Die Stimmung in der Informations- und Telekommunikationsbranche, die sich im März zur Leitmesse CeBIT in Hannover trifft, ist jedoch nicht durchweg gut. Während der Verband Deutscher Ingenieure (VDI) den Fachkräftemangel auf 4000 beziffert, sind nach Angaben der ZAV Ende September vergangenen Jahres 6224 IT-Akademiker arbeitslos gemeldet gewesen. Schwierig bleibt der Arbeitsmarkt für diejenigen, die zu Zeiten des IT-Booms um die Jahrtausendwende durch einen Seiteneinstieg in die Branche kamen. “Seit Jahren ist zu beobachten, dass die Jobsuche für hoch qualifizierte Fachleute erheblich glatter verläuft als für solche, die über den Seiteneinstieg kamen”, sagt ZAV-Arbeitsexperte Hohn.
Schätzungen der Gesellschaft für Informatik (GI) zufolge haben nur etwa fünf bis zehn Prozent der in der IT-Branche Beschäftigten eine Informatik-Ausbildung. Chancen auf dem IT-Arbeitsmarkt haben nach Meinung vieler Experten aber vor allem hoch qualifizierte Fachkräfte mit einem Hochschulabschluss. “Die Studienabgänger haben einen Vorteil: Sie haben den aktuellen Stand des Wissens und sind wirklich Informatiker und keine Seiteneinsteiger”, sagt Hohn. Allerdings ist Berufserfahrung wichtig: Einer ZAV-Studie zufolge waren 2005 knapp ein Viertel der Arbeit suchenden IT-Fachleute junge Akademiker, die noch keine Erfahrung vorweisen konnten. Etwa jeder Dritte der arbeitslosen IT-Experten ist weniger als 35 Jahre alt.
“Gerne werden Informatiker genommen, die über eine praxisnahe Ausbildung verfügen oder Erfahrungen in Studentenjobs oder Praktika sammeln konnten”, sagt Bitkom -Experte Pfisterer. Quereinsteigern rät er zu kontinuierlichen Fortbildungen. “Nur wer sich systematisch weiterentwickelt, hat langfristig gute Chancen”, sagt er.
Für IT-Experten mit Fachhochschul- oder Uni-Ausbildung gab es nach ZAV-Angaben über das Jahr 2005 verteilt so viele offene Stellen wie lange nicht mehr – insgesamt 10.214 gegenüber etwa 8.000 in den Jahren davor. Angaben darüber, wie viele davon besetzt wurden, gibt es allerdings nicht. Jedenfalls ging die Beschäftigtenzahl für diese Gruppe bei gleichzeitigem Stellenabbau leicht nach oben auf 158.808 (2004: 156.418). Die Zahl der Arbeit suchenden IT-Fachleute sank 2005 erneut um etwa fünf Prozent auf 17.150.
Laut einer Umfrage des VDI sieht mehr als ein Drittel der IT- Unternehmen in den kommenden Jahren einen erhöhten Personalbedarf auf sich zukommen. Im Jahr 2005 wurden nach Bitkom-Angaben 4000 neue Stellen geschaffen, insgesamt beschäftigte die IT-Branche 749 000 Menschen. Für 2006 geht Bitkom-Experte Pfisterer von einer stabilen Beschäftigungssituation aus, während GI-Präsident Matthias Jarke einen Zuwachs von vier- bis fünftausend Arbeitsplätzen erwartet.
Beim Online-Jobportal monster.de spricht man von monatlich mehr als 5000 offenen IT-Stellen. monster.de-Sprecher Falk von Westarp sieht dabei einen “uneinheitlichen Trend” am IT-Arbeitsmarkt. “Ein stark steigendes Segment ist beispielsweise der IT-Vertrieb, wo sich die offenen Stellen in den letzten zwölf Monaten mehr als vervierfacht haben”, sagt er. Außerdem wachsen nach Angaben der Experten Software-Anbieter und IT-Dienstleister am stärksten.
Die Produktion von Hardware verliert dagegen weiterhin an Bedeutung. “Wir haben 2005 gesehen, dass die Großen schwächeln”, sagt Rolf Schmidt, IT-Experte der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. “HP, IBM, T-Systems – alle haben angekündigt, massiv Personal abzubauen, oder haben es bereits getan.” Die US-Computerriesen IBM und Hewlett- Packard (HP) kündigten vergangenen Sommer an, weltweit zehntausende Arbeitsplätze zu streichen. In Deutschland will HP insgesamt 1500 von 9100 Stellen bis 2007 abbauen.
Außerdem denken Arbeitgeber weiterhin laut über die Verlagerung von IT-Jobs ins Ausland nach. “Wenn in Bratislava jemand die ganze IT-Administration für 500 Euro im Monat macht, können wir damit nicht konkurrieren”, sagt ver.di-Experte Schmidt. Die Zukunft der deutschen IT-Branche liege in der Entwicklung neuer Produkte.