagt Gartner.
( COMPUTERWOCHE )