Vor 20 Jahren hätte noch niemand gedacht, dass man über die Telefon-Kupferleitung einmal Daten mit 50 MBit/s übertragen könnte. Genauso wenig hat man damals vorausgeahnt, dass auch der TV-Kabelanschluss einmal als turbo-schneller Internetzugang dienen könnte.
Beides ist heute Realität. Mit dem Unterschied, dass sich DSL aufgrund des früheren Marktstarts und der breiteren Verfügbarkeit schneller durchgesetzt hat und deshalb in aller Munde ist. Übers Kabel-Internet spricht kaum jemand. Dabei hat Kabel-Internet gleich mehrere Vorteile:

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1. Reichweite: Bei herkömmlichem (A)DSL spielt die Länge der Leitung von der Wohnung bis zur Vermittlungsstelle eine entscheidende Rolle. Je größer die Distanz, desto niedriger die Bandbreite, die beim Anwender ankommt. Bei besonders abgelegenen Häusern kann das Signal so schwach sein, dass gar kein DSL möglich ist. Das TV-Kabel hingegen ist mehrfach abgeschirmt, nutzt ein anderes Frequenzspektrum und durchläuft auf seinem Weg zur Kabelkopfstation eine oder mehrere Verstärkerstationen. Daher spielt die Entfernung für die Geschwindigkeit von Kabel-Internet nur eine untergeordnete Rolle.
2. Bandbreite: Die im Punkt “Reichweite” genannten Eigenschaften des Kabels sorgen auch dafür dass bei Kabel-Internet eine viel höhere Geschwindigkeit möglich ist. Kabel Deutschland bietet 32 MBit/s an, bei Kabel BW und Unitymedia sind in einigen Regionen sogar 100 MBit/s möglich. Und damit ist die Kapazität von Kabel-Internet noch lange nicht ausgereizt. Durch Bündelung mehrerer Frequenzbereiche ist bei Kabel-Internet zukünftig sogar ein Vielfaches von 100 MBit/s möglich.
3. Preis-/Leistung: Die Preise fürs Surfen und Telefonieren übers Kabel-Internet bewegen sich in ähnlichen Regionen wie die für DSL-Komplettpakete. Sie bekommen bei Kabel-Internet aber in der Regel eine höhere Bandbreite als bei DSL.
Wie auf der ersten Seite beschrieben, hat Internet übers TV-Kabel einige Vorteile. Es gibt aber auch ein paar Dinge, die es zu beachten gilt: 1. Keine freie Providerwahl: Sie sind auf den Anbieter festgelegt, der auch den Hausanschluss fürs Kabel-TV betreibt. Wenn Sie mit dessen Preisen oder Leistung unzufrieden sind, können Sie nicht zu einem anderen Kabel-TV-Anbieter wechseln.
2. Satelliten- und DVB-T-Nutzer zahlen manchmal drauf: Voraussetzung für Kabel-Internet ist ein Kabelanschluss, für den monatliche Gebühren anfallen. Wenn Sie ihn nicht ohnehin nutzen, müssen Sie zu dem Internet- und Telefon-Tarif noch die TV-Empfangsgebühren hinzurechnen. Löbliche Ausnahme ist Kabel Deutschland: Hier wird der TV-Empfang auf Wunsch gesperrt und dann auch nicht berechnet.

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3. Andere Hardware: Um über den Kabelanschluss zu surfen, erhalten Sie vom Anbieter kostenlos ein Kabelmodem zur Verfügung gestellt. Einen vorhandenen (WLAN-)DSL-Router mit integriertem DSL-Modem können Sie nicht ohne weiteres benutzen. Bei manchen Geräten lässt sich der Modem-Teil aber abschalten oder umgehen, so dass sie sich hinter das Kabelmodem stecken lassen. Bei den meisten Fritzboxen ist das der Fall. Alternativ erhalten Sie vom Anbieter einen neuen WLAN-Router entweder kostenlos oder für einige Euro. Auf der CeBIT will AVM eine Fritzbox mit integriertem Kabelmodem vorstellen.
4. Geteiltes Medium: In der Regel sind in jeder Straße oder jedem Wohnblock mehrere Häuser und Wohnungen an einen Kabelstrang angeschlossen. Sie teilen sich daher unfreiwillig die Bandbreite. Da das Kabel aber zurzeit noch hohe Kapazitätsreserven bietet, ist für die nächsten Jahre kein Engpass zu erwarten. An einer Lösung für die mittlere oder ferne Zukunft arbeiten die Netzbetreiber trotzdem schon heute.
5. Telefon auf VoIP-Basis: Bei fast allen Kabel-Internet-Anbietern erhalten Sie auch einen Telefonanschluss mit im Paket. Ihre bisherige Telefonnummer wird übernommen, Ihr Telefon stecken Sie dann ins Kabelmodem statt in die Telekom-Telefondose. Die Übertragung der Sprachsignale läuft nicht über die Analog- oder ISDN-Technik, sondern per Voice over IP (VoIP), also digital über das Internet-Protokoll. Da die Vermittlungstechnik im Netz des Kabel-Internet-Anbieters steht, wandern die Sprachpakete aber nicht erst durchs offene Internet. Daher sollten Sie normalerweise keinen Qualitätsunterschied zum normalen Telefonnetz merken. In Einzelfällen berichten Kunden aber dennoch von schlechter Sprachqualität, Aussetzern oder Echos. Hier sind die Anbieter gefragt, in solchen Fällen schnell Abhilfe zu schaffen. Überigens: Auch einige DSL-Anbieter, zum Beispiel 1&1 , bieten keinen herkömmlichen Telefonanschluss, sondern setzen auf VoIP-Technik.
Da Sie bei Kabel-Internet keine Wahlfreiheit haben, sondern auf den Anbieter festgelegt sind, der den Anschluss irgendwann einmal in Ihr Haus gelegt hat, macht ein ausführlicher Tarifvergleich an dieser Stelle keinen Sinn. Wir möchten Ihnen trotzdem einen Überblick über einige Tarife der großen Anbieter geben.
Kabel Deutschland: Bei Kabel Deutschland sind insbesondere die Tarife “Classic” und “Comfort” erwähnenswert. “Classic” bietet eine Geschwindigkeit von 6 MBit/s und einen Telefonanschluss. Die Kosten belaufen sich auf 12,90 Euro pro Monat im ersten Jahr und anschließend 19,90 Euro. Beim Paket “Comfort” surfen Sie mit 32 MBit/s und erhalten eine Flatrate für Telefonate ins deutsche Festnetz. Das erste Jahr kostet monatlich 22,90 Euro, ab dem 13. Monat werden 29,90 Euro fällig. In beiden Fällen erhalten Sie zwei Telefonnummern und können zwei Gespräche gleichzeitig führen. Die Mindestlaufzeit beträgt erfreulicherweise nur 12 Monate.
Kabel BW: Das günstigste Paket von Kabel BW kostet 19,90 Euro und beinhaltet einen Anschluss mit 6 MBit/s sowie eine Telefon-Flatrate. Für monatlich 10 Euro mehr erhöht sich die Bandbreite auf 25 MBit/s. Das Paket mit 50 MBit/s kostet im ersten Jahr 30 Euro pro Monat und danach 49,90 Euro. In einigen Regionen sind bereits 100 MBit/s verfügbar. Der Preis hierfür beträgt ebenfalls 49,90 Euro.
Unitymedia: Das “langsamste” Paket mit Telefonanschluss von Unitymedia besitzt eine Bandbreite von 10 MBit/s und kostet 25 Euro im Monat inklusive Festnetz-Flatrate. Das Paket mit 20 MBit/s hat merkwürdigerweise den gleichen Preis. Für 32 MBit/s zahlen Sie 45 Euro. Mancherorts sind sogar 120 MBit/s möglich, zum stolzen Preis von 80 Euro im Monat.