Millionen Bürger geben keine Steuererklärung ab: Lohnt sich nicht, zu viel Aufwand, denken viele. Das aber ist stimmt nicht: Statistisch erhalten 90 Prozent der Steuerzahler eine Rückzahlung von im Durchschnitt mehr als 1.000 Euro. Dazu genügt es bereits, wenn innerhalb des Jahres die Einkünfte schwanken, etwa weil Weihnachtsgeld oder erfolgsabhängige Prämien ausgezahlt werden. In den betreffenden Monaten zahlt man dann tendenziell zu viel Steuern, weil das monatliche Durchschnittseinkommen niedriger liegt. Hinzu kommt, dass viele Kosten beim monatlichen Steuerabzug unberücksichtigt bleiben. Hierzu gehören etwa die Fahrten zur Arbeit, Ausgaben für Handwerker, die Putzhilfe oder der Aufwand fürs Homeoffice. Nur über die Steuererklärung lassen sich solche Ausgaben berücksichtigen.
Steuerberater, Lohnsteuerhilfevereine, ELSTER oder Software
Die einfachsten Wege, sich Geld vom Staat zurückzuholen, bieten Steuerberater oder Lohnsteuerhilfevereine, beide Varianten aber kosten Geld. Alternativ kann man seine Steuerdaten über das ELSTER-Portal der Finanzbehörden erfassen. Das ist zwar kostenlos, aber nicht viel komfortabler als die herkömmlichen Papierformulare. Sinnvoll ist das allenfalls für erfahrene Menschen, die ihren Fall genau kennen und jedes Jahr praktisch den gleichen Sachverhalt anmelden. Für alle anderen empfiehlt sich eine Steuersparsoftware oder ein entsprechender Clouddienst.
Für welche der beiden Varianten man sich auch entscheidet, die Benutzerführung ist stets ähnlich: Links auf der Bedienoberfläche ist stets die Navigation für alle Eingabeschritte, in der Mitte die Eingabemaske, rechts begleitet einen die Steuerhilfe durch den Steuerparcours. Erfreulich ist die durchgehend hohe Qualität der Hilfen, zusätzliche Literatur kann man sich in den meisten Fällen sparen. So wird man auf aktuelle Steueränderungen, etwa mit Blick auf die Homeoffice-Pauschale oder die Mobilitätsprämie für Geringverdiener, aktiv hingewiesen. Auch eine Plausibilitätsprüfung gehört überall zum Standard. Stichtag für die Abgabe der Steuererklärung 2021 ist übrigens wieder der 31. Juli dieses Jahres, nachdem im vergangenen Jahr pandemiebedingt ausnahmsweise Ende Oktober galt.
Wer eine Steuererklärung abgeben muss
Arbeitnehmer, die keine weiteren Einkünfte haben, geben ihre Steuererklärung freiwillig ab. Hierfür haben sie maximal vier Jahre nach Ende des betreffenden Steuerjahres Zeit. Zur Steuererklärung verpflichtet sind Arbeitnehmer, die neben dem Gehalt weitere Einkünfte beziehen, etwa aus Vermietung oder Selbstständigkeit. Auch wer zeitweilig Lohnersatzleistungen bezieht, muss eine Steuererklärung abgeben. Hierzu zählen etwa Arbeitslosen-, Kranken-, Eltern- oder Kurzarbeitergeld. Ebenfalls unter die Abgabepflicht fällt, wer mehrere Jobs hat, bestimmte Steuerklassen nutzt oder Steuerfreibeträge anmeldet. Gleiches gilt für alle Rentner und Pensionäre, deren Einkommen oberhalb des Grundfreibetrags liegt. Der Stichtag für die Abgabe ist der 31. Juli des folgenden Jahres.
Was ist besser: klassische PC-Software oder Clouddienst?
Ob ein Steuersparprogramm am PC oder ein Cloudanbieter besser geeignet ist, hängt von den persönlichen Präferenzen ab. Wer kein gutes Gefühl dabei hat, sensible Steuerdaten online zu speichern, ist mit einer Software besser bedient. Auch die Hilfen sind hier oft umfangreicher. Gleiches gilt für Nebenrechnungen wie Gewinnermittlung, Reisekostenabrechnung oder Fahrtenbuch, sie fehlen bei vielen Onlinediensten. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die Software am PC oft mehrere Steuererklärungen ermöglicht, sich also auch für Familien eignet.
Solche Programme sind bereits für zehn bis 15 Euro zu haben, diese Einstiegsversionen reichen für einfach gelagerte Steuerfälle völlig aus. Noch günstiger gibt es die Tools teilweise unter anderem Label beim Lebensmitteldiscounter.
Wer nebenbei selbstständig arbeitet oder durch Vermietungen und Kapitalerträge Einkünfte erzielt, ist in der Mittelklasse für 25 bis 40 Euro besser aufgehoben. Spezielle Lösungen für Lehrer, Rentner oder Selbstständige unterscheiden sich meist nur in puncto Ratgeber und Nebenrechnungen von der Mittelklasse. So enthält Taxman 2022 für Vermieter eine Immobilienabrechnung, die jedoch nicht mit der Steuererklärung verknüpft ist.
Während die klassischen Steuersparpakete kaum neue Funktionen aufweisen, haben die Clouddienste deutlich aufgeholt. Der größte Vorteil der Onlineerklärung ist die Flexibilität: Hier kann man am PC Belege über den Browser und später dann weitere Steuerdaten bequem via Smartphone oder Tablet auf dem Sofa erfassen. Billiger ist diese Variante allerdings nicht. Wer zur Abgabe verpflichtet ist, zahlt etwa bei Taxfix rund 40 Euro – für eine einzige Steuererklärung. Hinzu kommt, dass einige Dienste auf einfache Steuerfälle begrenzt sind. Wer einmal freiberuflich arbeitet oder eine Immobilie vermietet, muss sich dann einen neuen Anbieter suchen und alle Daten umständlich neu erfassen.

Zurück zur Software. Am Markt gibt es genau genommen zwei Anbieter: Buhl Data mit den Produkten Tax 2022 und WISO Steuer-Sparbuch 2022 sowie die Akademische Arbeitsgemeinschaft mit der Steuer-Spar-Erklärung 2022 . Die Software Taxman 2022 und Quicksteuer 2022 sind individualisierte Lizenzversionen der Steuer-Spar-Erklärung und mit Blick auf Ratgeber und Nebenrechnung anders ausgestattet.
Deutliche Unterschiede bei Onlinediensten
Während die fünf Steuersparprogramme in einer Liga spielen, sind bei den Onlinediensten die Unterschiede größer. Um Enttäuschungen zu vermeiden, empfiehlt es sich hier, den jeweiligen Funktionsumfang genau mit den eigenen Anforderungen abzugleichen und die Dienste zu testen, bevor man mühsam Steuerdaten eingibt. Den besten Eindruck hinterlässt WISO Steuer-Web , das mittlerweile – bis auf die Nebenrechnungen – fast alle Funktionen des WISO Steuer-Sparbuchs online spiegelt.
Gut aufgestellt ist auch Smartsteuer , Anwender können den Dienst mittlerweile für bis zu fünf Steuererklärungen nutzen und Steuerdaten aus dem kaufmännischen Clouddienst Lexoffice importieren.

Zu Lohnsteuer kompakt und Steuergo gibt es in diesem Jahr eine App für Smartphone und Tablets, Steuergo lässt sich auch mehrsprachig einsetzen. Taxfix und das hier nicht mitgetestete Klartax eignen sich eher für einfache Steuerfälle, sind aber dennoch innovativ. So übernimmt Klartax fotografierte Belege sowie Bankumsätze, Taxfix interpretiert Lohnsteuerbescheinigungen. Die Gebühren für eine Onlinesteuererklärung liegen zwischen 20 und 40 Euro.
WISO Steuer-Sparbuch 2022: Alleskönner mit Komfort

Marktführer Buhl Data überzeugt beim WISO Steuer-Sparbuch mit einem flexiblen und preislich fairen Angebot: Wer sich für die Software entscheidet, kann die Mac-Version, die Onlineversion WISO Steuer-Web und die WISO Steuer-Apps für Smartphones und Tablets mit nutzen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Steuerdatei in der Cloud gespeichert wird.
War die Smartphone-App bislang eher eine Ergänzung, ist sie mittlerweile zur echten Alternative gereift. So stehen Steuerberechnung, die Kalkulation der Entfernungskilometer per Google Maps und die Formularvorschau auch auf dem Handy zur Verfügung. Bei der Abgabe der Steuererklärung kann man das Endgerät also frei wählen. Der Steuerparcours ist benutzerfreundlich gestaltet: Wer keine Lust hat, sich in die trockene Materie einzulesen, findet in mehr als 150 Videos Hilfe. Auf Steueränderungen wird passend zum Kontext hingewiesen. In Sachen Pandemie sorgt ein Corona-Check dafür, dass nichts vergessen wird.
Beeindruckend ist die Offenheit der Software: Denn die Nutzer können Daten aus anderen Anwendungen wie beispielsweise der Einnahmen-Überschuss-Rechnung WISO EÜR+Kasse oder der Banking-App finanzblick problemlos in die Steuererklärung importieren. Zusätzlich gibt es einen Belegmanager inklusive App, mit dem man gleich unterwegs Belege erfassen und kategorisieren kann, um sie anschließend in die Steuererklärung zu übernehmen.
Für die Abgabe der Steuererklärung stehen mit Postident, dem elektronischen Personalausweis oder dem Identitätsdienst yes mehrere Alternativen zum komplizierten ELSTER-Zertifikat zur Verfügung.
Mit der neuen Version 2022 startet der „Profi-Check“. Hier beantworten Steuerexperten individuelle Fragen im Rahmen eines Beratungsgesprächs. Sinnvoll ist das Angebot für Steuerzahler, deren Fragen in den mitgelieferten Nachschlagewerken nicht beantwortet werden. Die Beratungshilfen starten bei 69 Euro, komplexe Fälle sind teuer.
Tax 2022 professional ohne Clouddienst und mobile Funktionen

Tax 2022 professional kommt ebenfalls von Buhl Data und beruht auf der gleichen Steuerberechnung, unterstützt aber weder die Cloud noch mobile Funktionen. Zielgruppe sind erfahrene Anwender und solche mit vielen Steuerfällen. Ganze 15 Steuerakten lassen sich mit Tax 2022 professional bearbeiten. Die Navigationsleiste ist bei der Software zweigeteilt, das erleichtert den Wechsel zwischen den verschiedenen Bereichen.
Steuerliche Änderungen erscheinen gleich während der Bearbeitung, für die Corona-Thematik ist ein Steuercheck integriert. Wie bei WISO Steuer-Sparbuch kann man auch bei Tax 2022 steuerrelevante Belege via ELSTER sicher verschicken, sofern das Finanzamt diese nachträglich anfordert. In Sachen Integration ist Tax 2022 ähnlich gut aufgestellt wie das Schwesterprodukt, mobile Funktionen wie der Belegmanager fehlen dagegen.
Taxman & Quicksteuer Deluxe: Unterschiede im Detail

Die beiden Steuererklärungen Taxman 2022 und Quicksteuer Deluxe unterscheiden sich, was die Steuererklärung betrifft, nur in der Farbgebung. Die Eingabe selbst ist übersichtlich und lässt sich wahlweise im Interview oder individuell bestreiten. Die Steuerhilfe begleitet das Geschehen eng und stellt Informationen an den richtigen Stellen bereit. Auf Steueränderungen weisen beide Programme aktiv hin. Zusätzlich kann über die komfortable Steuerhilfe nach Steuertipps und Eingabefeldern gesucht werden.
Neu ist bei beiden Anwendungen die vereinfachte Abgabe der Steuererklärung, die nun detaillierte Informationen zum Übertragungsstatus liefert. Ähnlich wie die Steuer- Spar-Erklärung sind beide Pakete mit einem Belegmanager ausgestattet. Weil eine mobile App fehlt, müssen Papiere jedoch am PC digitalisiert oder vom Smartphone heruntergeladen werden. Im Vergleich ist dies etwas umständlicher, Selbstständige oder Freiberufler erhalten dafür eine Einnahmeüberschussrechnung (EÜR). Während bei Quicksteuer der „große Konz“ in digitaler Form mitgeliefert wird, ist Taxman mit professionellen Nachschlagewerken ausgestattet. Beide Nachschlagewerke sind übersichtlich gestaltet und lassen sich gut recherchieren. Taxman ist auch als spezielle Version für Rentner, Vermieter, Selbstständige oder Berater erhältlich.
Steuer-Spar-Erklärung 2022: Alles bleibt lokal auf dem PC

Die Akademische Arbeitsgemeinschaft widersetzt sich dem Onlinetrend und bewirbt ihre Steuer-Spar-Erklärung damit, dass Steuerdaten gerade nicht in der Cloud landen. Doch ganz ohne Rechenzentrum kommt man dann doch nicht aus, denn der Belegmanager nutzt die Technik zum Übertragen der Belegdaten vom Smartphone auf den PC. Wer sich daran stört, kann aber einfach auf die Mobil-App verzichten.
Die Software selbst arbeitet so zuverlässig und solide wie bisher, auf aktuelle Steueränderungen weist sie aktiv hin. Die Konfiguration für den ELSTER-Versand und die vorausgefüllte Steuererklärung wurde verschlankt. Hinzu kommt die leicht vereinfachte Eingabe der Werbungskosten. Tabellen und Rechner helfen, komplexe Daten strukturiert zu erfassen. Nach Abgabe der Erklärung lässt sich der Steuerbescheid vom Finanzamt abrufen und mit den Ergebnissen der Software vergleichen. Bei Abweichungen helfen Musterschreiben, sofern man Einspruch einlegen möchte.
Ein Pluspunkt ist die EÜR für Selbstständige, die fast ebenso liebevoll kommentiert ist, wie die Steuererklärung selbst. Ergänzend zur Onlinehilfe steht mit dem Steuerkompass ein weiterer Ratgeber zur Verfügung.
Fazit und Testsieger: WISO Steuer-Sparbuch auf Platz 1

Viel hat sich gegenüber den Vorjahren nicht geändert: Wer mit seiner Steuersparsoftware bislang zufrieden war, hat wenig Grund zu wechseln. Schließlich kann man dann die Vorjahresdaten nicht oder nur sehr rudimentär mitnehmen. Den insgesamt besten Eindruck hinterlässt WISO Steuer-Sparbuch 2022 : Die Mischung aus Cloud und klassischer Software lässt Anwendern viel Freiraum. Auch bei der Anwenderunterstützung gibt es angesichts der umfangreichen Mediathek und einer Suchfunktion, die auch umgangssprachliche Anfragen versteht, nichts zu meckern. Taxman 2022 überzeugt mit einer gut sortierten Bibliothek, bewegt sich aber nicht auf dem gleichen technischen Niveau.
Alle Programme bieten eine solide Leistung. Auch wenn sie vereinzelt teurer wurden, im Vergleich zum Steuerberater spart man weiter viel Geld.