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Microsoft hat mit dem Essential Business Server 2008 (EBS) eine Server-Suite entwickelt, die ihresgleichen sucht. Mit einem einzigartigen Bundle aus Server und Software will Microsoft eine Marktlücke schließen. In der Standard-Edition ist der Windows Server 2008 , der Exchange Server 2007 und Forefront Security for Exchange Server enthalten. Zusätzlich ist in der Premium-Edition der Microsoft SQL Server 2008 im Paket enthalten. Der Hersteller hat den EBS auf Unternehmen mit 50 bis 300 Mitarbeitern zugeschnitten, deren IT-Verantwortliche oft mit der Verwaltung überfordert sind und händeringend nach Werkzeugen suchen, mit denen sie ihre Systeme besser im Auge behalten.
Administratoren im Mittelstand brauchen Unterstützung
Durch Marktforschung fand Microsoft heraus, dass Unternehmen mit 50 bis 300 Anwendern meist gerade einmal zwei Angestellte haben, die sich um den reibungslosen Ablauf der IT kümmern. Die Mehrzahl dieser IT-Verwalter sind Generalisten, die zwar über breite Kenntnisse über alle Systeme hinweg verfügen, aber dadurch auch ein recht oberflächliches IT-Know-how haben. Ihren Alltag verbringen diese Administratoren größtenteils damit, auf Probleme im Netzwerk zu reagieren. Die Marktanalyse kommt deshalb zu dem Schluss, dass diese Zielgruppe an einer Lösung interessiert ist, die die damit verbundenen Aufgaben vereint: sie muss den Support vereinfachen und dem Verwalter einen schnellen Überblick über den Sicherheitsstatus der Systeme und die Applikationen gewähren sowie die Verwaltung der vorhandenen Hard- und Software ermöglichen. Kurz gesagt: IT-Manager in mittelständischen Firmen müssen oft die gleichen Probleme bewältigen, wie ihre Kollegen in großen Firmen. Allerdings fehlen ihnen in der Regel die Ressourcen, um modernste Technik für die IT-Organisation einzusetzen, transparente Strukturen zu schaffen und vorbeugende Maßnahmen für einen reibungslosen Ablauf der IT zu ergreifen.
Alles im Überblick in einer einzigen Konsole
Hinter dem Essential Business Server von Microsoft steht die Idee, eben jenen IT-Verantwortlichen die Arbeit zu erleichtern. Die Werkzeuge der Suite helfen dabei, den Status der IT-Landschaft ständig im Blick zu behalten. Der Administrator sieht sofort, ob das Netzwerk Probleme macht oder der E-Mail-Verkehr gestört ist. Auch die Funktion der Sicherheitssysteme , die Bereitschaft des Internet-Zugangs und die Möglichkeit zum Einloggen für die Anwender können so jederzeit kontrolliert werden. Der EBS überwacht auch die Einhaltung der Lizenzkriterien für die installierte Software im Unternehmen. Mit Hilfe von Erweiterungen kann der IT-Verwalter außerdem laut Microsoft sämtliche Hardware in der Konsole administrieren.
Dass Microsoft den EBS entwickelte, ist letztlich das Ergebnis von Investitionen in Höhe von jährlich 6,5 Milliarden Dollar, die Microsoft in Produkte und Support-Programme für kleine und mittelständische Unternehmen steckt. Der Software-Konzern adressiert damit die lukrative Zielgruppe mittelständischer Firmen , die auch für andere Hersteller für die Umsatzgenerierung immer bedeutsamer wird.
Konkurrenz durch Linux- und Unix-Produkte
Alexander Kubsch, Analyst bei Techconsult , sieht Microsoft auf dem richtigen Kurs und kommt zum gleichen Schluss wie die Marktanalyse. Kubsch zufolge hat der Mittelstand großen Bedarf an einer Suite wie Microsofts Essential Business Server. Allerdings sieht der Analyst im Linux – und Unix-Umfeld durchaus konkurrenzfähige Produkte, die die selben Anforderungen adressieren. Bei diesen Alternativen aus der Open-Source-Welt sei allerdings mit einem höheren Verwaltungsaufwand zu rechnen. “Es wäre sogar denkbar, dass Anwender, die unterdessen ihre Erfahrungen mit Linux gesammelt haben, wegen der aufwändigen Administration und des fehlenden Supports zu Microsoft zurückwechseln und den ESB einsetzen”, vermutet der Analyst. Für das Microsoft-Produkt spreche auch, dass mittelständische Firmen in der Regel Windows-orientiert sind. Damit der EBS ein Erfolg wird, müsste Microsoft laut Kubsch seinen Vertriebspartnern die Vorteile dieses Bundles verdeutlichen. Dies ist dringend notwendig, denn noch ist der EBS auf dem Markt recht wenig bekannt.

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Um den Funktionsumfang des EBS komplett ausschöpfen zu können, benötigen die Lizenznehmer drei Server. Für Firmen mit geringerem IT-Budget und weniger Anwender bedeutet dies unter Umständen eine sehr anspruchsvolle und wohl abzuwägende Investition. Da der EBS aber für bis zu 300 Nutzer oder Geräte konzipiert wurde und ein breites Spektrum an Diensten beinhaltet, sind folgende drei Server erforderlich:
1. Management Server
Zunächst ist ein Management Server Voraussetzung, der gewissermaßen als eine Art “Hub” für alle Operationen im Netzwerk fungiert. Der Management Server umfasst
- Windows Server 2008,
- Networking,
- Active Directory,
- File & Print, und
- System Center Essentials.
2. Messaging Server
Vonnöten ist auch ein Messaging Server, der für den Ablauf aller Exchange- und anderer Mail-relevanten Services sorgt und als zweiter Domain Controller arbeitet. Auf dem Messaging Server laufen
- Windows Server 2008,
- Active Directory,
- Exchange Server 2007 und
- Forefront Security for Exchange Server.
3. Security Server
Vor den beiden genannten Servern sitzt der Edge- oder Security Server, der die Server und alle anderen Komponenten im Netz vor Bedrohungen schützen soll. Er beinhaltet:
- Windows Server 2008,
- Exchange Server 2007 und
- Forefront Threat Management Gateway for Medium Business
Die geschilderten Elemente sind Bestandteile der Standard Editon. Die Premium Edition umfasst zusätzlich eine Lizenz für den Windows Server 2008 sowie den SQL Server 2008 Standard Edition.

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Der EBS stellt ein Tool dar, mit dem IT-Umgebungen in Midsize-Netzen gezielt untersucht und kontrolliert werden können. Die Suite “überwacht” dabei 91 Problemfelder in den Bereichen Wartung sowie Konfiguration, die sich in der Vergangenheit als für die Anwender besonders virulent herausgestellt haben. Dazu zählen zum Beispiel Probleme mit dem Active Directory, im Networking, mit Exchange sowie die Konfiguration des Windows Server . Die Entwickler von Microsoft haben sich dieser kritischen Punkte angenommen und versuchen, sie mit dem EBS automatisch für die Anwender auszuschalten. Allerdings gibt es auch für alle, die nicht in den EBS investieren wollen, eine gute Nachricht: Sie können diese Tools kostenlos hier im Web abrufen. Auf dieser Seite finden sich aber auch für Firmen, die den EBS implementieren wollen, Preparation und Planning Tools , die Aufschluss darüber geben, wie das Netwerk nach der Installation aussehen wird.
Konsole zeigt Komponentenstatus an
Mit der Installation der Suite steht dem Administrator die Windows Essential Business Server Administration Console zur Wahrnehmung seiner Aufgaben zur Verfügung. Mit Hilfe der Konsole wird auch der Status von Geräten oder Software anderer Hersteller im Netz durch integriertes Monitoring abgebildet. Zu diesem Zweck haben Partner und Drittanbieter ergänzende Anwendungen durch Plug-ins realisiert. Dazu gehören laut Microsoft Angebote von den Hardwareherstellern AMD, Dell, HP, IBM, Intel, Lenovo und Sun Microsystems sowie von den Softwareherstellern Computer Associates, Citrix Systems, Symantec und Trend Micro. Allerdings will auch Microsoft selbst noch in Sachen Integration aktiv werden. Der Hersteller kündigte kürzlich an, auch seine Business-Lösungen Dynamics CRM 4.0 , NAV 2009 und AX 2009 auf den EBS anpassen zu wollen.

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Ein Vorteil für mittelständische Unternehmen, die mit dem EBS liebäugeln, könnte im Preis- bzw. Lizenzmodell liegen. Mit dem Kauf der Suite fallen für die EBS Standard Edition laut Microsoft-Listenpreis 7.799 Dollar plus 112 Dollar für die Client Access License (ACL) je Nutzer an. Die Premium Edition kostet 10.213 Dollar plus 274 Dollar pro Anwender. Jede EBS-Server-Suite beinhaltet standardmäßig fünf CALs. Damit ist die Anschaffung des EBS-Pakets mit den entweder drei Servern der Standard-Edition oder den vier in der Premium-Edition enthaltenen Servern kostengünstiger als der Kauf der einzelnen Server-Produkte. Würde ein Unternehmen die jeweiligen Produkte separat kaufen, fielen je Server sowohl der Grundpreis als auch die jeweiligen Lizenzgebühren pro User an.
Umstieg bei Ablösung alter Windows-Installationen
Techconsult-Analyst Kubsch hält das Angebot des Server-Pakets in Gestalt des EBS für einen klugen Schachzug des Herstellers. “Microsoft war mit Bundles, zum Beispiel dem Small Business Server, stets erfolgreich”, meint er und nennt die Zielsetzung, die sich dahinter verbirgt: “Die Strategie von Microsoft ist es, mit dem günstigeren Paketpreis möglichst viele Produkte beim Kunden zu platzieren. Dadurch kann das Unternehmen die eigene Basis auch dort erhöhen, wo zuvor Wettbewerbsprodukte installiert waren.” Allerdings werden die CIOs in mittelständischen Betrieben nach Einschätzung von Kubsch nicht automatisch auf die EBS-Plattform umsteigen: “Warum sollten sie eine laufende Umgebung ohne Not ändern?”. Ein Wechsel werde in den meisten Fällen nur dann erfolgen, wenn die Ablösung älterer Windows-Installationen anstehe oder Unternehmen beispielsweise mobile Mitarbeiter einbinden sowie die Administration vereinfachen wollen.

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Auf einem HP Bladecenter c3000 mit drei Proliant BL260c G5 Server-Blades, die jeweils über 10 GB RAM verfügten, war der Setup-Prozess der Testinstallation sehr anspruchsvoll. Es dauerte nahezu eineinhalb Tage, bis die Server-Umgebung stand und die Konfiguration auf den drei Maschinen für den realen Betrieb abgeschlossen war. Die EBS Administration Console erwies sich dann in ihrer Handhabung aber als intuitiv und schaffte in der Tat die meisten lästigen, jedoch alltäglichen Aufgaben eines Administrators aus dem Weg. Das heißt: Es war leicht, Anwender-Accounts anzulegen, Rechner im Netz zu identifizieren sowie ihren Status und die Performance zu überwachen, Update-Funktionen auszulesen und auftretende Fehler zu erkennen. Für die meisten Probleme, die von den System Center Essentials Agents (SCE) auf den Netzwerk-Computern entdeckt wurden, bot die SCE-Konsole weitere Informationen sowie mögliche Vorschläge zur Diagnose an. Allerdings war die SCE-Konsole zunächst schwer zu verstehen und zu navigieren. Ihre Handhabung sollte für Administratoren, die sie täglich nutzen, aber schnell kein Problem mehr sein.
Im Test stellte sich auch die E-Mail-Übertragung sowie der Empfang als unproblematisch heraus. Bewusst erzeugte Fehler auf dem Messaging Server wurden von der EBS Administration Console rasch bemerkt und mit Hilfe der SCE das auftretende Problem bestimmt. Zuverlässig arbeitet im Probebetrieb auch das Forefront Threat Management Gateway , das von Microsoft vorkonfiguriert auf die Anforderungen des EBS ausgeliefert wird.
Fazit
Alles in allem hat sich der EBS im Test bewährt und bedient die Suite zweifellos vorhandene Marktbedürfnisse. Sie hilft überlasteten Administratoren dabei, nicht mehr nur auf Probleme zu reagieren, sondern eine Umgebung zu schaffen, in der sie vorbeugende Kontrolle über das Netz ausüben können und mehr Freiraum für ihre Tätigkeit bekommen. Mit den Bereichen Mail, Sicherheit, Management sowie in der Premium-Edition auch noch Datenbank fährt Microsoft mit dem EBS einen wirklich umfassenden Ansatz im Marktsegment für mittelständische Kunden.
Dieser Beitrag basiert zum Teil auf Informationen der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation www.computerworld.com .
( COMPUTERWOCHE )