Der Streit zwischen den Spiele-Herstellern Ascaron und Electronic Arts (EA) um das Fußball-Manager-Spiel “Anstoss 4” ist vor dem Landgericht Hamburg mit einem Vergleich beendet worden. Als Sieger bei diesem Vergleich ging Electronic Arts hervor.
Erstmals äußert sich EA zu dem Vorgang und erklärt auch die Details zu den Gründen für den Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen Ascaron und dessen Spiel Anstoss 4.
“Anlass war die unrechtmäßige Verwendung von Spielerdaten des Titels ‘EA Sports Fußball Manager 2003’ durch den Wettbewerber. Eine interne Prüfung bei EA hatte ergeben, dass der von Ascaron vorab online publizierte Datenbank-Editor umfassend durch Daten des vom deutschen EA-Studio entwickelten ‘EA Sports Total Club Manager 2003’ unautorisiert ergänzt worden war”, erklärt EA in einem offiziellen Statement.
EA habe Ascaron in vorneherein um eine Stellungnahme gebeten, die allerdings nicht erfolgt sei. Deshalb sei EA nur der Rechtsweg geblieben. Vor dem Landgericht Hamburg wurde dann gestern zwischen den beiden Parteien ein Vergleich erzielt.
“Der Vergleich sieht vor, dass Ascaron sämtliche von EA übernommenen Daten dahingehend verfremdet, dass eine Wiederherstellung beziehungsweise eine Identifikation der Originaldaten nicht mehr möglich ist. Erst hiernach darf Ascaron den eigenen Titel veröffentlichen. Im Falle einer Zuwiderhandlung hat sich Ascaron heute im Rahmen des Vergleichs zur Zahlung einer Vertragsstrafe verpflichtet”, gibt EA bekannt.
Der Hinweis auf die bemängelten Spieldaten kam von den Spielefans. “Wir sind durch einige Mitglieder aus der Community darauf aufmerksam gemacht worden, dass der Datenbank-Editor zu Ascarons neuestem Titel identische Daten aus unserer eigenen Datenbank enthält”, erläutert Jörg Rohrer, Direktor des deutschen EA-Studios, die Ursache des Verfahrens. “Interne Recherchen bestätigten den Verdacht, denn in unseren eigenen Daten waren noch einige Fehler wie falsche Geburts- und Vereinsdaten von Spielern nicht behoben. Exakt dieselben Fehler tauchten in den Daten des Wettbewerbers auf, was bei einigen Dutzend verschiedener Daten kein Zufall mehr sein kann.”
Das Unkenrufe der Spielegemeinde, dass sich ein internationaler Goliath mit einem deutschen David anlegt, kommentiert Rohrer wie folgt: “Gerade weil Marktführern häufig unterstellt wird, dass sie Wettbewerber mit allen Mitteln verdrängen, sind wir bei EA besonders sensibel, was unser Verhalten gegenüber dem Wettbewerb angeht. Es gehört zum Grundverständnis von EA, jederzeit fair im Markt zu agieren. Die gleiche Fairness erwarten wir aber auch von unseren Wettbewerbern, gleich ob groß oder klein. Die unautorisierte Verwendung von Daten eines Wettbewerbers ist damit nicht zu vereinbaren.”
Ascaron hat bereits ein bereinigte Version von Anstoss 4 fertig gestellt. Mit der Auslieferung dieser Version an den Handel wurde in der vergangenen Nacht begonnen. “Damit wird Anstoss 4 ab morgen in den ersten Läden verfügbar sein. Weitere Informationen werden wir Euch morgen zukommen lassen. Bis dahin tun wir alles, um Euch so schnell wie nur irgend möglich mit Anstoss 4 zu versorgen”, verspricht Stefan Gebenus, Produkt-Manager bei Ascaron, den Fans der Spielereihe auf der offiziellen Anstoss-4-Website.
Unser Schwestermagazin Gamestar hat Anstoss 4 auf Herz und Nieren getestet. Den Test lesen Sie in der Ausgabe 01/2003, die ab kommender Woche im Handel erhältlich sein wird.
Anstoss 4: Konkurrent EA stellt Antrag auf einstweilige Verfügung (PC-WELT Online, 28.11.2002)
Anstoss 4: Malheur bei der DVD-Premiere (PC-WELT Online, 25.11.2002)