Von Digitale Bilder enthalten viel mehr Informationen als nur die reinen Bilddaten. In den Metadaten sind zahlreiche weitere Informationen zum Bild abgelegt. Im Exif-Bereich (Exchangeable Image File Format) befinden sich verschiedene technische Aufnahmedaten. Etwa Belichtungszeit, Blende und die genutzte Kamera, aber auch Uhrzeit und Datum der Aufnahme. Im IPTC-Bereich (International Press Telecommunications Council) werden Daten zum Bildinhalt untergebracht. So werden Stichwörter, Daten des Urhebers und Kategorien hier abgelegt.
In letzter Zeit haben sich einige Einträge als sehr populär herausgestellt. Und zwar Felder in denen die Position des Aufnahmeorts abgespeichert werden kann. In den Exif-Daten geschieht dies über geografische Längen- und Breitengrade, in den IPTC-Daten per Ortsnamen.
Aber wie kommen diese Informationen in die Bilder?

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Eine einfache Variante für wenige Bilder ist das manuelle Zuweisen des Aufnahmeortes per Karte. Dies kann auf Online-Fotoseiten wie Locr, Flickr oder Panoramio erledigt werden. Oder Sie nutzen die Freeware GeoSetter um dies auf dem heimischen PC zu erledigen.

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Deutlich einfacher ist die Bestimmung der Aufnahmeposition mittels der Satelliten des „Global Positioning System“ (GPS). Einige höherwertige Kameras und nahezu alle modernen Smartphones besitzen einen eingebauten GPS-Empfänger. Für einige digitale Spiegelreflexkameras gibt es GPS-Empfänger zum nachrüsten.
Damit wird die Aufnahmeposition bestimmt und direkt beim Fotografieren mit in das Bild geschrieben. Diese Methode wird auch direktes Geotagging genannt.

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Beim indirekten Geotagging wird mit der Digitalkamera ganz normal fotografiert. Zusätzlich speichert ein kleiner GPS-Empfänger in regelmäßigen Abständen die Position. Solche GPS-Logger genannte Geräte gibt es in großer Auswahl mit unterschiedlichen Funktionen. Ein Logger welcher sich in der Praxis bewährt hat ist beispielsweise der Navilock NL-456DL Easylogger.
Vorteile beim indirekten Geotagging sind die Trennung von fotografieren und verorten. Daher kann fast jede Digitalkamera genutzt werden.

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Zurück am heimischen PC werden dann die aufgezeichneten GPS-Daten mit den Fotos anhand des Aufnahmezeitpunktes synchronisiert. Auch hierzu eignet sich GeoSetter hervorragend. Für Apple Benutzer steht auch HoudahGeo zur Verfügung. Diese Software ist für 30 US-Dollar bei www.houdah.com/houdahGeo erhältlich.
Nachdem die Information zum Aufnahmeort nun im Bild ist stellt sich natürlich die Frage: „Was kann ich jetzt damit anfangen?“ Vereinfacht ausgedrückt können Sie die Zusatzinformation zum Suchen, Präsentieren oder zur Dokumentation einsetzen.
Suchen: In Zeiten digitaler Kameras sind die Festplatten voll mit Fotos. Ein Ordnungssystem muss dafür her. Und es muss Informationen geben, nach denen gesucht werden kann.

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Hier bieten sich die beiden Fotoprogramme Lightroom und Aperture an. Adobe Lightroom für Windows und Mac und Aperture für Mac. In der Apple Software ist die Geotagging-Unterstützung bereits integriert. So können alle Aufnahmeorte auf einer Karte angezeigt werden. Oder umgekehrt kann nach Bildern anhand der Karte gesucht werden. Bei Lightroom werden die Ortsinformationen im Metadatenbereich angezeigt.
Daneben befindet sich ein Link, welcher Google Earth öffnet und den Ort auf der Karte anzeigt. Möchten Sie gezielt nach Bildern suchen, benötigen Sie ein Plug-In. Beispielsweise das Proximity Search Plug-In von Jeffrey Friedl.

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Mit diesem Plug-In kann ein Bild ausgewählt werden und alle Bilder in einem bestimmten Umkreis gesucht werden. Das Plug-In wurde bereits an die neue Lightroom Version 3 angepasst.

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Tolle Bilder sollten nicht auf Ihrer Festplatte in Vergessenheit geraten, sondern präsentiert werden. Zeigen Sie die Bilder einer breiten Öffentlichkeit auf einer der zahlreichen Online-Plattformen. Dort können Sie den Ort der Aufnahme aus den Metadaten verwenden um die Aufnahmeposition auf einer Karte darzustellen. Wenn Sie das Bild bei Panoramio einstellen, ist es recht wahrscheinlich, dass Sie es bald innerhalb von Google Earth wiederfinden werden.
Aber auch offline können Sie Geodaten sinnvoll einsetzen. Etwa wenn Sie Ihre letzte Urlaubsreise ansprechend präsentieren möchten. Nutzen Sie den aufgezeichneten GPS-Weg aus dem Datenlogger um Ihre Reiseroute zu zeigen und dazu binden Sie die Fotos an den passenden Orten ein.
Dokumentation: Die bisher gezeigten Einsatzgebiete richteten sich besonders an private Nutzer. In diesem Abschnitt geht es insbesondere um die Nutzung im professionellen Umfeld. Anhand von zwei Beispielen werden unterschiedliche Anwendungsszenarien erläutert.
Als erstes betrachten wir Erprobungsfahrten in der Automobilindustrie . Testfahrten sind während der Entwicklung von Navigationssystemen unverzichtbar. Dabei wird unter anderem überprüft, welche Route vom System errechnet wird. Oder wie schnell und wie gut Alternativen zur Verfügung stehen sobald die vorgegebene Route verlassen wird. Auch muss auf der Straße getestet werden, ob das Timing der Abbiegehinweise korrekt ist. Bei allem können Fehler auftreten, welche das Testteam dokumentieren und an die Software-Entwicklung weitergeben muss.
Für die Entwickler ist es wichtig so viele Informationen wie möglich zum Fehler zu bekommen um eine Lösung zu erarbeiten. Eine wichtige Information ist der genaue Ort, an dem der Fehler aufgetreten ist. Mittels Geotagging können Fehlerbild und Ortsinformation zusammengefasst werden. Der Fehler auf dem Display wird mittels Foto festgehalten und die Ortsangabe befindet sich in den Metadaten. Da es hier weniger auf qualitativ hochwertige Bilder ankommt genügt eine Kompaktkamera mit internem GPS oder ein Smartphone.
Als zweiten Anwendungsfall betrachten wir Katalogisierungen im Naturschutz. Auch im Umwelt- und Artenschutz zieht Hightech ein. Sollen etwa seltene Pflanzen und deren Standort katalogisiert werden, so geschieht dies heute nicht selten mittels Geotagging. Dazu werden die Pflanzen besucht und mittels Digitalfoto dokumentiert. Sobald die Geodaten im Bild enthalten sind, ist auch der exakte Standort jeder einzelnen Pflanze festgehalten. Gleiches ist im Vogelschutz möglich. Dokumentation jedes einzelnen Vogelnestes per Fotos mit Geodaten.
In einem zweiten Schritt kann das aktuelle Verbreitungsgebiet einfach auf einer Karte visualisiert werden. Wird dies über einen längeren Zeitraum durchgeführt, lässt sich eine Veränderung der Population gut darstellen.
Über den Autor: Matthias Schwindt ist Autor des Buches „ Geotagging für Fotos – So vergessen Sie nie wieder, wo Sie ein Foto gemacht haben “. Als freiberuflicher Diplom Ingenieur beschäftigt er sich mit mobiler Navigationssoftware und Car-Infotainment (Navigation, Telefonie und Unterhaltung).