Solid State Drives (SSD) sind nun schon seit einigen Jahren auf dem Markt. SSDs sind sehr schnell und arbeiten zudem geräuschlos. Das macht sie trotz der geringen Speicherkapazität und dem hohen Preis attraktiv.
Es gibt inzwischen aber Zweifel daran, ob die SSD-Technik bei allen Herstellern und Modellen wirklich schon ausgereift ist. Der PC-WELT liegen zahlreiche E-Mails vor, in denen Lesern von Ausfällen schon nach einer kurzen Betriebsdauer von einem halben oder einem Jahr berichten. Gleichlautende Berichte sind auch in Produktbewertungen bei Amazon und anderen Online-Shops zu finden. Oft kündigt sich der Ausfall bereits einige Zeit vorher an. Windows stürzt ab oder startet nicht mehr. Viele Anwender installieren dann das System neu. Für einige Tage funktioniert alles ohne Probleme, danach kommt es zum Totalausfall und die SSD wird auch von Rechner-BIOS nicht mehr erkannt.
Vorzeitiger Verschleiß?
Die Lebensdauer jeder PC-Hardware ist begrenzt. Thermische und mechanische Einflüsse setzen den elektronischen Bauteilen zu und führen erst zu Fehlfunktionen und dann zum kompletten Ausfall. Von SSDs ist bekannt, dass sie nur eine begrenzte Anzahl von Schreibzugriffen vertragen. Damit einzelne Speicherzellen nicht übermäßig beansprucht werden und dann schnell ausfallen, kommen Techniken zum Einsatz, bei denen die Schreibzugriffe abwechselnd auf bisher wenig benutzte Speicherbereiche erfolgen. Dazu kommt – je nach Kapazität der SSD – meist mehrere GB Reservezellen. Ist eine Zelle defekt, übernimmt eine Reservezelle ihre Aufgabe, ohne dass sich nach außen hin für den Nutzer die Kapazität der SSD reduziert.
Als Richtwert für die Lebensdauer geben die Hersteller von SSDs meist einem MTBF-Wer t (Mean time between failures) an, beispielsweise 1,5 Millionen Stunden. Selbst wenn der Rechner nie ausgeschaltet wird, müsste die SSD mehr als 170 Jahre halten. Realistischer wäre der TBW-Wert (Tera-Bytes Written) als Lebensdauerangabe, der sich aber häufig nur bei Geräten für den Server-Einsatz findet. Wer 20 GB täglich auf seine SSD schreibt kommt auf 7,2 TB im Jahr. Auch bei einem vergleichsweise eher niedrigen TBW von 80 sollte eine SSD gut 10 Jahre halten.
Zum Vergleich: Bei Festplatten geben die Hersteller inzwischen meist einen AFR-Wert (Annualized Failure Rate) an. AFR errechnet sich aus der Anzahl der Stunden, die die Festplatte unter bestimmten Bedingungen durchschnittlich pro Jahr läuft und dem MTBF-Wert. Ein typischer AFR-Wert liegt meist unter einem Prozent, bei etwa bei 8760 Stunden Einschaltdauer und 10.000 Start/Stop-Zyklen. Pro Jahr fallen also weniger als ein Prozent der Festplatten aus, wenn sie mit diesen Eckwerten betrieben werden. Es handelt sich dabei jedoch nur um rein statistische Werte. Die Festplatte in Ihrem PC kann zwei Wochen nach dem Kauf ausfallen oder erst nach fünf Jahren. Die Wahrscheinlichkeit für einen Defekt steigt jedoch mit der Betriebsdauer.
Bei SSDs fehlen naturgemäß bisher Statistiken, die über mehrere Jahre erhoben wurden. Nach den bisherigen Erfahrungswerten kann man jedoch davon ausgehen, dass auch eine SSD bei durchschnittlichem Gebrauch mindesten 5 Jahre ihren Dienst verrichten sollte. Die PC-WELT geht davon aus, dass keiner der betroffenen Leser die SSD über Gebühr mit Schreibzugriffen quält. Wenn man andere mögliche Faktoren ausschließt, dürften als Ursache für einen Totalausfall vor allem Defekte in der Controller-Elektronik oder Fehler in der Firmware infrage kommen.
Welche SSDs sind betroffen?
Nach ersten Recherchen kommen vorzeitige Ausfälle bei fast allen Herstellern vor. Eine Häufung scheint es jedoch bei OCZ-Modellen beispielsweise aus den Baureihen Vertex 2 und 3 zu geben. Besonders bei Amazon sind hier viele negative Kundenbewertung zu lesen in denen Defekte beschrieben werden. Nach Aussage von OCZ ist die Vertex 2 die meist verkaufte SSD weltweit. Bei einer besonders weit verbreiteten SSD ist daher auch die absolute Zahl von defekten Geräten höher als bei weniger beliebten Geräten. OCZ kann keine überdurchschnittlich hohen Ausfallraten bestätigen. Nach Angaben des Unternehmens gibt es auch keine qualitativen Unterschiede zwischen Modellen in denen Speicherbausteine mit 34nm-Technik (vor Januar 2011) verbaut sind, im Vergleich zu neueren SSDs mit 25nm-Technik. Bei einem Defekt erhalten Nutzer innerhalb der Garantiezeit von meist 3 Jahren kostenlos ein gleichwertiges oder besseres Austauschmodell.

Aber auch bei Geräten etwa von Intel gab es vor kurzem massive Probleme. Bei der SSD-320 Serie kam es zu Datenverlust, wenn der PC nicht richtig heruntergefahren oder einfach vom Stromnetz getrennt wurde. Den Fehler hat Intel inzwischen durch ein Firmware-Update behoben. Nutzer von SSDs werden auch vereinzelt von Blue Screens geplagt, die ebenfalls auf Fehler in der Firmware zurückzuführen sind. Bei Problemen lohnt es sich daher immer, zuerst beim Hersteller nach einem Firmware-Update zu suchen. Die Aktualisierung führen Sie in der Regel durch, indem Sie den PC von einer CD oder einem USB-Stick booten und dann das Update-Programm ausführen. Erstellen Sie auf jeden Fall vorher eine Sicherungskopie der Daten auf der SSD.
Ausfälle vorhersagen
Niemand kann genau sagen, wie lange die SSD oder Festplatte in Ihrem PC noch funktionieren wird. Festplatten machen vor dem Ableben manchmal mit auffälligen Geräuschen auf sich aufmerksam, SSDs sterben dagegen leise. Der Gesundheitszustand von SSDs und Festplatten lässt sich mit dem Frühwarnsystem S.M.A.R.T. ermitteln („Self-Monitoring, Analysis, and Reporting Technology“). Dabei handelt es sich um Funktionen, über die Geräte verschiedene Leistungs-Indikatoren an den PC senden. Die Werte sind jedoch nicht einfach zu interpretieren und einen einheitlichen Standard gibt es bisher nicht. Außerdem kann nicht jedes Tool, die S.M.A.R.T.-Werte jeder beliebigen SSD richtig anzeigen.

Empfehlenswert ist beispielsweise das kostenlose Tool Crystal Disk Info . Unter „Optionen -> Erweiterte Optionen -> Hex-Wert“ sollten Sie „10 [DEC]“ einstellen. Dann sehen Sie in der Spalte „Hex-Wert“ leichter lesbare dezimale Angaben. Wählen Sie in der Symbolleiste das gewünschte Laufwerk aus. Wenn etwa bei „Ausrangierte Blöcke“ oder „Benutzte reservierte Blöcke“ größere Werte als „0“ stehen, weist die SSD bereits Defekte auf. In der Zeile „Eingeschaltete Stunden“ sehen Sie, wie lange die SSD bereits aktiv war. Das ist beispielsweise bei gebraucht gekauften Geräten ein interessanter Wert. Crystal Disk Info zeigt Ihnen auch die Firmware-Version und Seriennummer der SSD an.
Sollte Crystal Disk Info sehr hohe Werte liefern, kann das Programm die S.M.A.R.T.-Werte Ihrer SSD wahrscheinlich nicht richtig auslesen. In diesem Fall ziehen Sie ein weiteres Programm zurate, etwa „Argus Monitor“ (30-Tage-Testversion) . Hilfe bei der Interpretation der Werte finden Sie in den Support-Foren der Hersteller. Bei OCZ beispielsweise unter www.ocztechnologyforum.com und bei Corsair unter https://forum.corsair.com .
Datenrettung bei SSDs
Wer eine SSD einsetzt, sollte wichtige Daten regelmäßig sichern. Bei aktuellen Modellen mit Sandforce-Controller gibt es keine einfache Möglichkeit die Daten zu retten. Aufgrund des verwendeten Verschlüsselungsverfahrens ist es nur schwer möglich, die Daten nach Ausfall der Laufwerks-Elektronik wiederherzustellen, auch wenn die Speicherzellen noch intakt sind. Bisher ist nur eine Firma bekannt, die Datenrettung für SSDs mit Sandforce-Controller anbietet. Aufgrund des hohen Aufwands übersteigen die anfallenden Kosten für die meisten Betroffenen aber wahrscheinlich den Nutzern bei weitem.
Haben auch Sie negative Erfahrung mit SSDs gesammelt? Schreiben Sie ein E-Mail an online@pcwelt.de .