Betrügerische Mails können tödlich sein. Sogar für Unbeteiligte. In Prag erschoss ein Opfer der “Nigeria-Connection” ein Mitglied der nigerianischen Botschaft. Das Motiv des Täters: Er hatte Geld durch betrügerische Machenschaften verloren, bei denen die Opfer durch Mails oder Faxschreiben zur Preisgabe ihre Kontodaten veranlasst werden. Das berichten Wired News und BBC online.
Den Berichten zufolge suchte ein 72-jähriger tschechischer Staatsbürger am Vormittag des 19. Februar 2003 die Botschaft Nigerias in Prag auf, um “Geschäftsangelegenheiten” zu besprechen. Der 37-jährige Empfangs-Mitarbeiter verwies den Besucher an den 50 Jahre alten Michael Lekara Wayid, der das schwarzafrikanische Land Nigeria als Konsul in der tschechischen Hauptstadt vertritt.
Nachdem der Täter das Büro des Diplomaten betreten hatte, hörte der Rezeptionist zunächst laute Stimmen. Dann fielen Schüsse. Davon alarmiert eilte der Botschafts-Mitarbeiter in das Zimmer des Diplomaten. Der Konsul war tot, erschossen von seinem Besucher, der die Waffe jetzt auf den ins Zimmer stürmenden Boschafts-Mitarbeiter richtete und diesem in die Hand schoss. Dem Mitarbeiter gelang aber die Flucht, er konnte das Sicherheitspersonal der Vertretung rufen, das den Täter bis zum Eintreffen der Polizei festhielt.
Der Tscheche erlitt vor Aufregung einen Kollaps und liegt nun unter Bewachung im zentralen Militär-Krankenhaus in Prag. Dort wird auch der verletzte Botschaftsmitarbeiter behandelt.

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Die Leiche des erschossenen Konsuls wird abtransportiert (Foto: BBC online und AFP)
Der Tscheche hatte Medienberichten zufolge ein Vermögen verloren, weil er der Nigeria Connection auf den Leim gegangen war. Die Betrüger hatten offensichtlich das Konto des ebenso naiven wie geldgierigen tschechischen Rentners abgeräumt. Dazu waren sie in der Lage, weil sie dem Tschechen alle Kontodaten und weitere Angaben zu seiner Person entlocken konnten.
Derzeit ist nicht bekannt, ob der Betrogene via Mail oder auf anderem Wege von den nigerianischen Betrügern kontaktiert wurde. Nach Berichten der nigerianischen Zeitung “This Day” soll der Schütze die Botschaft regelmäßig im Laufe des vergangenen Jahres aufgesucht haben, um sein verlorenes Geld zurückzuerhalten. Nigeria bestellte seinen Prager Botschafter nach dem Vorfall zur Berichterstattung in die Heimat zurück.
In den Mails der Nigeria Connection bittet ein vorgeblicher nigerianischer Minister oder ein anderes angebliches Regierungsmitglied respektive ein Bankangestellter aus Nigeria den Angeschriebenen um Mithilfe, um Millionen von Dollar außer Landes zu schaffen. Einzige Voraussetzung: Der Anwender müsse ein Konto zur Verfügung stellen. Sollte der Deal gelingen, winkt dem Kontoinhaber als “Entschädigung” eine Provision im einstelligen Millionenbereich.
Sobald der Betroffene seine Konto- und Personendaten an die Absender der Mail versandt hat, räumen diese sein Konto ab. Oder sie verlangen finanzielle Vorleistungen, um nigerianische Beamte bestechen zu können. In jedem Fall ist der Angeschriebene der Betrogene. Allerdings bieten diese in vielen unterschiedlichen Versionen kursierenden Mails abgebrühten Zeitgenossen durchaus die Möglichkeit, die Gangster zum Narren zu halten. Ein amüsantes Beispiel hierfür können Sie hier nachlesen, gute Englisch-Kenntnisse vorausgesetzt.
Der schwarzafrikanische Staat hat bereits vor einiger Zeit auf diese rufschädigenden Umtriebe reagiert und eine Website online gestellt, auf der vor diesen betrügerischen Machenschaften gewarnt wird (PC-WELT berichtete).
Neuer Hoax macht die Runde (PC-WELT Online, 24.05.2002)
Website gegen “Nigeria”-Spam-Mails (PC-WELT Online, 27.03.2002)
Nigeria-Connection: Erste Festnahmen (PC-WELT Online, 15.10.2002)
Vorsicht: Nigeria-Connection sucht Opfer (PC-WELT Online, 08.08.2000)