Sektoren, Speicherblöcke, Cluster, Volume, Master File Table? Stopp! Die Technik zu Dateimanagement und Struktur der Festplatten ist komplex, bereits ein paar Grundlagen würden den Platz für diesen Ratgeber sprengen. Zudem funktioniert der Umgang mit Dateien im Alltag ohnehin fast immer: Die Textverarbeitung öffnet sich mit einem Doppelklick auf das Word-Dokument, der USB-Stick lässt sich an einer Vielzahl von Geräten anstecken und das Speichern von Dateien gestaltet sich ebenfalls problemlos. Doch die Betonung liegt auf „fast immer“, denn manches scheitert aus zum Teil unersichtlichem Grund dann doch. Eine Datei lässt sich trotz ausreichend freiem Platz nicht speichern, der PC zeigt nur einen Teil der Festplattenkapazität, Windows meldet bei USB-Sticks plötzlich Fehler, ein Gerät erkennt die Speicherkarte nicht, neue Partitionen erscheinen ohne Rückfrage als erweiterte, und Microsofts Cloudspeicher Onedrive kann nicht wie gewünscht eingerichtet werden. So unterschiedlich und ohne direkten Zusammenhang die Probleme auch erscheinen, sie haben doch eine gemeinsame Ursache: Fehler bei Formatierung, Dateisystem und Partitionsschema.
Unser Ratgeber erläutert, wie Sie diese Probleme lösen. Dabei stehen die praktischen Dinge im Vordergrund: welches Dateisystem sich für welchen Anwendungszweck eignet, wie Sie Fehler beim Formatieren beseitigen können und wie Sie die eine oder andere Windows-Sperre überwinden.
Tipp: So finden Sie die perfekte Festplatte oder SSD
Was versteht man unter dem Dateisystem eines Datenträgers?

Für das Formatieren und Partitionieren entscheidend ist das Dateisystem. Darunter versteht man das Ablagesystem oder Dateimanagement eines Speichermediums: also das Schreiben, Speichern, Lesen, Suchen, Ändern, Löschen und Verschlüsseln von Daten. Das klingt banal, die Anforderungen und Konventionen aber sind komplex. So wie für physische Güter abhängig von Größe, Zustand, Wert, Empfindlichkeit und so weiter ganz unterschiedliche Aufbewahrungssysteme vom Schuhkarton über das Kellerregal bis zum Banktresor existieren, so existieren bei den Dateisystemen rund 100 Typen . Wir beschränken uns auf die wichtigsten für Windows und IT-Geräte wie Fernseher, Kameras, Spielekonsolen und Router.
Gerade universell sind die FAT-Dateisysteme FAT (FAT 16), FAT32 und exFAT, deren Bezeichnung sich von File Allocation Table ableitet, auf Deutsch Dateizuordnungstabelle. FAT-formatierte Datenträger ermöglichen den komplikationslosen Zugriff unter Windows, macOS, Linux, Chrome OS sowie auf mobile Datenträger wie Sticks, SD-Karten und Festplatten mit einer Vielzahl anderer Geräte. Allerdings erlaubt FAT keine oder nur eine stark eingeschränkte Zugriffskontrolle und Benutzerverwaltung. Die Daten können weder komprimiert noch verschlüsselt werden.
Hier spielt das Windows-Standarddateisystem NTFS seine Stärken aus. Das New Technology File System eignet sich außerdem wesentlich besser für große Datenträger und Dateien. Die wichtigsten Eigenschaften, Unterschiede und Einsatzzwecke der für Windows relevanten Dateisysteme zeigt die Tabelle. Microsofts neues Dateisystem ReFS (Resilient File System) ist nur für Windows Pro für Workstations sowie Enterprise verfügbar, nicht aber in den üblichen Home- und Pro-Varianten.

Die Apple-Systeme APFS (Apple File System) und HFS+ (Hierarchical File System +), das für Linux wichtige ext4 (Fourth Extended Filesystem) sowie CDFS (Compact Disc File System) und UDF (Universal Disk Format) für CDs und DVDs seien nur der Vollständigkeit halber genannt.
Wie unterscheiden sich Dateisystem und Partitionsstil?

Zu unterscheiden vom Dateisystem ist der Partitionsstil eines Datenträgers, mitunter auch als Partitionsschema bezeichnet. Der Stil hält alles Wichtige der einzelnen Festplattenpartitionen fest, also deren Bezeichnung, Größe und Eigenschaften. Zu unterscheiden sind hier das ältere Schema MBR (Master Boot Record) und das modernere GPT (GUID Partition Table). Die Entscheidung für MBR oder GPT ist nicht nur unmittelbar mit den beiden Firmware-Varianten Bios und Uefi verknüpft, sondern zieht – auch wenn Partitionsschema und Dateisystem nicht aneinander gekoppelt sind – ähnliche Folgen wie bei den Dateisystemen nach sich. Beispielsweise bei der maximalen Größe der Systemfestplatte sowie der Anzahl primärer Partitionen.
Weil Microsoft in Windows 11 aller Voraussicht nach zwingend Secure Boot und damit zugleich GPT für die Initialisierung des Datenträgers voraussetzt, wird das Thema zukünftig noch wichtiger. Wie Sie den Partitionsstil der Festplatte nachträglich von MBR auf GPT umstellen und damit den PC-Modus von Bios zu Uefi ändern, lesen Sie im Online-Ratgeber . Wie Sie das Partitionsschema mit Rufus schon bei der Neuinstallation von Windows festlegen, lesen Sie hier .
Mit Bordmitteln formatieren und das Dateisystem festlegen

Die schnellste Möglichkeit, einen Datenträger zu formatieren, führt über den Windows-Explorer. Dort klicken Sie ein Laufwerk, beispielsweise einen USB-Stick oder eine Festplatte, mit der rechten Maustaste an, stellen das gewünschte Dateisystem ein und klicken auf „Starten“.
Wichtig: Nehmen Sie die Warnung, dass die Formatierung sämtliche gespeicherte Inhalte löscht, bitte ernst! Brechen Sie den Vorgang gegebenenfalls ab, sichern Sie die Inhalte des Datenträgers und starten Sie die Formatierung danach neu.
Voraussetzung für diese Schnellformatierung ist, dass Windows den Datenträger schon als Laufwerk mitsamt Laufwerksbuchstaben erkennt. Wenn dies nicht der Fall ist, dann rufen Sie die „Datenträgerverwaltung“ auf – entweder über die Computerverwaltung oder durch das Eintippen von Festplat ten partitionen erstellen und formatieren in die Suchzeile. Hier können Sie eine neue Festplatte initialisieren und partitionieren. Für Aktionen, die den gesamten Datenträger betreffen, klicken Sie einfach in der Detailansicht unten mit der rechten Maustaste vorne auf einen Eintrag „Datenträger …“. Ein Beispiel ist das Umwandeln in das Partitionsschema GPT oder umgekehrt zu MBR.

Für Änderungen an einer Partition – unter Windows genau genommen an einem „Volume“ – klicken Sie mit der rechten Maustaste in einen der Festplattenteile daneben. Welche Funktionen im Kontextmenü tatsächlich zur Verfügung stehen, hängt von der Funktion des Volumes ab: Steuer- und Wiederherstellungsbereiche können Sie ebenso wenig löschen wie das Systemlaufwerk, auch formatieren lässt letzteres sich nicht.
Das neue Windows 11 bietet zwar weiter- hin die bisherige Datenträgerverwaltung, die Formatierungs- wie auch die Partitionierungsoptionen finden sich nun jedoch auch in der Einstellungen-App.
So geht’s: Tippen Sie in das Suchfeld Daten träger und Volumes verwalten, klicken Sie auf den Suchtreffer und dann doppelt auf eine Partition, nicht die komplette Festplatte ganz oben. Über die „Eigenschaften“ gelangen Sie zu den Formatierungs- und Partitionierungsfunktionen. Dort können Sie Bezeichnung, Buchstabe und Größe des Laufwerks ändern, abhängig vom Datenträger das Dateisystem wechseln und die Festplattenverschlüsselung Bitlocker aktivieren.
Hinweis: Die „Laufwerksintegrität“ mit geschätzter Restlebensdauer und aktueller Temperatur erscheint nur bei NVMe-SSDs, nicht bei SATA-Datenträgern.
Schließlich steckt in Microsofts Betriebssystem weiter das Befehlszeilentool Diskpart, das Sie durch Eintippen des Begriffs in die Suchleiste starten. Die Bedienung über die angehängten Parameter ist nicht so bequem wie die per Maus, sie ermöglicht aber gezieltere Operationen. Für die Übersicht sämtlicher Diskpart-Parameter tippen Sie in die Eingabeaufforderung den Zusatz /? ein. Ausführlich mit jeweiliger Befehlssyntax finden Sie die Liste online hier .
Siehe auch : Neue Festplatte nicht erkannt? So lösen Sie das Problem
Partitionierungsprogramme und Spezialtools

Sie wissen bereits, dass die Windows-eigenen Formatierungs- und Partitionierungsfunktionen nicht immer zum Ziel führen. Einerseits bietet dies Schutz vor unbedarften Aktionen, die den Windows- und Computerbetrieb beeinträchtigen würden. Andererseits sind manchmal Eingriffe in die Festplattenorganisation erforderlich, die lediglich ohne laufendes Windows-System möglich sind.
Genau das erlauben die Partitionierungstools Aomei Partition Assistant , Easeus Partition Master Free und Minitool Partition Wizard Free . Diese werden wie gewohnt installiert und erledigen den größten Teil der Aufgaben auch im laufenden Windows-Betrieb. Falls notwendig, fahren Sie das Microsoft-Betriebssystem aber herunter, führen sodann die gewünschte Aufgabe durch und starten Windows anschließend wieder neu. In der Praxis funktioniert das zuverlässig, wichtig ist allerdings, sich der Gefahr seines eigenen Handelns bewusst zu sein: Wer auf diese Weise beispielsweise eine Steuerpartition löscht, um ein paar hundert MB zusätzlichen Speicherplatz zu schaffen, erlebt beim Booten eine böse Überraschung. Gehen Sie deshalb bitte behutsam vor!
Nützlich sind die Programme dennoch, was folgender Fall zeigt: Windows weigert sich, Datenträger mit mehr als 32 GB Speicherkapazität als FAT32 zu formatieren. Um einen größeren Stick in Verbindung mit einem Gerät zu verwenden, das dieses Dateisystem zwingend erfordert, formatieren Sie den Stick deshalb mit einem dieser Partitionsprogramme als FAT32-Datenträger. Im Folgenden steht Ihnen der gesamte Speicherplatz zum Datenaustausch auch unter Windows 10 und 11 zur Verfügung.
Neben der Multifunktionssoftware finden Sie zumeist einige Spezialtools (siehe Übersicht). Drive Letter Changer weist Laufwerken feste Buchstaben zu, APFS für Windows und Linux File Systems für Windows (beides Testversionen) ermöglichen Zugriff auf die Dateisysteme APFS und ext4, NTFS Permissions Tool unterstützt Sie bei den Windows-Zugriffsrechten. Super Disk Formatter ist ein einfach zu bedienendes Tool zum Formatieren, Veracrypt verschlüsselt Dateien und Ordner auch in Windows 10 und 11 Home. Und Rufus zum Erstellen eines Windows-Installationssticks wurde bereits genannt.