Asus hat nicht eben mal schnell ein Linux hergenommen, auf Eee-PC-taugliche Dimensionen geschrumpft und es dabei bewenden lassen, sondern ordentlich Ressourcen, Mühe und sichtbar viel Liebe zum Detail in die Anpassung und das Design des Systems gesteckt. Das wird etwa am Aussehen der Anwendungen deutlich: Anders als viele andere Distributoren entschied sich Asus beim Eee-PC-Xandros nicht für ein bestimmtes Desktop-Environment wie KDE oder Gnome/GTK. Die meisten Anwendungen stammen zwar vom KDE, doch ist mit Firefox auch ein GTK-Programm dabei, und der darunterliegende Desktop ist IceWM. Wer sich nicht von vornherein dafür interessiert, bemerkt dies aber nicht – durch geschickte Wahl und Anpassung der jeweiligen Designs sind keine visuellen Unterschiede zu bemerken. Auch ansonsten wird der Benutzer nicht gerade mit der Nase darauf gestoßen, es überhaupt mit Linux zu tun zu haben, im Gegenteil: Die Konsole für Kommandozeilenbefehle will erst einmal gefunden werden. Sie erscheint, wenn Sie im Datei-Manager
sudo bash

©2014
Xandros verwendet, wie etwa Debian und Ubuntu auch, zur Software-Verwaltung das Advanced Packaging System (APT). Sofern der Eee-PC über eine Internet-Verbindung verfügt, können Sie damit dessen Software aus einem Web-Archiv heraus installieren oder upgraden, ohne mit Datenträgern hantieren zu müssen. Eine Alternative zur Installation eines „großen“ Linux oder Windows besteht darin, die KDE-Basis auf dem Eee-PC zu kompletten KDE zu ergänzen. Dazu genügen auf der Kommandozeile die Befehle
sudo bashapt-get updateapt-get install ksmserver kicker

©2014
gefolgt von einem Neustart. Danach finden Sie im Shutdown-Menü den neuen Punkt „Full Desktop“, der einen Neustart in den den KDE-Modus auslöst. Nun können Sie mit einer – falls Sie auch sonst Linux mit KDE verwenden – bekannten Oberfläche arbeiten und haben sich die Mühe der kompletten Installation eines anderen Systems gespart.
Beim Start landet der Rechner allerdings zunächst nach wie vor auf dem einfachen Desktop mit den großen Schaltflächen. Dem können Sie abhelfen, indem Sie unter „Settings“ das Applet „Personalization“ aufrufen. Schalten Sie hier die Option „Full Desktop Mode“ ein und starten Sie neu – KDE ist nun die Voreinstellung. Im KDE-Startmenü wiederum finden Sie einen Eintrag „Easy Mode“, der jeweils einmalig auf den einfachen Desktop zurückschaltet – hier können Sie auf Wunsch den Startmodus wieder zurücksetzen.

©2014
Achtung: Die Erweiterung des Eee-PC um den kompletten KDE ist irreversibel! Wenn Sie ihn nicht mehr wollen, wählen Sie ihn im Startmodus ab wie oben beschrieben. Deinstallieren Sie aber die in den oberen Befehlen installierten Pakete „ksmserver“ und „kicker“ nicht, der Eee-PC startet dann nicht mehr.
Wenn Sie KDE nicht wollen, den Xandros-Desktop aber als ein wenig zu funktionsarm empfinden, bietet sich als Mittelweg an, diesen zu erweitern. Öffnen Sie dazu eine Konsole und legen Sie mit
mkdir ~/.icewm
ein IceWM-Konfigurationsverzeichnis an. Hier hinein kopieren Sie mit
cp /etc/X11/icewm/preferences ~/.icewm
die voreingestellte IceWM-Konfiguration und können Sie nun per Editor anpassen, etwa mit dem Befehl
vim ~/.icewm/preferences
Mögliche Anpassungen
Suchen Sie mit „/“ (Slash) die Zeile „TaskBarShowStartMenu“ und ändern Sie die „0“ nach dem Gleichheitszeichen auf „1“, um auch unter IceWM ein Startmenü zu erhalten. Analog verfahren Sie mit dem Eintrag „TaskBarShowContextMenu“, was der Taskleiste ein Kontextmenü spendiert. Nützlich ist die Änderung von „0“ auf „1“ ebenfalls für den Eintrag „TaskBarShowWindowListMenu“: Sie erhalten so eine Schaltfläche für die Fensterliste auf der Taskleiste. Falls Sie sich wundern, warum die „Home“- und Menü-Taste nicht funktionieren: dies liegt am Eintrag „Win95Keys=0“. Die Änderung auf „1“ verleiht den Tasten ihre gewohnte Funktion.