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Den Tablet-PC gäbe es ohne Apples iPad vermutlich bis heute nicht. Doch viele iPad-Vorgänger scheiterten kläglich. Wir zeigen in einer Bildergalerie die erfolglosen Tablet-PCs der letzten Jahrzehnte.
Nach wie vor ist das Apple iPad das Maß aller Dinge für den Tablet-Markt – hier geben wir eine Kaufberatung zu den aktuellen Modellen. Doch vor lauter Begeisterung für Apple iPad und diversen Android-Tablets vergisst man leicht, dass diese Geräte-Kategorie bereits seit Ende der 80er Jahre existiert, doch bis zum iPad nie zu einem Verkaufserfolg wurde.
AT&T Eo 440 Personal Communicator (1993)
Schwarzweiß-Display, Stift, optionales Handy beziehungsweise Modem-Modul mit Telefonhörer. Go PenPoint Operatingsystem. Preis: 3000 US-Dollar für die Vollversion, 1599 Dollar für das abgespeckte Modell, das allerdings aufgrund seines knapp dimensionierten Arbeitsspeichers nicht den Mailclient starten konnte. Erwies sich als Geldverbrennungsmaschine ersten Ranges, AT&T kostete der Ausflug in die Tablet-PC-Welt geschätzte 50 Millionen US-Dollar. 1994 kam das Ende für den AT&T Eo 440 Personal Communicator.
9,5-Zoll-schwarzweiß-Display, abnehmbare Tastatur. Windows für Pen Computing als erste (erfolglose) Windowsvariante für Tablet-PCs. Originalpreis: 2499 Dollar. Der Preis sank aufgrund des schleppenden Verkaufs schnell auf 1000 Dollar. Das half aber auch nichts, 1994 vom Markt genommen.
Eingabestift, abnehmbare Mini-Tastatur und eine weitere, vollwertige Tastatur, die sich über einen PS/2-Port anschließen ließ. Ein stromsparender 486SLC-Prozessor. Windows 3.1. 1,1 Kilogramm schwer. Preis: 2500 US-Dollar. Er trieb den Hersteller in den Ruin.
10-Zoll-schwarzweiß-Display, angeschlossener Stift, 1 MB RAM, zwei Memory-Cardslots, erweitertes MS DOS. Netzwerkschnittstelle. Original-Preis: 3000 US-Dollar. Bekam gute Kritiken und verkaufte sich im Business-Umfeld gar nicht mal so schlecht. Nach der Übernahme des Herstellers GRiD Systems durch AST verschwand das Produkt jedoch.
Microsoft WinPad a.k.a. Microsoft at Work for Handhelds (1994)
Polaris-Chip mit 386er-CPU-Kern. Windows 95-artiges Betriebssystem, das auf den Namen Microsoft at Work hört. Geplanter Preis: 500 US-Dollar. Doch das WinPad kam nie in den Handel, obwohl Microsoft namhafte Hardware-Hersteller wie Compaq, Motorola, NEC, Olivetti, Sharp und Zenith dafür gewinnen konnte. Doch Microsoft brachte das spezielle Windows-95-Betriebssystem nicht zum Laufen – aus der Traum. Und die erste Tablet-PC-Pleite für Microsoft. Immerhin: Microsofts Ehrgeiz war geweckt: Die Redmonder begannen mit der kompletten Neuentwicklung eines Betriebssystem für mobile Kleingeräte von Grund auf. Das Ergebnis war Windows CE, das wiederum die Basis für Windows Mobile bildete. Von dort war es aber noch ein langer Weg bis zu Windows 8 mit Touch und Windows RT…
10-Zoll-schwarzweiß-Display, abnehmbare Tastatur, aufstellbares Display, angehängter Stift. Erweitertes MS DOS (Erweiterungen wurden mit Smalltalk erstellt). Textverarbeitung, Tabellenkalkulation. Originalpreis: 4995 US-Dollar. Großer Hype, doch viel zu teuer und zu wenig CPU-Leistung. 1992 verschwunden.
8.5-Zoll-Display mit Touchscreen, links und rechts vom Display war eine normale QWERTY-Tastatur angebracht. Standbein zum bequemen Aufstellen. Linux. Preis: 849 Dollar – einfach zu teuer. Gescheitert.
Verschiedene Bildschirmgrößen und Gerätegrößen. Darunter auch drehbare Geräte mit vollwertigen QWERTZ-Tastaturen. Alle besaßen einen Eingabestift. Als Betriebssystem kam eine angepasste Windowsversion zum Einsatz. Preis: Zwischen 2000 und 2500 Dollar. Bill Gates prophezeite auf der Comdex 2001, dass Tablet-PCs in fünf Jahren der am meisten verbreitete PC-Typ wäre. Es war nicht das erste Mal, dass sich Gates irrte…
Windows XP Tablet Edition, Stift und Touchscreen. Einer der ersten Ultra-Mobile PC (Codename: Origami) mit Windows XP Tablet Edition war der Samsung Q1 (4,8-Zoll-Display, 1024×600 Auflösung) – er kostete 1099 Dollar. Die Hardware erwies sich aber oft als zu schwach für den flotten Windows-Betrieb. Ein Erfolg wurde der UMPC bis heute nicht.
Ganz im Gegenteil scheiterten alle Versuche, den Tablet-PC zu einem Verkaufserfolg zu machen, kläglich. Einige Modelle kamen über den Prototypen-Status nie hinaus, andere verbrannten richtig viel Geld und trieben ihre Hersteller in den Ruin. Und die wenigen tatsächlich verkaufen Tablet-PCs blieben Nischenprodukte – beispielsweise im medizinischen Bereich oder auf Baustellen.
Die Kollegen unserer US-Schwesterpublikation PC-World haben die seit 1989 gefloppten Tablet-PCs oder Tablet-PC-ähnlichen Mini-Rechner in einer Bildergalerie (siehe oben) zusammengestellt. Viel Spaß beim Stöbern. Alle Bilder stammen von der PC-World.
WeTab fehlt in unsere Galerie – war aber ein echter Schenkelklopfer
Das berühmt-berüchtigte WeTab befindet sich übrigens nicht in unserer Galerie. Weil das von der Berliner Firma Neofonie vorgestellte Tablet ja kein Vorgänger des iPads war, sondern es stattdessen nachahmte. Und zwar so sehr, dass es anfangs sogar als Wepad vermarktet wurde. Bis Neofonie im Mai 2010 plötzlich den Namen in WeTab änderte. Am völlig Scheitern des WeTabs änderte das jedoch nichts. Die erste Vorstellung des Wetabs missglückte völlig, weil auf dem angeblich mit Linux laufendem Tablet während der Pressekonferenz eine Windows-Fehlermeldung erschien. Danach verschob Neofonie immer wieder den Verkaufsstart.
Nachdem lange Zeit das damals sehr populäre Ubuntu Linux als Betriebsssystem für das Wetab propagiert wurde, kam dann plötzlich Meego als OS zum Einsatz. Meego war damals ein von Intel und Nokia gemeinsam entwickeltes mobiles Betriebssystem. Meego ist jedoch längst zu Grabe getragen.
Das WeTab hieß ursprünglich sogar Wepad. Hier mit “Oslo-Lena”.
Hans-Christian Dirscherl schreibt seit über 20 Jahren zu fast allen IT-Themen. Sein Fokus liegt auf der Koordination und Produktion von Nachrichten mit hohem Nutzwert sowie auf ausführlichen Tests und Ratgebern für die Bereiche Smart Home, Smart Garden und Automotive.